Tut mir sehr leid, aber ich habe schon lange nicht mehr eine derartig gequirlte Scheiße gelesen. Komischerweise kenne ich einige hochgebildete Leute mit Migrationshintergrund islamischen Glaubens, die es trotzdem zu was gebracht haben, ohne daß man sie von jedweglicher Eigenverantwortung freispricht. Es braucht nichtmal Muslime: mein eigener Vater kam 1968 nach Deutschland, ohne außer "Guten Tag", "bitte" und "Danke" ein Wort deutsch zu sprechen, und 23 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs haben ihn die meisten Deutschen als Besatzer gehaßt. Er hatte es mit Sicherheit auch nicht leichter als Migranten heute und hat es trotzdem geschafft. Weil er es wollte, und dafür gearbeitet hat. Und Möglichkeiten hatte er einen Scheiß, außer Drecksjobs in Lagerhallen und als Möbelpacker. Dieses Rumgejammere geht mir auf den Sack. Fehlende Möglichkeiten? Dann geh verdammt nochmal zur Schule ... ich hatte verdammt viele türkische Kommilitonen, deren Eltern in den 80ern in der fuckin' BRD bestimmt auch nichts geschenkt wurde. Und von wegen "europäische Migranten haben es leichter": meiner Mutter wurde im Dorf vor die Füße gespuckt und sie wurde als "Franzosenhure" beschimpft. Ich kann dieses Gepimmel nicht mehr hören. Dieses Land hat dich aufgenommen, also mach verdammt nochmal was draus, und hör auf, dich in eine Opferrolle zu flüchten. Amen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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diesen artikel, der eine wirklich differenzierte darstellung des problems versucht, als gequirlte scheiße zu bezeichnen, ist mit verlaub ignorant und beleidigend. und nur weil papi vor urzeiten, als die zeiten bitteschön noch völlig andere waren, alles supi geschafft hat, heißt das noch lange nicht, dass das heuer noch genauso gilt. damals hast du dir mit drecksjobs wenigstens noch einen lebensunterhalt verdienen können und vielleicht sogar noch eine familie durchfüttern können. davon brauchst du heutzutage aber mindestens zwei. da darfst du dich dann eigenverantwortlich kaputtschuften. danke fürs gespräch.
und um auch mal ausfallend zu werden: mir geht so ein gerante auch auf den sack. "geht verdammt nochmal zur schule" - geht's noch primitiver?
Zitat...Denn die Krawalle haben mehr mit der Krise moderner Gesellschaften und ihrer (jungen) Männer zu tun als mit Migration. In Berliner Stadtteilen wie Mitte oder Charlottenburg, die ebenfalls einen hohen Bevölkerungsanteil mit Migrationsanteil aufweisen, wurden deutlich weniger Gewalttaten gemeldet. Aber in Bezirken wie Neukölln konzentrieren sich soziale Probleme: schwierige und beengte Wohnverhältnisse, Armut, Ausgrenzung, Stigmatisierung von Gruppen, kaputte Schulen. Zudem existieren in diesen Quartieren nur wenig gewachsene und nachhaltige Solidaritätsstrukturen....
mich erinnert diese Analyse an den Mord an Dominik Brunner, und wenn man Psychologie und Sozialforschung mit einbezieht, macht das Täterverhalten (unreifer junger Männer) erschreckend viel Sinn.
"Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit ..."
Es gibt ein bekanntes Phänomen, dass Menschen, die es aus bescheidenen Verhältnissen heraus einen Aufstieg erreicht haben, härter über diejenigen mit ähnlichen Voraussetzungen urteilen als andere. Ein bekanntes Beispiel dafür wäre Gerhard Schröder, der wirklich sehr arm war in seiner Kindheit und Jugend, und als älterer Politiker gegen eine angebliche soziale Hängematte und einem vermeintlichen Recht auf Faulheit schwadronierte. Dahinter steckt zum einen die Fehleinschätzung, dass der eigene Erfolg theoretisch beliebig übertragbar wäre, als auch der Irrglaube, ihr Erfolg wäre vollständig der eigenen Wirkmacht zuzuschreiben.
Ein stückweit ist das auch verständlich, denn je mehr man sich angestrengt hat, desto weniger möchte man hören, dass auch Glück eine Rolle gespielt hat.
