Bürgerwehren sind für mich der erste Schritt zu Lynchjustiz und paramilitärischen Gruppierungen. Das Recht mal selbst in die Hand nehmen.
Es spricht nix dagegen, wenn die Menschen die Augen offenhalten. Bei uns im Dorf fühle ich mich deswegen mit den Kindern wohler. Aber wer meint, das organisieren zu müssen ist mir höchst supekt.
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #697Unabhängig davon, ob da eine Vergewaltigung stattgefunden hat oder nicht, es hat einen Grund, dass wir die Verfolgung von Straftaten irgendwann mal in die Hand von Profis gegeben haben. Da sind Facebook und Bürgerwehr nicht nur kein Ersatz, sondern einfach kontraproduktiv.
Dir ist schon bewusst, dass diese Profis das Fahndungsfoto veröffentlicht haben? Abgesehen davon dienen Bürgerwehren nicht der Verfolgung von Sexualstraftätern sondern um dort ein Mindestmaß an Sicherheit (v.a. vor Wohnungseinbrüchen) zu schaffen, wo die Polizei aufgrund Einsparungen und Konzentration der Kräfte auf Ballungsräume nicht mehr angemessen präsent ist.
Die Profis haben das Bild rausgegeben, die kettenmailartige Verbreitung via Facebook, wie erwähnt auch gerne mit entsprechenden Kommentaren, ist dann aber eine andere Sache, finde ich. Zum Thema "Bürgerwehr" kann ich so ziemlich jede andere Meinung hier unterschreiben (die Analogie zur Scharia-Polizei gefällt mir besonders gut). Wir haben ein staatliches Gewaltmonopol, und das ist gut so. Die Bildung von Bürgerwehren unterläuft das.
Vielleicht(!) meinte LFB ja nicht die Bürgerwehren, die man so landläufig unter dieser Bezeichnung kennt. Also Bürgerwehren, wie es sie z.B. im wahrsten Sinne des Wortes in Amiland gibt. Oder um es anders zu formulieren: in unserer Gemeinde hatten wir vor Jahren auch mal sowas in der Art....obwohl man da nie den Begriff "Bürgerwehr" in den Mund nahm. Als es über ca. 1 Monat tatsächlich mehrere Einbrüche gab, die nie aufgeklärt wurden (jedenfalls hatten wir keine Kenntnis davon), beschlossen etliche Leute aus etlichen Strassen, des Nachts ein wenig auf die Nachbarschaft zu achten. Insbesondere auf Häuser, die gerade mal leer standen, weil die Leute z.B. in Urlaub waren. Das führte dann dazu, daß sogar noch kurz nach Mitternacht verstärkt dörfliche Spaziergänger unterwegs waren. Da das Ding in einem Frühsommer stattfand, buchten etliche "Bürgerwehrler" die Sache unter "gesundes Mitternachts-Walking". Die Einbrüche hörten nach kurzer Zeit auf, ob es auf die verstärkte Wachsamkeit der Nachbarschaften zurückzuführen war, blieb zwar umstritten, aber man hatte irgendwie dennoch das gute Gefühl dabei, den einen oder anderen Einbrecher vielleicht etwas verschreckelt zu haben. Ich hatte übrigens auch mitgemacht und ein paar Mitternacht-Schichten geschoben, weil bei meinem unmittelbaren Nachbarn wenige Tage zuvor ein Einbruchsversuch stattgefunden hatte. Meine Bewaffnung: eine Mag-Lite Stabtaschenlampe und ein Handy.
Da mag man sich mit besten Intentionen treffen, keine Waffen tragen, nur ein bisschen spazierengehen und es nicht Bürgerwehr nennen. Man klönt, geht ein paar Runden, irgendjemand hat ein bisschen "was Warmes" zum Trinken dabei, und morgens um Zwei läuft der Truppe angetrunkener Familienväter dann der mutmaßliche Vergewaltiger einer 15-Jährigen aus der Nachbarschaft über den Weg. Benutzt da jeder die Mag-Lite nur zum Leuchten? Ausdrücklich nicht auf dich bezogen, ausdrücklich nicht auf jeden Bürger bezogen, der nachts spazierengeht, um Einbrecher abzuschrecken, aber man ist da mE sofort auf einer schiefen Ebene. Und ein großer Teil der Bürgerwehren, die gerade entstehen, nennt sich Bürgerwehren, und der Gründungsimpuls ist die Annahme, die Polizei alleine könne die innere Sicherheit nicht mehr gewährleisten. Das selber geht für mich aber schon gegen die innere Sicherheit. Die Forderung nach mehr Polizei ist legitim, in einem demokratischen Rechtsstaat hat sie sich aber andere Bahnen zu suchen.
Ich bin ja seit jeher für deutlich mehr Polizei, aber: Vieles wäre besser, wenn die Leute die Augen offenhalten würden. Da muss man nicht Streife gehen, es reicht, wenn einen die anderen überhaupt interessieren.
"In seiner Antwort listet das Bundesinnenministerium sieben Gruppierungen auf, bei denen klar auf einen rechtsextremen Hintergrund zu schließen sei. Darunter die Nachtwachen im badenwürtembergischen Waibstadt oder die Kiezstreifen vom NPD-Kreisverband Berlin-Pankow."
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #713Der Grat zwischen "nicht wegschauen" und "Bürgerwehr gründen" verdient die Bezeichnung als Grat nicht, das ist eine Hochebene.
ich danke herzlichst, schöner hätte ich es nicht sagen können!
Zitat von Berthold Heisterkamp im Beitrag #713Der Grat zwischen "nicht wegschauen" und "Bürgerwehr gründen" verdient die Bezeichnung als Grat nicht, das ist eine Hochebene.
ich danke herzlichst, schöner hätte ich es nicht sagen können!
Das stimmt ja, bin ja eurer Meinung. Aber vieles, was bei uns schief läuft, liegt an der Anonymisierung. Einschließlich der Ausländerfeindlichkeit. Wer welche kennt denke sofort anders.
Für diesen wunderbaren Text hat Adrian Kobinski sechs Monate gebraucht.
"Es wir bald alles eskalieren.es fehlt das wir ab jetzt alle Messer mit uns tragen müssen,oder noch besser Kanone kaufen.und wir uns bekriegen müssen.das kann nicht sein.Bis vor 6mon habe ich mich wohl gefühlt in der Heimat Deutschland..Und jetzt sind wir nicht mehr sicher...."
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)