Zitat von Lumich im Beitrag #1053Die Höhlenmenschen, die gegen die Homo-Ehe, für die Wehrpflicht, für Atomstrom sind und keinen Unterschied wahrnehmen wollen zwischen ehelichem Sex und Vergewaltigung, die brauchen eine andere Partei als die AfD, die sie wählen können.
Mal ignorierend, dass ich das Ineinentopfwerfen der vier genannten Ansichten haarsträubend finde: Und das soll deshalb Deutschlands letzte überregionale Volkspartei übernehmen?
Was heißt hier übernehmen? Das sind originäre CDU-Positionen bis über die 90er-Jahre hinaus. Den Topf hab ja nicht ich erfunden.
Edit: Merke gerade, dass ich gegen den Mindestlohn in der Aufzählung vergessen habe. Der vernichtet ja bekanntlich Arbeitsplätze.
Auch der CDU würde ich zugestehen, sich in zwei Jahrzehnten bewegt zu haben. Ich denke auch über viele Dinge anders als 1998, warum sollte das auf Parteienebene anders sein?
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Die Art und Weise wie sich diese Partei gewandelt haben will (hat sie sich gewandelt oder wurde sie eher gewandelt? Steht deren Basis eigentlich hinter diesem Wandel?), ist durchaus streitbar, aber letztendlich nicht sonderlich ausschlaggebend. Die Frage ist, wen sollen die Menschen wählen, die ein traditionelles Eheverständnis haben, die, wie Merz, glauben, dass fossile Energie, und womöglich Atomstrom unverzichtbar sind? Die CDU ist doch über Jahrzehnte das Zuhause gewesen für Menschen, die sich von Fortschritt überfordert fühlen und eine Sehnsucht nach wirtschaftlicher Dominanz haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Mit Merz wäre zumindest eine Koalition mit den Grünen erheblich schwieriger geworden. Ich verstehe auch nicht ganz, wie er und seine Anhänger sich das vorgestellt haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #1069Die Art und Weise wie sich diese Partei gewandelt haben will (hat sie sich gewandelt oder wurde sie eher gewandelt? Steht deren Basis eigentlich hinter diesem Wandel?), ist durchaus streitbar, aber letztendlich nicht sonderlich ausschlaggebend. Die Frage ist, wen sollen die Menschen wählen, die ein traditionelles Eheverständnis haben, die, wie Merz, glauben, dass fossile Energie, und womöglich Atomstrom unverzichtbar sind? Die CDU ist doch über Jahrzehnte das Zuhause gewesen für Menschen, die sich von Fortschritt überfordert fühlen und eine Sehnsucht nach wirtschaftlicher Dominanz haben.
Ich glaube, dass sich Parteien (und Gesellschaften, um mal den ganz großen Topf aufzumachen) ganz selten nur von unten ändern, sondern dass die entgegengerichteten Impulse eine mindestens so große Rolle spielen. Auch die SPD, die Grünen, die FDP und die Linke haben sich deutlich von oben nach unten repositioniert, teilweise mehrfach in den letzten 30 Jahren. Die CDU unter Merkel reiht sich da ein. In welcher Partei würde man denn heute unbemerkt durchgewinkt, wenn man die Parteipositionen aus den späten 90ern verträte? Vielleicht in der FDP, aber sonst? Wie stand denn die SPD 2000 zur gleichgeschlechtlichen Ehe? Wie intensiv haben sich die Grünen unter Fischer für den Mindestlohn eingesetzt? Es wäre doch eher unglaubwürdig, sich 2021 so zu verhalten, als wären wir in den letzten Tagen der Kohlära. Und wenn man großzügig von 60 Lebensjahren aktiver Parteiarbeit pro Mitglied ausgeht, hat sich unter Merkel mittlerweile ein Drittel der CDU-Mitglieder demographisch erneuert, auch damit gehen andere Ideen einher.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Naja, gerade die sog. Homo-Ehe hätte es ohne die CDU deutlich früher gegeben. Die war die einzige Bastion, die sich eisern dagegen gestemmt hat, was nicht heißen soll, dass die anderen Parteien sich insgesamt so vehement dafür eingesetzt hätten. Dass diese Art der Veränderung von oben nach unten die CDU nicht so richtig vollzogen hat, sieht man an den Zustimmungswerten an der Basis für Merz. Übrigens haben diese Veränderungen von oben zu einer entsozialdemokratisierten SPD (im Verschwinden begriffen) geführt, zu einer sozialdemokratisierten, gespaltenen CDU, zu einer ex-linken, nur noch halbärschig-ökologischen Grünen-Partei und zu zahlreichen gesellschaftlichen Verwerfungen oder diese zumindest begünstigt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
das für mich erstaunlichste an der gamestop geschichte ist die erinnerung, wie gross und einflussreich die gaming/reddit szene ist. das unterforum wallstreetbets hat fast 6 mio mitglieder !
ich bin sehr gespannt, wie das ausgeht. groß ist ja das geheul der wirtschaftsnahen publikationen ("unerfahrenes jungvolk, wird schon noch sehen, was es davon hat!"); mir als gutmensch mit nur marginalen volkswirtschaftlichen kenntnissen geht natürlich erst mal das robin-hood-herz auf, wenn die bösen hedgefonds mit eigenen waffen gehauen werden. allerdings würde ich mich doch über (relativierende und/oder bestätigende) stimmen kompetenterer forumsgenossen sehr freuen, bevor meine innere stimme zu so einer art gesundem volksempfinden gerinnt.
Zitat von Lumich im Beitrag #1078Es ist auf jeden Fall interessant, welche Seite plötzlich über fehlende Regulierungen jammert.
das erheitert mich schon länger immer wieder. der neoliberalismus steht in meinem inneren regal der großen weltreligionen allerdings eh schon lange direkt zwischen kommunismus/sozialismus und homöopathie - allen gemeinsam ist das eine mantra, dem alle argumente notfalls gegen ihren willen gefügig gemacht werden müssen.
Was aber hauptsächlich daran liegt, dass 80% aller Aussagen und Behauptungen, die dem Wirtschaftliberalismus gemeinhin unterstellt werden, gar nie postuliert wurden, komplett aus dem Zusammenhang gerissen sind oder er auf eine reine Liberalisierung der Finanzmärkte verengt wird. Wer sich insbesondere mit der Entwicklungsökonomie ernsthaft beschäftigt kommt zu einem ganz anderen Fazit, u.a. weil eine Liberalisierung der Gütermärkte und des Außenhandels fast immer und überall zu einem Rückgang der Armut geführt haben.