zurück zum ausgangsthema. dieses interview ist echt heftig: https://www.woz.ch/-6f26 und ab jetzt beschäftige ich mich nur noch mit leichten themen. zum beispiel mit mosaik kleben.
Ich bin mir unsicher, ob dieser Kampf der Sache wirklich nützt. Das provoziert viele ergebnislose Diskussionen und Abwehrreaktionen. Wenn aber mal die Hälfte im Saal Frauen sind, wird jeder automatisch eher "Liebe Ingenieurinnen und Ingenieure" sagen.
das traurigste ist ja, dass die welt auch voll von frauen ist, die so denken. oder solche männer einfach stillschweigend hinnehmen. wie sehr kann einem das patriachat eigentlich noch ins hirn scheißen?
Zitat von Mory im Beitrag #1132Aaaaarrrrrrgh! Zu dem Vollpfosten in dem Interview und allen, die glauben, Sprache hätte keinen Einfluss auf gesellschaftliche Normen.
An Letztere: Bitte nochmal beths Post dazu lesen. Sie hat es verstanden und wunderbar erklärt...
Wenn diese geschlechtsspezifische Besserwisserei (sog. "Gendern") so wirkungsvoll wäre, dann müßte z.B. in den USA und arabischen Ländern, in denen es das sprachliche "Kollegen/Innen"-Problem nicht gibt, die Gleichstellung der Frau ja praktisch durchgesetzt sein.
Und ernsthaft: Ist es nicht eher so daß sich die gesellschaftlichen Normen in der Sprache ausdrücken?
Was "das Interview" angeht – klar ist das ein Schwachkopf, aber das "Interview" an sich und der damit verbundene Artikel auch ein Beispiel für pseudo-dokumentarische Zurschaustellung von Leuten, die weder die Medienbenutzung noch ihre Rolle darin durchschauen. (Siehe die Diskussion über scripted Reality Shows vor einiger Zeit).
------------------------------ "Be good to your neighbor, and you have better neighbors." (Ernest Tubb)
Zitat von Mychael im Beitrag #1133 Was "das Interview" angeht – klar ist das ein Schwachkopf, aber das "Interview" an sich und der damit verbundene Artikel auch ein Beispiel für pseudo-dokumentarische Zurschaustellung von Leuten, die weder die Medienbenutzung noch ihre Rolle darin durchschauen. (Siehe die Diskussion über scripted Reality Shows vor einiger Zeit).
Das verstehe ich aber nicht so ganz. Der Typ kommt jetzt nicht unbedingt extrem unintelligent rüber. Er ist Programmierer, verdient offenbar ganz gut, und er weiß auch gut übers Internet Bescheid. Der Vergleich mit einfacher gestrickten "Kandidaten" in Reality Shows ist da doch eher schief, oder nicht?
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
vor allem, weil er ja unter pseudonym, und daher vermutlich sehr ehrlich, auskunft gibt. was auch immer darauf hinweisen soll, dass dieses interview "gescripteter" ist als andere - ich sehe es nicht.
Nachtrag für Mychael: Im Englischen gibt es das Problem nicht-diskriminerender Sprache durchaus; siehe zum Beispiel dieses Zitat des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch: "Englisch hat das Problem mit dem »generischen Maskulinum« quasi nicht, weil es kein Maskulinum (als Genus, d.h. grammatisches Geschlecht) besitzt. Dem Deutschen vergleichbare Probleme treten im Pronominalsystem auf, wo man sich bei Menschen für 'he' oder 'she' entscheiden muss – eine Lösung des Problems ist das Pluralpronomen 'they' im Singular, oft werden (zumindest in geschriebener Sprache) auch Mischformen wie 's/he' benutzt. Es existiert also ein Diskurs darüber, wie man geschlechtsneutrale Sprache erreichen kann, aber die erforderlichen sprachlichen Veränderungen (oder Hacks) sind bei weitem nicht so umfangreich wie im Deutschen."
(Quelle: http://www.sprachlog.de/2013/01/28/anglizismus-2012-gendern/ ; bitte auch die interessanten Fußnoten des Originals beachten. Der Text dreht sich leider nicht direkt um das Thema geschlechtsneutrale Sprache, sondern befasst sich mit dem Pseudo-Anglizismus "gendern". Ist aber auch interessant.)
Hier noch ein sehr schöner Artikel zum Lösungsansatz "generisches Femininum", der meines Erachtens gut illustriert, warum Stefanowitsch der ideale Anprechpartner in Sachen gerechte Sprache ist: http://www.sprachlog.de/2013/10/14/das-g...des-femininums/
Ein Interview, das ich auf Englisch mit einem Franzosen geführt habe, will als deutsches Wortlaut-Interview niedergeschrieben werden. Ich prokrastiniere. Gestern habe ich sogar freiwillig Rasen gemäht, um mich nicht an das band machen zu müssen. (Normal schreibe ich direkt aus meinen Notizen, dann geht das viel schneller, als wenn man abhört. Aber so perfekt verständlich war er halt nicht.)
Zitat von Mory im Beitrag #1138Nachtrag für Mychael: Im Englischen gibt es das Problem nicht-diskriminerender Sprache durchaus; siehe zum Beispiel dieses Zitat des Sprachwissenschaftlers Anatol Stefanowitsch...
Danke, ist ja durchaus genau das was ich meinte: wenn man unbedingt will, kann man der Sprache jederzeit neue Aufgaben zuweisen und sich dann mit den entstehenden Problemen herumschlagen. Es gibt ja auch CD-Verpackungen für Linkshänder, die u.U. ihre Berechtigung haben. Und unter Linkshändern dann Forderungen nach Linkshänder-gerechten DVD-Hüllen aufkommen lassen. Und was ist eigentlich mit Manga-Comics?
Übrigens hatte ich vor Jahren mal einen 80-seitigen Text – in Deutsch mit allen politisch korrekten geschlechtsspezifischen Endungen, in der englischen Version in, nunja: Englisch. Thema war logischerweise die Burg Waldeck-Szene und die End-1960er Friedensbewegung. Auf Wunsch der Autoren wurde der englische Text in einer zweiten Version ebenfalls gender-mäßig "angepasst". Der Ko-Auftraggeber in London hat daraufhin auf die Veröffentlichung verzichtet.
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