"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von gnathonemus im Beitrag #393haha, ich kenne gerade mal 5/100 aus den singles-charts (2x kendrick, lorde, depeche mode und den 1 unvermeidlichen ed sheeran-hit).
Das sind drei mehr als ich: Depeche Mode und Rag'n'bone. Also die Lieder habe ich mal gehört, könnte sie jetzt aber nicht aus dem Gedächtnis singen. Wir könnten das jede Woche spielen: Wer als erster kein einziges Lied aus den top100 kennt, hat gewonnen.
Bei den Singles (Entschuldigung, Songs) nehme ich mal an, dass für sie nicht die Umsatz-Berechnung gilt. Sonst gäbe es doch viel mehr superdeluxe-Singles um 40 Euro, die dann in 500er-Auflage auf Nummer 1 kämen...
Wie gesagt gibt es bei den Singles kaum noch physische Verkäufe. Es zählen also hauptsächlich Downloads und zunehmend auch Streaming, das über einen Faktor eingeht. So kann es auch passieren, dass Künstler auf einen Schlag zehn oder noch mehr Songs in den Charts haben. Insofern sind es also auch keine Singles-Charts mehr, sondern eher Tracks-Charts.
Die deutschen Musikcharts (seit März 2014 offiziell „GfK Entertainment Charts“) basieren auf den Umsatz- bzw. Abverkaufszahlen von angeschlossenen Händlern im Bereich stationärer Handel, E-Commerce, Download und Streaming.
Früher zählte man die verkauften Stückzahlen. Heute dient der Euro-Umsatz der verkauften Tracks/Alben als Maßstab. Von preiswerten Tonträgern müssen somit mehr verkauft werden als von teureren, um eine ähnliche Chartplatzierung zu erreichen.
Berücksichtigt werden nur Verkaufsstellen, die eine „repräsentative Breite des Repertoires“ führen. Also z.B. keine auf Reggae, HipHop, Elektronik, Klassik, etc. spezialisierten Läden und auch keine Verkäufe von Tonträgern bei Konzerten, etc. Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass Neuerscheinungen zumeist auch als aufwendige Deluxe-Editionen mit Bonus-Material auf den Markt kommen, da Plattenfirmen auf diese Weise auf gute Chart-Platzierungen ihrer Produkte hoffen können. „Digital only“-VÖs haben dagegen fast kaum eine Chance, in die deutschen Musikcharts zu kommen…
Die Single-Billboard–Charts in den USA setzen sich aus den Daten von Verkauf, Streaming und der Einsatzhäufigkeit im Radio-Airplay zusammen.
Die Album-Billboard-Charts basieren auf den Daten von “traditional album sales”, “track equivalent albums” (TEAs) und “stream equivalent albums” (SEAs).
Dabei ist ein TEA eine Einheit mit 10 Songs/Tracks bzw. das Downloaden von 10 Songs (es müssen nicht verschiedene sein) aus einem Album wird einem Albumkauf gleichgesetzt. Seit 2012 werden in den USA mehr solcher TEAs als eben „traditional albums“ verkauft. Als Beispiel mag hier dienen, dass Beyoncé 2013 an einem Tag über 430,000 TEAs verkaufte. Prince verkaufte vor seinem Tod wöchentlich 6400 Alben und TEAs; nach seinem Tod waren es fast 400.000!
Ein SEA (stream equivalent album) muss 1500 mal gestreamt werden, um einem Albumkauf zu entsprechen!
12000 Streams aus einem Album entsprechen in den Billborad-Charts der USA also 80 Downloadtracks aus einem Album oder 8 physischen Alben.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Superteure Delux-Ausgaben sind in den Top 100 nicht zu finden trotz der Umsatz-Methode, die ich ja völlig Banane finde. Und wenn auch nicht offengelegt wird, wo genau die Daten erhoben werden, dann sind diese Charts für mich von zweifelhaftem Wert.
