Interessant, daß es immer noch Verharmloser gibt, die von einem großen Medienhype sprechen und das alles für eine ganz normale Grippewelle halten. Die letzte Grippewelle sah irgendwie anders aus. Die können gerne ihre Theorie mal in Italien unter's Volk bringen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Natürlich sind die derzeitigen Maßnahmen sehr tough für viele Unternehmen und Selbstständige, trotzdem bin ich überrascht, dass manche Zeitgenossen offenbar komplett mit der Situation überfordert sind. Eine gute Freundin, die bis vor zwei Wochen eigentlich sehr rational war, stampft inzwischen knietief durch dermaßen absurde Verschwörungstheorien, dass ich ihr noch zwei Wochen bis zu den Reptiloiden gebe. Im Gegensatz dazu besteht die größte Änderung für mich darin, dass diese unsinnige Druck weg ist, ständig irgendwas unternehmen zu müssen. Alles gut also.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Heute liess sich Oma (85, Osteoporose, aber auch Schwindel und Asthma) endlich zu überreden, dass sie nicht mehr selbst einkaufen geht.
Wir sagen's ihr schon länger, dass sie bitte nicht mehr für Quatsch in den Supermarkt gehen soll. Hat genug Kinder bzw. Enkel.
Naja, jetzt hat es bei ihr *Klick* gemacht. Die Tochter ihrer besten Freundin schottet die kleinen Rotznasen komplett ab von der Oma.
Hab' fast alles bekommen. Kartoffeln waren reichlich. Mehl leer. TK-Spinat leer. Und ich brauchte Topfreiniger, also diese Schwämme. Waren leer bis auf die teuren.
Alles gut mit Nahrungsmitteln und so.
Ich bin beunruhigt und überlege, was genau es ist. Um Lebensmittel geht's nicht. Hm, vielleicht die Angst vor der Angst? Ich habe zum Beispiel Angst, Militär auf den Strassen zu sehen. Und weiter dann? Joa, dann ist es so und es macht mir halt Angst. Hm.
Hätte ich mal lieber nicht The Mandmaids Tale die letzten Wochen geschaut.
Ich halte ja schon immer Gelassenheit für einen besseren Ratgeber als Panik und ging noch vor anderthalb Wochen zu Konzerten ohne mir Gedanken darüber zu machen, aber inzwischen irritiert selbst mich die allgemeine Sorglosigkeit. Von ausgestorbenen Straßen und Plätzen kann hier in München (nicht mal 100 km von einem der Hochrisikogebiet Tirol entfernt, peinliches Interview mit dem dortigen Gesundheitslandesrat bei der ZIB 2, keine Rede sein: Heute mittag war die Tegernseer Landstraße übervölkerter als an einem Anvent-Samstag und das waren nicht nur die Hamsterer sondern auch in den Cafés saßen sich die Leute auf der Pelle. Ich hatte mich schon gefragt, ob es ok ist alleine spazieren zu gehen (inzwischen hat sowohl ein Virologe als auch der Wiener Bürgermeister klargestellt, dass es das ist), aber meinen Kaffee kann ich doch momentan wirklich daheim trinken. Bis Mittwoch habe ich noch Urlaub, mal sehen, ob ich am Donnerstag an meinen Arbeitsplatz darf. In unserer Konzernzentrale in Herne wurden schon letzten Donnerstag alle ins Homeoffice geschickt, in unserer kleinen Außenstelle mit 5 Personen, von denen z.Zt. nie mehr als 3 vor Ort sind und jede ihr eigenes Zimmer hat, halte ich die Übertragungsgefahr für gering, aber wer weiß, ob das am Donnerstag noch allgemein so gesehen wird und ob die S-Bahnen dann noch fahren.
ich fand's auch pervers wie voll die spielplätze heute waren. haben diese brunzblöden eltern auch nur ein bisschen verantwortung gegenüber ihren kindern?
