ich bin am freitag zu nem geburtstag eingeladen, und habe bislang noch nicht zugesagt. ich tendiere mehr und mehr dazu, es auch nicht mehr zu tun.
ich habe übrigens (außer in den medien) noch keinerlei anzeichen für irgendeine panik feststellen können. hingegen bin ich mittlerweile schwerstens genervt von den verharmlosern, die dauernd auf diese ominöse panik schimpfen, und mich schräg anschauen, weil ich nicht mehr die hand geben mag. ich werde dann nicht müde zu erklären, dass das wenig mit panik, und viel mit verantwortung gegenüber den anfälligen in der gesellschaft zu tun hat (stichwort herdenschutz), ernte aber für meinen geschmack immer noch zu oft nur unverständnis.
Ich versuche gerade meine Verwandschaft davon zu überzeugen, dass es keine gute Idee ist am Sonntag den 85. Geburtstag meiner Oma in einer Gastwirtschaft mit 50 Personen abzuhalten. Selbst wenn die ganzen Urenkel dann Abstand halten. Der schlimmste Widerstand ist allerdings meine Oma selbst, die sich nichts sagen lässt...
ja, Tenno, mich nervt der hamsterkäufeaufregungshype und der antipanikhype auch deutlich mehr. Man muss sich nur die Berichte aus Italien durchlesen, um zu wissen, was da kommen kann.
Was mich bislang am meisten irritiert, ist der Widerspruch zwischen dem, was ich medial lese, höre, sehe und dem wahren Alltag, zumindest in den Stadtteilen Hamburg, in denen ich unterwegs bin.
Ich lese davon, dass alle in Panik geraten, und im Alltag bekomme ich das überhaupt nicht mit. Ich habe in der letzten Woche vielleicht fünf Leute mit Atemmaske gesehen, habe aber auch wenige getroffen, die die Lage leugnen oder kleinreden. Mehr Händewaschen und hier oder da herumstehende Desinfektionsmittel, das ist bislang alles, was anders ist als sonst.
Zu meiner Einschätzung: der Faktor "Zeit gewinnen" ist für mich aktuell der am besten nachvollziehbare Grund, Großveranstaltungen abzusagen und andere Vorsichtsmaßnahmen zu befolgen. Scheinbar scheint es bei Herrn Spahn und Co. längt offensichtlich, dass weite Teile der Bevölkerung potenziell sowieso erkranken werden (das hört sich dramatischer an, als es dann sein muss). Dass man daher durch eine langsame Verbreitung das Gesundheitssystem und die Kliniken schonen muss, damit nicht auf einen Schlag 1 Millionen Betten und zehntausend Intensiv-Betten gebraucht werden (die ja ohnehin gerade schon zu großen Teilen benutzt werden), DAS leuchtet mir allemal ein.
Plus den einfach nur empathischen Grund, eben kein egozentrischer Hamster-Mann zu werden, der die Regale leerkauft und damit gerade alten Menschen, die nicht eben so zum nächsten Supermarkt düsen können, um zu prüfen, ob es dort noch etwas gibt, die letzten Produkte vor der Nase wegzuschnappen. "Ätschi!" Und auch darauf achten, Risikogruppen nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Ich finde, eines kann man Italien nämlich nicht vorwerfen: sie scheinen mir trotz - oder gerade wegen der schlimmen Lage - sehr viel empathischer und sozialer mit der Entwicklung umzugehen als die BRD.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #184ja, Tenno, mich nervt der hamsterkäufeaufregungshype und der antipanikhype auch deutlich mehr. Man muss sich nur die Berichte aus Italien durchlesen, um zu wissen, was da kommen kann.
Aber zum Stammtisch gehe ich heute schon noch.
Genauso ist es. Ich versuche das jetzt auch realistisch zu sehen. In der Kreisstadt mit 55000 Einwohnern ist jetzt der erste Fall bekannt. Aber ich bin eben nächste Woche bei einer Party mit 150 Leuten aus ganz Deutschland, die teilweise mit dem ÖPNV einreisen. Ich habe für den Eintritt der Party schon bezahlt, habe ein Zimmer gebucht, habe Bock, die Leute da kennenzulernen. Zwei Wochen später ist das Niels-Frevert-Konzert in Gummersbach.
