Unrealistisch kann man natürlich alles finden, was man in Wirklichkeit nicht will. Möglich ist es auf jeden Fall. Es müssten allerdings mehrere Baustellen auf einmal angepackt werden. Dazu gehört auch die Energieeffizienz und die damit verbundene Frage, wieviel Energie man überhaupt wofür erzeugen und verwenden möchte. Ich fürchte, auf dem Feld ist bisher noch nicht viel passiert.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Für Uran, Kohle oder Öl gibt es zumeist Schiffe als Transportmittel. Russland kann also ganz global dorthin verkaufen, wo es (neue) Abnehmer findet. Das Gas aus Russland kommt hingegen per Pipelines zum Empfänger und die kann man nicht schnell einmal in ganz andere Länder verlegen. Von daher wäre der Verzicht auf Gas aus Russland sicher eine wirkungsvolle Maßnahme.
Man sollte beim Blick auf die „Gas-Alternativen“ aber auch bedenken, dass aktuell nur etwa 20 % des in Deutschland benötigten Erdgases für den Stromsektor benötigt wird. Allein 50 % dieses Bedarfs entsteht zudem durch Kraft-Wärme-Kopplung für Blockheizkraftwerke, die Prozesswärme für Heizungen oder Warmwasser ebenso erzeugen wie Strom. Nur 10 % vom importierten Erdgas könnten also überhaupt (kurzfristiger) durch andere Formen der Stromerzeugung ersetzt werden.
Denn immer noch wird rund die Hälfte des Erdgases schlicht für die Raumwärme genutzt, also das klassische Heizen per Gasbrenner. Der Rest wird zudem von der Industrie benötigt.
Ein Grad weniger Raumtemperatur spart 6 % Gasverbrauch ein. Würden etwa alle Haushalte und Büros im Verlauf des Winters zwei Grad weniger geheizt werden, könnte man 12 % Gas einsparen. So würde der gesamte Gasverbrauch bereits um 6 % sinken. Die Umstellung diverser Haushalte und Gewerbe komplett weg von der Gasheizung ist kein allzu leicht machbarer Weg. Es wird also so oder so auch um alternative Bezugsquellen gehen müssen.
Wichtig ist, zu bedenken, das man das Gas nicht einfach durch Strom ersetzen kann. Das ist ein eher langfristiges Thema, aber nichts, was in den nachsten zwei bis drei Jahren von Relevanz wäre.
Das größte indirekte Problem bei alledem ist aber, dass die Industrie letztlich mit steigenden Energiepreisen zu kämpfen hätte. Schon jetzt können „energiefressende“ Industriebereiche nur schwer mit den günstigen Energiekosten anderer Länder mithalten. Es lohnt sich dann schlicht nicht mehr, hier in Deutschland weiter zu produzieren bzw. Produktionsstätten im Ausland würden attraktiver.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von LFB im Beitrag #369Naja, verstanden schon, aber ich halte deine Meinung eben auch hier für selbstgerecht. Wenn die politische Ecke, die jahrelang gegen Atomkraft und Kohleenergie war, jetzt die Abhängigkeit von russischem Gas bei der Stromversorgung (als wind- und sonnenunabhängige Grundlast) kritisiert, passt das eben nicht.
@lumich: Du interpretierst da jetzt in meine Fragen Wünsche hinein, die es nicht gibt. Ich hoffe im Gegenteil, dass du Recht hast und meine Sorge unbegründet ist. Ich wünsche mir keine Atomkraft und auch kein „weiter so“. Wenn ich mir den politischen Betrieb und das Wahlverhalten in Deutschland so angucke, glaube ich bei allen frommen Wünschen halt aktuell nicht an das erneuerbare Wunder.
Zitat von akri im Beitrag #377Würden etwa alle Haushalte und Büros im Verlauf des Winters zwei Grad weniger geheizt werden, könnte man 12 % Gas einsparen. So würde der gesamte Gasverbrauch bereits um 6 % sinken.
