Nun, erläutert wurde die Zwischenbilanz der Studie von den drei Professoren Dr. Hendrik Streeck, Dr. Martin Exner und Dr. Gunther Hartmann. Auf die Frage eines Journalisten, wie lange denn nach einer Erkrankung mit dem Virus Immunitäten anhalten würden, war es wohl Dr. Gunther Hartmann, der erläuterte, dies wären bei Viren unterschiedlich lange Phasen zwischen 6 und 18 Monaten.
Es wurden auch 4 Phasen benannt, die nach der Vierphasen-Strategie der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) nun implementiert werden sollten:
Phase 1: Gesellschaftliche Quarantänisierung mit dem Ziel der Eindämmung und Verlangsamung der Pandemie und Vermeidung einer Überlastung der kritischen Versorgungsstrukturen insbesondere des Gesundheitsversorgungssystems Phase 2: Beginnende Rücknahme der Quarantänisierung bei gleichzeitiger Sicherung hygienischer Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen. Phase 3: Aufhebung der Quarantänisierung unter Beibehaltung der hygienischen Rahmenbedingungen Phase 4: Zustand des öffentlichen Lebens wie vor der COVID-19 Pandemie (Status quo ante).
Nach Angabe von Prof. Dr. Martin Exner befinden wir uns aktuell am Beginn von Phase 2.
Ergänzend sie gesagt, dass es sog. Teilimmunitäten gibt. Die Immunität nimmt also im Laufe von etwa Grippewellen immer weiter zu, je öfter der Körper bzw. sein Immunsystem die Viren erfolgreich abgeblockt hat.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Durch die Hygienemaßnahmen erhofft man sich auch eine geringere Gesamtmortalität:
„Durch Einhalten von stringenten Hygienemaßnahmen ist zu erwarten, dass die Viruskonzentration bei einem Infektionsereignis einer Person so weit reduziert werden kann, dass es zu einem geringeren Schweregrad der Erkrankung kommt, bei gleichzeitiger Ausbildung einer Immunität.
Diese günstigen Voraussetzungen sind bei einem außergewöhnlichen Ausbruchsereignis (superspreading event, z.B. Karnevals-Sitzung, Apres-Ski-Bar Ischgl) nicht gegeben. Mit Hygienemaßnahmen sind dadurch auch günstige Effekte hinsichtlich der Gesamtmortalität zu erwarten.“ (aus der COVID-19 Case-Cluster- Study (Gemeinde Gangelt) der Universität Bonn. 9.04.2010)
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Zitat von akri im Beitrag #1022Auf die Frage eines Journalisten, wie lange denn nach einer Erkrankung mit dem Virus Immunitäten anhalten würden, war es wohl Dr. Gunther Hartmann, der erläuterte, dies wären bei Viren unterschiedlich lange Phasen zwischen 6 und 18 Monaten.
Bei vielen Viren (z.B. Masern) gibt es eine lebenslange Immunität nach einmaliger Exposition, deshalb scheint mir das momentan noch recht spekulativ zu sein.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Grundsätzlich würden zukünftige Infektionen dann doch auch schwächer verlaufen, oder? Bei der spanischen Grippe geht man ja davon aus, dass die Ü50 Generation aufgrund des Auftretens eines ähnlichen, aber schwächeren Erregers Jahrzehnte zuvor häufig trotz Infektion glimpflich davonkam.
Grundsätzlich finde ich diesen Ansatz ja richtig, zukünftig die Risikogruppen weiter zu schützen, während der Rest der Bevölkerung wieder relativ normal dem Alltag nachgeht. Klingt aber alles leichter als es ist. Was ist mit vorerkrankten Elternteilen (vielleicht sogar alleinerziehend), z.B. mit schwerem Asthma, wenn die Schulen und Kindergärten wieder öffnen? . Ich habe immer den Eindruck, es wird diesbezüglich fast nur über Senioren diskutiert.
Professor Ortwin Adams (Virologische Diagnostik am Uniklinikum Düsseldorf) gab an, dass es höchst ungewöhnlich wäre, wenn man nach kurzem Abstand zu einer überstandenen Infektion eine neue erleiden würde. Dies könne sich aber ändern, da je nach Mutationsstärke eines Erregers auch keine volle Immunität mehr besteht.
Immun wird man, wenn der menschliche Körper bzw. dessen Immunsystem Antikörper bildet. Immer dann, wenn ein Virus sich durch Mutation etwas verändert, helfen gebildete Antikörper nicht oder nur noch bedingt gegen das Virus.
