Zitat von akri im Beitrag #3420Friseure in Luxemburg hatten gemeldet, es würden extrem viele Terminanfragen aus Deutschland bei ihnen vorliegen. Teils gäbe es einen „Haarschneidetourismus“, da deutsche Friseure ihre Kunden nach Luxemburg gebeten haben, um sie dort dann in einem Laden zu bedienen. Dies würde den Sinn der Corona-Verordnungen auf den Kopf stellen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte sich bereits am 5. Februar für eine Wiedereröffnung der Friseursalons stark gemacht. Die Ministerpräsidenten*innen hatten sich dann schon darauf geeinigt, dass alle Friseure ab dem 15. Februar ihren Betrieb wieder aufnehmen können. Zu hören war, dass Angela Merkel den Frisörläden jedoch erst später im März eine Öffnung erlauben wollte. Und so einigte man sich nun als Kompromiss auf den 1. März.
Neben der für viele ältere Menschen fehlenden Möglichkeit, sich selbst zu frisieren, wurde mit als Argument genannt, dass der Friseurbereich eben besonders stark von Schwarzarbeit und privater Dienstleistung betroffen ist. Immer mehr Menschen würden sich auf alternativen Wegen und dann oft völlig ohne Hygienekonzepte die Haare schneiden lassen. Das aber sei weitaus gefährlicher, als Friseurläden nun mit einem strengen Hygiene-Konzept die Öffnung zu gestatten. „Wir sollten aber diejenigen Maßnahmen zurücknehmen, die ganz offensichtlich keine Schutzwirkung entfalten.“ (Seehofer)
Und frage ich meine Mutter, dann sind ihr offene Kinos oder Bistros oder Schuhläden oder Museen etc. quasi scheissegal - wenn denn nur ein Friseurbesuch wieder möglich wäre. Das war auch bei einem 84-jährigen Bekannten kaum anders: wichtiger als jeder Impftermin war ihm, dass er endlich die Haare geschnitten bekommt... bekam er auch (privat)
Okay, zwei von zwei RentnerInnen waren dafür. Dagegen kann man nichts sagen.
Aber mal ehrlich: Das sind doch wirklich fadenscheinige Argumente. Unfrisiert bleiben ist durchaus eine Option, auch wenn viele das nicht mögen, und mit Hygiene hat das nicht wahnsinnig viel zu tun. Die Clubs wurden richtigerweise auch nicht wieder eröffnet, als teilweise Tausende sich jede Woche zu illegalen Raves getroffen haben. Klar ist König Hotte der beigegekleideten Fraktion näher als bspw. Jugendlichen oder Kulturschaffenden, aber das ist dann eben regieren nach Gutsherrenart.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich bin mal gespannt auf die nächste Klagewelle. Friseursalons ja, Kosmetikstudio nein- erschließt sich mir nicht; Würde ist jedenfalls eine schwache Begründung, Schwarzarbeit ebenso. Zudem befürchte ich, dass wir im April/Mai auf Grund der Schul- und Kitaöffnungen (in Hessen gleich noch 5. und 6. Klasse) kombiniert mit den hochansteckenden Mutationen wieder im exponentiellen Wachstum drin sind (mit allen Folgen in den Krankenhäusern, bei der älteren Bevölkerung und für den kommenden Lockdown).
Ich bin mir noch unsicher. Persönlich begrüße ich die Friseuröffnung, aber das hat keine rationalen Gründe, sondern einfach nur die, dass meine Frisur scheiße aussieht. Die Schulöffnung halte ich für gewagt, zumal keine Tests erfolgen. Da sollten uns ausnahmsweise die Österreicher ein Vorbild sein, die zwar auch Wechselunterricht anbieten, dafür aber die Schüler einmal pro Woche testen. Alles andere bleibt ja zu und darf erst nach und nach ab einer stabilen Inzidenz von unter 35 öffnen (mit stabil sind laut Merkel drei bis fünf Tage am Stück unter 35 gemeint).
