das ist die art von rechtlicher einordnung, die ich in den täglichen nachrichten oft vermisse. oft liest man schlagzeilen wie "verdächtiger wieder auf freiem fuss", ohne die passende erklärung, was u-haft ist und was nicht, und unter welchen umständen sie angeordnet werden kann und wann nicht. es gibt noch zig andere schlagwörter, wie die unterscheidung zwischen "illegalem aufenthalt" und "duldung", die weitaus häufiger fahrlässig, wenn nicht sogar mutwillig, vermengt werden, anstatt sie zu erklären, was eine wichtige aufgabe des journalismus darstellt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
inhaltlich finde ich den sz-kommentar allerdings komplett daneben. was hilft es, an dieser stelle spekulationen anzustellen, ob der mord nicht doch eine kulturelle prägung hat? das ist eine möglichkeit unter vielen. besonders wenn man betrachtet, dass dem täter kein familiäres umfeld zur seite stand, dass ihn ermutigt hat oder ggf. ihn von einer solchen tat hätte abbringen können. es braucht keinen islam, um einen pubertierenden, der neben den üblichen problemen des heranwachsens auch noch eine flucht aus einem durch krieg und terror zerstörten land zu bewältigen hat, aus der bahn zu werfen.
die handy-debatte hatten wir an dieser stelle schon. der vermeintliche zugewinn an sicherheit steht in keinem verhältnis zu dem schaden, den die grundrechte durch ihre aushöhlung zu erleiden hätten. warum israel und die usa dabei leuchtende vorbilder sein sollen, ist mir schleierhaft. warum hat der autor nicht gleich die türkei genannt, wo derzeit auch smartphones von einreisenden nach erdogan-kritischen posts untersucht werden?
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Das hilft eine ganze Menge, sich diese Fragen zu stellen. Integration wird nur gelingen, wenn man solche Themen nicht verdrängt. Deutsche Männer bringen in Wut genauso ihre Frauen um wie türkische. Das sind dann Beziehungstaten. Das Phänomen der Ehrenmorde ist aber in patriarchalischen Gesellschaften viel stärker verbreitet. Um ein Beispiel zu nennen. Das muss man offen diskutieren und analysieren. Dieses „es braucht keinen Islam, um...“ führt überhaupt nicht weiter, wenn in islamisch geprägten Gesellschaften andere Probleme hinzukommen.
Ich finde den sz-Kommentar auch tendenziös. Ein paar Beispiele?
ZitatFür den angeblich erst 15-jährigen Afghanen
Wieso angeblich? Was weiß der Kommentator, das wir anderen, die wir nicht dabei waren, nicht wissenß
ZitatMehr als die Hälfte der seit Mitte 2015 ins Land gekommenen Flüchtlinge konnte keinen Pass vorlegen. Der Staat ist weiter verpflichtet, Identität, Alter und Herkunft zu ermitteln.
Ich wusste gar nicht, dass das nicht weiterhin gemacht wird?
ZitatWas wäre, wenn der Afghane auch getötet hätte, weil er sich aus einem von Kind auf vermittelten Korsett archaischer Wertvorstellungen nicht befreien konnte?
Ja, was wäre dann? Wäre das arme Mädchen dann mehr oder weniger tot?
Und so weiter, und so fort. Seltsame Rumspekuliererei mit dem Ziel, Misstrauen und Angst zu schüren? Mir kommt es zumindest so vor.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von faxefaxe im Beitrag #2828Das hilft eine ganze Menge, sich diese Fragen zu stellen. Integration wird nur gelingen, wenn man solche Themen nicht verdrängt. Deutsche Männer bringen in Wut genauso ihre Frauen um wie türkische. Das sind dann Beziehungstaten. Das Phänomen der Ehrenmorde ist aber in patriarchalischen Gesellschaften viel stärker verbreitet. Um ein Beispiel zu nennen. Das muss man offen diskutieren und analysieren. Dieses „es braucht keinen Islam, um...“ führt überhaupt nicht weiter, wenn in islamisch geprägten Gesellschaften andere Probleme hinzukommen.
ich will mich um keine offene diskussion drücken, aber gerade wo du das wort "ehrenmord" aufgreifst: dafür gibt es keinen hinweis, und beschreibt ohnehin einen mord innerhalb der familie, zur ehrenrettung derselbigen. diese angstgetriebenen, sowie angstreibenden vermischungen halte ich für reines gift. allein der herkunft wegen, wird einem straftäter etwas unterstellt, wofür zu diesem zeitpunkt kein anhaltspunkt gegeben ist. das ist nichts weiter als eine rassistische unterstellung. sie wäre sogar noch immer rassistisch, wenn sich im nachhinein die richtigkeit dieser annahme herausstellen würde, eben weil zum jetzigen zeitpunkt der einzige grund für die annahme die herkunft ist.
