So etwas wie ein „Kernproblem“ besteht sicher auch im Wunsch, dass ein Täter neben seiner eigentlichen Bestrafung auch noch daran gehindert werden soll, erneut eine ähnlich gelagerte Straftat zu begehen.
Sicher wäre dies wünschenswert. Aber eine wie auch immer geartete Bestrafung an sich kann dies am Ende gar nicht leisten. Es ist quasi Wunschdenken. Und ja, man wird eben versuchen, durch begleitende Maßnahmen alles in die gewünschte Richtung zu bringen...
Beispiel: ein alkoholisierter Fahrer wird kontrolliert und dann auch entsprechend bestraft. Er wird für eine gewisse Zeit – eben als Strafe - seinen Führerschein abgeben müssen. Man kann auch zusätzlich auf ihn einwirken, um ein Fehlverhalten in Zukunft zu vermeiden. Niemand wird ernsthaft fordern, dass der Fahrer fortan zum Anti-Alkoholiker werden muss. Es wird nicht zwingend verhindert, dass er Monate/Jahre später erneut mit Alkohol am Steuer sitzt. Und dabei vielleicht die Verletzung oder den Tod eines anderen Verkehrsteilnehmers herbeiführt.
Auch bei Sexualstraftätern kann eine Strafe an sich nicht verhindern, dass sie rückfällig werden. Bei Exhibitionisten liegt die Rückfallquote bei rund 55 %. Bei Pädophilen liegt sie immerhin auch bei über 50 %. Andere Sexualstraftäter/Vergewaltiger haben Rückfallquoten von rund 20 %. Situationstäter, die eine Tat nicht von ihrer Persönlichkeitsstruktur her geplant haben, sondern z.B. bei Gelegenheit die Tochter einer Freundin missbrauchten, haben Rückfallraten von unter 10 %.
Bei jugendlichen Tätern steht ohnehin immer der Erziehungsgedanke im Vordergrund. Eine Haftstrafe darf nur verhängt werden, wenn sie wegen der Schwere der Schuld erforderlich ist. Oder wenn Maßnahmen wie Weisungen, Verwarnungen oder Arrest nicht mehr ausreichen. Mehr als fünf Jahre Gefängnis dürfen jedoch ohnehin nicht verhängt werden.
Als Beispiel sei genannt: ein Mann mißbrauchte als 20- bis 29-Jähriger in seiner Wohnung mehrere Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren. Er verging sich in über 400 Fällen an den Kindern. Im Alter von 45 Jahren gesteht er die Taten teilweise ein. Ein Nachweis ist nach so langer Zeit allerdings schwer. Er wurde letztlich in 131 Fällen des sexuellen Missbrauchs sowie in 2 Fällen des schweren sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen. Im Zweifel wurde für den Angeklagten entschieden. Oft war eben ein Tatnachweis nicht mehr möglich.
Das Gericht würdigte das Geständnis des Angeklagten und den Umstand, dass er sich auch bei Geschädigten entschuldigt hatte. Es wurde berücksichtigt, dass er eine Therapie abgeschlossen hatte und in einer festen Beziehung mit seiner Frau lebte. Die Taten lagen zudem über 16 Jahre zurück (Info: der sexuelle Missbrauch von Kindern verjährt nach § 176 Abs.1 StGB nach 20 Jahren). Der Täter musste eine Geldstrafe von 2400 Euro zahlen und wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren - auf Bewährung - verurteilt.
Natürlich kann man über dieses Strafmaß diskutieren, allerdings steht ja auch im Raum, welche Wirkung eine womöglich höhere Freiheitsstrafe auf das Leben des Täters haben würde. Des "Volkes Stimme" würde sicher öfter ein "Wegsperren" oder "steinigt ihn" verlauten lassen. Es geht aber nicht um Rache an sich oder um ein "Auge um Auge".
Wir werden auch damit leben müssen, von Straftätern umgeben zu sein. Jene, die erst noch dazu werden und jene, die es irgendwann erneut tun... und jene, die nicht rückfällig werden.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich bin dagegen, Leute für den Rest ihres Lebens wegzusperren, wenn nicht diese "besondere Härte" vorliegt. Ich bin aber auch dagegen, dass du kaltblütig und geplant 20jährige an Tankstellen umlegen kannst und nach 15 Jahren wieder rauskommst. Das ist zu wenig.
So sehe ich das auch. Die reflexhafte Warnung vor "Volkes Stimme" sowie die obligatorische "Populismus"-Keule, jedes Mal, wenn jemand persönliches Unbehagen mit einem Urteil kundtut, finde ich mindestens genauso ermüdend, wie dieses "Todesstrafe für Kinderschänder"-Gekrehle. Wenn der King das Urteil als zu gering empfindet, dann ist das seine legitime Meinung.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #4966Übrigens ist diese „wenn ihr mal ehrlich zu euch seid, denkt ihr alle wie ich“-Wombat-Nummer ziemlich unfair, finde ich.