Ich schaue dann eher besorgt nach Österreich, wo bei einer Inzidenz von 100 schon der Einzelhandel geöffnet hat. Das fliegt denen total um die Ohren.
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Ich gucke gerade die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin - ich werde sie vermissen ab September...
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haare waschen und schneiden sind notwendige hygienemaßnahmen, die gerade ältere menschen oder menschen mit behinderungen oft nicht mehr alleine können. ich weiß es zwar nicht, aber ich gehe davon aus, dass auch medizinische fußpflege ausgeübt werden darf. zumindest war das bei uns so.
Zitat von beth im Beitrag #3426haare waschen und schneiden sind notwendige hygienemaßnahmen, die gerade ältere menschen oder menschen mit behinderungen oft nicht mehr alleine können.
Sorry, aber Haarewaschen ist eine Hygienemaßnahme. Haareschneiden, färben, Lockendrehen nicht. Wieviele RentnerInnen können es sich bitte leisten, sich die Haare wöchentlich (?) vom Friseur waschen zu lassen?
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Zitat von beth im Beitrag #3426aber ich gehe davon aus, dass auch medizinische fußpflege ausgeübt werden darf. zumindest war das bei uns so.
ja, das darf gemacht werden.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von beth im Beitrag #3426haare waschen und schneiden sind notwendige hygienemaßnahmen, die gerade ältere menschen oder menschen mit behinderungen oft nicht mehr alleine können.
Sorry, aber Haarewaschen ist eine Hygienemaßnahme. Haareschneiden, färben, Lockendrehen nicht. Wieviele RentnerInnen können es sich bitte leisten, sich die Haare wöchentlich (?) vom Friseur waschen zu lassen?
auch das haare schneiden dient der hygiene bzw dazu, hygiene einfach zu halten. kurze haare sind leichter zu pflegen als lange. wie viele rentner:innen sich das leisten können, weiß ich nicht, aber dass im pflegeheim und auch in vielen wohngruppen wöchentlich der:die frisörin kommt, weiß ich ziemlich sicher.
Ich persönlich finde die Öffnung der Friseurläden jetzt nicht so bedenklich. Selbst die Konferenz von Bund und Ländern wird so zitiert, dass dort in Videokonferenzen Witze über den Haarwuchs gemacht wurden. "Friseur zu“ würde alle mehr schmerzen als geschlossene Restaurants. Es kam ja auch das Argument, dass derweil Dienstleistungen wie Haarschnitte privat durchgeführt würden – und dies dann oft ohne die verschärften Hygienemaßnahmen. Dies lässt sich dann in Läden besser umsetzen, zumal ja dort Reservierungen vorgenommen werden, die den Kundenstrom automatisch begrenzen. Zudem standen Friseurläden bislang nicht als Hotspots im Zentrum der Kritik.
Ganz anders z.B. bei der Gastronomie. Da gab es in den zurückliegenden Monaten öfter Fälle von Hotspots. Eine Öffnung der Gastronomie würde dazu führen, dass vor allem die Kontrolle über die Hygienemaßnahmen weitaus schwieriger wäre. Wenn alle erst einmal öffnen dürften, wäre es eben sehr schwierig, auch zu prüfen, ob wirklich keine Geburtstagsfeiern oder Saufgelage stattfinden. Das große Problem hinsichtlich der Infektionen wären ja vor allem die schwarzen Schafe. Zumal im Laufe eines Quartals vermutlich etwas häufiger die Gastronomie aufgesucht würde als etwa der Frisör.