Ich kenne die Faktenlage nicht, aber reden wir hier nicht zu 80% von der Zentralheizung im Keller eines Mehrfamilienhauses, die zudem auch den Warmwasserbedarf deckt. Ich kann mir vorstellen, das man da nicht so einfach die Temperatur der Heizug runterfahren kann, weil die gesamte Transportfunktion über Konvektion durchs Haus an eine dezidierte Temperatur gebunden ist. Sowas in der Art meine ich mitbekommen zu haben, als bei uns im Haus (Altbau) von 90° Heizung auf 70°-Heizung umgestellt wurde, und dann die Wohnungen im 5ten Stock nicht mehr warm wurden, und deswegen z.T Rohre und v.A. die Heizkörper getauscht werden mussten (ich persönlich war nicht betroffen, da wir im Erdgeschoss wohnen).
Glaube, meine Hausverwaltung arbeitet seit jeher an der Unabhängigkeit von russischem Gas. Hier ist es schon seit Jahren arschkalt, egal wie sehr ich das Thermostat aufreiße.
Gibt es nicht wahnsinnig viele Häuser mit Etagenheizungen? Meine Gastherme hängt im Bad, macht Wasser und Heizung warm, und lässt sich von mir ganz allein regulieren. (Übrigens so, dass mein Gasverbrauch offenbar unterdurchscnittlich ist, wie ich gerade feststellen durfte.) Ich nahm an, wenn man nicht gerade Fernwärme bezieht/ Ölheizungen hat, ist das fast immer so?
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von Quork im Beitrag #382Glaube, meine Hausverwaltung arbeitet seit jeher an der Unabhängigkeit von russischem Gas. Hier ist es schon seit Jahren arschkalt, egal wie sehr ich das Thermostat aufreiße.
Zitat von akri im Beitrag #377Würden etwa alle Haushalte und Büros im Verlauf des Winters zwei Grad weniger geheizt werden, könnte man 12 % Gas einsparen. So würde der gesamte Gasverbrauch bereits um 6 % sinken.
Ich kenne die Faktenlage nicht, aber reden wir hier nicht zu 80% von der Zentralheizung im Keller eines Mehrfamilienhauses, die zudem auch den Warmwasserbedarf deckt. Ich kann mir vorstellen, das man da nicht so einfach die Temperatur der Heizug runterfahren kann, weil die gesamte Transportfunktion über Konvektion durchs Haus an eine dezidierte Temperatur gebunden ist. Sowas in der Art meine ich mitbekommen zu haben, als bei uns im Haus (Altbau) von 90° Heizung auf 70°-Heizung umgestellt wurde, und dann die Wohnungen im 5ten Stock nicht mehr warm wurden, und deswegen z.T Rohre und v.A. die Heizkörper getauscht werden mussten (ich persönlich war nicht betroffen, da wir im Erdgeschoss wohnen).
Gemeint ist schlicht und einfach das Heizen in den Wohnungen bzw. Räumen selbst.
Jede Zentralheizung verfügt ja über einen Heizwasserbehälter. Die Gasheizung selbst hält das Heizwasser immer auf Betriebstemperatur. Das warme Wasser wird per Pumpe immerzu in einen Kreislauf geschickt. Wird dann ein Zimmer beheizt, durchströmt das Wasser den dortigen Heizkörper. Dieses Heizen entnimmt natürlich etwas Wärme aus dem Kreislaufsystem. Und der Gasbrenner muss dann das Wasser erneut hochheizen.
Wird im Zimmer die Temperatur abgesenkt, entzieht dies dem System weniger Wärme. Folglich muss auch der zentrale Brenner weniger oft das Wasser nachheizen.
Es geht also nicht darum, die Betriebstemperatur der Heizungsanlage selbst zu senken.
Sondern die Temperatur in den einzelnen Wohnräumen. Wird gar nicht mehr geheizt, beschränkt sich der Gasverbrauch af die Warmwassererzeugung.
Will man also Gas einsparen, ist es angebracht, möglichst wenig Warmwasser zu verwenden. Und eben möglichst wenig bzw. nicht übertrieben zu heizen.
