Ein Stück weit ist das einfach auch Willkür, nachvollziehbarerweise. Man hat alle Einrichtungen geschlossen, die öffentliche Freizeitgestaltung ermöglichen. Aber eben: Was soll man machen? Das Problem ist, dass wir uns in einer Situation befinden, die wir so einfach nicht kennen und kaum Erfahrungswerte haben. Das betrifft sowohl die Regierung als auch die Bevölkerung (und eigentlich ja auch die Wissenschaft). Meiner Meinung nach ist dieses Nichtwissen, das wir so nicht kennen, das Schwerste, was es aktuell auszuhalten gilt. Viele Proteste laufen eigentlich ins Leere, weil kaum jemand widersprechen würde, aber es einfach keine besseren Alternativen gibt. Das ist ja auch im Ausland kaum anders. Die Verfolgung der Quellcluster wäre sicher eine, die mit Sicherheit auch kommen wird, wenn die Zahlen noch unübersichtlicher werden, aber es ist auch nicht leicht zu vermitteln, eine große Anzahl an potenziell Nichtinfizierten zehn Tage aus dem Verkehr zu ziehen.
@Jack: Auch wenn wir uns damit argumentativ im Kreis drehen, ich sehe das anders. 95% verhalten sich vernünftig und halten sich konsequent an alle Vorgaben, bis zu 5% ignorieren diese (teilweise aus fehlender Einsicht, teilweise aus fehlender Disziplin, teilweise aufgrund schwierigerer sozialer Rahmenbedingungen) und sorgen dadurch für einen Großteil der Infektionen. Die Lösung kann doch nicht daran bestehen, deshalb für die 95% die Daumenschrauben rechtlich grenzwertig anzuziehen und mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Man muss die 5% endlich konsequent in die Schranken weisen und gleichzeitig unterstützen, zusätzlich die Risikogruppen besser schützen (kostenlose Taxifahrten, spezielle Einkaufszeiten etc.).
Es ist doch aber auch Augenwischerei, davon auszugehen, dass Hygienekonzepte Infektionen garantiert verhindern können. Auch wenn in einem Restaurant auf Abstände und Masketragen geachtet wird, ist es doch absolut nicht auszuschließen, dass sich andere Personen anstecken, wenn ein Infizierter eine Stunde mit ihnen in einem geschlossenen Raum sitzt. Die Wahrscheinlichkeit mag reduziert sein, aber ein Risiko ist doch trotzdem da. Und das zeitweise zu minimieren, halte ich für richtig.
Zitat von LFB im Beitrag #2252@Jack: Auch wenn wir uns damit argumentativ im Kreis drehen, ich sehe das anders. 95% verhalten sich vernünftig und halten sich konsequent an alle Vorgaben, bis zu 5% ignorieren diese (teilweise aus fehlender Einsicht, teilweise aus fehlender Disziplin, teilweise aufgrund schwierigerer sozialer Rahmenbedingungen) und sorgen dadurch für einen Großteil der Infektionen. Die Lösung kann doch nicht daran bestehen, deshalb für die 95% die Daumenschrauben rechtlich grenzwertig anzuziehen und mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Man muss die 5% endlich konsequent in die Schranken weisen und gleichzeitig unterstützen, zusätzlich die Risikogruppen besser schützen (kostenlose Taxufahrten, spezielle Einkaufszeiten etc.).
Wenn die Vorgaben eine Verbreitung von Corona verhindern würden, wären die letzten fünf Prozent epidemiologisch überhaupt kein Problem. Dass diese für einen Großteil der Infektionen sorgen, ist ja nur eine Theorie.
Man mag es ja für untauglich halten, eine Pandemie alle drei Monate mit dem Hammer zu stoppen, weil man danach immer wieder in die selbe Situation hineinläuft.
und aus sicht der freischaffenden kuenstler*innen, der gastronomie, der kulturbetriebe, usw, ist es das wohl auch. also untauglich. aber (meiner meinung nach) momentan doch ein effektives mittel, die fallzahlen zu reduzieren. und da wir eben nicht nur von schwerstverlaeufen und todeszahlen reden, sondern auch von wenig verstandenen langzeiteffekten bei milden erkrankungen, halte ich mit dem gegebenen wissensstand auch den konsequenten schutz von risikogruppen bei gleichzeitigem "normalem leben" der juengeren fuer gefaehrlich.
ich hab diese woche ueber in der tagesschau mal ein statement einer gruenen-politikerin a la "wir koennen nicht alle paar wochen etwas anderes machen, sondern brauchen jetzt endlich klarheit" gesehen. das ist ein verstaendlicher wunsch, aber irgendwo halt nicht durchsetzbar, die lage aendert sich eben.
in einer utopisch-idealen welt wuerde man die situation dazu nutzen, menschenleben zu schuetzen und gleichzeitig eine ernsthafte diskussion (soll heissen: mit dem tatsaechlichen willen, etwas zu veraendern) ueber umverteilung von reichtum, grundeinkommen, arbeitsbedingungen in den dienstleistungs-, kultur-, pflegeberufen fuehren. im moment habe ich hier zumindest den eindruck, dass ernsthaft versucht wird, der ueberlastung der krankenhaeuser und unnoetigen todesfaellen entgegenzuwirken.
Ich wurde auf dem Weg zur Arbeit knapp hinter der Bushaltestelle abgepaßt und umgehend nach Hause geschickt. Wie es aussieht, ist bei uns Corona ausgebrochen und meine Station ist davon besonders betroffen. Nun sitze ich daheim und warte auf telephonische Instruktionen, weil ich ja dazu bestimmt war, für den Fall der Fälle auf der Isolierstation zu arbeiten. Ich bin froh, daß ich eine Woche Urlaub hatte; allerdings sieht es nicht so aus, als käme ich diesmal aus der Nummer raus.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Danke. Ich mache mir halt auch große Sorgen um mein Team. Da sind zwei Kollegen dabei, für die eine Infektion echt kritisch werden könnte. Davon abgesehen, daß wir alle rauchen wie die Schlote, was in dem Job Usus ist.
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #2259Ich mache mir halt auch große Sorgen um mein Team.
Und natürlich auch um einige Patienten. Ich beaufsichtige und versorge zwar einen echt abgefuckten Haufen, aber ein paar davon mag ich mittlerweile trotzdem recht gerne.
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