Der Termin 14. März als Lockdown-Ende wurde letztlich nur gekippt und auf den 7. März vorverlegt, weil in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen am 14.03. Wahlen anstehen. Es geht also nicht nur um das Virus…
Nicht vergessen sollte man noch, dass einzelne Bundesländer eigene Stufenpläne erarbeitet haben, die abhängig von Inzidenzwerten jeweils Sport, Gastronomie und Kultur wieder ermöglichen sollen. Thüringen etwa möchte bei einer Inzidenz unter 100 wieder Geschäfte öffnen. Zudem soll man dann wieder bis 21 Uhr ins Restaurant und auch Fitnessstudios besuchen können. Und dabei hat das Land Thüringen aktuell von allen Bundesländern noch den höchsten Inzidenzwert…
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von beth im Beitrag #3426haare waschen und schneiden sind notwendige hygienemaßnahmen, die gerade ältere menschen oder menschen mit behinderungen oft nicht mehr alleine können.
Sorry, aber Haarewaschen ist eine Hygienemaßnahme. Haareschneiden, färben, Lockendrehen nicht. Wieviele RentnerInnen können es sich bitte leisten, sich die Haare wöchentlich (?) vom Friseur waschen zu lassen?
auch das haare schneiden dient der hygiene bzw dazu, hygiene einfach zu halten. kurze haare sind leichter zu pflegen als lange. wie viele rentner:innen sich das leisten können, weiß ich nicht, aber dass im pflegeheim und auch in vielen wohngruppen wöchentlich der:die frisörin kommt, weiß ich ziemlich sicher.
Zitat von Lumich im Beitrag #3417Das mit der Körperhygiene habe ich auch gehört. Finde ich völlig unverständlich. Wenn es um Pflegebedürftige ginge, würde ich sagen: „Klar, warum nicht auch Haareschneiden?“ Aber ist jetzt wirklich der Hygienenotstand ausgebrochen, seit die Friseure geschlossen haben? Ich glaube eher, dass da einigen das Hemd näher war als die Hose.
Bei Friseursalons reden wir über einen Service, den man sich erstmal leisten können muss. Bei allen anderen scheint die Hygiene nicht weiter wichtig zu sein. Soweit ich weiß gibt es Haareschneiden nicht als Kassenleistung und wird auch nicht von anderen Transferleistungen extra berücksichtigt. Wir reden hier also nicht wirklich von einer hygienischen Notwendigkeit - das Argument zieht einfach nicht.
Zitat von akri im Beitrag #3431Ich persönlich finde die Öffnung der Friseurläden jetzt nicht so bedenklich.
Ich auch nicht. Darum geht es mir nicht. Die Priorisierung kann ich nicht nachvollziehen. Hier wird eine Lockerung vollzogen, wo es offenbar dem eigenen Komfort entgegenkommt und schiebt eine Begründung hinterher, die diese Entscheidung objektiver aussehen lässt als sie ist.
Es zeigt auch ein Mal mehr, welchen Stellenwert die Kultur in diesem Land hat.
Keinen sehr hohen.
Später Edit: Ich finde die Öffnung der Friseursalons zu diesem Zeitpunkt doch bedenklich.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich halte zur Zeit jegliche Öffnungen- insbesondere an Schulen und Kitas (wobei letztere ja nicht geschlossen sind)- wie oben beschrieben für bedenklich (aus Tagesschau.de): "Nach jüngsten Angaben des Robert Koch-Instituts hat sich der Anteil der untersuchten Proben, in denen Hinweise auf Virusmutationen gefunden wurden, in der vergangenen Woche verdoppelt. Für die vierte Kalenderwoche hatte das RKI mitgeteilt, man habe bei fünf Prozent der sequenzierten Corona-Fälle Mutationen entdeckt, die meisten davon entfielen auf das "britische Virus" B.1.1.7. In der ersten Februarwoche stieg der Anteil auf zwölf Prozent." Und dies trotz Lockdown (wenn man es so bezeichnen möchte).
Ich finde die Öffnung von Friseuren ok, das ist bei vielen schon gut fürs Gemüt und mutmaßlich kein Hotspot. Ich finde aber in einem "Brot und Spiele"-Sinne auch ok, dass zb die Bundesliga weiter stattfindet.
Der kritische Punkt sind halt die Schulen, und da gibt es keine gute Lösung (ich würde sie aber bis zu den Osterferien geschlossen halten).