Zitat von Lumich im Beitrag #320- ein Kommentar, über unseren medialen Umgang mit dem Krieg in der Ukraine, wie er dieser Tage wohl nur von ihm zu hören ist. Durchaus bedenkenswert und absolut richtig m.Mn., auch wenn es mich erst einmal ratlos zurücklässt.
Das mag wohl einerseits richtig sein, andererseits ist es müßig, darüber zu diskutieren. Auch in den normalen Berichterstattungen werden die Worte HeldIn inflationär gebraucht, und seien es nur HeldInnen des Alltags. Menschen brauchen Identifikationsfiguren, die sind, wie sie gerne sein wollen. Und es werden ja nicht nur die kämpfenden Männer abgefeiert, auch die Widerständlerinnen werden ausgiebig gewürdigt. Aber solange es Kriege gibt, wird diese Art der Berichterstattung auch nicht aussterben, zumindest nicht, wenn die Sympathien eindeutig verteilt sind; im Irakkrieg wäre das wohl schwierig gewesen.. Mich überrascht eher, daß sich da jemand darüber wundert.
Naja, ich erinnere mich, wie es hierzulande für allgemeine Belustigung sorgte, als Putin seine Topless-Bilder auf dem Pferd oder mit Tiger veröffentlichte. Jetzt sehen wir, wie eigentlich überkommen geglaubte Heldennarrative, die innerhalb der Ukraine durchaus ihren Zweck erfüllen mögen, hier 1 : 1 weitergetragen werden. Möglicherweise ist das nicht überraschend, aber doch bemerkenswert. Als Sozialpsychologe macht Harald Welzer m.M.n. seinen Job richtig, wenn er daran erinnert, selbst wenn das augenblicklich ein Nischenthema sein mag.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #331 Naja, ich erinnere mich, wie es hierzulande für allgemeine Belustigung sorgte, als Putin seine Topless-Bilder auf dem Pferd oder mit Tiger veröffentlichte
Eben weil das Friedenszeiten waren und da auf einmal einer das wildgewordene Alphamännchen aus den 1920er - Jahren spielte. Das wurde jetzt von der Realität überholt. Ich kann mir auch kein adäquates Mittel vorstellen, wie sich Selenskyij oder die Klitschkos sonst präsentieren sollten. Man muß bedenken, daß die in erster Linie zum eigenen Volk sprechen und ihren Widerstandsgeist festigen wollen. Ohne archaische Mittel und Pathos geht Widerstand nicht. Menschen sind nunmal so gestrickt; wenn ich mir anschaue, was auf Demos zum 1. Mai an Parolen geschwungen wird, unterscheidet sich das auch höchstens marginal.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Sehr interessant, wieviel Macht die USA gegen China haben. Mir war nicht bewusst, dass die US-Exportkontrollen nicht nur amerikanische Unternehmen betreffen, sondern all jene Firmen weltweit, die amerikanische Software oder Technologie benutzen, um ihre Produkte herzustellen.
Zitat von Lumich im Beitrag #331 Naja, ich erinnere mich, wie es hierzulande für allgemeine Belustigung sorgte, als Putin seine Topless-Bilder auf dem Pferd oder mit Tiger veröffentlichte
Eben weil das Friedenszeiten waren und da auf einmal einer das wildgewordene Alphamännchen aus den 1920er - Jahren spielte. Das wurde jetzt von der Realität überholt. Ich kann mir auch kein adäquates Mittel vorstellen, wie sich Selenskyij oder die Klitschkos sonst präsentieren sollten. Man muß bedenken, daß die in erster Linie zum eigenen Volk sprechen und ihren Widerstandsgeist festigen wollen. Ohne archaische Mittel und Pathos geht Widerstand nicht. Menschen sind nunmal so gestrickt; wenn ich mir anschaue, was auf Demos zum 1. Mai an Parolen geschwungen wird, unterscheidet sich das auch höchstens marginal.
Welzer bezieht sich da weniger auf die Ukraine als auf uns. Hier wird das Heldennarrativ unhinterfragt weitergetragen, und eine Notwendigkeit dazu ist nicht zu erkennen.
(Btw.: 1.Mai-Pariolen waren noch nie repräsentativ für irgendetwas außerhalb der Autonomen-Blase. Ein beliebter Spruch, der hier regelmäßig skandiert wird, lautet: „Ganz Berlin hasst die Polizei!“ Da ist es völlig unerheblich, welches Verhältnis man selbst zur Polizei pflegt, aber dass das einfach nur blanker Unsinn ist, sollte eigentlich allen klar sein.)
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Automobilsektor Volkswagen Daimler Truck Mercedes-Benz Group BMW Renault Volvo Cars, General Motors (GM) Ford Motor Mitsubishi Toyota Harley Davidson Jaguar Land Rover Aston Martin Continental
Elektronik Sony Nintendo
Energie BP Shell Exxon Mobil Total Equinor OMV Uniper
Derweil kommen Enteignungen ins Gespräch, hier wie da.