Nun taugen Menschen aus sich heraus zu gar nichts. Sie werden überlebensunfähig geboren, sie könnten ab einem bestimmten Alter bestenfalls allein längere Zeit überleben — viel mehr allerdings nicht. Das heißt, dass menschlicher Erfolg immer von anderen Menschen abhängig ist und von Strukturen, die andere Menschen geschaffen haben.
Jetzt hat unsere Gesellschaft von der Urzeit bis jetzt einen bestimmten Weg zurückgelegt, aus dem sie mehr oder weniger kollektiv den Schluss gezogen hat, dass vererbte Ungleichheit ein Problem darstellt — mal sehr verkürzt formuliert. Wir wollen mehrheitlich nicht von Königen und Kaisern regiert werden. Wer arm geboren wird, soll die Möglichkeit haben aufzusteigen. Wer reich geboren wird, soll sich bitte trotzdem anstrengen müssen. Ich denke, man kann sagen, dass über dieses Prinzip in diesem Land oder in diesem Teil der Welt weitgehend Konsens herrscht.
Nun zeigen aber verschiedene Studien, dass dieser Anspruch nicht erfüllt wird. OECD-Studien (kein „Gutmenschen-Verein“, übrigens) zeigen, dass in kaum einem anderen OECD-Land der Wohlstand, so wie die Armut so sehr vererbt werden, wie in Deutschland. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Akademiker-Kind, selbst einmal einen akademischen Abschluss erreicht, ist in Deutschland 16 mal höher, als für ein Arbeiter-Kind. Und ab da wird es spannend, wo überall die kleinen Stellschrauben in der Gesellschaft liegen, die diese strukturelle Ungleichheit erst ermöglichen.
Der Text, den Freeman verlinkt hat, gibt dazu ein paar sehr schlüssige Anhaltspunkte. Niemand sagt, dass der Aufstieg unmöglich ist (allerdings können in einer Wettbewerbsgesellschaft nicht alle aufsteigen, also braucht es auch ein schlüssiges Konzept, für die, die das nicht schaffen), ebenso sagt niemand, dass individuelle Anstrengungen keinen Unterschied machen. Die Verantwortung für die jeweils eigenen Taten bleibt unberührt, und dennoch muss man sich als Gesellschaft fragen, was bestimmte Gewalteskalationen begünstigt, wodurch sie ausgelöst werden, und mit welchen Mitteln sie auf ein Minimum dezimiert werden können.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5252und um auch mal ausfallend zu werden: mir geht so ein gerante auch auf den sack. "geht verdammt nochmal zur schule" - geht's noch primitiver?
Natürlich. Aber das spare ich mir. Und was das "Gerante" angeht, darfst du gelegentlich gerne vor deiner eigenen Tür kehren.
Bekannterweise arbeite ich in der Pflege; mittlerweile herrscht da so ein eklatanter Fachkräftemangel, daß da fast jeder genommen wird, sogar mit problematischer Vergangenheit (Vorstrafen etc). Wenn es den Leuten liegt, haben sie die Chance, in speziellen Migrantenkursen eine Ausbildung zu machen und sich eine gesicherte Existenz aufzubauen. Bei mir arbeiten zu 80% Menschen mit Migrationshintergrund. Mein befreundeter Kollege aus Tansania ist inzwischen Fachkraft, mein sehr netter Kollege aus Guinea - Moslem übrigens - kam nach Deutschland, lebte hier in einer Unterkunft und machte zuerst einmal Drecksarbeiten, bis er auf gut Glück bei uns anfing. Inzwischen hat er seine beiden praktischen Zwischenprüfungen mit 1,5 und 1,0 abgelegt und wir arbeiten alle sehr gerne mit ihm.
Natürlich ist alles nicht einfach. Ich bin sehr oft in der Karlsruher Südstadt unterwegs, einem Viertel mit hohem MigrantInnenanteil; die Menschen dort hatten es genausowenig einfach und haben sich eine Existenz aufgebaut. SüdeuropäerInnen waren früher genauso in Unterkünfte gepfercht und hatten nicht mal Internet, um Kontakt mit dem Zuhause halten zu können, und ob jemand deutsch sprach, hat niemanden gejuckt.
