Als ich gerade ankam, lief mir vor der Halle Todd Trainer entgegen. Unter den wartenden Leuten glaubte ich Kristof Hahn zu erkennen, der u.a. bei den Swans und Pere Ubu mitwirke.
Um kurz nach 8 ging es los mit der Vorgruppe Irnini Mons. Die Band besteht aus zwei jungen Männern und zwei jungen Frauen, kommen aus Lyon und singen (alle vier!) auf französisch. Die französische Sprache kommt in meiner Musiksammlung eher selten vor. Hier stört sie mich überhaupt nicht. Die Band klang wunderbar frisch und befindet sich bereits auf meiner Bandcamp-Liste für den kommenden Freitag.
Das Set von Shellac war einfach genial. Aus Erfahrung wusste ich bereits, dass es sich bei dieser Band nicht empfiehlt, ganz vorne an der Bühne zu stehen. Der Grund ist, dass die Band gern das Schlagzeug ganz nach vorn stellt. Steht man direkt davor, hört man fast nur noch das Schlagzeug. Auch bekommt man vom Bühnensound den Gesang nicht mit, da die Band keine Monitorboxen verwendet (auch keine In-Ears). Die Boxen, die das Publikum beschallen, strahlen oft an den vordersten Reihen vorbei. Glücklicherweise hat der Festsaal Kreuzberg mehrere erhöhte Sitz- und Stehreihen. Ich stand also erhöht hinter dem Mischpult, vielleicht 12m von der Bühne entfernt. Der Sound war perfekt, die Sicht ungetrübt.
Shellac waren merkbar gutgelaunt und spielten in ihrem knapp 1-stündigen Set mehrere neue Stücke. „Wing Walker“ hatte diesmal einen extralangen Spoken-Word-Part. Alberne Publikumsfragen wurden albern beantwortet. Am Ende war das Set vielleicht zu kurz, wobei Shellac-Konzerte selten länger dauern. Ansonsten gab es wirklich nichts zu beanstanden.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Dank unerwartet schnellem Einlassprocedere (Ich hatte zwar geflucht, dass man für den Ticketkauf die Dice-app braucht und das Ticket nur dort ist, nicht mal eine Pdf-Datei als Backup; keine Ahnung wie man reinkommen soll, wenn das Handy verloren/kaputt geht oder die App nicht mehr funktioniert), war ich wahrscheinlich erstmals im Leben pünktlich zur Eröffnungsband, 16:30 auf der neuen, vierten, Open-Air-bühne auf einem Parkplatz (die anderen Bühnen sind alle im Grünen, wir sind schließlich in einen Stadtpark), rechts nahe dem Eingangsbereich: Derby Motoreta's Burrito Kachimba: Progrock aus Spanien auf Spanisch. Grenrefans hätten vielleicht Qualitäten erkannt, mich quält es, vor allem der gequälte Gesang. Zeit für eine Bratwurst und um das gesamte Festivalgelände abzuschreiten. 17:00 auf der zweitgrößten Bühne: Throes + The Shine: Kuduro aus Portugal. Ich weiß nicht ob das die korrekte Genrebezeichnung ist, jedenfalls kann man dazu tanzen. Nichts was ich mir daheim dauerhaft anhören würde, aber interessant.
Penepole Isles: Auf der kleinen linken Bühne, landschaftlich hübsch aber etwas abgelegen und oft hört man die Band von der übernächsten Bühne. Irgendwen habe ich bei einer der früheren Ausgaben schon mal auf dieser Bühne, gesehen, ich glaubw Daniel Johnson, leider keine Erinnerungen. Die erste Band, von der ich schon vorher gehört habe. Gut gelaunter Indiepop, leider mit schlechtem Sound, würde in einer kleinen Venue vielleicht besser funktionieren.
Diiv auf der Parkplatzbühne: Jetzt habe ich sie also auch mal gesehen. Gar nicht weit entfernt von manchen Shoegazing-orientierten Bands die ich mag, aber kein echter Gewinn.
Stella Donelly auf der größten, wirklich großen, Bühne: Gut gelaunte Australierin, zunächst ganz alleine mit Gitarre, dann mit Band. Kann man schon mal mitnehmen.
