ich bin ehrlich gesagt wenig begeistert, dass der me bei springer erscheint, aber den nehme ich da ausdrücklich heraus, weil sich keine einflussnahme des mutterkonzerns bemerkbar macht (zumindest für mein empfinden). was ich meine, sind bild, welt, b.z., etc..
Zitat von gnathonemus im Beitrag #1966ich bin ehrlich gesagt wenig begeistert, dass der me bei springer erscheint, aber den nehme ich da ausdrücklich heraus, weil sich keine einflussnahme des mutterkonzerns bemerkbar macht (zumindest für mein empfinden).
Genau das hat mich auch nochmal zehn Jahre lang zum ME - Leser gemacht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Gestern Abend den letzten Band der Enemy-Serie von Charlie Higson beendet und jetzt bin ich ein wenig traurig. Würde so gerne wissen, wie es weitergeht. Vielleicht kommt ja doch irgendwann noch ein achter Band, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, da der letzte Band schon 2015 erschien.
Läuft u.a. unter der Bezeichnung 'Young Adult Horror'. Prämisse ist folgende: Die Welt wird von einem Virus heimgesucht, in der alle Menschen über 14 in zombieartige Geschöpfe verwandelt werden, die den noch gesunden Jungspunden ans Leder wollen. Im Laufe der 7 Bände wird aber nicht nur der Kampf gegen die 'Grown-Ups/Sickos/Oppoes/Bastards' beschrieben, sondern auch wie sich die Kinder untereinander organisieren. Gespickt mit liebenswerten Charakteren, Einzelschicksalen und hin und wieder auch einem kleinen Schuss Romantik, gelingt es Higson über 7 Bände hinweg ein konstant hohes Niveau zu halten. Hab die Bücher regelrecht verschlungen.
Wer also wie ich auf (post)apokalyptische Szenarien steht, kein Problem damit hat, wenn auch mal Zombies auftauchen und offen für Jugendbücher ist, sollte hier unbedingt mal reinlesen.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Georges Simenon: Maigret und Pietr der Lette (1929)
Habe ich in einem Karton mit meinen alten Kinder - und Jugendbüchern in der Garage meiner Mutter gefunden, zusammen mit noch anderem von Simenon, das ich dort jahrelang zwischengelagert hatte. Hatte ich mit 15 oder 16 gelesen und null Erinnerung dran; also jetzt mal locker in drei Tagen niedergemäht. Eine abstruse Geschichte, die manchmal ziemlich dahinholpert, aber ich mag den lakonischen Schreibstil genauso wie die Figur des Maigret. Unterhaltsam ist das auf jeden Fall, und die Unterschiede in der Polizeiarbeit damals wie heute sind manchmal echt haarsträubend; wie da teilweise mit Spuren und Tatorten umgegangen wird, wäre heutzutage vermutlich ein Kündigungsgrund.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Witzig, gestern irgendwo gehört/gelesen, dass in Berlin bis 1925 die Tatorte aufgeräumt wurden, bevor der Kommissar eintraf.. Ein neuer Polizeichef hat das dann geändert.
Das war in "Wer weiß denn sowas?". Irgendwo ... Es gibt aber auch eine sehr gute mehrteilige Dokumentation über die Berliner Unterwelt anfang des 20. Jahrhunderts, insofern waren mir Ernst August Ferdinand Gennat und seine Reform der Polizeiarbeit schon ein Begriff.
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Ich habe einige Bücher von ihm sehr gern gelesen (America, Grün ist die Hoffnung und ich meine, auch Drop City, zum Beispiel). Manche mochte ich nicht so sehr (Dr. Sex, die Terranauten zb).
Das hier ist bei mir eher auf der guten Seite. Eine Klimakrisen-Dystopie. Anfangs eher vergnüglich, aber bekommt dann rechtzeitig die Kurve und wird ernster und melancholischer. Habe auch negative Kritiken gesehen, die Figuren seien zb eher aus den Neunziger als aus der Zukunft. Stört mich aber nicht. Es blieben einige Bilder bei mir hängen.
Liest sich erwartungsgemäß weg wie nichts, ohne übermäßig anspruchsvoll zu sein. Informativ, sympathisch, aber halt nichts für die Ewigkeit, also wandert das in den Bücherschrank.
