Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #2735Mittelalter? Geht es nicht noch eine Nummer übertriebener? Ich habe nichts dagegen, daß jeder gleiche Rechte hat und ordentlich behandelt wird, so auch in diesem Fall. Trotzdem ist mir dieses Thema samt der damit verbundenen Menschen völlig fremd und wird es auch immer bleiben, und ich möchte daran auch nicht wirklich was ändern.
In dem Fall kann man ja einfach mal die Füße stillhalten.
Auf die ganzen Reaktionen habe ich gewartet. "Nichts damit anfangen können" heißt nicht, daß ich Diskriminierung dulde oder jemandem nicht zu Hilfe kommen würde, dessen Diskriminierung ich direkt mitkriegen würde. Aber sogar wenn man das doppelt und dreifach herausstellt und unterstreicht, werden einem immer noch faschistoide Tendenzen unterstellt, auch wenn man wirklich absolut nichts Böses im Sinn hat. Letztens habe ich mich auch mit einem Transsexuellen nett unterhalten, mit dem ich auf einem Konzert ins Gespräch gekommen bin, und damit konnte ich auch niemals im Leben etwas anfangen und dachte mir nur: man lernt immer dazu. Ich finde solche Menschen befremdlich. Mit dem Thema "drittes Geschlecht" habe ich mich genau aus dem Grund niemals beschäftigen wollen. Nichtsdestotrotz gibt es keinem das Recht dazu, diesen Menschen auf irgendeine Art und Weise Gewalt zuzufügen. Trotzdem befremdet es mich, und ich kann mir das nicht als etwas vorstellen, mit dem ich mich als Teil meines Lebens auseinandersetzen will. Ignoranz? Mit Sicherheit, den Schuh muß ich mir anziehen. Aber alles, was über diesen Vorwurf hinausgeht, mit Sicherheit nicht. Und jetzt habe ich auch keine Lust mehr, mich weiterhin zu rechtfertigen. Wer mich hier persönlich kennt, kennt auch meine "Leben und leben lassen" - Haltung. Wenn mir die jemand nicht abnimmt, habe ich Pech gehabt.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich wollte nicht provozieren, ich habe auf das Wort "Mittelalter" unüberlegt reagiert, ohne mich mit dem Gemeinten wirklich auseinanderzusetzen. Das nehme ich nach Lektüre der anderen Beiträge gerne zurück. Alles andere habe ich so geschrieben, wie ich es in dem Moment dachte und immer noch denke, aber da ist mein letzter Beitrag aussagekräftiger.
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@King: Nur zur Klarstellung, es geht bei dem Urteil vorrangig um Menschen, die ohne eindeutige Geschlechtszuordnung geboren wurden. Das ist ein biologischer Fakt, da geht es also nicht um die Frage, ob man damit "etwas anfangen kann".
Zitat von Mirabello im Beitrag #2744 Daran ist nichts übertrieben. Davon auszugehen, das es ein duales Geschlecht gibt, entspricht der Sichtweise, das die Erde eine Scheibe ist.
Biologisch betrachtet scheint diese Betrachtungsweise auch weiterhin durchaus plausibel. Nur weil 1 bis 2 Promille der Menschen nicht anhand ihrer biologischen Merkmale zugeordnet werden können (weshalb das Urteil richtig ist, der traurige Fall von beths Freundin belegt das ja eindrucksvoll) ändert das nichts an der Korrektheit dieser Kategorisierung in zwei biologische Geschlechter. Etwa in der gleichen Größenordnung werden auch Kinder mit zu vielen oder zu wenigen Fingern geboren. Wollen wir die fünf Finger je Hand jetzt auch nur noch als eine Option unter vielen werten?
Falls sich natürlich irgendjemand angegriffen fühlt, weil er intersexuelle Menschen kennt oder mit welchen befreundet ist, entschuldige ich mich ernstgemeint, es war nicht meine Absicht, jemanden zu kränken. Aber dabei werde ich es jetzt auch belassen.
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Zitat von LFB im Beitrag #2751Etwa in der gleichen Größenordnung werden auch Kinder mit zu vielen oder zu wenigen Fingern geboren. Wollen wir die fünf Finger je Hand jetzt auch nur noch als eine Option unter vielen werten?
es geht darum, diesen menschen das leid einer operation zu ersparen, indem ihnen die möglichkeit gegeben wird, kein eindeutiges geschlecht haben zu müssen. die amputation eines fingers ist nicht im geringsten vergleichbar mit einer geschlechtsangleichung.