Kim Gordon auf der kleinen, linken Bühne: Ihren ex-Kollegen Lee Ranaldo habe ich vor Jahren auf dieser Bühne gesehen und fand ihn recht zahm und konventionell. Bei Kim Gordon steht Noise im Vordergrund, angereichert mit Beats. Verlangt nicht, dass ich auch nur einen einzigen der Tracks identifiziere, aber für mich ist es perfekt. Das Eintrittsgeld hat sich schon jetzt gelohnt. Bild entfernt (keine Rechte)
Nick Cave and the Bad Seeds: Mein zweiter Nick Cave (wenn man Grinderman nicht mitzählt) und das zweite mal auf genau dieser Bühne. Zwischenzeitlich hat er zwei Alven veröffentlicht, die nicht zu meien Lieblingen zählen, aber kein Problem: Kein solo-Piano-quatsch sondern volle Rockband plus Chor (ja, später kommt ein solo-Piano-Intermezzo, aber als Intermezzo ist das ja fein). Die Bad Seeds ohne Blixa erinnern mich etwas an die Neubauten ohne FM Einheit: Ein Klassiker mit gigantischem Repertoire, den man nicht oft genug sehen kann. Alle sind glücklich, einschließlich mir.
Problem der zusätzlichen Bühne: Es kommt zu unangenehmen Überschneidungen: Hier die weitgehend gleichzeitig mit Nick Cave spielenden Black Midi, von denen ich gerade mal den letzten Track mitbekomme: Purer Lärm ohne Spuren von Melodie oder Rhythmus: Das hätte ich gerne als volles Konzert gehabt.
Caroline Polacheck: Ihr Solowerk hat mich auf Tonträger nie wirklich überzeugt, aber es hat mich schon interessiert, wie sich das live anhört. Leider auch nicht besser: Musikalisch eigentlich Gut, aber der Gesang leider sehr unangenehm und autotunebelastet. Sie ist zwar schön anzusehen, aber abendfüllend ist das nicht. Zeit für die Heimfahrt, es ist schon nach 1, in D-Mark umgerechnet nach 2.
Ich bin etwas geknickt, dass ich mir nicht doch für zwei oder gleich drei Tage ein Ticket gegönnt habe, denn das war ein sehr schönes Festival: Der Flughafen Tempelhof ist ein super Ort für sowas, allein schon weil man auf der Landebahn nicht nach zwei Stunden im Matsch oder Staub erstickt. Außerdem war hier durchgehend der Sound wirklich ziemlich gut für ein Festival mit solchen Massen an Besucher*innen. Das Festival gibt sich sehr viel Mühe, alles richtig zu machen, weshalb es unter anderem Geschlechterparität unter den Acts geben sollte. Bisschen schade, dass sie dann trotzdem ausnahmslos alle weiblich geführten Bands auf die Seitenbühnen legten, während die ganzen alten Indie-Herren die Main Stage bespielten. Aber sei‘s drum, die Konzerte waren weitgehend toll.
Fontains DC fand ich überraschend mitreißend, nachdem die mich auf Platte bisher nicht angesprochen hatten. Hätte mir die irgendwie anders vorgestellt. Leichte Oasis-Vibes, nur wütender, manischer. Leider auch bei jedem zweiten Song nicht so richtig auf den Punkt, hatte ich das Gefühl. Sollte vielleicht so, aber der Gesang wirkte immer wieder wie aus einem ganz anderen Song. Gut aber durchwachsen insgesamt.
Big Thief waren die frühe, positive Überraschung des Tages. Auch die hatte ich mir ausgehend von ihrer letzten Platte anders, sanfter, lieblicher, folkiger vorgestellt. Das hatte aber richtig Kraft live. Gerne wieder!
Anna Calvi war mir nur mit einzelnen Songs vertraut, konnte trotzdem überzeugen. Manches würde ich mir vielleicht nicht zuhause auflegen, aber dazwischen versteckten sich doch einige melodische Perlen. Auf jeden Fall auch unterschätzt.
Interpol haben sich weiterentwickelt, seit ich sie vor ziemlich genau 15 Jahren (uff) zuletzt sah. Nicht musikalisch, versteht sich. Das klingt schon immer noch alles gleich. Aber im Vergleich zu damals ist Paul Banks ja richtig zum Crowd Worker geworden. Ziemliche Nostalgie-Show, aber es greift dann manchmal doch immer noch zielsicher ans Herz.
Royal Blood waren einfach viel zu laut und überbordend, habe dann in der Zeit lieber gegessen. Das ist nicht meine Band.
Courtney Barnett war weniger gut, als ich erwartet hätte, irgendwie hat mich das alles nicht erreicht. Kann aber auch sein, dass bei mir einfach langsam etwas Sättigung eintrat. Eigentlich mag ich die ja.