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Du findest zb die These, dass Gewalt gegen Frauen möglicherweise etwas zu tun damit hat, dass ein täter aus einem Kulturkreis kommt, in dem Gewalt gegen Frauen noch verbreiteter ist als bei uns, für rassistisch?
Das ist meiner Meinung nach Teil des Problems.
Mich verwundert, dass gerade Leute, die sehr klar benennen können, was es bei uns in der Gesellschaft noch für rassistische, frauenfeindliche und sonstige Tendenzen gibt, dies bei der Diskussion um Flüchtlinge ganz anders angehen. (Bissl ungelenk ausgedrückt).
ich vermute, dass auch ein land wie italien oder spanien ebenso eine höhere quote an gewalt gegen frauen vorzuweisen hat, als bspw. deutschland. dennoch wären die schlagzeilen und kommentare deutlich weniger (bzw. gar nicht) in richtung huntington gegangen, wenn der täter ein spanier gewesen wäre.
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Naja, es gibt nicht viele Länder der Welt, in denen Frauen stärker unterdrückt sind, als in Afghanistan. Dass Kinder, die dort aufwachsen, eine andere Sozialisation mitbringen, als ein italiener, Deutscher oder Spanier, finde ich jetzt nicht verwunderlich.
Deswegen gibt es bei uns auch Beziehungstaten, ich meine, ein Tötungsdelikt pro Tag. Und im Fall des Afghanen kann es so eine sein. Es kann aber auch etwas mit einem Männerbild zu tun haben, dass es nicht zulässt, dass eine Frau den Mann verlässt. Beides muss diskutiert werden, im Moment bestreiten viele das eine, und viele das andere.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #2834Naja, es gibt nicht viele Länder der Welt, in denen Frauen stärker unterdrückt sind, als in Afghanistan. Dass Kinder, die dort aufwachsen, eine andere Sozialisation mitbringen, als ein italiener, Deutscher oder Spanier, finde ich jetzt nicht verwunderlich.
Deswegen gibt es bei uns auch Beziehungstaten, ich meine, ein Tötungsdelikt pro Tag. Und im Fall des Afghanen kann es so eine sein. Es kann aber auch etwas mit einem Männerbild zu tun haben, dass es nicht zulässt, dass eine Frau den Mann verlässt. Beides muss diskutiert werden, im Moment bestreiten viele das eine, und viele das andere.
wenn man deiner argumentationslinie folgt, befindet sich jede frau, die ein verhältnis mit einem afghanen eingeht in lebensgefahr. das halte ich für absurd. es zeigt sich daran, dass auch menschen aus afghanistan individuen sind, die individuelle entscheidungen treffen.
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Die Konsequenz, mit der große Teile des linken Spektrums den offenkundigen kulturellen Bezugsrahmen ausblenden, wenn viele Männer aus frauenverachtenden, archaischen, von religiöser Apartheid dominierten Gesellschaften hier ein frauenfeindliches, archaisches, Nichtmuslime verachtendes Verhalten an den Tag legen, die finde ich erschreckend. Die inzwischen täglichen Messerangriffe in ganz Deutschland (von denen viele tödlich enden) sind ja nur die Spitze des Eisberges, dazu kommen sexuelle Belästigungen (häufig im Gruppenrahmen), die Verachtung von weiblichen Amtsträgern (Lehrerinnen, Polizistinnen), agressive Zusammenrottungen und versuchte Gefangenenbefreiungen selbst bei polizeilichen Routineeinsätzen, von einer neuen Dimension des Antisemitismus ganz zu schweigen. Da wird eine weitgehend friedliche, alternde, individualistische, postindustrielle Gesellschaft absehbar innerhalb weniger Jahre in die Zeit von Tribalismus, Frauenunterdrückung und Religionskriegen zurückgeworfen und großen Teilen der selbsternannten kulturellen und politischen Vordenkern fällt nicht mehr ein, als all diese Zusammenhänge zu ignorieren und einen großen Teil der eigenen Überzeugungen und Freiheiten aufzugeben, um nur niemanden zu diskriminieren? Ein Versagen von historischer Dimension, da fällt mir nichts mehr zu ein (obwohl, eigentlich ja doch, deshalb schreibe ich ja gerade hier).