Aber alles in allem mal wieder eine schöne Methode, der eigentlichen Fragestellung auszuweichen. Ich habe sie hier so offensiv vertreten, weil ich selbst mal genauso war, und nicht nur in dieser Frage. Es ist immer einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen, anstatt sich selbst mal ernsthaft in einer stillen Minute selbst zu hinterfragen, weil das, was dabei herauskommen kann, sich nicht mit dem nach außen transportierten Selbstbild deckt und im blödesten Fall zu einer Art von Prestigeverlust führen kann, wenn man seinen Gesinnungswandel offen vertritt. Das ist auch der Grund, warum ich mich selbst nicht mehr als "links" bezeichne; mir war es einfach zuwenig, nach dem Wegfallen der "peer pressure" weiterhin mit Halbbildung irgendwas nachzuplappern, sondern ich habe mich permanent auf den Prüfstand gestellt (und von manchen Sachen habe ich heute noch keine Ahnung, offen eingestanden). Darum werde ich hier nicht weiter darauf herumreiten, sondern das einfach mal so hinnehmen. Ob er das, was er sagt, tatsächlich meint, muß jeder Mensch selbst wissen. Es wäre trotzdem ganz nett, nicht bei jeder Diskussion, in der es um kontroverse Themen geht, einen Verweis auf meine Herkunft und Ansichten bezüglich Korsika zu basteln, und sei er auch noch so hanebüchen. Das finde ich - mit Verlaub - extrem nervig.
Was meine Affinität zu "grellen Schlagzeilen" angeht: ich recherchiere viel. Wenn mich ein Thema interessiert, versuche ich es aus möglichst vielen Blickwinkeln zu beleuchten, seien es Kriminalfälle oder geschichtliche Ereignisse. Darum beschäftige ich mich auch so häufig mit "lebensbejahenden Themen", wie hier schonmal festgestellt wurde.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Und natürlich ist nicht jedes Tötungsdelikt gleich Tötungsdelikt. Fahrlässigkeit; Notwehr und Totschlag im Affekt gibt es auch noch. Von solchen Fällen habe ich aber nie geredet; mir geht es allein um geplanten Mord und /oder Mißbrauch.
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Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #4966Übrigens ist diese wenn ihr mal ehrlich zu euch seid, denkt ihr alle wie ich-Wombat-Nummer ziemlich unfair, finde ich.
Aber alles in allem mal wieder eine schöne Methode, der eigentlichen Fragestellung auszuweichen.
Die eigentliche Fragestellung, wenn man sie so nennen möchte, war „sind lebenslänglich maximal 15 Jahre und sind 15 Jahre Knast lächerlich“, zu beiden habe ich klar Stellung bezogen (jeweils: nein!).
Zum Rest: Ich wüsste nicht, welcher peer pressure ich unterliegen sollte, nur wenige meiner sozialen Kreise sind dahingehend homogen, sich als „links“ zu bezeichnen, und auch ich bin davon weit entfernt. Ich vertrete hier, genau wie du das für dich in Anspruch nimmst, meine eigene, durch Reflexion und Information zustande gekommene Meinung.
Das Korsika-Ding bringst du ja selber immer wieder offensiv an, und wer Bilder von schwerbewaffneten Terroristen als Schmuck seiner Facebook-Profilseite nutzt, muss sich in solchen Diskussionen wie hier auch mal einen vielleicht bemühten Vergleich gefallen lassen. Du kamst ja auch direkt mit Pädophilen um die Ecke, was mit dem Fall hier nichts zu tun hat.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #4972Es ist immer einfacher, mit dem Finger auf andere zu zeigen, anstatt sich selbst mal ernsthaft in einer stillen Minute selbst zu hinterfragen, weil das, was dabei herauskommen kann, sich nicht mit dem nach außen transportierten Selbstbild deckt und im blödesten Fall zu einer Art von Prestigeverlust führen kann, wenn man seinen Gesinnungswandel offen vertritt.
Ich glaube, ich habe den Faden verloren, worauf oder auf wen genau bezieht sich das? Wer hier, glaubst du, hinterfragt sich nicht mehr oder weniger regelmäßig selbst? Und woraus kannst du schließen, dass das so ist oder nicht ist?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #4974Du kamst ja auch direkt mit Pädophilen um die Ecke, was mit dem Fall hier nichts zu tun hat.
Nun, du hast ja in deiner Antwort Intensivtäter ausgespart, zumindest in dem Punkt sind wir nicht ganz weit voneinander entfernt. Beim Rest kommen wir halt auf keinen Konsens, dann ist das halt auch so. Ich vertrete die Meinung, daß in Mordfällen Hinterbliebene stärker beachtet werden sollten, denn das sind die eigentlichen Opfer. Der/die Tote ist tot, daran kann man nichts mehr ändern, aber wie sehr "triggert" (neudeutsch) man Hinterbliebene, wenn man Täter wieder freiläßt, um sie "wieder in die Gesellschaft zu integrieren"? Es gibt Hinterbliebene, die nach einer Tat nie mehr zurück ins Leben gefunden haben und entweder zu früh starben, suchtkrank wurden oder in psychiatrische Behandlung mußten. Das ist die eigentliche lebenslange Strafe; darum hält sich mein Interesse am Seelenheil von Tätern durchaus in Grenzen.
