Zitat von Quork im Beitrag #3616@akri: Wer steht denn deiner Meinung nach "hinter den Aktivitäten" der Seenotretter? Denn die europäischen Staaten, die du da kritisierst, sind es nicht. Falls dir das entgangen sein sollte: Es gibt keine europäischen Seenotrettungsmissionen mehr. Die Zivilgesellschaft, die diesen Missstand auszugleichen versucht, tut auch nicht nur das. Nur weil sich die deutschen Medien auf diese Geschichten stürzen, heißt das doch nicht, dass sonst nichts passiert. Natürlich, das reicht alles nicht. Aber es stimmt einfach nicht, dass es sich bei der Seenotrettung um das Feigenblatt von andernfalls untätigen Gutmenschen handelt. Und ich begreife noch nicht ganz, was du dir eigentlich stattdessen wünscht: Dass wir einfach alle zu unserem unmenschlichen Konsumverhalten stehen, weil wir ja sowieso inkonsequent sind?
Es ist doch so: Natürlich handelt es sich bei der Seenotrettungsdebatte um eine symbolpolitische Geschichte. Natürlich geht ein Aufschrei durchs Land angesichts des Schicksals von 40 Einzelpersonen, während Millionen Menschen in Armut, Hunger, Krieg und Zerstörung gefangen sind und zu wenig geschieht, um ihnen zu helfen. Es handelt sich bei der Seenotrettungsproblematik aber auch um einen ganz besonders sichtbaren Moment der Verrohung, der Aufgabe europäischer Werte, der absoluten Unmenschlichkeit, die sich da manifestiert. Und das direkt vor der Haustür Europas. Herrgott, es werden Leichen an Stränden angespült. Von Menschen, die eine europäische Gemeinschaft hätte retten können. Doch man hat diese Menschen kaltblütig sterben lassen. Dabei handelt es sich nicht um abstrakte Folgen von Konsumverhalten, sondern um ein ganz gezieltes Abwenden vom Sterben Unschuldiger. Wenn das keinen Aufschrei wert ist, dann weiß ich nicht, was es wäre.
Also, rege dich gerne weiter über die Unzulänglichkeiten der europäischen Gemeinschaft auf, wenn es um die Verbesserung der Lebensbedingungen in Ländern südlich des Mittelmeeres geht. Aber füge doch einfach noch "Und zu allem Übel lassen wir die Menschen auch noch ertrinken" zu deiner Liste hinzu. Dann macht das auch alles gleich viel mehr Sinn.
Sicherlich könnte man mehr tun. Aber will man es auch? Seitens der EU??
Internationale Menschenrechtsanwälte haben die Europäische Union beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angezeigt. Es geht um "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Deutschland etwa hat Schiffe der Bundesmarine dort abgezogen, weil Italien die Geretteten nicht aufnehmen möchte. Andere EU-Länder aber auch nicht. Die EU hat stattdessen den Rücktransport von Geflohenen durch die libysche Küstenwache forciert. Bekanntlich werden die Bemühungen von privaten Seenotrettern (z.B. "Sea-Watch") per Strafrecht verfolgt, um solche Aktivitäten zum Erliegen zu bringen. Von 2016 bis 2018 hat die libysche Küstenwache schon 40.000 Menschen „gerettet“ – sie werden nämlich in Lagern untergebracht, in denen schlimmste Zustände vorherrschen. Die EU hat nach Angeben der Anwälte die libysche Küstenwache auch mit Schiffen, Ausbildern und Mitteln zur Kommunikation ausgerüstet. Ferner werden Positionsdaten von Flüchtlingsschiffen übermittelt.
Über die Mitverantwortung für Flüchtlingsströme auch seitens der EU kann man ja noch diskutieren, aber wirklich retten will die EU und auch Deutschland da eher nicht. Dummerweise hat es nun eine deutsche Kapitänin mit getroffen und da kann man ja nicht einfach sagen „scheißegal“. Im Gegenteil, so ein „Ereignis“ mit vielleicht 40 Flüchtlingen mal alle zwei Jahre medial voll breitgetreten macht sich sogar ganz gut, falls so von den übrigen 40.000 Flüchtlingen im gleichen Zeitraum abgelenkt wird, die es nicht geschafft haben und von denen EU-seitig auch keiner wirklich will, dass sie es schaffen.
Wir könnten ja unentwegt Schiffe hinschicken und sie von dort abholen…
Aber zu allem Übel lassen wir die Menschen eben auch noch ertrinken...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Bizarr ist ja die Diskussion um "rechte Positionen" im Forum.
Gewiss, was erwartet man auch von einem Forum, das im Logo die Farben der Reichskriegsflagge zitiert. Ha ha ha...
Natürlich ist es generell kritisch, wenn man Äußerungen anderer Personen hier im Forum unkommentiert postet. Man könnte ja gar mit ihnen sympathisieren bzw. sie als Ausdruck der eigenen Gesinnung in den Raum stellen.
Damit dies nun nicht passiert, stelle ich klar, dass ich den nachfolgendem Link und Inhalt nur als eine mögliche Diskussionsgrundlage poste.
