Zitat von Quork im Beitrag #2436Eine unglaublich große Zahl der Menschen auf diesen Booten ist absolut verzweifelt und geht den oft tödlichen Weg übers Mittelmeer nur, weil sie keinen anderen Ausweg sehen. Sie fliehen vor Folter, Vergewaltigung und gewaltsamem Tod. Das wiederum weiß ich mit absoluter Sicherheit. Die Herleitung, warum wegen Merkels Aufnahmepolitik Menschen im Meer ertrinken, musst du mir nicht erklären. Stichwort Pullfaktor, ich kenne die Argumentationskette. Sie ist aber eine zynische, weltfremde Argumentation, die entweder in böser Absicht oder sträflicher Unkenntnis die Augen vor den Schicksalen der Menschen in ihren Herkunftsländern verschließt.
Sehr richtig!
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Im Übrigen halte ich auch Armut für einen völlig legitimen Fluchtgrund. Wir können sicher nicht alle Armutsflüchtlinge aufnehmen. Aber das klingt immer so, als sei es etwas unmoralisches, verbotenes vor Elend und Hunger zu fliehen, wenn die Flüchtlinge in die guten Kriegs- und die bösen Armutsflüchtlinge getrennt werden. Das machen Menschen seit Jahrtausenden, anderswo ein besseres Schicksal zu suchen.
Genau das kommt mir bei der ganzen Diskussion auch immer zu kurz. Ich finde das auch absolut legitim und kann mir nicht vorstellen, dass man sich leichten Herzens dazu entschließt. Wie oft hab ich jetzt schon gehört "Wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen", aber hat das schonmal jemand ernsthaft mit einer wirkungsvollen Initiative versucht? Stattdessen sichert sich jeder seine Pfründe in Afrika und beschwert sich dann, dass da keine tragfähigen wirtschaftlichen Strukturen entstehen. Sicher ist die politische Siutation in den meisten Ländern nicht gerade einfach, aber warum das so ist, wissen wir ja auch nur zu gut. Und die Lösung "Schlepperbanden hochgehen lassen und Schiffe bombardieren" klingt da mehr als armselig.
Es klingt immer nach Klassenkampf. Aber dass "wir" lange auf Kosten der Entwicklungsländer gelebt haben und für einen Teil ihrer Probleme (vom Kolonialismus bis zum Irakkrieg) verantwortlich sind, ist halt ein Fakt. Das entbindet sie nicht von der Eigenverantwortung. Aber selbst Siemens-Chef Kaeser sagt immer, Globalisierung sei keine Einbahnstraße. Jahrzehntelang hätten wir davon profitiert, nun komme auch etwas zurück.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #2448Im Übrigen halte ich auch Armut für einen völlig legitimen Fluchtgrund. Wir können sicher nicht alle Armutsflüchtlinge aufnehmen. Aber das klingt immer so, als sei es etwas unmoralisches, verbotenes vor Elend und Hunger zu fliehen, wenn die Flüchtlinge in die guten Kriegs- und die bösen Armutsflüchtlinge getrennt werden. Das machen Menschen seit Jahrtausenden, anderswo ein besseres Schicksal zu suchen.
Genau das. Es passiert so leicht, dass man bei Worten wie "Wirtschaftsflüchtlingen" an Leute denkt, die halt keinen Bock haben in Addis Abbeba ihre 40-Stunden-Woche abzureißen - und blöderweise gibts da kein HartzIV. Dass es häufig ganz extreme Ernährungskrisen sind, die auch von unterfinanzierten IGOs nicht ausgeglichen werden können, und in denen täglich hunderte Menschen an Mangelernährung sterben, wird dabei gerne verdrängt. Armut heißt dann eben oft nicht kein Geld fürs Schullandheim sondern schlicht eine Bedrohung des Überlebens.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #2438@Dick Kein Problem. Wenn du magst, kannst Du noch sagen, was Dich so erzürnt hat, ich weiß es wirklich nicht. Muss aber sonst auch nicht sein. Wir haben halt Karten für Radiohead in Manchester recht bald. Da geht es nicht drum, dass einem das eigene Konzert in diesem Moment wichtiger ist, sondern es ein komisches Gefühl ist und man nicht weiß, wie man mit sowas umgeht.
Das komische Gefühl kann ich auch sehr gut nachvollziehen. Aber dein Timing war in dem Falle das des berühmten Elefanten beim Einkaufen. Offenbar sind da aber die übrigen Mitleser weitaus unempfindlicher als ich.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
ich glaube nicht einmal die angehörigen der opfer des anschlages in manchester würden sich darüber echauffieren, dass sich jemand radiohead in der selben arena anschauen möchte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Wobei man jetzt auch nicht weiß, ob man da hin will und soll. Aus Pietät nicht oder gerade schon? Und soll man Angst haben oder nicht? Oder findet da eh erst einmal nichts statt?