Man geht beim Coronavirus Sars-CoV-2 davon aus, dass es nicht besonders stark mutiert. Aus der Erfahrung mit anderen respiratorischen Viren wisse man, dass eine Immunität einige Jahre halten könne. Eine Neuinfektion nach ein, zwei Jahren könne man aber nicht ausschließen. Viren würden nicht nur einmal kommen und für immer verschwinden, sondern die Erreger ändern sich immer ein wenig, die Immunität gegen sie lässt nach und die Viren zirkulieren auch weiter in der Bevölkerung - wenn auch auf einem deutlich niedrigeren Niveau.
Mit der Zeit lasse die Immunität somit nach. Aber der Körper habe immer noch eine Teilimmunität und kann deutlich schneller als noch beim ersten Mal auf die Infektion reagieren, da er das Virus schon kennt. So wären die allermeisten Menschen etwa gegen Influenza nur teilimmun, aber es fällt dem Körper leichter, gegen die Viren anzukämpfen.
Die Mutationsrate des Masern-Virus ist extrem gering. In Mitteleuropa kommen seit Jahrzehnten nur zwei Genotypen (B3 und D8) vor. Durch eine einmalige Impfung oder Infektion ist man daher sein Leben lang gegen Masern vollständig immun und nicht nur teilimmun. Es gibt beim Masernvirus einen sehr stabilen Serotyp (Oberflächenmerkmal des Erregers), weshalb gegen Masern ein gut wirksamer Impfstoff hergestellt werden konnte. Neue Masernausbrüche in der Schweiz und in Niederbayern wurden 2006/2007 durch den aus Thailand oder Kambodscha stammenden Genotyp D5 verursacht, der in Mitteleuropa nur in wenigen Einzelfällen auftritt.
Das Virus SARS-CoV-2 („Corona-Virus) mutiert häufiger. Aber nicht so oft wie Influenza-Viren. Dennoch haben Virologen von deCODE Genetics (Íslensk erfðagreining, Island) bei den Infizierten aus diesem Land bis zum 24. März 2020 bereits vierzig verschiedene Mutationen festgestellt. Eine betroffene Person war gar mit zwei verschiedenen Ausprägungen von SARS-CoV-2 infiziert.
Das Virus H6N1 war ein seit 1972 unter Hühnern in Taiwan grassierendes Vogelgrippe-Virus. Eine Genmutation im Hämagglutinin-Protein seiner Oberfläche ermöglichte es dem Virenstamm, im Mai 2013 erstmals eine 20-jährige Patientin anzustecken. Sie kam mit typischen Grippesymptomen ins Krankenhaus (hohes Fieber, trockener Husten und Atemnot). Die Ärzte stellten fest, dass erst die Mutation ein Andocken an den Rezeptor SAα-2,6 im oberen Atemwegstrakt ermöglichte. Auch das Influenza-A-Virus H7N9 („Vogelgrippe“) wurde 2013 in China von Vögeln erstmals auf Menschen übertragen. Seit dem Jahr 2017 gibt es hochpathogene Varianten des Virus. Der WHO-Sprecher Keiji Fukuda bezeichnete H7N9 am 24. April 2013 als eines der „most lethal influenza viruses we have seen so far“. Es sei zu erwarten, dass Menschen aller Altersgruppen und weltweit für H7N9-Mutationen anfällig seien und dass übliche Impfstoffe keinen Schutz gegen die Viren bieten. Noch vor einer H7N9-Mutation hat SARS-CoV-2 nun alos belegt, das dem so sein kann.
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Ich wundere mich, dass immer die Spanische Grippe als Vergleich herangezogen wird und nicht die Hong-Kong-Grippe von 1968 bis 1970. Damals gab es weltweit etwa 1.000.000 Tote vielleicht sogar 2.000.000. In Deutschland etwa 40.000, aber die Zahl ist unsicher, weil man damals nicht so planvoll vorging wie heute.
Das unaussprechlich Innige aller Musik, vermöge dessen sie als ein so ganz vertrautes und doch ewig fernes Paradies an uns vorüberzieht, so ganz verständlich und doch so unerklärlich ist, beruht darauf, daß sie alle Regungen unseres innersten Wesens wiedergibt, aber ganz ohne die Wirklichkeit und fern von ihrer Qual. (Arthur Schopenhauer)
Die Spanische Grippe (1918/19) ist wohl deshalb von so großer Bedeutung, weil ihr mehr Menschen zum Opfer fielen als bei Kämpfen im Ersten Weltkrieg. Es gibt da Schätzungen zwischen 25 und 50 bis zu 100 Millionen Todesopfern. In Samoa etwa starb ein Fünftel der Bevölkerung.