Und dann machten die Strokes den Abschluss. Hatte ich noch nie live gesehen. Lohnt sich auch mehr als 15 Jahre seit ihrem letzten wirklich guten Album noch. Anders als bei Paul Banks kann man hier zwar sehen, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist - hören kann man es aber nicht. Casablancas mokiert sich zwar unentwegt über die Rückwärtsgewandheit seines Publikums, liefert dann aber doch ziemlich inbrünstig einen Klassiker nach dem anderen ab. Auch hier wieder viel gnädiger Fanservice von einer Band, die ähnlich wie Interpol ihre besten Zeiten wohl wirklich hinter sich hat, aber das einmal erarbeitete kulturelle Kapital sehr würdevoll verwaltet. Schön.
Beach Bunny: Nett, aber viel ist nicht hängen geblieben. Und es fällt mir immer schwerer, all die Bands mit "Beach" im Namen auseinander zu halten.
Maria Jose Llergo: Flamenco aus Andalusien. Ein Genre, das man in Porto etwa so sehr erwarten würde wie Shanty-Chöre in Wien. Ich hatte mir bei der Vorabrecherche "Flamenco-Pop" notiert, ist aber in weiten Teilen eher traditionell. Die Pop-elemente bestehen im gelegentlichen Einsatz des Keyboards und im Phantasiekostüm und der Bühnenshow der Sängerin.
Slowdive: Mussten sein, dafür zum x-ten mal Shellac verpasst.
Amaia: Junge, dünne, nabelfreie Sängerin aus Spanien. Zunächst halte ich sie für Spaniens Antwort auf Sigrid und bin kein großer Fan ihrer kindischen Stimme, aber ein paar Elemente unterscheiden sich schon von üblichem Chartpop: Sie kann Klavier spielen und hat gute Songs und eine coole Gitarristin.
Beck: Zuletzt vor Jahrzehnten gesehen. Zwischenzeitlich hat er ein paar lahme und auch Rükkehr-zur-Form-Alben veröffentlicht. Live hatte ich wieder mal Lust darauf. Allerdings habe ich das Gefühl, mit der Sparvariante eines Beck-Konzerts abgespeist zu werden: Er hat zwar einen Drummer und einen Keyboarder/Gitarristen dabei und ab und an selbst eine Gitarre um, aber es hört sich nach einer Beck-Playlist an, ohne dass ich einen großen Zusamenhang mit dieser spärlich beleuchteten Figur im Nebel erkennen kann, die auch eine Beck-Impersonator oder ein Hologramm sein könnte.
Arnaldo Atunes: Tropicalismo-rock aus Brasilien. Ich kannte ihn vorher nicht, obwohl er schon seit den 1970ern im Geschäft ist, allerdings zunächst in diversem Bands, solo erst seit den 90ern. Gefällt mir sehr gut, was auch andren Fans von Gilberto Gil und Caetano Veloso so gehen könnte.
Pavement: Auch schon wieder über 10 Jahre nicht gesehen und das war damals die überraschende Reunion. Jetzt also die überraschende Rereunion: Es ist wie alte Freunde wieder zu treffen. Und Pavement sind größer als die Summe ihrer Teile. Dafür gerne Jehnny Beth verpasst, die sicher auch interessant gewesen wäre.
Arnaldo Atunes: Tropicalismo-rock aus Brasilien. Ich kannte ihn vorher nicht, obwohl er schon seit den 1970ern im Geschäft ist, allerdings zunächst in diversem Bands, solo erst seit den 90ern. Gefällt mir sehr gut, was auch andren Fans von Gilberto Gil und Caetano Veloso so gehen könnte.
Ach stimmt, mit dem wollte ich mich auch noch näher beschäftigen. Ich kenne ihn hauptsächlich von Tribalistas, einer Gruppe bestehend aus ihm, Carlinhos Brown und Marisa Monte. Die könnten dir auch gefallen.
Edit: Ich habe gerade gesehen, dass deren erstes Album auch schon zwanzig Jahre alt ist.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Dry Cleaning: Komischerweise bereits um 17 Uhr auf der Parkplatzbühne, aber vor zahlreichem, der Hitze trotzendem und zu recht begeistertem Publikum. Man merkt, dass wir es mit Artrock zu tun haben: Die wenige Tage zuvor verstorbene Malerin Paula Rego wird gewürdigt.
