Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #5698In der Pademie ist aber niemand Fußgänger. Ich kann mich entscheiden, auf keinen Fall ins Auto zu steigen. Ich kann mich nicht entscheiden, auf keinen Fall Coronaviren im Rachen zu haben und sie auf andere zu übertragen.
Zitat von burnedcake im Beitrag #5697die finden es aber ärgerlich, wenn sie als gesunder Mensch nicht ins Kino dürfen (ohne vorher den Beweis angetreten zu haben, dass sie gesund sind).
Die wissen doch gar nicht, ob sie gesund sind. Und die Möglichkeit, ihrer Krankheits- und Übertragungswahrscheinlichkeit massiv zu senken, nehmen sie nicht wahr.
Es weiß aber auch niemand, ob sie krank sind. Beweisen müssen die das Gegenteil ja trotzdem.
(Mir persönlich ist das schnurz. geimpft, getestet, gebenedeit, wenn ich unbedingt auf ein Konzert will, ist mir jedes Mittel recht. Aber auf der theoretischen Ebene finde ich das nicht klar schwarz-weiß zu beantworten.)
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Zitat von LFB im Beitrag #5699 Es gibt aber eben zahlreiche andere rechtlich zulässige Verhaltensweisen, die ebenfalls Risiken für die Gesellschaft bedingen, bei denen aber niemand auf die Idee käme, dauerhaft die "Verantwortung für andere" mit allzu drastischen Maßnahmen durchzusetzen. Solange es [...] für die meisten Menschen hierzulande legal ist, sich nicht impfen zu lassen, darf das auch nicht dauerhaft zu drastischen persönlichen Nachteilen (2 G gehört für mich dazu, auch 3 G ist für viele bei kostenpflichtigen Tests finanziell eine große Bürde) führen, sondern muss von der Gesellschaft eben zähneknirschend als irrationales aber legales Verhalten akzeptiert werden, zumindest ab dem Moment, an dem sich (bis auf die von von Berthold genannten Risikogruppen) alle hinreichend Impfschutz aufbauen konnten.
Das meinte ich. Die guten Gründe sehe ich zwar nicht, aber dieser Argumentation kann ich schlicht nichts entgegen setzen. Da wird es wohl auch nichts weiter beizutragen geben, es sei denn die Gesetzgebung ändert sich. Über "Rechts vor links" diskutiert ja schließlich auch niemand. Ist so, fertig. Ich vermute aber, ein Impf-Pflicht-Gesetz dürfte illegal sein.
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Zitat von LFB im Beitrag #5699Naja, zuvorderst geht es schon um Eigenverantwortung, denn während man ohne Impfung ein zigfach erhöhtes Risiko einer Infektion sowie eines schweren Verlaufs zu tragen hat, ist das Risiko, als Ungeimpfter eine geimpfte Person zu infizieren ja trotzdem recht gering, die Auswirkungen und Risiken sind für den Ungeimpften also in den allermeisten Fällen weitaus drastischer als für seine Mitmenschen. Es gibt aber eben zahlreiche andere rechtlich zulässige Verhaltensweisen, die ebenfalls Risiken für die Gesellschaft bedingen, bei denen aber niemand auf die Idee käme, dauerhaft die "Verantwortung für andere" mit allzu drastischen Maßnahmen durchzusetzen. Solange es aus guten Gründen für die meisten Menschen hierzulande legal ist, sich nicht impfen zu lassen, darf das auch nicht dauerhaft zu drastischen persönlichen Nachteilen (2 G gehört für mich dazu, auch 3 G ist für viele bei kostenpflichtigen Tests finanziell eine große Bürde) führen, sondern muss von der Gesellschaft eben zähneknirschend als irrationales aber legales Verhalten akzeptiert werden, zumindest ab dem Moment, an dem sich (bis auf die von von Berthold genannten Risikogruppen) alle hinreichend Impfschutz aufbauen konnten, die das möchten.
