Zitat von Lumich im Beitrag #905Die Ansteckungsgefahr besteht vor allem in geschlossenen Räumen. Dass in Bundesländern wie Bayern und Sachsen es nicht einmal mehr gestattet ist, sich allein auf eine Parkbank zu setzen hat nichts mit einer medizinischen Notwendigkeiten zu tun, sondern mit einem Profilierungswettstreit unter den Ministerpräsidenten.
das mit der parkbank stimmt übrigens nicht - zumindest bei uns.
Dann wurde ich wohl falsch informiert.
jetzt lese ich gerade im oben verlinkten sz-artikel was von "längerem verweilen auf parkbänken". ob sich da die polizei mit der stoppuhr daneben stellt?
Naja, das ist ja im Wesentlichen die geltende Regelung. Da gehts ja nicht um eine komplette Sperrung, sondern kein Grillen und Picknicken, und keine Ausflügler. Da klingt die Überschrift schärfer als der Artikel.
dann stellt sich aber die frage, wie sie das voneinander unterscheiden. ich meine, ich würde eigentlich ganz gerne morgen mit dem radl an der isar entlang fahren, aber dann gelte ich wahrscheinlich als ausflügler und muss blechen. ich finde das echt ein bisschen schwammig.
Mir ist unklar warum man den Münchenern mit einer Etagenwohnung den Ausflug an den See nicht gönnt, wenn sie auf den Wegen Abstand halten. Wie oft ich letzte Woche das Foto vom vollen Parkplatz am Maisinger See mit empörten Kommentaren gesehen habe... Aber 40 Leute aus 20 Autos können da wirklich spazieren gehen, ohne sich die Füße plattzutreten....
Die Stadt Viersen kontrolliert das Kontaktverbot derweil mit Drohnen. Überall dorthin, wo es zu unerwünschten Personenansammlungen kommt, werden Streifenwagen geschickt. Die Stadt Bonn hat eine Hotline beim Ordnungsamt eingerichtet, über die Bürger anrufen können, falls sie Verstöße etwa in ihrer Nachbarschaft wahrnehmen. Der Stadtdirektor ermunterte zu diesen umstrittenen Meldungen, da es sich nicht um Kavaliersdelikte handele, sondern um mögliche Straftaten.
Es gab mehrfach Bußgelder wegen Grillpartys, bei denen die Gäste je 250 Euro und der Gastgeber 1000 Euro zu zahlen hatte. An einer Grillhütte (=öffentlicher Platz) kostet es 450 Euro pro Person, falls mehr als zwei Personen anwesend sind. Dies entspricht dem jeweiligen Höchstsatz nach NRW-Bußgeldkatalog. Grillen auf dem eigenen Grundstück ist zwar weiterhin erlaubt, es dürfen dabei aber nur Personen des eigenen Haushalts teilnehmen!
In Bayern gilt ja nicht die Kontaktsperre, sondern eine Ausgangsbeschränkung. Die Menschen dürfen daher die eigene Wohnung nur noch verlassen, wenn sie dafür einen triftigen Grund haben. Dazu gehört etwa der Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe oder Arztbesuche. Das Treffen etwa mit Freunden gehört nicht dazu. Kurze Spaziergänge bzw. sportliche Betätigung im Freien bleiben noch möglich. Keine sportliche Betätigung ist hingegen etwa ein Sonnenbad auf der Liegedecke, ein Picknick auf der Wiese oder das Lesen eines Buches auf der Parkbank. Ruhende Aktivitäten sollten ca. 10 Minuten nicht überschreiten – ein kurzes Verschnaufen auf der Bank während des Spaziergangs ist also weiterhin erlaubt. Es darf eben nicht der Eindruck entstehen, dass man sich für längere Zeit außerhalb der Wohnung irgendwo niederlässt bzw. aufhält.
Auch hier in NRW werden Ausflugsziele gezielt gesperrt, falls sie in den zurückliegenden Tagen dadurch aufgefallen sind, dass es zu unerwünschten Ansammlungen oder zu starker Frequentierung gekommen ist. Selbst in der eher waldreichen Eifel wurden bereits Narzissenwiesen gesperrt, weil es schlicht zu viele Menschen auf den dortigen Wanderwegen gab. In NRW wurde die aktive Touristikwerbung übrigens vollständig eingestellt, um nicht auch noch unnötig zu Ausflügen zu animieren.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von zickzack im Beitrag #903Gibt ja auch noch andere Meinungen:
DAS sind genau die Dinge, welche viele Menschen (natürlich auch mich) ziemlich verunsichern. Zur Zeit geistern so einige "Prof. Dr. wer auch immer" durch die Gegend, wobei Prof. Drosten wohl immer noch DIE Instanz darstellt. Allerdings zofft er sich ein wenig mit einem Prof. Kekulé, der wohl in dem einen oder anderen Punkt nicht so ganz mit Drosten übereinstimmt. Dann melden sich diverse Chefärzte oder Institutsdirektoren aus dem Bereich Virologie / Toxikologie / wie z.B. Prof. Hendrick Streeck zu Wort. Und alle diese mit Sicherheit wahnsinnig schlauen und erfahrenen Ärzte kriegen es untereinander NICHT hin, eben diese Verunsicherung nicht noch spiralförmig nach oben zu treiben. Nebenbei: von Prof. Hockertz habe ich bisher noch nie etwas gehört. Dafür aber in meiner örtlichen Tageszeitung von Dr. Jürgen Rissland vom Uni-Klinikum des Saarlandes, der eine noch drastischere Beschränkung anmahnt, sollten die Infektionszahlen nicht baldigst zurückgehen. Wie heißt es in der Juristerei? 2 Juristen, 3 Meinungen.
