Zitat von tenno im Beitrag #5863es ist nur nach wie vor wahnsinnig schwierig, hier zu differenzieren, weil es in der öffentlichen diskussion seit den 90ern gefühlt nur ein alles oder nichts gibt.
Danke.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von Lumich im Beitrag #5864Wieviele Länder fallen dir ein, in denen das individuelle Risiko, durch Gewaltverbrechen zu Schaden zu kommen so niedrig oder sogar niedriger ist als hier?
Frag das mal jüdische MitbürgerInnen. Wir leben in einem Land, das nicht nur den Holocaust zu verantworten hat, sondern indem sich Jüdinnen und Juden nicht mehr trauen, als solche erkennbar auf die Straße gehen. Und das finde ich sehr erschreckend.
Was soll ich die fragen? Was meinst du denn, wo die sicherer leben als hier? Im übrigen finde ich es unpassend, die Lehren aus dem Holocaust über Bord zu werfen, vermeintlich zu Gunsten derer, die unter diesem am meisten zu leiden hatten. Wenn man dieser Unmenschlichkeit noch einmal diesen Raum gewährt, ist niemand sicher, auch nicht Jüdinnen und Juden.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #5867Wenn man dieser Unmenschlichkeit noch einmal diesen Raum gewährt, ist niemand sicher, auch nicht Jüdinnen und Juden.
da muss ich mal fragen, von welcher marke die riesige axt ist, die du da gerade malst? ich glaube, dass zwischen unkontrollierter zuwanderung und dem holocaust doch noch einige grauzonen liegen, über die man durchaus debattieren kann, ohne gleich sämtliche grundwerte in frage zu stellen. anderenfalls wäre das genau die diskussionskultur, auf die ich mich weiter oben bezogen habe.
Zitat von Lumich im Beitrag #5867Wenn man dieser Unmenschlichkeit noch einmal diesen Raum gewährt, ist niemand sicher, auch nicht Jüdinnen und Juden.
da muss ich mal fragen, von welcher marke die riesige axt ist, die du da gerade malst? ich glaube, dass zwischen unkontrollierter zuwanderung und dem holocaust doch noch einige grauzonen liegen, über die man durchaus debattieren kann, ohne gleich sämtliche grundwerte in frage zu stellen. anderenfalls wäre das genau die diskussionskultur, auf die ich mich weiter oben bezogen habe.
Ich habe mich auf die Abschiebungs-Debatte bezogen, und hier werden tatsächlich Grundwerte verletzt, die aus Konsequenz des 2. Weltkriegs das Fundament unserer Verfassung bilden. Das ist keine Erwähnung des Holocausts, nur um den größtmöglichen Hammer herauszuholen. Wenn du grundsätzlich eine besseren Debattenkultur einforderst wäre eine diesbezügliche Differenzierung schon mal ein Anfang.
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Zitat von Lumich im Beitrag #5870 Ich habe mich auf die Abschiebungs-Debatte bezogen, und hier werden tatsächlich Grundwerte verletzt, die aus Konsequenz des 2. Weltkriegs das Fundament unserer Verfassung bilden.
diese differenzierung hätte uns den kleinen schlagabtausch im vorfeld erspart. ;) und trotzdem ist mir das noch zu wolkig - grundsätzlich gebe ich dir ja recht (siehe mein posting weiter oben); aber es gibt halt auch aspekte, die man dennoch ein bisschen genauer beleuchten kann und darf. zB die frage nach den abgelehnten, aber geduldeten asylbewerbern - es gibt viele gründe dafür, und nicht alle sind gute gründe. und die reflexhafte reaktion von linker seite auf diesbezügliche zweifel hilft halt der transparenz nicht weiter. am ende ist es ein eigentor, weil es den verkürzern und populisten in die hände spielt.
Zitat von Lumich im Beitrag #5867Wenn man dieser Unmenschlichkeit noch einmal diesen Raum gewährt, ist niemand sicher, auch nicht Jüdinnen und Juden.