Es ist ein Geben und Nehmen. Natürlich sind einige chancenloser als andere, aber das sieht bei autochthonen Deutschen trotz viel besserer Grundvoraussetzungen auch nicht anders aus, siehe Ostdeutschland. Ich bin für Fördern und Fordern, für das Aufzeigen positiver Beispiele und für Motivation. Niemand ist gern abgehängt, und wenn er den Willen hat, da rauszukommen, sollte man ihm Möglichkeiten aufzeigen, das zu tun, und ihn nach Kräften unterstützen. Aber dazu gehört auch Willen und Eigenintiative, und wenn jemand davon rein garnichts zeigt, lehne ich es auch ab, dafür Verständnis zu haben; und wenn genau das die Ursache ist, sehe ich auch nicht ein, weiter Ursachenforschung zu betreiben und um Verständnis zu werben.
Ja, das war ein Rant, und es war verbale Gewalt; ich entschuldige mich auch nicht dafür, daß mir der Kragen geplatzt ist. Ich komme aus einer Arbeiterfamilie mit Migrationsanteil und bin stolz darauf, daß wir nie etwas geschenkt bekamen. Für allerlei Problemgruppen um Verständnis zu werben und sie in ihrer selbstangenommenen Opferrolle noch zu bestärken, empfinde ich fast schon als Beleidigung gegenüber Menschen, die es aus denselben Gründen auch nicht einfacher hatten, aber Eigeninitiative entwickelt haben, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe und Geschlecht.
Zu was macht mich das? Zum Rassisten oder AfD - Wähler? Sucht euch was aus.
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Ich erkenne hier jetzt keinen Rassismus oder AfD-Wahl-Gedanken, wie kommst du darauf? Aber ich bin da auch nicht so sensibilisiert wie andere hier...
Die letzten Sechs in der Playlist: The Felice Brothers - Valley of Abandoned Songs || Charli XCX - Brat || Wunderhorse - Midas || Chime School - The Boy Who Ran the Paisley Hotel || Nick Cave and the Bad Seeds - Wild God || Nilüfer Yanya - My Method Actor
Ich werde den Artikel nochmal in Ruhe lesen. War gestern auch nicht mehr ganz nüchtern und scheiße gelaunt, das verzerrt das Urteilsvermögen. Das gebe ich zu. Sollte davon absehen, dann zu posten.
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Zitat von gnathonemus im Beitrag #5252und um auch mal ausfallend zu werden: mir geht so ein gerante auch auf den sack. "geht verdammt nochmal zur schule" - geht's noch primitiver?
Natürlich. Aber das spare ich mir. Und was das "Gerante" angeht, darfst du gelegentlich gerne vor deiner eigenen Tür kehren
das mache ich und das fettgedruckte habe ich bewusst geschrieben, weil ich den eindruck hatte, dass du bewusst provozieren wolltest. ganz falsch lag ich wohl nicht damit, oder?
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #5256Zu was macht mich das? Zum Rassisten oder AfD - Wähler? Sucht euch was aus.
das hat niemand behauptet, aber diese rhetorik halte ich für durchaus problematisch.
Jedenfalls [...]die Eruption von Gewalt nicht mit einer bestimmten ethnischen oder religiösen Gruppe verbunden – was nicht unbedingt für die These der patriarchalischen Sozialisation (und bei Mansour immer mitgemeint: islamisch) spricht.
Und dass es vorwiegend junge Männer sind, die auf den Straßen randalieren, hat auch etwas mit der Ungleichzeitigkeit der Emanzipation zu tun. Mädchen sind in der Schule besser und stellen mit steigendem Bildungsniveau auch die etablierten Rollenvorstellungen infrage. Den jungen Männern in den prekären Quartieren bleibt nicht nur der berufliche Erfolg verwehrt, sie können zudem die Rolle des Familienoberhauptes nicht mehr einnehmen.
Das ist für mich schonmal ein kompletter Widerspruch. Es ist also kein patriarchalisches Denken, wenn Frauen solch gute Leistungen bringen, daß Männer um ihre Stellung als "Familienoberhaupt" bangen müssen? Immerhin reicht es, um Mansour mit dieser Aussage gleich mal zu diskreditieren.