Ist aber auch egal, denn ich kenne auch kaum was aus diesen Charts. :-D (bei den Singles, bei den Album schon deutlich mehr)
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Ich finde, es hat schon was für sich, die Charts nach Umsätzen zu ermitteln. So lässt sich verhindern, dass einzelne Alben mit Billigangeboten in die Charts gedrückt werden, solche Versuche gab es ja schon. Früher, bevor es die elektronische Registrierung der Verkäufe durch Barcodes gab, wurden die Charts über Stichproben ermittelt. Es gab eine fixe Anzahl von ausgewählten "Chart Return Shops", wo die Mitarbeiter manuell Tipplisten ausfüllten. Da war der Manipulation Tür und Tor geöffnet, da ist die heutige Methodik schon zuverlässiger.
Zitat von CobraBora im Beitrag #399Ich finde, es hat schon was für sich, die Charts nach Umsätzen zu ermitteln. So lässt sich verhindern, dass einzelne Alben mit Billigangeboten in die Charts gedrückt werden, solche Versuche gab es ja schon.
Aber warum sollte man das verhindern? Wenn das viele kaufen, ist die Platte ja auch oft verkauft worden (logisch :D ). Charts sollen mir die Verbreitung einer/s Platte/Songs zeigen und nicht den monetären Umsatz. Der interessiert mich persönlich gar nicht. Die Frage ist natürlich, ob die neue Erhebungsart tatsächlich einen so großen Unterschied macht.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von CobraBora im Beitrag #399Ich finde, es hat schon was für sich, die Charts nach Umsätzen zu ermitteln. So lässt sich verhindern, dass einzelne Alben mit Billigangeboten in die Charts gedrückt werden, solche Versuche gab es ja schon.
Aber warum sollte man das verhindern? Wenn das viele kaufen, ist die Platte ja auch oft verkauft worden (logisch :D ). Charts sollen mir die Verbreitung einer/s Platte/Songs zeigen und nicht den monetären Umsatz. Der interessiert mich persönlich gar nicht.
Naja, das ist halt Ansichtssache. Wie definiert man Erfolg oder Beliebtheit? Ich meine, die Umsatzregelung war eine Reaktion auf die aufkommenden Downloads. Man wollte legale Downloads in die Chartsermittlung einfließen lassen, allerdings nicht 1:1 gewichtet. Warum? Weil halt Downloader nicht den gleichen Preis zahlen und damit nicht den gleichen Wert kreieren. Kann ich auch irgendwie nachvollziehen.
Zitat von Mirabello im Beitrag #398 Superteure Delux-Ausgaben sind in den Top 100 nicht zu finden trotz der Umsatz-Methode,
Das wird auch nicht unterschieden, sonst wären eventuell zwei gleiche Alben in den Charts, einmal die Normalversion und dann noch die deluxesuperduperhastenichtgesehen Variante.
Zitat von CobraBora im Beitrag #401 Naja, das ist halt Ansichtssache. Wie definiert man Erfolg oder Beliebtheit? Ich meine, die Umsatzregelung war eine Reaktion auf die aufkommenden Downloads. Man wollte legale Downloads in die Chartsermittlung einfließen lassen, allerdings nicht 1:1 gewichtet. Warum? Weil halt Downloader nicht den gleichen Preis zahlen und damit nicht den gleichen Wert kreieren. Kann ich auch irgendwie nachvollziehen.
Beliebtheit definiert sich sicher nicht durch Umsatz, sondern durch Anzahl der Hörer. Daher würde ich Charts bevorzugen, die einfach nur die Anzahl der Leute zählen, die einen Song kaufen, ganz egal ob als download, CD oder Platte. Das ist für mich persönlich der Sinn von Charts. Schade das es das nicht mehr gibt (oder noch nie gegeben hat).
Charts mit gewichteten Umsatzzahlen sagen mir gar nix. Wenn das Leute interessiert, können die Plattenfirmen doch einfach wöchentlich ihre Umsatzzahlen pro Künstler veröffentlichen, das ist dann auch viel genauer als das jetzige intransparente Verfahren.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Die Charts sind ja an und für sich etwas sehr seltsames. Einmal pro Woche stellt da eine Industrie ihren Geschäftsbericht vor und feiert diesen als Event. Die Umsatzregelung ist da nur konsequent, außerdem haben größere Labels so die Gelegenheit, ihre Lieblinge höher in die Charts zu pushen, da sich Indies nur in Ausnahmefällen eine Super-Duper-Deluxe-Edition leisten können. Und über die Beliebtheit eines Songs/eines Albums sagt eben auch aus, wieviel ich dafür zu zahlen bereit bin.
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.