In vielen Fällen halte ich Sicherungsverwahrung oder Forensik für ein probates Mittel, wenn eine Haftstrafe abgesessen ist; es gibt dort Therapieangebote, Arbeitsgruppen oder begleitete Ausgänge, und damit kommt der Staat seiner Pflicht zur humanen Behandlung von Straftätern meiner Meinung nach ausreichend nach. Und auch viele Insassen arrangieren sich nach einiger Zeit mit dieser Situation. Daß man mit seiner Tat für den Rest seines Lebens einen Teil seiner Freiheit eingebüßt hat: passiert halt.
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Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #4974Du kamst ja auch direkt mit Pädophilen um die Ecke, was mit dem Fall hier nichts zu tun hat.
Nun, du hast ja in deiner Antwort Intensivtäter ausgespart, zumindest in dem Punkt sind wir nicht ganz weit voneinander entfernt. Beim Rest kommen wir halt auf keinen Konsens, dann ist das halt auch so. Ich vertrete die Meinung, daß in Mordfällen Hinterbliebene stärker beachtet werden sollten, denn das sind die eigentlichen Opfer. Der/die Tote ist tot, daran kann man nichts mehr ändern, aber wie sehr "triggert" (neudeutsch) man Hinterbliebene, wenn man Täter wieder freiläßt, um sie "wieder in die Gesellschaft zu integrieren"? Es gibt Hinterbliebene, die nach einer Tat nie mehr zurück ins Leben gefunden haben und entweder zu früh starben, suchtkrank wurden oder in psychiatrische Behandlung mußten. Das ist die eigentliche lebenslange Strafe; darum hält sich mein Interesse am Seelenheil von Tätern durchaus in Grenzen.
In vielen Fällen halte ich Sicherungsverwahrung oder Forensik für ein probates Mittel, wenn eine Haftstrafe abgesessen ist; es gibt dort Therapieangebote, Arbeitsgruppen oder begleitete Ausgänge, und damit kommt der Staat seiner Pflicht zur humanen Behandlung von Straftätern meiner Meinung nach ausreichend nach. Und auch viele Insassen arrangieren sich nach einiger Zeit mit dieser Situation. Daß man mit seiner Tat für den Rest seines Lebens einen Teil seiner Freiheit eingebüßt hat: passiert halt.
Meinst du, dass ein Mörder anders bestraft werden sollte, wenn das Opfer keine Hinterbliebenen hinterlässt oder ausschließlich solche, die dessen Ableben eher gleichgültig gegenüberstehen, wenn nicht sogar begrüßen? Wäre das Leben eines ungeliebten Menschen dann nicht weniger wert, als das eines geliebten?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Interessantes Argument. Hab ich komplett außer acht gelassen. Wobei das Nachdenken darüber eigentlich unnötig ist, denn an der momentanen Gesetzeslage wird sich eh nichts ändern. Weshalb sich da detailliert in Gedankenspiele ohne Ausweg verstricken? Tendenziell habe ich meine Meinung kundgetan; an die Ausarbeitung der Details kann ich mich noch nach meiner Machtübernahme machen.
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Definitiv. Du hast mir eine Schwachstelle aufgezeigt, über die ich nachdenken werde. Nur werde ich mir jetzt nichts aus dem Stegreif aus dem Handschuh melken, was dazu führt, daß ich mich innerhalb von fünf Posts um Kopf und Kragen schreibe. Verbuche es als Punkt für dich.
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Zitat von orf.at Schauspieler Cannon zum neunten Mal Vater
Der US-Schauspieler und Rapper Nick Cannon (41) ist zum neunten Mal Vater geworden. Das Model LaNisha Cole (40) habe das gemeinsame Mädchen Onyx Ice Cole Cannon zur Welt gebracht, teilte Cannon in der Nacht mit. Für Cole ist es das erste Kind.
Cannon war bereits achtfacher Vater (weitere Kinder sind unterwegs): Er hat elfjährige Zwillinge mit der Sängerin Mariah Carey, mit der er bis 2016 verheiratet war; einen fünf Jahre alten Sohn und eine einjährige Tochter mit dem Model Brittany Bell, die derzeit das dritte Kind von ihm erwartet; einen zehn Wochen alten Sohn mit Model Bre Tiesi und 15 Monate alte Zwillinge mit der früheren Radiomoderatorin Abby De La Rosa, die derzeit ebenfalls das dritte Kind von ihm erwartet.
Ein Sohn mit Model Alyssa Scott war im vergangenen Jahr im Alter von nur fünf Monaten an Krebs gestorben.
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