Werde ich mal testen. Vor Trolli bin ich bisher immer zurückgeschreckt, das hat so den Ruch von Zweitklassigkeit. Aber Katjes vermag mich mittlerweile nur noch selten zu überzeugen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von akri im Beitrag #5844in sehr vielen Bereichen gibt es HEUTE die Tendenz, Dienstleistungen und Dinge zu kaufen, um so auch deutlich mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Dies war früher zeitlich weniger möglich und oft auch finanziell gar nicht machbar.
Ich habe eher den Eindruck, dass viele ehemalige Dienstleistungen heutzutage als Freizeitgestaltung betrachtet werden. Früher bekam ich Kontoauszüge und Telefonrechnungen zugeschickt, heute muss ich mich mit Benutzernamen un Passwort auf eine Website einloggen, auf dem Handy eine SMS empfangen, deren Inhalt abtippen, eine halbe Stunde auf dem TAN-Generator herumtippen, das Ergebnis auf der Website eintippen, den Kontoauszug mit einem PDF-Viewer ausdrucken, wenn ich ich zu langsam war um zwischenzeitlich "aus Sicherheitsgründen" ausgeloggt zu werden. Und ich nehme nicht die Dienste einer Putzfrau oder eines Hemdenbügelservices in Anspruch und kenn niemanden der das tut. Vielleicht bin ich, obwohl zu den bestverdienenden 10 % eines der reichsten Länder der Welt gehördend, zu weit von der Upper Class entfernt.
Die Konzentration im Einzelhandel trägt auch nicht gerade dazu bei, Bis in die 1970er-Jahre musste man selbst auf dem Lande noch nicht eine halbe Stunde Auto fahren, um eine Semmel zu bekommen. Und in den Städten konnte man in Wohnortnähe problemlos eine Jeans kaufen.
In den 50er und 60er Jahren war übrigens noch die Hausfrauenehe der Regelfall. Nicht dass ich mir das zurückwünsche, aber verglichen mit Paaren, bei denen beide Teile erwerbstätig sind, muss die damalige Erwerbsarbeitszeit durch zwei geteilt werden.
Haha. Jetzt einmal ganz ruhig.
Wenn das Online-Betrachten von Kontoauszügen oder das Bezahlen per TAN oder Paypal als so etwas wie „moderner Stress“ empfunden wird, wie ist es denn dann früher gewesen? Da wurden gar keine Kontoauszüge zugeschickt, da gab es nämlich noch nicht einmal Kontoauszugsdrucker. Da durfte man für alles schlicht und einfach persönlich zur Sparkasse/Bank hingehen, um die Dinge zu erledigen. Man konnte ja auch noch nichts online überweisen und musste zunächst einmal eine Rechnung (so ein gedrucktes Ding auf Papier) abwarten, bevor es ans Bezahlen ging, indem dann Vordrucke auszufüllen und zur Sparkasse zu bringen waren …
Und die Dienste einer Putzfrau? Oder die einer Gärtners? Oder die eines Bügelservices? Es gab hier in der Straße, wo ich wohne, schon in den 60ern eine Heißmangel und heute gibt es eine Bügelstation. Nutze ich zwar nicht, aber die Nachfrage ist ja scheinbar da. Der Gärtner hier ums Eck nennt sich eben heute Hausmeisterservice – da springt dann aber auch nicht wöchentlich jemand im Garten herum. Etwa alle drei Monate wird alles zurechtgestutzt. Und nein, ich rede da gar nicht von der „Upperclass“. Ich kenne hier gerade ältere Menschen, die lassen sich auch die Wohnung putzen oder die Wäsche machen oder Getränke bringen oder werden z.B. mit Brot beliefert etc. Die sind nicht etwa alle steinreich, sondern können vieles einfach nicht mehr so gut selber und ihre Kinder leben teils weiter weg. Das ist also nur teils Luxus…
Eigentlich hatte ich aber gesagt, dass heute eben mehr Dienstleistungen in Anspruch genommen werden. Viele Arbeiten früherer Zeiten macht heute niemand mehr. Gerade deshalb, weil Arbeitszeit so teuer geworden ist. Heute kauft man vieles im Supermarkt fix und fertig, gerade weil die eigene Herstellung eben so viel Zeit verschlingt. Da kauft man sich eben ab und an ein Glas Konfitüre, statt dazu eigens irgendwo Brombeeren zu pflücken oder Johannisbeeren im Garten und dann selbst die Konfitüre zu kochen. Und wer ist dennoch macht, für den ist es teils mehr Hobby als wirtschaftliche Notwendigkeit. Es bastelt doch auch kaum jemand heutzutage noch Spielzeug o.ä.
Einfach, weil dies ja Zeit kostet - und Zeit ist Geld und mit dem Geld erkauft man sich das Spielzeug und die Zeit.
Die Konzentration im Einzelhandel? Da kann ich dich nur bitten, doch einmal in meiner Straße den Postboten bei der täglichen Auslieferung zu begleiten. Das macht der gute Mann nämlich heute mit dem Lieferwagen und nicht mehr per Fahrrad. Warum? Wegen all der Pakete. Weil viele derweil quasi von zu Hause aus Shoppen und sich die Ware anliefern lassen. Wer will, braucht zum Einkaufen doch die Wohnung gar nicht mehr zu verlassen. In den 70ern musste ich bereits mitsamt Eltern zum Großeinkauf in die nächste Großstadt fahren und auch die Lebensmittel-Einkäufe wurden in zwei Supermärkten getätigt, die nicht in der eigenen Stadt lagen. Einkaufen vor Ort – das war Metzger, Bäcker und Wochenmarkt.
Ich habe ja jetzt keine Ahnung, welches Bild du von einer Hausfrau & Mutter so hast, aber scheinbar gilt für dich: Hausfrau = 0, Ehemann = 100, macht im damaligen Schnitt je 50 % Arbeitsleistung und heute arbeiten hingegen beide zu 100 %. Folglich müsste man die einem heutigen Ehepaar noch zur Verfügung stehende Freizeit auf 5-6 Stunden begrenzen; bei dieser Doppelbelastung.
Merkwürdig nur, dass in Deutschland im Jahr 2019 immerhin täglich 176 Minuten allein irgendein Fernseh-Programm geschaut wurde und im Jahr 2020 täglich 181 Minuten (30-49-Jährige). Ab 50 Jahren sind es mehr als 5 Stunden. Quasi ein Halbtagsjob als Serien- und Filmschauer…
Tatsächlich nämlich sieht Freizeit heute so aus: im Internet surfen, Fernsehen schauen, private Mails austauschen, Musik hören, Radio hören, sich mit dem Smartphone beschäftigen, Zeit mit Partner verbringen, private Gespräche führen, Social-Media nutzen, Telefonieren, Chillen, Kaffeetrinken, Spaziergänge machen, vor sich hin dösen…und eigentliche Hobbies sind da noch gar nicht mit bei. Und dazu noch eine Zahl: im Schnitt hat jeder Deutsche täglich 243 Minuten Freizeit für sich. Also rund vier Stunden.
Und die Zukunft? Laut der Jugend-Digitalstudie 2019 sind Jugendliche heute bereits 58 Stunden pro Woche im Internet unterwegs; davon allein über 37 Stunden per Smartphone.
Und was ist die Folge? Freizeitstress! F_R_E_I_Z_E_I_T_S_T_R_E_S_S… Denn viele wandeln ihre Freizeit (= freie Zeit) in eine straffe Abfolge diverser Aktivitäten um. Man spielt dann eine Runde Tennis, schaut bei Freunden vorbei, guckt sich den nächsten Teil der Serie an, die gerade angesagt ist, will vor dem Einschlafen noch im Buch weiterlesen, plant den Ausflug am Wochenende, stimmt die private Grillfeier ab und besucht die Großeltern, dann geht es zur Nordic-Walking-Gruppe, man macht den Ausflug mit dem Verein, abends geht es mit Partnerin ins Konzert oder zum Spieleabend. Und dann schaut man noch in die Kataloge für den nächsten Winterurlaub und die Kinder sollen ja beim Spanien-Badeurlaub die Sprache besser lernen, etc. Und die Zeitschrift muss man auch noch lesen und das Musikalbum anhören und dann wird ja noch das Rätsel gelöst, das Modell weiter gebastelt, es geht ins Fitnessstudio und mit den Schwiegereltern zum Essen und die Joggingrunde steht an und drei Tage drauf die Radtour und dann noch die Schulaufführung und Svenja hat ja auch noch Geburtstag und …ach, es ist aber auch immer ein Freizeitstress. Ja kann man denn gar nicht mal neben dem Job noch etwas Zeit haben…?
Ende der 50er Jahre gab es in Deutschland zu 30 Sportarten ein festes Vereinsangebot. Heute gibt es zu 400 Sportarten Angebote. Viele Menschen sind einfach nicht in der Lage, sich Phasen zu gönnen, in denen NICHTS geschehen muss. NICHTS.
Es gibt heute so viel Freizeit, dass auch Wissenschaftler schon von der „Verpassensangst“ sprechen - man möchte überall dabei sein, über alles mitreden können. Es fällt schwer, auf Freizeitangebote zu verzichten. Wer heute etwas auf sich hält, hat eben immerzu – auch in der freien Zeit - Dinge vor und stöhnt über das ja ach so volle Programm. „Was hast du denn so am Wochenende gemacht?“ – „Nichts“ – „Oh je, du hättest doch einfach mal bei mir vorbeikommen können, dann hätten wir doch zusammen...“
Gerade der starke Medienkonsum ist dabei geradezu katastrophal, weil er immens viel Freizeit an sich bindet. Fernsehen, Internet, Radio, Handy, Smartphone, Computer, etc. fressen die Zeit förmlich weg und die Stunden verfliegen nur so.
Also überlegen – fehlt es an Freizeit, an Freizeitaktivitäten oder fehlt zusätzliche freie Zeit für all die Freizeitaktivitäten?
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zumindest: Mitreden bei Film- und Fernsehserien? Bei mir nicht - schaue ich alle nicht. Wird man nicht gerade Postings von mir zu finden... Mitreden bei neuer Literatur? Bei mir nicht - lese ich nicht. Wird man nicht gerade Postings von mir zu finden... Mitreden bei den Musikkneuveröffentlichungen? Bei mir nicht - höre ich mir fast nicht an. Wird man kaum Postings von mir zu finden... Und allein das - ansehen, lesen, anhören - spart ja schon einmal viiiieelll Zeit.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #5884 Mitreden bei Film- und Fernsehserien? Bei mir nicht - schaue ich alle nicht. Wird man nicht gerade Postings von mir zu finden... Mitreden bei neuer Literatur? Bei mir nicht - lese ich nicht. Wird man nicht gerade Postings von mir zu finden... Mitreden bei den Musikkneuveröffentlichungen? Bei mir nicht - höre ich mir fast nicht an. Wird man kaum Postings von mir zu finden...
nun denn, wenn man sich nicht für neues im kulturbereich interessiert spart das natürlich immens viel zeit, aber ich finde es auch ein bisschen betrüblich, sich in die selbstgewählte ignoranz zu begeben. aber hey, wenn du denkst, dass es dir damit besser geht - kein ding.
Gut, es ist jetzt nicht so, als würde ich rein gar nichts mitverfolgen...aber...
Irgendwelche TV-Serien schaue ich tatsächlich nicht - ich stehe niemals in der Situation, von Serie X unbedingt noch Episode Y aus Staffel Z anschauen zu müssen - mal so als Beispiel. Und Dinge wie Masked Singer oder Dschungelcamp oder DSDS und ähnliches Zeugs kenne ich nur aus den Schilderungen anderer... Was ich habe, ist eine DVD-Sammlung bzw. die Tendenz dazu, mir Filme sehr gezielt anzuschauen (auch solche, die im TV laufen).
Lesen tue ich weitaus mehr. Habe ja auch lange im Buchhandel gearbeiietet. Aber eben nicht unbedingt jeweilige Neuerscheinungen.
Und was die Musik angeht, da habe ich eh schon derart viele Alben, dass ich mir die gar nicht mehr zu Lebzeiten alle nochmals anhören könnte. Das ist dann oft wie "neue Musik", weil ich vieles ja schon seit über 15 Jahren nicht mehr gehört habe... Ich habe mir 2020 dennoch über 300 Alben gekauft - aber es waren maximal 15 Neuerscheinungen dabei... Der Grund ist oft, dass ich sehr genrebezogen höre und mich dann durchaus intensiver in Musikphasen vertiefen kann, die längst zurückliegen.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Hab wohl meinen nigelnagelneuen Lumos Fahrradhelm verloren. Bin zu Fuß und das Fahrrad (mit Anhänger) schiebend in die Arbeit gegangen, und bei der Firma angekommen, war der Helm weg. Ich kann mich ums verrecken nicht erinnern, wo ich ihn hingetan hab. Normalerweise lege ich ihn in der Anhänger. Grrr....
das ist definitiv nicht mein tag heute. beim auto in die werkstatt fahren, bin ich gegen eine mauer gefahren und habe auf halbem weg erst bemerkt, dass ich die sommerreifen, weswegen ich u.a. in die werkstatt muss, gar nicht dabei habe. das war heute mittag. seither läuft es in diesem stil weiter. hoffentlich ist der tag bald vorbei.
