Zitat von Quork im Beitrag #674 Und müssen wir wirklich über Angebot, Nachfrage und Marktlogik sprechen, wenn 60 Menschen so viel Reichtum horten, wie der halbe Rest der Menschheit?
Welche Marktlogik willst du denn zugrunde legen, wenn ein Saudi Milliarden schwer ist und ein Chinese morgen nicht mehr weiß, wovon er sich ernähren soll. Dieser bescheuerte weltweite Vergleich des Eigentums ist genaus pervers, wie ein 80 Mio-Boni. Besonders perfide ist es zu glauben, daß diese Nachricht noch jemand abstrahieren kann.
Edit: übrigens "Reichtum horten" kann auch bedeuten, Frmenvermögen zu besitzen und zu verwalten.
Zitat von sunday im Beitrag #673Muss man da jetzt wirklich weiter diskutieren? 80 Millionen ist so absurd, das sollte keiner verdienen.
Nur noch mal kurz zum Fakt: Die von mir erwähnten 80 Millionen sind die bisher höchste Bonuszahlung an einen Banker, wie man unlängst im TV zu berichten wusste. An einen Briten, also in Pfund. Die bekam der mal eben zu seinem Gehalt zusätzlich rübergereicht.
Das ist für mich krank. Oder pervers. Oder beides.
Und über was regst du dich als nächstes auf? Fußballgehälter hätte ich noch anzubieten. Bei T-Online News werden sie fündig...
Ernsthaft: es werden immer über die üblichen Nachrichtenseiten perverse Spitzenwerte veröffentlicht. Das ist so, das war so und es wird sich nicht ändern. Daraus aber eine Debatte anzustoßen, ist nicht zielführend. Sich darüber ärgern kann man, muß man aber auch nicht. Da gibt es naheliegendere Probleme, national wie international, als ein 80 Mio-Bonus.
Und der arbeitslose Lehramtsanwärter hätte deinen Job vielleicht doch gerne, wer weiß.
Ja, du hast Recht. Man muss sich darüber nicht ärgern und nein - ich rege mich nicht (mehr) auf. Es ist nicht zu ändern.
Dem arbeitslosen Lehramtsanwärter beste Grüße - in ganz Deutschland fehlen viele Lehrer und in naher Zukunft noch mehr. Und meine Stelle wird auch demnächst frei. Nur zu.
Diese Logik kann vielleicht erklären, warum wenige Leute so viel Vermögen besitzen. Sie kann allerdings in meinen Augen nur schwerlich rechtfertigen, dass so wenige so viel besitzen. Mir geht es dabei wirklich nicht um veröffentlichte Spitzenwerte von Bonuszahlungen, sondern um diese ganz wenigen Individuen, die derartig viel Kapital haben ansammeln können. Mal ganz abgesehen davon, ob diese Besitzverhältnisse rechtmäßig zustande gekommen sind oder nicht, frage ich mich, wie zuträglich dass einer Weltgemeinschaft ist, wenn so viel Kapital in so wenigen Händen liegt. Und das Argument des Besitzes von Firmenkapital finde ich ehrlich gesagt überhaupt nicht beruhigend, noch macht es die Besitzverhältnisse irgendwie besser. Ob das Geld nun in Firmenbesitz gebunden ist oder nicht – was macht das bei solchen Dimensionen für einen Unterschied. Was macht es überhaupt für einen Unterschied, wenn es um Besitzverhältnisse auf der ganzen Welt geht? Selbst wenn all dieses Kapital in Firmen angelegt wäre, läse sich diese so schwer zu abstrahierende Nachricht eben so: "50% der Firmen auf der Welt sind in den Händen von 63 Personen." Wenn mich das besser fühlen lassen soll oder deinem hungernden Chinesen morgen ein Frühstück auf den Tisch stellt, ist ja alles gut.
Ganz so sehe ich das nicht: Richtig ist, daß tendentiell über Jahrzehnte in den westlichen Ländern ausschließlich sich das Kapital und Vermögen vermehrt, nicht aber das Einkommen der arbeitenden Bevölkerung was z.B. die Legitimation von Demokratie und staatlichen Institutionen gefährdet und ein Grund ist, warum Europa in der Krise ist, rechte populistische und nationalistische Parteien ein unglaubliches Comeback haben (nicht nur hier- man sehe sich den Wahlkampf in der USA an).
Egal ist es glaube ich dennoch nicht, ob das Geld in Firmenbesitz gebunden ist oder nicht: Ein weiterer Punkt an der Vermögenskonzentration ist, daß unglaubliche Summen weltweit in vollkommen nutzlose Kapitalanlagen fließen (z.B. Derivate, Swaps etc.), die nichts, aber auch gar nichts mit der Realwirtschaft zu tun haben- wohl aber zu Blasen, Instabilität und Übertreibungen auf den Finanzmärkten führen (was Staaten letzten Endes an den Rande des Ruins gebracht hat) anstatt dem Wirtschaftskreislauf zugute zu kommen.
Sind das nicht aber zwei Seiten des selben Problems? Mit "egal" meinte ich viel mehr, dass sich das Machtverhältnis, das sich durch diese enorme Kapitalakkumulation ergibt, durch diese Bindung des Kapitals nicht relativiert. Dass von dem vielen Geld zusätzlich auch noch eine Menge in "nutzlosen" Anlagen versenkt wird, ändert ja an der Situation nichts, sondern ist doch eher ein Symptom.