Auch deshalb, weil ich mir fast schon sicher bin, dass ein in manchen Köpfen womöglich vorhandenes "Es kann nicht sein, was nicht sein darf" für etwas Unmut sorgen dürfte.
Merke: statt Schwarz und Weiß gibt es eben auch noch diverse Graustufen.
Hier geht es um Lebensrettung im Mittelmeer… Also welche Graustufen meinst du?
Ich hab jetzt 2/3 des Videos gesehen und könnte jetzt viel darüber sagen - vermutlich mehr als irgendjemand lesen möchte. Teilweise fühle ich mit der Dame mit, die offenbar verheizt und allein gelassen wurde, teilweise runzel ich die Stirn über ihre haltlosen Verallgemeinerungen. Grundsätzlich ist es ein nicht ganz seltenes Problem in der Sozialarbeit, wenn der Wunsch nach Dankbarkeit und Anerkennung die wesentliche Triebfeder der Arbeit darstellt. Ehrenamtliche sind selten adäquat darauf vorbereitet, was sie erwartet oder erwarten kann.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich fürchte nun langsam, doch noch nicht ganz verstanden zu haben, worüber du dich anfänglich im Zusammenhang mit Seenotretterin Rackete eigentlich aufgeregt hast, akri. Wer verhält sich falsch? Die Seenotretter, die Medien, die Politiker Europas? Vielleicht ist es zu warm, aber ich habe nicht begriffen.
Dazu muß man wissen, das genau dieses Video auf dem Kanal "SommerFilms" läuft und zu Rebecca Sommer gehört, welche schon seit längere Zeit an allen Fronten islamfeindliche Reden schwingt und sich, obwohl von links kommend, inzwischen bei der rassistischen Volksverhetzung eines Thilo Sarrazin eingeordnet hat und sich aktiv für einen völligen Migrationsstopp einsetzt. Möchte man Informationen zur befragten Flüchtlingshelferin im Video recherchieren, so läßt sich dessen Verbreitung mit Hilfe einer simplen Google-Abfrage zu 100% rein nationalsozialisten Blogs, Webseiten und Foren zuordnen. Zusammen mit der Machart, dem Schnitt und der inhaltlichen Aneinanderreihung aller möglichen Klischees, kann man sich vielleicht schon fragen, ob es sich hier um einen journalistischen Beitrag handelt, den man verbreiten sollte, und in welchem Maße er glaubhaft ist.
Jedenfalls hätten wir damit innerhalb von 24 Stunden bereits den zweiten Verweis auf rechte Propagandakanäle im Internet. Ein paar Leute hier können froh sein, daß ich selten in die Politik-Ecke sehe.
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Ich möchte gar nicht bestreieten, dass es solcherlei Erfahrungen gibt, auch wenn die Häufung in diesem Video schon etwas verdächtig erscheint, aber wer weiß… Die Frage von Flucht und Asyl hat wenig mit Sympathie gegenüber den Einzelnen zu tun. Ich brauch niemanden mögen, um ihn nicht sehenden Auges sterben zu lassen. Es brauch auch nicht viel Grips, um zu verstehen, dass angesichts der vielen Ertrunkenen das Bild von gelegenheitssuchenden Sozialschmarotzern, die sich eigentlich in keiner Notlage befinden, mindestens nicht vollständig sein kann. Wer auf einfache Art an Geld kommen möchte, der geht nicht diese Risiken ein und durchlebt nicht diese extremen Strapazen. Dass Menschen mit völlig falschen Vorstellungen sich auf den Weg nach Europa machen, wird niemand in Abrede stellen. Dass die Enttäuschung, die sich recht bald einstellt die Menschen nicht umgänglicher macht, wird auch niemanden überraschen. Dass Menschen aus armen Ländern keine Gewissensbisse haben, wenn sie sich ihre Vorteile in einem sehr reichen Land erschleichen, muss man nicht sympathisch finden, schon gar nicht unterstützen, kann es vielleicht aber ein bisschen nachvollziehen.
Ich kenne im übrigen einige, die in der Flüchtlingshilfe arbeiten, die mir ganz andere Geschichten erzählt haben, als diese eine Dame. Dennoch weiss ich auch von mehreren, die diese Arbeit aus Enttäuschung beendet haben. Es gibt eine lange Tradition innerhalb der Linken (nicht die Partei, sondern Linke im Allgemeinen) diskriminierte Gruppen zu glorifizieren, was ich für einen folgenschweren Fehler halte. Verallgemeinerungen, was Kulturen betrifft, sind in allen Richtungen problematisch. Es erklärt in Teilen auch das Phänomen, dass Linke mit zunehmenden Alter oft nach rechts rücken, in manchen Fällen sogar extrem. Aber hier schweife ich zu weit ab…
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Richtig düster sind die Kommentare, anhand derer sich die Rezipienten ganz gut einordnen lassen. Optisch erinnert mich das an diverse Verschwörungsvideos. Immerhin: mit Ästhetik haben es die Neonazis nach wie vor nicht.