Ich sitze mal wieder dumm im Zug rum und warte sehnsüchtig auf die Abfahrt, die vor einer Viertelstunde hätte sein sollen. Meinen Anschluss in Mannheim kann ich dann wohl vergessen und meinen dringend nötigen Mittagsschlaf daheim vermutlich auch.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
vermutlich bin ich nur neurotisch und kranke an extremer deformation professionelle, aber wenn ich auf einer eigentlich sehr informativen und schön gemachten website bin und feststelle, dass das deutsch des zuständigen autors seinen eigenen ansprüchen nicht gewachsen ist, kann ich das ganze nur noch unter schmerzen genießen. insbesondere zeitensalat wie "Nachdem der Architekt dieses Wohnkomplexes Oswald Mathias Ungers eine Bildreihe gesehen hat, in der Kinder vor seinen Gebäuden in Mülltonnen sitzen, hörte er auf zu bauen und verließ sogar das Land" macht mich wahnsinnig (gerne auch in den radionachrichten). call me haarspalter, aber sowas macht mich fertig.
(die website ist übrigens die zur hochinteressanten düttmann-ausstellung des brücke-museums, könnte nicht nur @oasupp interessieren. beim video über das haus salzenbrodt musste ich an parasite denken.)
Abgesehen davon war Werner Düttmann einer der Verbrecher, die das Kreuzberg-Forum am Kottbusser Tor geplant haben. Die Hochhäuser waren mal als quasi lebender Schallschutz geplant, für die Autobahn, die da mal durchführen sollte. Heute ist es ein Kessel, in dem sich das Elend konzentriert.
Das mittlerweile abgerissene Ku-Damm-Eck war auch seine Kreation. Ein Ort voller 70er-Jahre-Düsternis, in der ich als Rotzlöffel oft rumgestromert bin. Ich muss zugeben, dass diese Trostlosigkeit irgendwie seinen Charme hatte. Trotzdem okay, dass es nicht mehr da ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #5892Abgesehen davon war Werner Düttmann einer der Verbrecher, die das Kreuzberg-Forum am Kottbusser Tor geplant haben. Die Hochhäuser waren mal als quasi lebender Schallschutz geplant, für die Autobahn, die da mal durchführen sollte. Heute ist es ein Kessel, in dem sich das Elend konzentriert.
da hatte übrigens auch sigrid kressmann-zschach ihre finger drin - durch ihre kurze ehe mit dem damaligen kreuzberger bezirksbürgermeister wurde sie bleibender und treibender teil des berliner baufilzes, und profitierte nicht nur vom NKZ, sondern auch von anderen großprojekten wie dem steglitzer kreisel (dessen durchtriebene haus-auf-haus-konzeption dafür sorgte, dass der freifinanzierte unterbau mit eingebautem u-bahn-zugang und busbahnhof ihr dauerhaft fette renditen einbrachte, während senat und bezirk jahrzehntelang vergeblich versuchten, das darauf stehende, permanent defizitäre hochhaus wieder abreißen zu lassen) und ku-damm-karree. ich bin gespannt, ob die düttmann-ausstellung diesen teil der westberliner baugeschichte mehr als nur marginal thematisiert.
Kreditkarte sperren lassen, neue beantragt (eine Anfrage über S-ID-Check für 20 Euro, und die Kartenfirma sagt, dass die Karte kurz vorher gegoogelt wurde). Das hasse ich wirklich. Ich scheitere meist daran, bei S-ID, bei der Deutschen Bahn, beim Parksystem etc die Karte zu wechseln (weil man da oft diese S-ID bestätigung braucht, die ist aber technisch irgendwie seltsam)
Zitat von tenno im Beitrag #5891(die website ist übrigens die zur hochinteressanten düttmann-ausstellung des brücke-museums, könnte nicht nur @oasupp interessieren.
danke! falls die im juni 2023 noch läuft, fahre ich gewiss dort hin ;)