Prinzipiell bin ich ja bei Dir, jedoch führt an Besonnenheit kein Weg vorbei. Klar, die Argumente, die ich anbringe werden auch von denen benutzt, die jegliche Einschränkungen, die sie selbst betreffen könnten, verhindern wollen. So einfach kann man es sich aber nicht machen, die Kritiker nur als Bremser zu diffamieren. Das gleiche ist beim berliner Mietendeckel auch passiert, und der Schaden ist jetzt sehr groß.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Lauterbach hat ja gestern gesagt: Eine Ausgangssperre ist nur ein Instrument, aber nicht das einzige.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Bei den Ausgangsbeschränkungen spielt sicher letztlich die „Verhältnismäßigkeit“ eine wichtige Rolle.
Wir sind ja nicht von lauter Schurkenstaaten umgeben, die ihre Bürger alle drangsalieren wollen. Und es hat in anderen EU-Ländern ja eben durchaus solche Ausgangsbeschränkungen gegeben. Und zwar teils auch durchaus landesweit. Da wurde das auch nicht überall als Angriff auf die demokratische Grundordnung verstanden.
Hier in Deutschland greifen die Regelungen ja nur in genau festgelegten Regionen – eben jenen mit Inzidenzwert über 100. Hinzu kommt, dass die Ausgangsbeschränkungen – wenn sie denn regional angeordnet werden müssen - zeitlich befristet sind, da die Maßnahmen nur bis zum stabilen Absinken der Inzidenz unter 100 und auch maximal bis zum 30. Juni 2021 durchgeführt werden können.
Würde dies als unverhältnismäßig empfunden, wäre nichts gewonnen – das ist klar. Denn das Virus wird nicht weniger aktiv, weil eine Maßnahme nicht zur Anwendung kommen kann. Mir fehlen da auch in der Diskussion etwas die Alternativangebote. Man wird das Gefühl nicht los, da beharken sich die Macht-besser-alles-dicht-Befürworter nur mit den Bitte-möglichst-viel-öffnen-Fans.
Mir sind ja oft schon die „Unser-Maßstab-sind-freie-Klinikplätze“-Diskussionen letztlich viel zu menschenverachtend. Die Politiker möchte ich sehen, die etwa die Zahl der zu akzeptierenden Verkehrsopfer an die Zahl der Behandlungsstätten koppeln. Frei nach dem Motto: es darf ruhig überall im Straßenverkehr krachen, solange wir noch genug Intensivbetten für die Unfallopfer zur Verfügung stehen haben. Es darf mehr Gewalt in der Ehe geben, so lange genug Frauenhausplätze frei sind. Und auch sexueller Missbrauch ist vom Umfang her so weit ok, wie freie Therapieplätze vorhanden sind. Wie bizarr und menschenverachtend sind denn solche Denkmuster? Alles schön im grünen Bereich, so lange man sich sagen kann: dumm gelaufen, aber Hauptsache, die Opfer können irgendwo behandelt werden. Auch Tote ok, so lange die Kühlkammern nicht zu voll werden…
Wenn es sich um die Tragik unvermeidlicher Vorgänge handelt, ist dies ja noch ok. Aber als Planungsmuster vom Typ „wie viele Opfer dürfen es diese Woche denn noch sein, bevor der Biergarten schließen muss“ ist alles doch etwas merkwürdig gestrickt.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zumal die freien Intensivbetten gerade bei Corona als Maßstab vollkommen untauglich sind. Die Erfahrung zeigt ja, dass die Zahl der Intensivpatienten der Inzidenzrate mit 2-3 Wochen Verzögerung folgt. Wenn man so lange mit Maßnahmen wartet, hat man in der Zwischenzeit 2-3 Wochen einen exponentiellen Anstieg. Wer weiß was eine Exponentialfunktion ist, kann sich ausrechnen was das bedeutet.
Ich hätte da ein paar Vorschläge anzubieten: Einstellung nicht systemrelevanter Produktionen (okay, das ist der weitreichendste Vorschlag). Pflicht zur Heimarbeit, wo Betriebsanwesenheit nicht unvermeidbar ist. An diesen Stellen Testpflicht einführen. Bei Präsenzunterricht ebenso Testpflicht, mindestens 3 mal pro Woche.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich war ja gerade mit meinen Jungs zum Schnelltest - mit dem dürfen sie am Montag noch am Unterricht teilnehmen. Die Ex geht mit ihnen am Dienstag zum Test, damit sie am Mittwoch auch in die Schule dürfen. Der Nachweis ist nämlich 48 Stunden lang gültig für die Schulen. Und wir haben die Kinder davon "befreit", am Selbsttest in der Schule teilzunehmen durch die Bürgertestung. Die Schule ist nicht undankbar, weil das dann schon mal bedeutet: Drei Kinder weniger, die beim Testen begleitet werden müssen.
Zitat von Lumich im Beitrag #4700Ich hätte da ein paar Vorschläge anzubieten: Einstellung nicht systemrelevanter Produktionen (okay, das ist der weitreichendste Vorschlag). Pflicht zur Heimarbeit, wo Betriebsanwesenheit nicht unvermeidbar ist. An diesen Stellen Testpflicht einführen. Bei Präsensunterricht ebenso Testpflicht, mindestens 3 mal pro Woche.
Was sich in Deutschland niemand traut, ist der Komplett-Shutdown für zwei oder drei Wochen. Das wäre vermutlich im Oktober wirksam gewesen für die alte Variante. Und im Februar/März für die britische Variante. Vielleicht würden wir dann heute tatsächlich über Lockerungen sprechen, statt seit Wochen über mögliche Verschärfungen.
Die Kanzlei eines befreundeten Anwalts hat übrigens schon den Auftrag erhalten, gegen die Ausgangssperre in Köln zu klagen, die seit heute (?) gilt.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es seit dem 23.03.2021 eine nächtliche Ausgangssperre. Der Kreis Siegen-Wittgenstein folgte am 09. April und die Städte Remscheid und Hagen seit dem 13. April. Der Oberbergische Kreis und die Stadt Mülheim sind seit dem 16. April dabei.
Nun die Städte Köln und Leverkusen.
Ab Montag dann die Städte Krefeld und Wuppertal und der Kreis Unna.
Der Märkische Kreis belässt es bei der Ausgangssperre, obwohl das Arnsberger Verwaltungsgericht Zweifel an der Rechtmäßigkeit hatte. Der Kreis legte gegen die Entscheidung Beschwerde ein und jetzt muss das Oberverwaltungsgericht Münster entscheiden, obdie Sperre evtl. entfallen muss.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zahlen nach Landkreisen - Inzidenz bei Kindern vielerorts über 200 Uff, bei uns ist die Inzidenz 243 in der Altersgruppe 5-14. Sollte die Bundesnotbtremse irgendwann endlich mal umgesetzt werden, so stand ja im Entwurf, dass Schulen/Kitas ab Inzidenz 200 geschlossen werden sollen. Ich gehe mal davon aus, dass die altersspezifische Inzidenz ignoriert wird, damit alles schön weiter offen bleibt.
Zitat von akri im Beitrag #4702Im Kreis Minden-Lübbecke gibt es seit dem 23.03.2021 eine nächtliche Ausgangssperre.
Da wollte ich nächstes Wochenende hinfahren, um Party zu machen. Verdammt.
Dort im Kreis gab es neue Fälle in fünf Pflegeeinrichtungen, an vier Schulen und in fünf Kitas.
Der Kreis hat nun eine Allgemeinverfügung mitsamt Begründung erlassen, laut der einzelne Personen auch trotz der Ausgangsbeschränkung nach 21 Uhr einen Spaziergang machen können…
Zitat von akri im Beitrag #4698 Mir fehlen da auch in der Diskussion etwas die Alternativangebote. Man wird das Gefühl nicht los, da beharken sich die Macht-besser-alles-dicht-Befürworter nur mit den Bitte-möglichst-viel-öffnen-Fans.