Ich bezog mich auf das, was Lumich schrieb und was in deiner Argumentation bisher keinen Platz zu haben scheint: Es geht bei all den einschränkenden Maßnahmen nicht darum, dass niemand mehr krank wird. Daher ist es auch unerheblich, ob Auswirkungen und Risiken einer Erkrankung unmittelbar drastischer für die Ungeimpften sind als für die Mitmenschen. Es geht darum, dass möglichst so wenig Leute so krank werden, dass darunter unser Gesundheitssystem zusammenbricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass andere rechtlich zulässige aber gesundheitsschädliche Verhaltensweisen, von denen du sprichst, unser Gesundheitssystem als Ganzes zeitnah in einen ähnlich akuten Bedrohungszustand versetzen wie Covid-19 ist dann eben doch nicht so hoch, wie dein Vergleich nahelegt.
Ich finde es außerdem ein zu einfach, zu sagen, es sei nicht die Aufgabe des Staates, jedes Lebensrisiko seiner Bürger auf Null zu reduzieren. Natürlich kann das nicht die Aufgabe des Staates sein, denn das ist eine faktische Unmöglichkeit. Es ist aber schon grundsätzliche die Aufgabe des Staates, dafür Sorge zu tragen, dass seine Bürger im Rahmen des Möglichen sicher sind, gesund bleiben und möglichst nicht sterben. Welche negativen Einflüsse auf diese Zielzustände (gesund, sicher, lebendig) in welcher Form und mit welcher Intensität reduziert werden müssen und welche persönlichen Freiheiten dafür eingeschränkt werden dürfen (oder eben nicht), lässt sich so pauschal doch gar nicht sagen. Alkoholkonsum ist in Deutschland auch nicht verboten, im volltrunkenen Zustand für andere Menschen zur Gefahr gewordene Alkohlkonsumenten können dennoch schon mal in der Ausnüchterungszelle aufwachen. Das ist auch ein krasser Einschnitt in die persönliche Freiheit. Aber gerechtfertigt? Vermutlich Ansichtssache. Genauso wie die Frage, ob "nicht ins Kino dürfen" wenn man inmitten einer Pandemie potenziell gefährlich ist eine unverhältnismäßig gravierende Einschränkung ist.
Solange der Wandel zur endemischen Krankheit, die weit weniger Hospitalisierungen zur Folge hat, noch nicht vollzogen ist, solange also von einer großen Menge Ungeimpfter durch die erwartbare Überlastung des Gesundheitssystems weiterhin eine große Gefahr für die gesamte Gesellschaft ausgeht, ist es eben nicht so einfach, zähneknirschend hinzunehmen, dass es ein paar Unbelehrbare gibt, die auch mal wieder ins Restaurant gehen wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob schon alle, die es wollten, die Gelegenheit hatten, hinreichend Impfschutz aufzubauen. Wichtig ist, dass die Restmenge der unbeirrbar Ungeimpften so klein ist, dass unsere Intensivstationen im Falle ihrer schweren Erkrankung nicht überlaufen. Und das ist bei der aktuellen Impfquote halt noch nicht der Fall.
Sofern man den Hochrechnungen glaubt, bleiben also nur drei Optionen: a) Zusammenbruch akzeptieren, b) gesetzliche Impfpflicht einführen und sofort umsetzen oder c) Freiheiten Ungeimpfter weiterhin einschränken, obwohl es keine gesetzliche Impfpflicht gibt. Die Varianten a) und b) sind für mich keine gangbaren Alternativen, also bleibt nur c).
Als damals das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden durchgesetzt wurde, gab es einen Aufschrei der RaucherInnen. Sie verstanden das Gesetz (womöglich absichtlich) falsch, dahingehend, dass sie damit vom Staat gegängelt und zum staatlich erwünschten Verhalten umerzogen werden sollten. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie darüber fabuliert wurde, dass als Nächstes wohl Alkohol und/ oder ungesunde Lebens- und Genussmittel verboten würden.
Ich gebe LFB in der einen Sache recht, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft ein Recht auf Unvernunft gibt. Das schließt auch ungesundes Konsumverhalten mit ein, ja sogar den Verzicht auf eine notwendige Impfung. In diesem Raucher-Gesetz ging es allerdings nicht um den Schutz der RaucherInnen, sondern um den der Nicht-Rauchenden. Die sollten doch die Möglichkeit haben, bspw. in einer Gastronomie zu sitzen (oder zu arbeiten), ohne dabei (vermeidbaren) Feinstaub und karzinogene Verbrennungsabgase einzuatmen.