Helado Negro: Yachtpop würde eigentlich gut zum Entspannen an diesem heissen Nachmittag passen, aber 10 Minuten ist es mir doch zu langweilig.
Pile: Klagegesänge, wie schlimm es ist, ein nordamerikanischer Mittelklassetyp zu sein.
Khruangbin: Recht gut. Catchy Tunes sind zwar nicht ihre Stärke, aber interessante Soundideen und ein gelungener Genremix mit Postrock und Funkelementen schon. Hauptsache sie verlangen nie von mir, ihren Namen korrekt auszusprechen.
Dinosaur Jr: Eine Stunde lang kann man sich der Illusion hingeben, wir wären in Reading 1992. Danke!
Aber gegen die Gegenwart und die Zukunft ist auch nichts einzuwenden, zumindest wenn sie Little Sims heißt. Einer der Höhepunkte des Festivals, jederzeit gerne wieder. Volle Bandbesetzung übrigens.
Jawbox: Ende der 90er war ich ungefähr wöchentlich auf Konzerten von Bands, die so klangen (US Indierock auf Labels wie Sub Pop). Vielleicht waren sogar Jawbox dabei. Jedenfalls steht irgendwo in meinem Regal eine CD-Single von ihnen.
Noch ungefähr 2 Minuten von Interpol gehört und nicht den Eindruck gehabt, etwas versäumt zu haben.
Nach einigen blöden Überschneidungen in den letzten Tagen jetzt komischerweise ein Einstündiges Loch zur Prime Time: Es gibt nur die schlimme spanische Reggaeton-Rapperin Bad Gyal und ein Grimes-DJ-Set. Reichlich Zeit um aufs Klo zu gehen, Bier zu kaufen, Bier zu trinken, dem Soundcheck von Squid zuzusehen.
Squid: Der erste Song klingt interessant, aber mehr ist nicht drin, wenn man noch zu den Gorillaz will.
Gorillaz: Das hat jetzt Stadiondimensionen, ich glaube, ich war noch nie so weit weg bai einem Konzert. Aber es gibt ja Videoleinwände und meist auch Blick auf die stecknadelgrossen Figuren auf der Bühne. Damon im schicken rosa Anzug. Ich fand ja alle Gorillaz-alben nach dem ersten immer enttäuschender, aber 1-2 tolle Tracks waren ja immer dabei und so können sie ein tolles Greatest-Hits-programm spielen. Irgendwann ist plötzlich Beck auf der Bühne. Jetzt weiss endlich, dass er noch lebt. Und das war nicht der letzte Stargast, es folgen noch Fatoumata Diawara und weitere, die Ihr selbst ergoogeln oder der Tagespresse entnehmen müsst. Ein großer Spaß, ein würdiger Abschluss, alle 35.000 Zuschauer sind glücklich.
Nach 2 Jahren und mehreren coronabedingten Verschiebungen fand gestern endlich das Björk-Konzert in der Waldbühne statt. Ich hatte unverschämtes Glück, weil die ersten Absagen dazu geführt hatten, dass Gorillaz und Björk am selben Tage stattfinden sollten. Auf diese Weise kann ich jetzt beides sehen.
Überhaupt konnte ich die Waldbühne auf eine Art genießen wie nie zuvor. Das Venue war vollbestuhlt, daher konnte ich bequem durch das Gelände schlendern und die maßlos überteuerte Gastronomie genießen, bevor ich meinen Platz im Innenfeld in der 6. Reihe einnahm.
19:30 Uhr begann Björk’s langjähriger Tour-Perkussionist Manu Delago sein Vorprogramm mit drei Hang-Instrumenten, zwei Fußmaschinen und einem Synth. Das Hang wird meistens für esoterische New-Age-Musik verbraten. Die Musik von Manu Delago stört zwar auch nicht weiter beim Bügeln, ist aber durchaus reizvoller als das meiste, was ich bisher gehört habe, im Zusammenhang mit diesem Instrument. Die halbe Stunde wurde mir zumindest nicht langweilig. Etwas weniger Publikumsgeräusche hätte das Erlebnis noch besser gemacht.
Ohnehin war die Lautstärke von der Bühne sehr moderat. Mein Hörschutz (immer dabei!) kam an diesem Abend nicht zum Einsatz.
Kurz nachdem das Set von Manu Delago in einem Stück weggetragen wurde, betraten die rund 40 MusikerInnen des Berliner Rundfunk Sinfonieorchesters (allesamt an Streichinstrumenten - kein Blech, keine Perkussion) die Bühne, nahmen Platz und stimmten sich ein.