Zitat von LFB im Beitrag #2751Etwa in der gleichen Größenordnung werden auch Kinder mit zu vielen oder zu wenigen Fingern geboren. Wollen wir die fünf Finger je Hand jetzt auch nur noch als eine Option unter vielen werten?
es geht darum, diesen menschen das leid einer operation zu ersparen, indem ihnen die möglichkeit gegeben wird, kein eindeutiges geschlecht haben zu müssen. die amputation eines fingers ist nicht im geringsten vergleichbar mit einer geschlechtsangleichung.
genausowenig sollten aber fingeramputationen nötig sein. oder linkshändern rechtshändigkeit aufgezwungen werden. auch wenn das vergleichsweise marginal erscheint.
das blödeste an den disputen, um die gleichbehandlung von menschen, die vom durchschnitt abweichen, ist, dass viele vermeintliche normalos denken, ihnen würde durch regelungen, die eine solche durchzusetzen versuchen, etwas weggenommen wird. (wird ihnen natürlich: die möglichkeit, sie zu diskriminieren. kein "man wird ja wohl noch sagen dürfen" mehr. mi mi mi.)
das ist tatsächlich die gleiche ebene wie doppelpass und homoehe. konservative (nennen wir sie mal höflichkeitshalber so) wollen unbedingt dagegen sein, weil minderheiten ihnen per se suspekt sind, können aber nicht plausibel erklären, wem welcher nachteil dadurch entstehen könnte. und selbst wenn nur einem promill der bevölkerung damit geholfen wäre, inwieweit ist das bitte ein grund dagegen? der gedanke, dass jemand etwas anderes als "männlich" oder "weiblich" in seinem pass zu stehen hat, ist tatsächlich so ein problem?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #2755das ist tatsächlich die gleiche ebene wie doppelpass und homoehe. konservative (nennen wir sie mal höflichkeitshalber so) wollen unbedingt dagegen sein, weil minderheiten ihnen per se suspekt sind, können aber nicht plausibel erklären, wem welcher nachteil dadurch entstehen könnte. und selbst wenn nur einem promill der bevölkerung damit geholfen wäre, inwieweit ist das bitte ein grund dagegen? der gedanke, dass jemand etwas anderes als "männlich" oder "weiblich" in seinem pass zu stehen hat, ist tatsächlich so ein problem?
Dass ist ja allein ein Fall für die Psychologie. So wie der eine Angst vor Höhe und der andere vor Enge hat, gibt eine nicht unerhebliche Zahl von Menschen, die hat Angst vor "dem Fremden", "dem Anderen" - die Betroffenen rationalieren das für sich natürlich, aber die dann sogenannten "Argumente" sind natürlich Unsinn (wirre Theorien, hahnebüchende Vergleiche, usw.), so wie die Argumente der Spinnenphobiker gegen die Spinnen - die machen das i.d.R. nicht, denn sie wissen natürlich, dass ihre Angst irrational ist. Den Angsthabern vor den Anderen, den Fremden fehlt diese Einsicht leider, ansonsten wäre schon ein Großteil vieler Probleme gelöst (zur fehlenden Einsicht siehe auch kulturelle Aneignung).
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Es ist der alte Kampf Absolutismus gegen Pluralismus. Und der zieht sich vom Mittelalter bis zum Spätkapitalismus quer durch alle Jahrhunderte, Epochen und Gesellschaftsschichten. Wer da also die Mittelalter-Keule schwingt, trägt u.U. dazu bei das Problem zu verharmlosen.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Einige hier sind ja große Anhänger des Pluralismus, zumindest bis die obligatorische Schnappatmung einsetzt, weil es tatsächlich jemand wagt, eine vom linken Dogmatismus abweichende Meinung zu vertreten. Ich muss mir dieses kleine Vergnügen wieder öfter gönnen, scheint mir, auch wenn ich die musikalischen Diskussionen hier für grundsätzlich weitaus fruchtbarer halte.
Zitat von LFB im Beitrag #2751Etwa in der gleichen Größenordnung werden auch Kinder mit zu vielen oder zu wenigen Fingern geboren. Wollen wir die fünf Finger je Hand jetzt auch nur noch als eine Option unter vielen werten?
es geht darum, diesen menschen das leid einer operation zu ersparen, indem ihnen die möglichkeit gegeben wird, kein eindeutiges geschlecht haben zu müssen. die amputation eines fingers ist nicht im geringsten vergleichbar mit einer geschlechtsangleichung.
genausowenig sollten aber fingeramputationen nötig sein. oder linkshändern rechtshändigkeit aufgezwungen werden. auch wenn das vergleichsweise marginal erscheint.
das blödeste an den disputen, um die gleichbehandlung von menschen, die vom durchschnitt abweichen, ist, dass viele vermeintliche normalos denken, ihnen würde durch regelungen, die eine solche durchzusetzen versuchen, etwas weggenommen wird. (wird ihnen natürlich: die möglichkeit, sie zu diskriminieren. kein "man wird ja wohl noch sagen dürfen" mehr. mi mi mi.)
Das Problem haben die ja oft gar nicht, denn für die sind die anderen ja gar keine Menschen.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von LFB im Beitrag #2758Einige hier sind ja große Anhänger des Pluralismus, zumindest bis die obligatorische Schnappatmung einsetzt, weil es tatsächlich jemand wagt, eine vom linken Dogmatismus abweichende Meinung zu vertreten. Ich muss mir dieses kleine Vergnügen wieder öfter gönnen, scheint mir, auch wenn ich die musikalischen Diskussionen hier für grundsätzlich weitaus fruchtbarer halte.
ich wiederum find's erfrischend, wenn progressive ansichten als dogmatismus (möglichst auch noch "links-grün versifft"!) und die herrschende meinung hingestellt werden, konservativismus und rechtes gedankengut jedoch als marginalisiert und revoluzzerhaft. mir scheint, da ist die wahrnehmung etwas verrutscht.
Endlich kommt mal eine vielgeschmähte Minderheit zu Wort, die immer nur an den Pranger gestellt wird:
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig