Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #6458Ich freue mich auch auf den längst überfälligen Berlin Besuch in den Osterferien. Hat hier jemand Tipps für tolle Ausstellungen? Ich bin mit dem Überangebot leicht überfordert.
Photographie gibt es in der c/o Berlin, z.Zt. mit einer William Egglestone-Ausstellung. Würde ich selbst gern hin.
Ins Museum für Kommunikation kann man auch gut mit Kindern rein. Gleiches gilt für das Technik-Museum, nebst „Spektrum“, in dem besonders viel zum selbst ausprobieren zu finden ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #6461Nachteil des Pergamons im Vergleich zum Humboldtforum: Die sind echt noch nicht sehr weit damit, zu reflektieren wie der ganze Kram nach Berlin gekommen ist.
Was das angeht, lässt sich das Humboldt-Forum ebenfalls zum jagen tragen.
Findest du? Das Museum macht doch hauptsächlich das?!
Wenn du dir diesen ganzen Werdegang anschaust, siehst du, wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zuerst Gutachten in Auftrag gegeben hatte, und anschließend von den Ergebnissen nicht viel wissen wollte. Erst öffentlicher Druck führte zu konkreten Maßnahmen, wie aktuell der Rückgabe einiger der Benin-Bronzen.
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Ich bezog mich jetzt vor allem auf die Ausstellung an sich. Ich war zunächst sehr skeptisch, zumal wegen dieser Kreuz-Geschichte und auch dem allgemein irgendwie wahnsinnigen Vorhaben, dieses Schloss da wieder hinzusetzen und gerade da drin diese Kunst auszustellen. Aber die Ausstellung selbst ist dann finde ich doch sehr reflektiert und fortschrittlich. Klar kann man kritisieren, dass die sich nur aufgrund von äußerem Druck bewegt haben, aber immerhin haben sie sich bewegt. Das vermisst man zum Beispiel beim französischen Gegenstück im Quai Branly in der Dauerausstellung sträflich. Und in den ganzen anderen Museen auf der Museumsinsel wie dem Neuen Museum, Alten Museum und dem Pergamon eben auch.
Das Problem dabei ist, dass wenn man Provenienz wirklich ernst nimmt, Museen quer durch Europa ziemlich karg bestückt wären. Mit vollständig gutem Gewissen kann man ebensowenig ein Museum besuchen wie einen Zoo, fürchte ich.
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Klar, wobei das glaube ich auf diese ganzen archäologischen und ethnologischen Sammlungen noch mehr zutrifft, als auf viele Sammlungen von Malerei oder anderen Grafiken / Fotografie. Allerdings finde ich schon auch, dass man auch solche Museen trotz dieser Problematik besuchen und genießen kann, ohne sich zu kasteien. Es sind ja neben der historischen Unrechtsdimension auch Orte, in denen kulturelle Höchstleistungen gewürdigt werden, die sonst oft keine Aufmerksamkeit bekommen.
Zitat von Quork im Beitrag #6472Es sind ja neben der historischen Unrechtsdimension auch Orte, in denen kulturelle Höchstleistungen gewürdigt werden, die sonst oft keine Aufmerksamkeit bekommen.
Und man würdigt die Erschaffer der Kunst, nicht deren Aussteller.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Es ist auch für mich schwierig nachzufühlen, wie es ist, wenn Objekte, die für meinen Kulturkreis prägend sind irgendwo im Ausland ausgestellt werden, weil sie in dorthin unrechtmäßig verschleppt wurden. Ich kann die betreffenden Ausstellungen durchaus genießen — so ist das nicht. Ich selbst nehme dabei niemandem etwas weg. Dennoch lässt mich das Bewusstsein über den problematischen Umgang mit Provenienzen nicht unberührt, zumal ich sehe, wie schmerzhaft das für andere sein kann.
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Das klingt jetzt vielleicht allzu verharmlosend, denn der Diebstahl wichtiger Kulturgüter ist natürlich zu verurteilen. Aber gerade aus der Perspektive der Vorderasienforschung kann man den "Dieben" nur dankbar sein: In Irak und Iran wurden in den Kriegen der letzten Jahrzehnte massenhaft antike Stätten zerstört, die nun unwiederbringlich verloren sind. Unter dem Aspekt erfüllen Museen mit entsprechenden Sammlungen einen wichtigen Forschungs- und Lehrauftrag. (Wie es im Übrigen auch Zoos mit Zucht- und Auswilderungsprogrammen tun.) Das macht die Provenienzforschung nicht unwichtiger - im Gegenteil - schmälert mir persönlich aber durchaus das schlechte Gewissen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Das stimmt auf jeden Fall. Ich keine beide Fälle, westafrikanische Menschen, die sich gern die Benin-Bronzen in Berlin ansahen und indischstämmige Menschen, die das British Museum boykottieren weil sie „doch kein Geld dafür bezahlen, Kunst anzuschauen, die meinen Vorfahren gestohlen wurden“. Auch aus dem Grund finde ich es angebracht, dass die Dauerausstellung des Humboldtforums kostenlos ist.
Sicherlich ein krasses Beispiel, aber während spätere (islamische) Herrscher Ägyptens, die bereits weit zuvor von ihren Landsleuten geplünderten und ihrer Außenverkleidung beraubten Pyramiden am liebsten abgerissen hätten (einen realen Versuch gab es, der scheiterte aber am Aufwand), waren es zunächst griechische Reisende der Antike, die sie zum Weltwunder erklärten und später europäische Forscher, die sie so behutsam wie möglich erforschten. Selbst heutige Schutzmaßnahmen dürften nicht unwesentlich von den Deviseneinnahmen aus dem Tourismus motiviert sein. Wenn dann im Rückblick die europäischen Forscher zu zwielichten Kulturräubern abgestempelt werden, ist das schon eine sehr einseitige Betrachtungsweise. Trotzdem gibt es sicherlich Fälle, in denen eine Rückgabe von Artefakten richtig ist.
Alle Tipps sind schonmal notiert, ich danke Euch! Die Auswahl erschlägt mich. Wir sind nur ein paar Tage da und das Kind ist dabei. Ich mag ja am liebsten aktuelle Kunst, gerne Medienkunst, Installationen mit Licht oder technischen Gefrickel.
Zitat von Quork im Beitrag #6477Das stimmt auf jeden Fall. Ich keine beide Fälle, westafrikanische Menschen, die sich gern die Benin-Bronzen in Berlin ansahen und indischstämmige Menschen, die das British Museum boykottieren weil sie „doch kein Geld dafür bezahlen, Kunst anzuschauen, die meinen Vorfahren gestohlen wurden“. Auch aus dem Grund finde ich es angebracht, dass die Dauerausstellung des Humboldtforums kostenlos ist.
Ist das British Museum nicht ebenfalls frei? Ich meine, ich hätte bei meinen Besuchen nie was bezahlen müssen.
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