Natürlich halte ich mich (soweit es mir möglich ist) an die vorgegebenen Maßnahmen, ich trage Einmalhandschuhe beim Einkaufen und oft noch eine Maske dazu, falls ich der Ansicht bin, es tummeln sich 2 Menschen oder mehr auf ca. 10 m². Und obwohl ich ganz persönlich diese alltäglichen Beschränkungen auf Grund einer relativ "komfortablen" Situation noch über Wochen durchhalte, ohne am Rädchen zu drehen, habe ich momentan doch ein wenig von diesem Corona-Gedöns die Schnauze voll. Also habe ich beschlossen: 1 mal täglich Nachrichten gucken und ansonsten keine Maybrit und keine Maischberger mehr und gut isses.
Wenn man sich mit den eigenen Gebrechen an Fachärzte wendet, sind verschiedene Meinungen auch nicht ungewöhnlich. Letztendlich muss man sich für eine Meinung entscheiden. Jetzt wo die Meinung von Herrn Drosten die vorherrschende ist, würde ich es für vernünftig halten, konsequent dabei zu bleiben. Ein Schlingerkurs wäre würde weder zu mehr Akzeptanz führen, noch würde eine bessere Wirkung dadurch erzielt. Das Risiko bleibt natürlich, dass wir aufs falsche Pferd setzen, aber eine bessere Möglichkeit sehe ich nicht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich persönlich denke, dass die Problematik auch darin besteht, wie man letztlich mit der Zahl der zu erwartenden Todesopfer umgehen soll. Was viele völlig verdrängen, ist eben, dass letztlich jeder Infizierte immer individuell seinen Kampf gegen das Virus zu führen hätte. Und manche verlieren diesen Kampf. Es spielt dabei weniger eine Rolle, ob man die Todesfälle (bzw. Infektionen) nun über vier, sechs, zehn oder achtzehn Monate verteilt.
Denn eines muss immer deutlich vor Augen stehen: eine ausreichende Zahl an Intensivbetten kann letztlich nur noch weitere Todesfälle aufgrund nicht mehr möglicher Behandlung verhindern! Selbst dann, wenn immerzu eine optimale Behandlung möglich ist, wird ein ganz bestimmter Prozentsatz der Infizierten letztlich auch an Corona sterben.
Bei einer kompletten sog. „Durchseuchung“ würden hierzulande vielleicht 50 Millionen Menschen infiziert. Eben im Laufe der Zeit. In Deutschland sterben aktuell 1,4 % der Infizierten, in Spanien 9,3 % und in Italien sind es 12,3 % . In China sollen es 4 % gewesen sein, weltweit 5,4 %. Nimmt man für Deutschland auf Dauer nur 0,5 %, wären dies ja immer noch 250.000 Todesopfer. Setzt man die Dunkelziffer bei den Infektionen jetzt mit dem Fünffachen an, wären es noch 50.000 Todesopfer.
Um die Zahl dieser Todesopfer wirklich zu senken braucht es eben wirksame Medikamente zur Behandlung und/oder im Idealfall einen Impfstoff. Punkt.
Von daher denke ich, wird man sich letztlich mit dem Virus arrangieren. Maßnahmen werden also sicher wieder gelockert werden, aber eben nicht bis hin zum Normalzustand früherer Tage. Man wird also wieder in Geschäften einkaufen gehen. Oder in Restaurants essen. Oder auch Schule oder Uni besuchen. Nur wird eben alles vom Ablauf anders sein als gewohnt. Und man wird trennen zwischen Genesenen, Risikogruppen, Nichtrisikogruppen und noch zu Infizierenden…
Dieses „arrangieren“ mag zynisch klingen. Aber auch bei der Grippewelle von 2017/18 gab es in Deutschland etwa 25.100 bzw. monatlich 2090 Tote. Wie viele davon hätte man vermeiden können – eben durch Schul- und Geschäftsschließungen oder Kontaktsperren zur Grippezeit?