ZitatRussland droht westlichen Unternehmen mit Verstaatlichung Westlichen Unternehmen, die wegen Russlands Krieg gegen die Ukraine das Land verlassen, droht nun eine Verstaatlichung ihrer Betriebe und Produktionsstätten. Die Firmen würden "praktisch ihre Kollektive ihrem Schicksal" überlassen, sagte der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew. Die russische Regierung arbeite deshalb an Schritten, um eine Insolvenz der Unternehmen und dann eine Nationalisierung des Besitzes in die Wege zu leiten, sagte der Vize-Chef des russischen Sicherheitsrates. Auf "Grundlage des von den Investoren in Panik» zurückgelassenen Vermögens müsse eine neue Produktion aufgebaut werden, meinte Medwedew. «Solch eine Herangehensweise ist objektiv und gerecht."
ZitatDiepholzer Landrat fordert Enteignung von riesigem Gasspeicher • Größter Gasspeicher Westeuropas steht in Rehden im Landkreis Diepholz • Speicher gehört zu russischem Gaskonzern • Aufgrund von drohender Gasknappheit: Landrat schlägt Enteignung des Speichers vor
Auch wenn es in diesem Fall nur um Durchreise geht, nicht um Einreise, hat Dänemark in den letzten Jahren seine Einwanderungs- und Asyl-Gesetze bis zur Unbrauchbarkeit verschärft, und das obwohl (oder gerade weil) sie schon vorher weit weniger betroffen waren als andere europäische Länder.
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Dänemark hat nach eigenen Angaben Korrekturen an der Integrationspolitik vorgenommen. Man habe früher zu wenig von den Menschen gefordert, die in das Land gekommen sind.
Viel zu wenige Einwanderer können sich daher selbst versorgen, wenige sprechen die dänische Sprache und leben in Parallelgesellschaften, ohne am dänischen Alltag teilzunehmen.
Die frühere Integrationsministerin der rechtsliberalen Venstre-Partei hat daher in ihrer Amtszeit auch gleich 89 Gesetzesverschärfungen umgesetzt. Das Ziel war Abschreckung. Ministerin Inger Støjberg: „Ich will Dänemark unattraktiv für Asylsuchende machen. Deshalb wird es noch weitere Verschärfungen geben – die bisherigen waren jedenfalls alle notwendig.“
Beispiel: das Schmuckgesetz von 2016 Dänische Polizisten durften Asylsuchenden an der Grenze Schmuck und Bargeld oberhalb einer Summe von EUR 1.300 Euro abnehmen, um so deren Aufenthalt mitzufinanzieren.
Beispiel: für Flüchtlinge gab es nur noch eine Integrationshilfe von EUR 800 pro Monat, während die Sozialhilfe in Dänemark etwa doppelt so hoch ist. Die Zahl der Asylanträge in Dänemark ging auf unter 1000 pro Jahr zurück.
Beispiel: die sog. Ghettoliste. Auf dieser Liste landen in Dänemark Wohngebiete, wenn sie von mehr als 50 % Menschen aus „nicht westlichen Ländern“ bewohnt werden. Und wenn bestimmte Kriterien hinsichtlich Kriminalität, Bildungsstand, Arbeitslosigkeit und Einkommen erfüllt sind. Etwa wenn mehr als 40 % nicht berufstätig sind. Oder wenn Straftaten dreimal häufiger auftreten als im nationalen Durchschnitt. Oder wenn 30-60-Jährige zu über 60 % eine geringe Schulbildung haben. Oder wenn das Durchschnittseinkommen unter 55 % des regionalen Durchschnitts liegt.
Ist eine Gegend als Ghetto gelistet, greift ein Mix aus Zwangs- und Fördermaßnahmen. Es gibt dann z.B. einen Kitazwang für Kinder ab dem 1. Lebensjahr. Das Strafmaß für bestimmte Vergehen ist im Ghetto doppelt so hoch wie sonst in Dänemark. Ist ein Wohnbezirk fünf Jahre lang als Ghetto definiert, wird er zum „harten Ghetto“. Dann dürfen dort ggf. Wohnblöcke abgerissen werden. Um so etwa Mieter von billigen Sozialwohnungen zum Wegziehen zu zwingen. Neu gebaut werden Eigenheime oder Reihenhäuser, die sich viele nicht mehr leisten können.
2019 galten in Dänemark 28 Wohngebiete als „Ghettos“, davon 15 als „harte Ghettos“. 40 Wohngebiete wurden zudem als „Gefährdete Gebiete“ deklariert. Die Anzahl der Gebiete ist in den letzten Jahren zurückgegangen, weil die Kriminalität sank.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)