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Im Jahr 1948 wird der 19jährige Walter Kempowski aus Rostock wegen angeblicher Spionage von einem sowjetischen Militärgericht zu 25 Jahren Haft verurteilt. Acht Jahre sitzt er im berüchtigten DDR-Zuchthaus Bautzen. Dann wird er begnadigt. 1969 erscheint sein beklemmender literarischer Bericht aus einer Welt außerhalb des bürgerlichen Alltags.
Und der ist völlig pathosfrei in seiner mittlerweile bekannten Collagenform verpaßt, lauter einzelne Schnappschüsse. Einige Passagen sind recht zäh, und es wimmelt natürlich von Haupt - und Randfiguren, die nur rudimentär auftauchen, so daß man schnell den Überblick verliert; aber im großen und ganzen liefert Kempowskis Debüt einen recht beklemmenden - weil authentischen - Einblick in das Knastleben direkt nach dem Krieg. Verurteilt wegen angeblicher Spionage ist er unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen nicht nur mit SS - Männern, Raubmördern und Kleinkriminellen zusammengepfercht, sondern auch Schikanen, Mangelernährung, körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt, während um ihn herum geprügelt, intrigiert, ohne Privatsphäre auf Sammelklos geschissen und gewichst wird und die allenfalls rudimentäre medizinische Versorgung genauso ihre Opfer fordert wie die Trost - und Perspektivlosigkeit. Mit Sicherheit war es um einen guten Teil der dort Einsitzenden nicht schade; vielleicht war das auch eine Art ausgleichender Gerechtigkeit, damit sie mal am eigenen Leib erfahren haben, was sie anderen Menschen im 3. Reich angetan haben. Deswegen kommt richtiges Mitleid selten auf. Wenn man wie Kempowski halbwegs unschuldig und unbelastet in diese Knochenmühle geriet, kann man das vielleicht als Kollateralschaden abtun, man kommt aber trotzdem nicht umhin, ihn zu bedauern. Dennoch schlummert in dem Buch die Gefahr, daß mal wieder eine falsche Klientel sich daraus einen unangemessenen Opfermythos bastelt. Das kann man Kempowski aber nicht zum Vorwurf machen; er hat nun halt mal sein Leben dokumentiert, und es wäre ihm mit Sicherheit lieber gewesen, wenn er nicht soviel Stoff gehabt hätte.
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Die Familie Heath wird von den Schatten der Vergangenheit verfolgt. Kelsey ist bei einem Autounfall erblindet, bei dem die Freundin ihres Bruders das Leben verlor. Zwei Jahre später bringt Kelseys Ermordung den Stein wieder ins Rollen, und die Polizei muß sich ein weiteres Mal mit der Familie Heath beschäftigen ...
Fand ich mal in einer zerlesenen Taschenbuchausgabe in einem Bücherschrank; hatte in meiner frühen Jugend schonmal was von ihr gelesen, was ich sturzlangweilig fand, und auch das klang nicht übermäßig spetakulär. Irgendwie wollte ich es dann doch mitnehmen und hab mich jetzt in 4 Tagen durch die fast 300 Seiten gefräst. Millar gilt als Meisterin des psychologischen Kriminalromans; dafür ist mir die Psychologie doch zu oberflächlich. Allerdings konnte sie tatsächlich gut erzählen. Eine Krimi - Noir - Geschichte, die nicht in den USA, sondern in Kanada spielt (in Toronto, um genau zu sein; das merkt man aber erst, wenn man ein gutes Drittel durchhat), mit einer teilweise spukigen Geistergeschichtenatmosphäre oder - je nachdem, was grad passiert - paranoiden Grundstimmung. Und es passiert in rascher Abfolgte relativ viel; es gibt ständig Twists, und bei der Auflösung fügt sich dann alles wie ein perfektes Puzzle zusammen. Angereichert ist das ganze dann noch mit feinem, bösartigen Humor. Ich fühlte mich jedenfalls prächtig bespaßt; das ist einfach gutgemachte Unterhaltungsliteratur, die einwandfrei funktioniert. Werde mir definitiv noch was von ihr zulegen, nachdem ich sie nach "Von hier an wird's gefährlich" mein Leseleben lang gemieden habe. Das sollte ich mir vielleicht auch nochmal zulegen, mit 14 oder 15 war ich noch nicht empfänglich für literarische Nuancen, da las ich viel Agatha Christie und wollte in jedem Krimi eine "Whodunnit" - Auflösung.