Ich habe heute auch nochmal einen Arbeitstermin im Café. Ich habe 90 Prozent der Termine gestrichen, bin im Homeoffice, andere arbeiten ganz normal weiter. Werde sicher auch im Café von irgendwem gesehen, von einem der belehrend weiß, was für ein Depp ich bin, im Café zu sitzen... Nun haben sich die Hamsterkaufkritiker darauf eingeschossen. Will nur sagen: man muss diese Verurteilung anderer auch nicht übertreiben, ist derzeit schon sehr beliebt.
Ich darf ebenfalls die nächsten Wochen im Homeoffice-Knast verbringen.
Was das Hamstern betrifft: Ich warte ab, bis jeder seinen Jahresvorrat Klopapier daheim hat, dann gibt es das wieder ganz normal. Den Herstellern wird das einiges Kopfzerbrechen bereiten, aktuell können sie mit der Nachfrage kaum schritthalten, da Klopapier aber bekanntlich nicht schlecht wird, ist der Einbruch vorprogrammiert.
Bei uns ist das ähnlich, unser Geschäft sind Verpackungen aus Wellpappe. Da in der aktuellen Situation der Versandhandel blühen wird (Amazon sucht händeringend nach Mitarbeitern), erwarten wir einen Nachfragesprung. Der in diesem Fall aber nicht von einem Einbruch gefolgt werden sollte.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #370 Will nur sagen: man muss diese Verurteilung anderer auch nicht übertreiben, ist derzeit schon sehr beliebt.
Das mag sein, aber ein Blick nach Italien reicht. Mittlerweile herrscht dort teilweise die pure Verzweiflung, und in der Lombardei ist wohl das Gesundheitssystem kollabiert. Die lassen teilweise Leute sterben, weil sie nicht mehr genug Personal haben, um alle Fälle zu behandeln. Und das habe ich aus erster Hand, nicht von irgendwelchen obskuren Reptiloidenseiten. Spätestens jetzt könnte man allmählich mal den Schuß hören. Ich habe immer noch keine Panik, aber man muß auch nicht unbedingt "Hier" schreien, wenn diese Scheiße verteilt wird.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Rechtfertigung hier, Strohmänner da. Einfach in den eigenen vier Wänden bleiben, es sei denn, man muss für irgendwas raus. Mehr Thema steckt da für mich nicht drin. Wer unnötig in irgendeinem Cafè hockt, der hat die Blicke, sorry, einfach verdient. Damit sind natürlich keine Spaziergänge o.Ä. gemeint.
NASHVILLE STAYS UNDEFEATED und so.
Dramatisch finde ich ja, dass Leute wie Lovelock mit Millionenpublikum ihre Verschwörungstheorien an die junge Zuschaer*innenschaft sendet.
Hatte am Wochenende ein Gespräch mit einem Freund von mir, der Arzt ist. Ich fand das ziemlich befremdlich, wie selbst er mit seinen Verschwörungstheorien ankam.
Das erstaunt mich auch. Es gibt Menschen in meinem Umfeld, von denen ich leider nichts anderes erwarte. Dann aber kommen nun Leute mit "das ist doch alles übertrieben, an der Grippe blablabla" um die Ecke, von denen ich dachte, dass sie ihre Informationen, die es fe facto gibt, über Informationen aus nicht angegebenen oder obskuren Quellen stellen. Interessant ist die Antwort auf meine Frage, woher sie das hören. "das habe ich im Fernsehen gehört". Ah so, ja dann
Ehrliche Einschätzung von mir selbst: ich kann überhaupt nicht mehr abschätzen, was auf uns zukommt und wie lange wir uns auf eine Extremsituation einstellen müssen. Die Infos der großen Medien ändern sich teilweise binnen weniger Stunden, die Infos aus der Lombardei sind tottraurig und angsteinflößend zugleich. Ich bin nicht in Panik und die Welt wird nicht untergehen. Aber ich bin Realist genug davon auszugehen, dass sich momentan Historisches ergibt, das lange und auf Dauer verändernde Auswirkungen haben wird, ökönomisch, gesundheitlich, politisch.
Spannend auch, wie schnell alles andere, was zuvor öffentlich oder privat höchste Priorität hätte, in den Hintergrund rückt. Da fällt mir dieses tolle Zitat ein: alle wünsche werden klein gegen den, gesund zu sein