Das Beispiel Alkohol hat Quork dankenswerterweise erwähnt: Obwohl es unvernünftig ist und tatsächlich zu einer Vielzahl von Problemen führt, ist der Konsum von Alkohol für volljährige Menschen erlaubt. Wer sich allerdings dafür entscheidet, muss in dieser Situation Einschränkungen hinnehmen, damit Unbeteiligte vor einem möglicherweise riskanten Verhalten eines Alkoholisierten geschützt werden.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Es ist in meinem Weltbild aber nicht Aufgabe des Staates, mit (für die davon Betroffenen durchaus) drastischen Maßnahmen dauerhaft alle Lebensrisiken für alle um jeden Preis möglichst auf Null senken zu müssen, denn sonst geht nunmal schnell die Verhältnismäßigkeit verloren.
gut, dass du mit dem zweiten halbsatz den ersten schon wieder relativiert hast. den ansatz verfolgen wir beim nächsten mal einfach noch konsequenter, okay?
jepp, entgegen dem eindruck, den manche vielleicht haben, gab es bisher nie den versuch, das risiko auf null zu senken. wenn man sich mit nur einer person aus einem anderen haushalt treffen darf, besteht bereits ein risiko, aber da dadurch gewährleistet war, infektionsketten nachzuverfolgen, war es akzeptabel. inzwischen ist sind die risiken gesunken, aber eben noch nicht so weit, dass ein freifahrschein angebracht wäre und dann sind es eben die ungeimpften, von denen die restrisiken hauptsächlich ausgehen. es sollte einsehbar sein, dass sich diese dann einschränken müssen. leben ungleich wunschkonzert - binsenweisheit, aber isso.
vieles ist dazu gesagt worden, vieles davon würde ich auch so sagen, einiges nicht. natürlich sollen wir diskutieren, was freiheiten wert sind und ob es auf lange sicht gerechtfertigt ist, menschen, die sich legal aber doof verhalten, vom gesellschaftlichen leben auszuschliessen. natürlich sollen wir das jetzt diskutieren, damit eine position gefunden werden und adäquat reagiert werden kann, wenn die gefahr überlasteter gesundheitssysteme genügend reduziert ist. aber genau so natürlich finde ich, dass in einer situation, in der nach wie vor zu viele menschen sterben und in der halt immer noch die gefahr über uns schwebt, dass wir virusvarianten kriegen, die komplett resistent gegen die verfügbaren impfungen sind, einschränkungen für leute, die sich nicht impfen lassen wollen, vertretbar sind. alle argumente von wegen "rauchen, trinken, autofahren, übergewicht,... üben auch druck auf die gesundheitssysteme aus" sind legitim, sobald wir nicht mehr im rahmen einer pandemie diskutieren. das infektionsgeschehen ist noch nicht so stabil, dass wir covid mit der dynamik von diabetes oder alkoholkonsum gleichsetzen können. es ist nach wie vor eine extremsituation, auch wenn es sich für viele nicht mehr so anfühlt.
also jetzt darüber reden, jetzt streiten, aber inmitten einer pandemie darauf zu pochen, dass man aus eigenverantwortung das richtige tue (nämlich nichts) und deswegen zu erwarten, dass man gleiche freiheiten habe wie geimpfte, geht für mich nicht in ordnung. es wäre von mir aus anders, wenn nur leute mit symptomen ansteckend wären.
Die Politik müsste mal eine klare Ansage machen, was das aktuelle Ziel ist, wie es erreicht werden kann und welche Maßnahmen dann fallen. Karottenprinzip. Selbst hier im kleinen Forum scheint es keinen Konsens zu geben, was denn das Ziel sein sollte. Gesundheitssystem vor Überlastung schützen, Minderheiten schützen, die nicht bzw. noch nicht geimpft werden können, Zero-Covid-Strategie oder nur Schutz des Individums, Freedom-Day nach Impfquote XX% ... ?
Dank Föderalismus macht jedes Bundesland weiterhin was es will. Da helfen keine MPKs. Kultusministertreffen. Wozu der ganze Firlefanz? Unser Land schafft es noch nicht mal ein deutschlandweit einheitliches Meldesystem für Impfungen auf die Beine zu stellen. Dafür wird das RKI angeprangert (dank einschlägiger Medien), obwohl es gar nicht deren Baustelle ist, sondern nur die Daten einsammelt. Selbst im kleinen Bremen geht der Magistrat in Bremerhaven auf Alleingang. Warum? Weil es möglich ist.