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Das ist natürlich mit 950 Seiten ein ziemlicher Klotz, obwohl es sich phasenweise extrem gut und schnell lesen läßt; trotzdem saß ich da eine zeitlang dran und habe parallel dazu ja die letzten vier hier geposteten Bücher gelesen, weil mir das immer wieder zuviel wurde mit den ganzen Iwan Fjodorowitschs, Parfen Semjonowitschs und Wjera Lebedjewas. Zum Glück befindet sich im Anhang eine Personenübersicht. Abgesehen von dem - sorry - Setting und der Handlung, die in heutiger Zeit absolut nicht mehr nachzuvollziehen und in erster Linie historisch interessant ist (Heiratsversprechen in der besseren Gesellschaft, entehrte Frauen, versprochene Ehen, die an Wankelmut scheitern, Intrigen, denen ein naiver Held nahezu schutzlos ausgeliefert ist ... um eine genauere Interpretation habe ich mich nicht bemüht) samt tragischem Ende ist das Buch tatsächlich in erster Linie sensationell komisch. Eckhard Henscheid wie auch Thomas Mann sahen Dostojewski teilweise als Humoristen; nach der Lektüre schließe ich mich an. Abgesehen von den tragischen und düsteren Elementen sind lange Absätze und die Beschreibung von Charakteren und die Wiedergabe ihrer wörtlichen Rede teilweise von einem subtilen Humor durchsetzt, der mich phasenweise dermaßen an Loriot und gar an Monty Python denken ließ, daß ich manchmal schallend gelacht habe. Vor allem, wenn höhergestellte Persönlichkeiten vorgeführt werden, die in erhabenstem Ernst und völliger Selbstüberzeugung komplett grenzdebiles Gefasel von sich geben und dafür von ihrem Umfeld hofiert werden.
Auch, wenn der Roman inhaltlich natürlich an der heutigen Zeit vorbeigeht: wer mit Dostojewski anfangen möchte, macht mit dem "Idioten" nichts verkehrt; er ist auf jeden Fall zugänglicher als das ungleich zähere "Verbrechen und Strafe".
King Bronkowitz
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Keine Rechte
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Remarques KZ - Roman von 1952, zusammengestellt aus Erzählungen ehemaliger Buchenwald - Häftlinge und bewußt als Roman konzipiert, nicht als Tatsachenbericht. Ein Buch gegen das Vergessen, heute noch so wichtig wie seit jeher. Aufschlußreich die zeitgenössischen Rezensionen im Anhang samt dem Gegeifer irgendwelcher Nazis, die wieder Posten im Kulturbetrieb besetzt hatten.
Gerade damit fertig geworden. Kann nur zustimmen, ein auch heute noch wichtiges Buch, dass das Leid der Gefangenen und den "Alltag" eines KZ anhand einzelner Charaktere greifbarer werden lässt. Auch wenn diese Gräueltaten für mich wohl niemals wirklich fassbar sein werden.
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Zitat von King Bronkowitz im Beitrag Buchgeplauder Ein Frühwerk aus den 20ern (kurz vor der Entstehung von "Im Westen..."), voller Autorennen, connaisseurhaften Reflexionen über bestimmte Frauentypen und dandyhaftem Stil. Liest sich durchaus unterhaltsam und funktioniert auch als Momentaufnahme des damaligen Zeitgeistes ganz gut ... aber man fragt sich natürlich, was für ein Quatschkopf er auf Dauer geworden wäre, hätte sein Leben nicht solch eine dramatische Wendung genommen. Es ist natürlich müßig, darüber zu diskutieren; immerhin hat er sich an der Gabelung für den richtigen Weg entschieden.
Es liest sich echt gut und spannend weg, ist aber sehr dem damaligen Zeitgeist verhaftet; Männer von Welt, die sich auf Batavia genauso selbstverständlich bewegen wie in Colombo oder Genua, gestelzte Dialoge, Maskenbälle auf dem Anwesen irgendwelcher greiser Prinzessinnen, Autorennen (jaaah), latenter Rassismus (einmal taucht sogar ein "Nigger" auf). Es hat einige sehr schöne Passagen und verblüffende Erkenntnisse; wenn man selbst ein bewegtes Leben hinter sich hat, treffen einige Aussagen genau ins Schwarze.
Dennoch bin ich sehr froh darüber, daß er in seinem nächsten Buch meinte, über den ersten Weltkrieg schreiben zu müssen. Ich sehe das wirklich als harte Zäsur; zwischen diesem ganzen gestelzten High - Society - Quark seiner Frühwerke (an denen beileibe nicht alles schlecht ist) und seinem Spätwerk liegen Welten.
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