Das ist für mich eine Relativierung, tut mir leid. Zwischen der Ausgrenzung und Verfolgung unbescholtener Bürger und dem Verlangen, konsequent gegen Leute durchzugreifen, die beispielsweise mit IS - Fahnen durch Essen ziehen oder in Hamburg ein Kalifat fordern, besteht ein Riesenunterschied. Vor allem, weil sich die erstere Tätergruppe von der zweiten Gruppe an "Opfern" nur durch ihre Grundintention unterscheidet, die aber durch historische Querverweise auf den Großmufti von Jerusalem auf KZ - Besuch ebenfalls eingeebnet wird. "Nie wieder" bedeutet auch ein konsequentes Vorgehen gegen Islamofaschisten. Von mir aus dürfen für jeden Abschiebefall zwei andere Menschen einreisen, die sich hier integrieren wollen, da hätte ich absolut nichts dagegen.
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Das hat mit Relativierung höchstens insofern etwas zu tun, als dass die dringlichen Pribleme woanders liegen. Wir sind gerade auf der Titanic und streiten uns darum wer wann an welches Buffett darf. Auch den verschiedenen Formen von Extremismus würde man mit funktionierenden Strukturen, die wir zunehmend weniger haben, ganz anders begegnen können. Aber anstatt dass man sich um Wohnung, Bildung, Polizei/ Justiz kümmert, führen wir lieber eine Debatte, wen man wie loswerden müsste, damit wir keine Probleme mehr hätten.
Und eines bleibt nach wie vor: Es gibt weltweit nur äußerst wenige Länder, in denen man so sicher leben kann wie hier, und das gilt auch für Jüdinnen und Juden. Daraus folgt, dass der dringendste Handlungsbedarf anderswo zu suchen ist.
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Zitat von Lumich im Beitrag #5873Es gibt weltweit nur äußerst wenige Länder, in denen man so sicher leben kann wie hier, und das gilt auch für Jüdinnen und Juden.
Im ersten Teil sind wir uns einig, im zweiten Teil widerspreche ich nach wie vor vehement.
Es ist nett, abends auszugehen ohne Angst, an irgendeiner Ecke erschossen zu werden. Mit Kippa würde ich das trotzdem nicht tun.
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Dann bin ich auf deine Liste von Ländern gespannt, in den Jüdinnen und Juden sicherer Leben als hier. Ich sehe ja immer mal wieder Berichte von deutschen Juden, die entweder gerade dabei sind oder am überlegen, ob sie nach Israel auswandern, sogar jetzt. Das zeigt schon ganz gut, mit welchen Irrationalitäten man es teilweise zu tun hat, oder würdest du Israel zur Zeit als den sichereren Ort einschätzen?
Edit: Und diese bestimmt sehr lange Liste von sicheren Ländern können wir nochmal filtern, in dem man sich auf die Länder konzentriert, die ihre Sicherheit durch Abschiebung und verminderte Standards bei Menschenrechten erreicht haben.
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Zitat von Lumich im Beitrag #5875Dann bin ich auf deine Liste von Ländern gespannt, in den Jüdinnen und Juden sicherer Leben als hier.
Es gibt keine "Liste von Ländern", da Juden und jüdische Einrichtungen mittlerweile überall potentielle Anschlagsziele sind. Darum ist auch die "Irrationalität", Israel als sicheren Ort zu betrachten gar keine, da es der einzige Ort auf der Welt ist, in dem sie als Menschen jüdischen Glaubens offen leben können und um jeden Preis beschützt werden. Wäre ich Jude, würde ich vermutlich aufgrund der Größe der dortigen Community am ehesten noch in die USA gehen.
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Zitat von Lumich im Beitrag #5875 Edit: Und diese bestimmt sehr lange Liste von sicheren Ländern können wir nochmal filtern, in dem man sich auf die Länder konzentriert, die ihre Sicherheit durch Abschiebung und verminderte Standards bei Menschenrechten erreicht haben.
Da sieht man schön das grundsätzliche Missverständnis vieler Linker. Es ist nämlich nicht nur legitim, sondern geboten, eine restriktive und konsequente Asylpolitik zu machen, wenn dies objektiv der Sicherheit der eigenen Bevölkerung dient. Kein Land ist verpflichtet, aus vermeintlichen humanitären Gründen den Import von Antisemitismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit zu erdulden.
Zitat von LFB im Beitrag #5877wenn dies objektiv der Sicherheit der eigenen Bevölkerung dient
Da ist der Knackpunkt. Das ist nämlich nicht der Fall. Außerdem ist nicht alles legitim, was mehr Sicherheit verspricht, sonst hätten wir ganz schnell chinesische Verhältnisse.
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