Zitat von tenno im Beitrag #2446ich finde schon, dass wir hier im großen und ganzen recht prima differenzieren. aber so differenziert sind die worte des LFB ungeachtet ihres politikwissenschaftlichen habitus dann auch nicht. und da freut man sich tief drinnen in seiner ausgewogenen diskursseele schon auch mal, wenn jemand wie der king das so schön zusammenfasst.
Mich erbost daran dieses Absprechen jeglicher Berechtigung, hier ins Land zu kommen. Ich frage mich, was jemandem passieren muß, daß er guten Gewissens deutschen Boden betreten darf, ohne angefeindet zu werden. Und wenn dann halt Bürgerkrieg ist, dann kommt er halt über sichere Drittstaaten, statt in Ungarn in einem Containerlager zu bleiben, das er nicht verlassen darf, sich im bettelarmen Griechenland von Leuten durchfüttern zu lassen, die selber nicht wissen, wie sie den Monat überstehen oder im teilweise erdbebenzerstörten (ich sah das mit eigenen Augen) Italien auf der Straße zu leben, weil sich dort grad mal überhaupt kein Schwein großartig kümmert. Ja, man sollte die Identität derer, die einreisen, genauer kontrollieren. Ja, man sollte Leuten aus sicheren Herkunftsländern wie den Maghrebstaaten erstmal die Einreise verweigern und Prioritäten setzen. Ja, man sollte Gefährder und Islamisten ohne deutschen Paß umgehend ausweisen. Diese Meinung vertrete ich nach wie vor uneingeschränkt. Aber hier wird argumentationsresistent eine komplette Abschottung verlangt, und das empfinde ich als menschenverachtend. Jeden Tag kann ich auf FB was über die ganzen Wirtschaftsflüchtlinge lesen, die diesen Titel auch erhalten, wenn sie aus Syrien kommen. Fast alles kommt aus Richtung AfD, die trotz aller immer dreister betriebenen verbalen Tabubrüche und obskurer Gestalten hier immer noch als wählbare Alternative betrachtet wird, die es gegen den Meinungsterror der linken Medienmafia und kriminellen Antifa zu schützen gilt. Und ja, tut mir leid, da bin ich raus. Genausogut kann ich auf der Arbeit mit unserem AfD - Hausmeister diskutieren. Allerdings ist der diskussionsresistent, weil der dumm ist wie ein Bündel Möhren. Das kann ich vom LFB beim besten Willen nicht behaupten, und deswegen regt mich das erst recht auf.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von Lumich im Beitrag #2455ich glaube nicht einmal die angehörigen der opfer des anschlages in manchester würden sich darüber echauffieren, dass sich jemand radiohead in der selben arena anschauen möchte.
Was den Teil angeht kann ich nur zustimmen.
Um noch mal einen Gedanken von weiter oben aufzugreifen: Bei uns im Ort haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen, weil bei der Landtagswahl im Stimmbezirk Altenheim 37 gültige Stimmen der AfD nicht gezählt worden sind. Ich kann mich irren, aber für eine Partei in einem Wahlbezirk scheint mir das schon eine auffällig hohe Konzentration zu sein (wobei das natürlich auch von der Wahlbeteilgung in dem Wahlbezirk abhängt). Trotzdem bin ich der Ansicht, dass der Vorwurf der Verschwörungstheorien von ekelhaften Rechten da bei weitem nicht mehr ausreichend ist. Und wenn ein paar Querulanten mit bestenfalls mittlerer Bildung die einzigen sind, die sich darum kümmern, dass die Spielregeln eingehalten werden, neige ich ich eher dazu, das komplette System in Frage zu stellen als jene. Im Übrigen ist so was Wasser auf die Mühlen der Alternative. Aber man hat sich offenbar zum Ziel gemacht, die Partei so lange in die Opferrolle zu drängen, bis sie bundesweit tatsächlich bei 20% steht.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Alle warten auf die Entscheidung zum Klimawandel, aber Donald hält erst mal eine Lobrede auf seine "Erfolge", als da wären: Amerikanische Wirtschaft ist wieder great again, der Friede im Nahen Osten und der Sieg über den Terrorismus. Und das waren erst die ersten 2 Minuten.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Tataa! Nach uns die Sinnflut. Die USA verlassen das Pariser Klimaabkommen. (wenn ich das richtig verstanden habe, aber ich glaube schon.)
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mirabello im Beitrag #2460Tataa! Nach uns die Sinnflut. Die USA verlassen das Pariser Klimaabkommen. (wenn ich das richtig verstanden habe, aber ich glaube schon.)