Das von dir erwähnte Problem mit niedrigen Betriebstemperaturen betrifft ja z.B. auch die Wärmepumpenanlagen. Viele Häuser sind darauf nicht vorbereitet, weil die bestehenden Heizkörper schon allein von den Heizflächen her dazu ungeeignet sind. Neben einer Wärmepumpenanlage muss man daher oft auch alle Heizkörper austauschen bzw. deren Heizfläche vergrößern... (aka je höher die Betriebstemperatur, desto kleiner können die verwendeten Heizkörper sein)
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Gut, vielleicht wieder ein eher subjektives Problem (zumindest burnedcake wird meine Auffassung nicht teilen), aber mich stört im Moment, dass die ansonsten sehr gute Grundschule meines Sohnes (und vom Hörensagen mit anderen Eltern auch andere Schulen in der Umgebung) angesichts des Krieges offenbar wieder in alte pazifistische Muster verfällt und die wesentliche Aufarbeitung der Geschehnisse jetzt ernsthaft darin besteht, mit den Kindern stundenlang alte Tränenzieher wie "Give peace a chance" und "Imagine" einzuüben, bald soll es dazu auch eine Schulvorführung geben. Ich bin davon überzeugt, dass man auch Kindern im Grundschulalter die banale Wahrheit zumuten könnte, dass das Einstellen der Kampfhandlungen durch Russland Frieden bedeuten würde, die Einstellung der Kampfhandlungen durch die Ukraine aber deren Zwangsannexion durch das Putin'sche Russland, was niemand ernsthaft wollen kann. Diese Feinheiten gehen aber unter, wenn man sich auf pazifistische Parolen beschränkt. Kann aber natürlich auch sein, dass mein gewohnt wortkarger Sohnemann diesen komplexeren Teil der Aufarbeit zu Hause nicht groß erzählt.
du hältst ernsthaft die erziehung von grundschulkindern zum pazifismus für problematisch? stattdessen soll man da mit feinheiten und komplexer aufarbeitung kommen? ich bitte dich, was verlangst du da von kindern?
Ja, ich halte es selbstverständlich für falsch, angesichts eines Angriffskrieges in unserer Nachbarschaft Gewaltfreiheit als Lösung zu propagieren, auch falls dies nur in Form von diesen schrecklichen John Lennon Songs geschieht. Kinder sind durchaus in der Lage, politische Zusammenhänge zu verstehen, in diesem Fall könnte man ihnen beispielsweise die Notwendigkeit einer eigenen Verteidigungsfähigkeit zur Abschreckung, wenn man in Frieden leben möchte, vermitteln. Dass zb bei Facebook derzeit ein beachtlich großer "Was geht uns die Ukraine an? Wenn wir uns raushalten, haben wir auch weiterhin Ruhe"-Mob sein Unwesen treibt, ist für mich eine Folge dieser hierzulande seit Jahrzehnten vorherrschenden pazifistisch-simplifizierenden Aufarbeitung von Konflikten. Da müssten wir als Gesellschaft mal aus der Komfortzone raus (was meines Erachtens ja in den letzten Wochen in einigen Aspekten durchaus gelungen ist, zb bei der überwiegenden Zustimmung zu den Waffenlieferungen an die Ukraine).
Ich kann das jetzt nur auf das eine Kind beziehen, das hier im Haushalt ist. Sie ist 7 Jahre, schaut jeden Tag Logo und ich muss da LfB recht geben: Auch hier sieht das Kind bisher nicht so viel Sinn im "Licht ausschalten" für Putin und dem Peace- Zeichen- machen aller Kinder auf dem Schulhof.
Vor wenigen Wochen - noch vor Beginn des Krieges in der Ukraine - gab es in der Zeit einen Kommentar, dass wir eine Konfliktscheue- und (bitte im richtigen Kontext lesen) Kriegsscheue- Generation sind und wir seit mehr als 75 Jahren damit aufwachsen, dass Reden schon hilft, dass der Dialog und die Diskussion ein Allheilmittel seien - dass dieses Verhältnis zur Konfrontation aber eben nicht durch die ganze Welt geteilt wird. Schon vor dem Krieg musste ich vorsichtig nicken und dem Autor recht geben - dessen Kommentar ich ad-hoch nicht finde.
Am Ende gipfelt das halt in einer Bundeswehr, die vor maroden Flotten steht, weil man das Konzept Verteidigung außer acht gelassen hat und man irgendwie davon ausging, dass es nur um Aufgaben im Inneren geht.
Übrigens: Ich war mit Freuden Zivilidienstleistender und würde es auch wieder machen.
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24.03.2022 20:54 (zuletzt bearbeitet: 24.03.2022 20:56)
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