Das liegt vor allem daran, dass die medial unterstützte "macht besser alles dicht, mehr hilft mehr"-Lauterbach-Schule einfach angstgetrieben kaum für Argumente zugänglich ist und teilweise sehr pauschal jeden als unverantwortlichen Öffnungsbefürworter kritisiert, der eine Verhältnismäßigkeit und Zielgerichtetheit von Maßnahmen anmahnt und dem wissenschaftlichen Konsens folgend, wonach offenbar über 99% der Infektionen in Innenräumen stattfinden, in der Öffnung von Außengastronomie, Handel (mit engen Vorgaben) und Freizeitangeboten die Chance sieht, dass die Menschen sich seltener privat in Innenräumen treffen und sich gleichzeitig die Testbereitschaft erhöht. Private Treffen in geschlossenen Räumen und ohne Vorsichtsmaßnahmen sind das Problem und die nehmen zu, wenn man durch krude Maßnahmen den Leuten die Möglichkeit und Motivation nimmt, ihre vier Wände zu verlassen und zusätzlich wieder die Schulen und Kindergärten schließt.
Ich glaube ja eher, dass die Ansteckungsgefahr hauptsächlich auf der Arbeit gegeben ist, aber das ist die heilige Kuh...
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von akri im Beitrag #4698 Mir fehlen da auch in der Diskussion etwas die Alternativangebote. Man wird das Gefühl nicht los, da beharken sich die Macht-besser-alles-dicht-Befürworter nur mit den Bitte-möglichst-viel-öffnen-Fans.
Das liegt vor allem daran, dass die medial unterstützte "macht besser alles dicht, mehr hilft mehr"-Lauterbach-Schule einfach angstgetrieben kaum für Argumente zugänglich ist und teilweise sehr pauschal jeden als unverantwortlichen Öffnungsbefürworter kritisiert, der eine Verhältnismäßigkeit und Zielgerichtetheit von Maßnahmen anmahnt und dem wissenschaftlichen Konsens folgend, wonach offenbar über 99% der Infektionen in Innenräumen stattfinden, in der Öffnung von Außengastronomie, Handel (mit engen Vorgaben) und Freizeitangeboten die Chance sieht, dass die Menschen sich seltener privat in Innenräumen treffen und sich gleichzeitig die Testbereitschaft erhöht. Private Treffen in geschlossenen Räumen und ohne Vorsichtsmaßnahmen sind das Problem und die nehmen zu, wenn man durch krude Maßnahmen den Leuten die Möglichkeit und Motivation nimmt, ihre vier Wände zu verlassen und zusätzlich wieder die Schulen und Kindergärten schließt.
Die mediale Unterstützung von der Lauterbach-Schule (wenn man das so nennen möchte), kann man beklagen oder einfach anerkennen, dass der wissenschaftliche Kanon und die Erfahrungen aus dem Ausland ziemlich deutlich in eine Richtung gehen. Im übrigen wird ja diskutiert und die politischen Mehrheiten, bzw. die Beschlüsse zugunsten der Lauterbach-Schule bleiben weitgehend aus - zum Schaden der Bevölkerung, möchte ich anmerken. Ansonsten haben wir es einfach mal mit einem Virus zu tun, dass nicht mit sich verhandeln lässt. Insofern sind die Debattiermöglichkeiten natürlich eingeschränkt. Über Außengastronomie kann man ja reden, nur nicht unbedingt bei einer Inzidenz, die schnellen Schrittes in Richtung 200 geht - in Sachsen und Thüringen liegt sie ja bereits deutlich darüber.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Nun, ich denke, Basis ist sicher auch immer die jeweilige Ausgangslage.
Wenn ein Haus brennt, mache ich mir eben auch aktuell mehr Gedanken um das Löschen und beschäftige mich etwas weniger mit den Gedanken zur neuen Inneneinrichtung.
Wenn die Lage so ist (Inzidenzen, Klinikbelastung, etc.), dass Maßnahmen zur Reduktion von Kontakten greifen müssen, dann wäre der Extremfall eine totale Ausgangssperre, bei der man auch zum Einkaufen oder aus beruflichen Gründen die eigenen vier Wände nicht mehr verlassen dürfte. Nach zwei Wochen wäre das Infektionsgeschehen quasi weg, weil es eben keine Kontakte geben würde.