Etwa 20 Minuten später betrat Björk die Bühne, gekleidet in einem sehr weitem und bunten Kostüm, das Gesicht verborgen hinter einer silbernen Maske, die entfernt an Samurai oder Blattlestar Galactica erinnerte. Die Maske blieb auch über die volle Länge auf.
Das knapp über 90minütige Set war nicht arm an Höhepunkten. Ich hatte den Eindruck, dass Björk stimmlich nicht in Bestform war, wobei natürlich von einem sehr hohen Niveau aus. Soweit ich weiß, war das jetzt auch die erste Show seit Februar. Dennoch war das Konzert einfach nur beeindruckend. Alles wirkte sehr zurückgenommen, sowohl durch den kompletten Verzicht auf elektronische oder elektrisch verstärkte Instrumentierung (von Mikrofonen mal abgesehen), als auch durch den kompletten Verzicht auf Video- oder Pyro-Show. Auch mit Licht wurde sehr dezent umgegangen. Es gab auch keine dekorativen Elemente auf der Bühne.
Die Alben Medulla, Volta, Biophilia, sowie das aktuelle Album Utopia wurden im Set komplett ausgespart. Der Schwerpunkt lag bei Vulnicura, meiner Meinung nach ihr schwächstes Album. Das war dann auch der Schwachpunkt des Konzerts. Gerade „History of Touches“ und „Black Lake“, die hintereinander gespielt wurden, sorgten für die größten Längen im Set. Bei den zahlreichen Pausen innerhalb der Stücke, gab es jedesmal Applaus, welcher mir aber vorkam wie ein Signal, sie möge doch bitte mir dem nächsten Stück fortfahren. Möglicherweise hat sie selbst einen besonderen Bezug zu diesen Stücken, aber der Funke will bei mir nicht überspringen.
Das Publikum, zumindest im Innenraum, war zahlenmäßig sehr stark queer geprägt - ich würde sogar sagen, noch mehr als zu den Konzerten von Björk, die ich zuvor besucht hatte. Den T-Shirts zufolge lagen die Präferenzen mehrheitlich bei ihrem Frühwerk. Von dem gab es auch reichlich zu hören. Die größte Überraschung war sicherlich „Pluto“ als Abschluss-Track. Das ist nicht gerade die naheliegendste Wahl, wenn es um Orchestrierung geht.
Ich hoffe, dass es irgendwann mal einen Mitschnitt gibt (zumindest) von dieser Tour, der wäre mit Sicherheit sehr lohnenswert.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Das RBB-Inforadio hat eine kleine Rezension des Konzerts im Audio-Stream. Ein paar kurze Hörbeispiele sind auch dabei. Allerdings scheint die bereits erwähnte Zurückhaltung in Lautstärke und Bebilderung in den hinteren Rängen zum Problem geworden zu sein.
Und das habe ich noch auf YouTube gefunden:
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Bei „Black Lake“, für mich einer der Höhepunkte gestern, hatte ich eher den Eindruck, der Großteil des Publikums kannte den Song schlicht und ergreifend nicht.
Das war mit Sicherheit so. Die Auswahl der Stücke war ja auch insofern eigenwillig, als dass alle Stücke, die nicht aus dem Vulnicura-Album kamen schon über 20 Jahre alt waren.
Wie hat es dir denn insgesamt gefallen?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
21:00 Uhr Konzertbeginn und Bahn-bedingt bin ich erst um 21:05 Uhr dort gewesen. Schon einmal ein schlechter Start in einen Konzertabend - aber Foals!!!
Also bin ich ins kalte Wasser geworfen worden. 90 Minuten haben sie gespielt, eher verhaltene Stimmung bei den neuen Songs, hingegen Extase und Leidenschaft bei den älteren (gerade Antidotes)- Songs.
Nach einer Zugabe war dann auch schon Schluss. Immer diese Hoffnung, dass das Licht nicht schon wirklich angeht und niemand die Kabel aus den Mikros zieht.
Was sagt es nun über die Foals 2022 aus, dass das Konzert vom größeren Palladium ins kleinere E-Werk verlegt wurde? Und wieso wurden Bürgerbüro-artige Kurzarmhemden auf der Bühne getragen?
Meine Liebe bleibt, aber ich fühle mich nicht so ganz zurück geliebt...