Mein Papa sieht das entspannt, meine Mutter nicht. Und ich bin nun mal Gast in deren Haus. Andererseits: Ich gehe in den Supermarkt, beruflich bin ich ständig mit fremden Menschen in Kontakt. Meine Kinder, wenn ich sie sehe, küssen mich. Ist alles schwierig.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #186Andererseits: Ich gehe in den Supermarkt, beruflich bin ich ständig mit fremden Menschen in Kontakt. Meine Kinder, wenn ich sie sehe, küssen mich. Ist alles schwierig.
Es geht ja darum, unnötiges zu reduzieren. Wenn die Leute nicht mehr auf Konzerte gehen, nicht mehr soviel Ubahn fahren, aber trotzdem arbeiten gehen, verhinderst Du vielleicht die Hälfte der Ansteckungen. Das reicht, um die Epidemie abzubremsen.
In einem meiner Hobby-Bereiche, der Freizeitparkwelt, herrscht überwiegend Unverständnis für die Maßnahmen, die jetzt getroffen werden. Kirmessen und Volksfeste aller Art werden gerade in Massen abgesagt, die Freizeitparks wird es auch bald betreffen. Und anstatt zu verstehen, warum so gehandelt wird, gibt es Gemaule und Kritik von allen Seiten. Da wird oft das "Erwachsene Menschen müssen selbst entscheiden, wo sie hingehen"-Argument geführt. Ein "Ich lasse mir nicht verbieten, wo ich hingehe" auch.
Wenn ich diese Sichtweise hochrechne auf den Rest der Republik, wird mir nicht nur angst und bange, dann bin ich sehr für eine komplette Hausquarantäne aller Personen, die nicht unbedingt draußen rumlaufen müssen, weil sie lebenswichtige Jobs erfüllen.
bei uns im supermarkt waren am freitag tatsächlich einige dinge nicht mehr da: reis, nudeln, polenta, mehl. ich selbst seh mich nicht als gefährdet, ich bin pumperlgsund und habe ein 1A-immunsystem. sollte es mich erwischen, wird das vermutlich nicht so schlimm sein. allerdings hat mein vater gerade chemo und op hinter sich. daher treffe auch ich vorsichtsmaßnahmen und bin immer noch hin- und hergerissen, ob ich morgen auf das konzert gehen soll oder nicht. auch wenn der veranstalter ein formular auf der website hat, das alle besucher*innen ausfüllen müssen, um ihre gesundheit zu bestägtigen, bleibt trotzdem oder vielleicht auch deswegen ein seltsames gefühl zurück.
Zitat von beth im Beitrag #189...daher treffe auch ich vorsichtsmaßnahmen und bin immer noch hin- und hergerissen, ob ich morgen auf das konzert gehen soll oder nicht. ...
Bei mir ist es das gleiche.
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Zitat von Olsen im Beitrag #188Und anstatt zu verstehen, warum so gehandelt wird, gibt es Gemaule und Kritik von allen Seiten. Da wird oft das "Erwachsene Menschen müssen selbst entscheiden, wo sie hingehen"-Argument geführt. Ein "Ich lasse mir nicht verbieten, wo ich hingehe" auch.
das ist ja nun auf anderen feldern schon länger das klassische f.d.p.-argument, und grundlage des polemischen, aber erfolgreichen narrativs der grünen als "verbotspartei". wahrscheinlich sind wir nun endgültig in der diktatur der einzelkinder angekommen.
Jetzt bin ich zum ersten Mal persönlich "betroffen". Mein beruflicher Termin am Sonntag wurde abgesagt. Ein Friedensfest, das einer unserer Kunden mitveranstaltet. Einerseits schade. Andererseits beschwere ich mich jetzt nicht über den freien Sonntag.
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Die wichtigste Computerspielemesse der Welt, die E3 in Los Angeles, die im Juni stattfinden sollte, wurde nun auch abgesagt.
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