Natürlich ist sie das nicht. Ich war Montag auf einem (äußerst luziden) Vortrag von Christian Wulff, der sich im Anschluss Fragen stellen musste wie "Ich habe gehört, dass bei einer Tafel in Süddeutschland männliche Asylanten sich vorgedrängelt haben und für die deutschen Rentner nichts mehr übrig blieb". Und dafür gab es Applaus. Nicht vereinzelt, sondern breit, von einer Gesellschaft, die sich der Förderung der Demokratie verschrieben hat. Unfassbar.
Man merkt schon, wie viele Menschen sich gerne ihre vorgefassten Meinungen durch Gerüchte bestätigen lassen und bereit sind diese zu glauben, wenn sie in ihr Weltbild passen. Ich lese auch regelmäßig von angeblichen Vergewaltigungen durch Asylbewerber, von denen die Polizei allerdings so gar nichts weiß. Aber klar, die darf ja auch nichts sagen... und schon beißt sich die Katze in den Schwanz.
Ich kann es gut verstehen, wenn die Polizei nicht gleich alles veröffentlicht, wenn Ausländer unter dem Verdacht einer Straftat stehen. Denn was interessiert es die Fremdenhasser, dass es nur ein Verdacht ist, die stürzen sich so oder so gleich drauf. Wenn sich der Verdacht dann als unbegründet erweist, interessiert das keinen mehr, oder dient vielmehr noch als Beleg dafür, dass Ausländer geschont werden.
Zur Erklärung: Das Oberbayerische Volksblatt ist "meine" Heimatzeitung für den Raum Rosenheim / Inntal. Sie ist aber auch eine Lokalausgabe des Münchener Merkur, der eigentlich als CSU-Organ gilt. Von daher ist der Artikel umso bemerkenswerter.
Was die Obergrenzen betrifft: Dazu hat gestern ein österreichischer Oppositionspolitiker einen guten Vergleich gefunden. Das sei, als ob die Feuerwehr sagt, heute Nacht löschen wir maximal fünf Brände. Beim sechsten schauen wir zu.
was da beim SWR passiert, finde ich ganz ganz schlimm. ein armutszeugnis für SPD und grüne, den gegner ausgrenzen zu wollen; ein noch schlimmeres armutszeugnis des senders, dem auch noch folge zu leisten. vermutlich das erste mal, dass ich der klöckner im geiste auf die schulter klopfe.
Zitat von tenno im Beitrag #687was da beim SWR passiert, finde ich ganz ganz schlimm. ein armutszeugnis für SPD und grüne, den gegner ausgrenzen zu wollen; ein noch schlimmeres armutszeugnis des senders, dem auch noch folge zu leisten. vermutlich das erste mal, dass ich der klöckner im geiste auf die schulter klopfe.
auch wenn ich die entscheidung von spd und grünen mindestens mut- und instinktlos finde, muss man der ordnung halber schon anmerken, dass es bisher in tv-duellen zu wahlkämpfen immer schon usus war, nur vertreter aus den parteien einzuladen, die sich zu der zeit im parlament befinden. das mussten zu früheren anlässen auch die piraten hinnehmen, obgleich deren wahlprognosen ähnlich günstig waren, wie dieses jahr für die afd.
kurzfristig hat julia klöckner einen klugen schachzug getan, in dem sie die anderen parteien, insbesondere die spd, denunzierte. ob diese quasi-bestätigung des notorischen opferstatuses, derer sich rechte parteien so gerne bedienen, sich nicht langfristig als bumerang erweisen wird, bleibt abzuwarten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
das problem liegt hierbei mMn darin, dass das opferdenken der afd ja schon vom eigentlichen vorgang entscheidend befeuert wird. eine partei, die sich in solchem maße aus ihrem aussenseiter-sarrazin-reflex speist, derart offensiv auszugrenzen, ist mit "kreuzdämlich" noch verharmlosend beschrieben. der klöckner-zug macht den kohl da auch nicht mehr fett, ist aber zumindest ein signal, sich vielleicht wieder auf eine debattenkultur zuzubewegen, die den namen verdient.
Meine erste Reaktion zu den Absagen von Grünen und SPDlern, nicht an Podiumsdiskussionen teilzunehmen, wenn auch AfDler dabei sind, war auch ablehnend. Ich habe die Tage mal einen Kommentar zu diesem Thema von einem älteren Menschen gelesen. Sinngemäß: "Hätten die Parteien in den 30er Jahren nur auch solch eine Weitsicht gezeigt und eine NSDAP eben nicht salonfähig gemacht". Wenn ich mir einen Höcke anhöre und er ist in der AfD nicht allein, ist jedes Wort mit ihnen, eines zuviel. Mit der AfD gibt es keine Debattenkultur.
Zitat von zickzack im Beitrag #690Meine erste Reaktion zu den Absagen von Grünen und SPDlern, nicht an Podiumsdiskussionen teilzunehmen, wenn auch AfDler dabei sind, war auch ablehnend. Ich habe die Tage mal einen Kommentar zu diesem Thema von einem älteren Menschen gelesen. Sinngemäß: "Hätten die Parteien in den 30er Jahren nur auch solch eine Weitsicht gezeigt und eine NSDAP eben nicht salonfähig gemacht". Wenn ich mir einen Höcke anhöre und er ist in der AfD nicht allein, ist jedes Wort mit ihnen, eines zuviel. Mit der AfD gibt es keine Debattenkultur.
dass totschweigen den holocaust verhindert hätte, halte ich für eine sehr steile these - bei allem respekt. das hiesse im endeffekt nichts anderes, als symptome zu ignorieren.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.