(man denke nur an die Jugendkrawalle der sogenannten „Halbstarken“ in den Fünfzigerjahren),
die in einem komplett anderen Kontext standen. Erstens war das ein Phänomen, in dem Migranten noch keine Rolle spielten; es war die aus den USA importierte Revolte gegen eine Elterngeneration, die zum überwiegenden Teil noch aus Altnazis bestand und damit durchaus progressiv motiviert und nachvollziehbar. Das ist ein Äpfel - Birnen - Vergleich, auch wenn es angeblich in der Gegenwart einen neuen Kontext bekommen hat. Hat es nicht; dafür müßten die Grundvoraussetzungen identisch sein, was den Vergleich der heutigen Zustände mit Nachkriegsdeutschland erlauben würde, was ich für weit hergeholt hielte.
Und deshalb ist die Gewalt an Silvester nicht nur ein Phänomen von jungen Männern mit Migrationshintergrund, sondern auch von jungen Männern in Ostdeutschland, die stärker zum Rechtsextremismus neigen als ihre westdeutschen Kohortenangehörigen. Ihre Aufstiegschancen sind signifikant geringer, ihre Chancen auf Statuserwerb bleiben hinter der Gesamtbevölkerung zurück.
"Junge Männer aus Ostdeutschland" habe ich in meinen Rant übrigens explizit miteinbezogen. Dieses Gejammer wie "ich finde in meiner Gegend keine Arbeit, daran sind die Ausländer schuld, ich fang jetzt an zu saufen und wähle AfD" geht mir auch auf die Nüsse. Vielleicht mal umziehen? Einen vernünftigen Schulabschluß nachholen? Oder steht dort die Mauer noch?
Alles in allem: ok. Ich muß mich bei Herrn Professor Nachtwey für meine harschen Worte entschuldigen, da ich ihn tatsächlich nicht sonderlich aufmerksam gelesen habe, denn einiges habe ich aufgrund meiner Laune einfach falsch verstanden oder erscheint mir zumindest einer näheren Betrachtung wert. Über was ich beim nochmaligen Lesen gestolpert bin, habe ich oben vermerkt, aber viel war es nicht.
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Zitat von Quork im Beitrag #5182Nebenbei bemerkt ist natürlich niemand, ob nun selbsterklärter Rassist oder nicht, vor Rassismen gefeit, denn wir alle sind in einer rassistisch geprägten Welt aufgewachsen und erzogen worden. Das macht uns natürlich nicht alle zu überzeugten Rassisten, aber eben doch gefährdet, in rassistischen Strukturen zu denken, wenn wir nicht aufpassen. Man kann nur versuchen, seine eigenen Rassismen zu reflektieren und sie nach Möglichkeit abzulegen.
Dieser Beitrag von Quork sollte in diesem Thema oben angepinnt werden als friendly reminder. Schade, dass er untergegangen zu sein scheint. Es herrscht immer gleich Schnappatmung, dabei bedeutet Kritik an einer rassistischen Aussage nicht (automatisch), dass damit auch die Person als Rassist gebrandmarkt wird. Jede und jeder denkt rassistisch. Der King, auch Quork, auch ich, auch alle anderen. Es geht darum, dass man vielleicht mal die Energie darin investiert das zu reflektieren, anstatt sich gegen das Rassisten-Label zu wehren, das man hier überhaupt nicht verpasst bekommen hat.
Ich habe diese ganzen Threads monatelang nicht mehr aufgemacht, weil ich sie ehrlich gesagt unerträglich finde. Nein, nicht weil ich andere Meinungen nicht aushalten könnte, sondern weil ich das Niveau teilweise unter aller Kanone finde und sich diese Gespräche sowieso die ganze Zeit über Wochen, wenn nicht gar MONATE im Kreis drehen. Alle - pardon - kotzen hier ihre Beiträge rein (ich schließe mich da mit ein) und gefühlt liest doch eh niemand die Argumentation der Gegenseite wirklich durch. Bewunderung an alle, die da am Ball und im Gespräch bleiben. Ich glaube, es wäre wirklich schon viel geholfen, wenn im Moment großer Wut oder Aufregung wirklich noch mal kurz durchgeschnauft werden könnte bevor man den Beitrag abschickt. Geht mir jetzt nicht nur um dich, King, sondern um den allgemeinen Ton.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?