Nun ist dies aber zu extrem, zu belastend. Also macht man das eine oder andere dicht und schränkt nur die einen oder anderen Kontakte ein, um alles noch kontrollierbar zu halten. Je stärker die Zahl der Infektionen sinkt, desto mehr Öffnungen gibt es dann.
Jeder von uns weiß, dass man sich nicht unbedingt in einem Einzelhandelsgeschäft ansteckt. Leider bewegt sich aber nicht jeder isoliert in den Handel und wieder zurück nach Hause. Dann wäre dies alles vor Ort kein Problem. Zum Problem wird alles deshalb, weil sich dann eben wieder Menschen zum Shoppen verabreden. Die shoppen dann sicher vor Ort, fahren aber im ÖPNV oder PKW gemeinsam dorthin, gehen sich in der City noch einen Kaffee holen. Sie plaudern miteinander, fahren zusammen wieder zurück, etc. Selbst meine Mutter redet dann in der City noch mit den Bekannten X und fährt die Nachbarin Y mitsamt Einkäufen nach Hause. Wobei man sich auch gleich noch zu einer Tasse Kaffee hinsetzt.
Das Ziel, soziale Kontakte möglichst zu vermeiden, wird so kaum erfüllt. Und auch die Gastronomie oder gemeinsame Kinobesuche sind dazu kein Beitrag.
Auch bei den Ausgangsbeschränkungen geht es nicht darum, zu verhindern, dass jemand am Abend noch einen Jogginglauf macht oder ein Ehepaar einen Spaziergang, etc. Ziel ist ganz klar die indirekte Verhinderung von sozialen Treffs. Private Feiern, Film- und Spieleabende, gemeinsame Abendessen mit Nachbarn und Freunden, etc. All dies ist kaum kontrollierbar. Würde man Menschen dazu anhalten, am Abend wieder frühzeitig in den eigenen vier Wänden zu sein, würde dies nicht alle derartigen Kontakte verhindern, aber eben viele.
Das Problem ist eben – Öffnungen wären denkbar, wenn sich alle vernünftig verhalten würden. Öffne ich etwa die Gastronomie, wäre dies bei normalem Verhalten machbar. Führt dies dann aber dazu, dass wieder ohne Schutzmaßnahmen innen Party gemacht oder Shisha geraucht wird, öffnet man den falschen Leuten die Türen.
Ich selber sehe es so, dass mit den im Mai steigenden Temperaturen wieder verstärkt Aktivitäten im Freien stattfinden werden – aber eben insbesondere dort. Dann sitzen wieder mehr Personen zum Grillen auf der Terrasse, dem Balkon oder im Garten. Es werden mehr Ausflüge mit dem Rad gemacht oder Spaziergänge an der frischen Luft. Die Gefahr, dass sich Aerosole in geschlossenen Räumen bei solchen Aktivitäten ansammeln, sinkt ab und es kommt auch zu weniger Infektionen.
Wohlgemerkt: die Infektionen sinken nicht, weil man AUCH außerhalb der vier Wände etwas gemeinsam macht. Sondern deshalb, weil man teils NUR noch außerhalb der vier Wände mit anderen zusammentrifft.
Die Infektionen sinken also, wenn soziale Kontakte entweder gemieden werden oder ausschließlich im Freien stattfinden. Die gemeinsame Fahrt im PKW hin zum Biergarten oder Wanderweg und das spätere gemeinsame Essen zu Hause ist also kontraproduktiv… das oben erwähnte vernünftige Verhalten würde bedeuten, getrennt zum Biergarten anzureisen und dort für eine schöne Zeit gemeinsam zu sitzen... ... und danach auch bitte getrennt wieder seiner Wege zu gehen…
Was eben aktuell nach über einem Jahr Pandemie fehlt, ist die Setzung von klaren Prioritäten. Es gibt Bereiche, die viel stärker als andere für Neuinfektionen sorgen. Und da muss man eben gezielter ran. Joggen im Park dürfte beim Infektionsgeschehen jedenfalls recht weit unten auf der Skala stehen. Das ist ähnlich dringlich zu behandeln wie Falschparken auf dem Mars...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)