Die Bevölkerung sieht keine klare Linie. Jeder ist verwirrt von ständigen Änderungen, keiner steigt mehr durch und ist nur noch von dem Thema genervt. Nur wer Ziele und Maßnahmen versteht kann sie akzeptieren. Das hat im ersten Lockdown noch wunderbar geklappt. Alle haben an einem Strang gezogen.
@droso: Gute Argumente, aber meines Erachtens wird in diesem Kontext die Bekämpfung der Pandemie teilweise vorgeschoben, wo eigentlich andere Ziele verfolgt werden. Wenn im Rahmen 2G nachweislich Gesunde (mit selbstbezahltem Test) nicht in ein Restaurant oder in eine Veranstaltung dürfen, ungetestete Geimpfte (mit möglicherweise nur einem Schutz von 60% und einem realen Risiko einer Infektion) aber schon, dann ist das schon eine Grundrechtseinschränkung, die für mich nicht überzeugend der Eindämmung des Infektionsgeschehens dient, sondern rein erzieherische Zwecke verfolgt, um den bösen Ungeimpften zu zeigen, wer am längeren Hebel sitzt. Mit so einem Ansatz kann ich nichts anfangen.
Soweit ich es kenne, ist 2G ein Angebot an GastronomInnen und VeranstalterInnen, auf vertretbare Weise mehr BesucherInnen mit weniger Auflagen Einlass zu gewähren. Ansonsten hält man eben nach wie vor die Abstandsregeln ein und kann dementsprechend weniger Leute bedienen. Dass das Verbreitungsrisiko unter Geimpften und Genesenen geringer ist, als wenn auch noch andere dazukommen, die lediglich getestet sind, dürfte schwer bestreitbar sein.
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Zitat von LFB im Beitrag #5710Wenn im Rahmen 2G nachweislich Gesunde (mit selbstbezahltem Test) nicht in ein Restaurant oder in eine Veranstaltung dürfen, ungetestete Geimpfte (mit möglicherweise nur einem Schutz von 60% und einem realen Risiko einer Infektion) aber schon[...]
2x BioNTech schützt zu 88% gegen eine Covid-Infektion mit der derzeit ansteckendsten Delta-Variante, AstraZeneca sogar noch besser (Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/1...t-abgeschwaecht). Gleichzeitig erkennen Antigentests weniger als zwei von drei Infektionen mit der Delta-Variante (Quelle: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/1...riger-Viruslast). Ich bin auch kein Verfechter von 2G, bei 3G sollte es aber in Situationen mit engerem Kontakt ein PCR-Test sein.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
wie lumich schon sagte, 2g ist keine vorschrift sondern kann auf grundlage des hausrechts vom restaurant- oder clubbesitzer angeordnet werden. das ist freies unternehmertum. das sollte dir eigentlich gefallen, @LFB
Im neuen Stern geht es beim Titelthema um Menschen, die sich nicht impfen lassen. Nicht um Querköpfe oder Verschwörungsspinner, sondern um ganz normale Menschen. Denen wird zugehört, und es gibt auch Untersuchungen über die Beweggründe. Hauptursache demnach: Trotz und Bockigkeit. Die Leute fühlen sich unter Druck gesetzt und lassen sich deswegen erst recht nicht impfen.
Es wird ja nun gerne gefordert, die Maßnahmen zurückzufahren und mehr auf Eigenverantwortung zu setzen. Offensichtlich betrifft das dann aber hauptsächlich Menschen, die sich verhalten wie kleine Kinder. Das passt nicht zusammen.
Interessant. Es gibt ja tatsächlich auch den Effekt, dass sich Leute, wenn sie wie Kinder behandelt werden auch wie Kinder benehmen. Greift auch al Arbeitsplatz, wo Micromanager*innen sich ihre eigenen unselbstständigen Mitarbeiter*inenn erziehen. Aber ist natürlich trotzdem in einer Pandemie nicht ganz einfach zu sagen „Ich warte jetzt mal, bis du alleine vom Wutanfall zurückkommst“…