In der Bundesrepublik Deutschland verursachte die Asiatische Grippe 1957 rund 30.000 Todesopfer und die Hong-Kong-Grippe 1969/70 etwa 40.000 Todesopfer. Dies sind Schätzzahlen, da es damals keine Fallzahlermittlung gab und viele Fälle wohl auch als „Lungenentzündung“ bezeichnet wurden. Auch die Grippewelle von 2017/18 kostete in Deutschland 25.100 Menschen das Leben. Es gab damals rund 9 Millionen Arztbesuche aufgrund von Grippe (und 5,3 Millionen Arbeitsunfähigkeiten).
Anno 1957 hatte man wohl noch andere Sorgen als Grippewellen. Beim Südwestfunk etwa gab es in dieser Zeit nur einen Bericht zur Pandemie. Es ging – natürlich – um Folgen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben. Damalige Vorsorgemaßnahmen: das Gurgeln mit Wasserstoffsuperoxid und das Einnehmen formalinhaltiger Tabletten (Formaldehyd).
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Zitat von akri im Beitrag #1026Professor Ortwin Adams (Virologische Diagnostik am Uniklinikum Düsseldorf)
Guck mal an, der hat mich im 3. StEx geprüft. Meine Frage nach einer Quelle wird zwar wieder mit einer Nacherzählung von Fakten aus unklarer (anderer?) Quelle beantwortet, aber es ergibt sich ein schlüssigeres Bild. Allein anhand der Mutationsrate lässt sich eine zukünftige Immunität aber nur sehr ungefähr schätzen. Neben der Frage, ob möglicherweise mehrere Stämme eingeschleppt wurden, müsste man herausfinden, ob es ein diesen Stämmen gemeines, ggf. recht stabiles Protein gibt, an dem ein dann auch prospektiv gut wirkender Impfstoff angreifen könnte.
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Sorry Berthold, meine „Quelle“ war wie gesagt eine Äußerung von Prof. Dr. Gunther Hartmann (Uni Bonn) während der heutigen NRW-Pressekonferenz zur Vorstellung der Zwischenbilanz der Corona-Studie Heinsberg.
Du kannst das hier kurz nachhören – ab 42:30 …
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Zitat von akri im Beitrag #1028Die Spanische Grippe (1918/19) ist wohl deshalb von so großer Bedeutung, weil ihr mehr Menschen zum Opfer fielen als bei Kämpfen im Ersten Weltkrieg. Es gibt da Schätzungen zwischen 25 und 50 bis zu 100 Millionen Todesopfern. In Samoa etwa starb ein Fünftel der Bevölkerung.
Nur ist diese Zeit - 1918/19 - ja kaum mit heute vergleichbar - die medizinische Versorgen ist viel besser, die Kommunikationswege,... eigentlich alles.
1968/70 liegt dagegen noch nicht so weit zurück und bietet sich als daher als Vergleich viel eher an.
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Zitat von akri im Beitrag #1022Auf die Frage eines Journalisten, wie lange denn nach einer Erkrankung mit dem Virus Immunitäten anhalten würden, war es wohl Dr. Gunther Hartmann, der erläuterte, dies wären bei Viren unterschiedlich lange Phasen zwischen 6 und 18 Monaten.
Bei vielen Viren (z.B. Masern) gibt es eine lebenslange Immunität nach einmaliger Exposition, deshalb scheint mir das momentan noch recht spekulativ zu sein.
Sind das wirklich so viele? Mir scheinen das eher wenig zu sein angesichts der wenigen Impfungen und der vielen viralen Erkrankungen.
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Neben den Masern erzeugen auch Infektionen mit Hepatitis A eine lebenslange Immunität. Auch eine Infektion mit Röteln (Parvovirus B19) erzeugt i.d.R. lebenslange Immunität Keuchhusten hinterlässt eine lang andauernde, aber nicht immer lebenslange Immunität. Eine Pockenimpfung erzeugt ebenfalls eine lebenslange Immunität.
Auch beim Scharlach sorgt eine Infektion für eine lebenslange Immunität. Aber leider nur gegen die spezifische Art von Streptokokken, die die Erkrankung ausgelöst hat. Es gibt nämlich eine große Zahl von Untergruppen der A-Streptokokken. Und so können immer wieder neue Infekte auftreten. Mit der Folge, dass man in seinem Leben auch mehrfach an Scharlach erkranken kann und es keinen Impfstoff gibt.
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Streptokokken sind doch Bakterien und keine Viren.
Und wird Keuchhusten nicht ebenfalls von Bakterien verursacht und nicht von Viren?
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