Man kann also darüber spekulieren, ab welcher sich einstellenden Todesrate die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte in Deutschland mitbestimmender werden. Bis Ende 2021 sehe ich daher einen sich öfter verändernden Mix aus medizinischen, sozialen und wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Und mit Blick auf das Virus eben auch steuernden Maßnahmen. Wir stehen erst am Anfang des Umgangs mit dem Virus und das Virus gibt mit all seinen Auswirkungen aktuell noch den Takt für alle vor. Soziale Verwerfungen und internationale Krisen dürften ebenso folgen wie es weitere Virenwellen könnten. Dies alles bis 2021 irgendwie aussitzen können wird man jedenfalls nicht; weder zu Hause noch bei den Entscheidungsträgern. Ja, es wird eine Zeit nach Corona geben, aber sie wird etwas anders sein.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Die Ziele Durchseuchung und Abflachen der Kurve lassen sich schwer gleichzeitig bewältigen. Für letzteres braucht es den Shutdown, den man aus verschiedenen Gründen nicht unbegrenzt aufrecht erhalten kann. Das Gegenteil hat die Überforderung der Gesundheitssysteme zur Folge, mitsamt der Hunderttausenden von Toten. Das Dilemma wird auch in dem MaiLab-Video beschrieben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Im wesentlichen geht es vermutlich auch darum (zumindest bei uns), dass die Regierungen (Bund und Länder) jetzt Handlungswillen und -fähigkeit demonstrieren und einen Weg aufzeigen, wie man mit relativ einschneidenden Maßnahmen die Situation dauerhaft unter Kontrolle halten kann (relativ niedrige aber kontinuierliche Ansteckungsrate im Rahmen der klinischen Kapazitäten bis ein Impfstoff zugelassen ist, das kann aber wohl ein Jahr oder länger dauern). Aufgrund einer zunehmenden Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Situation wird die Stimmung in der Bevölkerung aber vermutlich innerhalb von einigen Wochen kippen und die Bereitschaft wachsen, im Gegenzug für die Aufhebung der meisten Maßnahmen das (solange kein Impfstoff zur Verfügung steht) Unvermeidliche in Kauf zu nehmen, nämlich 200.000 oder mehr Tote, darunter aber vorwiegend Risikopatienten. Diesen Weg direkt zu beschreiten (siehe Großbritannien zu Beginn) wäre politischer Selbstmord gewesen, denn dann kreidet die Bevölkerung die Todesfälle den politischen Entscheidungsträgern an. Der Hinweis, dass ein mehrmonatiger faktischer Shutdown samt erwartbarer massiver Pleite- und Insolvenzwelle ebenfalls Opfer fordern wird (Suizide, häusliche Gewalt), lässt sich ja nicht von der Hand weisen.
Meine Kollegen und ich wurden heute schriftlich über das Verfahren der "Triage" instruiert, falls die Kapazitäten ausgeschöpft sind. Wir müssen da auch eventuell eine Vorauswahl treffen. Ich bilde mir momentan ein, damit klarzukommen, aber es gibt Kolleginnen, die das ziemlich mitnimmt. Nicht schön.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ja, das Thema Triage kenne ich auch von einem Rettungssanitäter, mit dem ich in Köln gearbeitet habe. Zwar nicht bezogen auf eine Klinik, wohl aber auf eine Art Sanitätsübung. Bei einem recht großen Unglück (z.B. Zugunglück) können ja auch nicht alle zugleich und sofort in Krankenhäuser weggefahren werden. Da werden dann die Personen am Unfallort mit farbigen Symbolen versehen: Rot für die ganz dringenden Fälle, Gelb für schwerer Verletzte, Grün für Leichtverletzte. Blau wären jene, deren Überlebenschance nur so gering ist, dass sie nicht mehr medizinisch versorgt werden, sondern nur noch Sterbehilfe erhalten. Und Schwarz kennzeichnet die Toten. Bei 200 Verletzten und jeweils so mindestens 20 Sekunden Check wäre ein einzelner Arzt schon eine Stunde beschäftigt. Da müssen dann auch die ersten Rettungskräfte quasi mit über Leben und Tod entscheiden und somit bestimmen, wer zuerst weggefahren wird und wer sterbend dort liegenbleiben muss. So etwas dürfte in real eine sehr belastende Sache sein.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Berthold, was tragen die Leute bei euch in der ZNA? Wir dürfen hier im Tagesgeschäft keine FFP2- Masken tragen, sondern nur MNS. Erst bei einem Verdachtsfall sollen wir FFP2, bei bestätigten Fällen FFP3 tragen. Als ob es noch die "Risikogebiet" gäbe oder als ob die Frage nach Kontakt zu gesichert infizierten Personen noch sinnvoll wäre.