Zitat von G. Freeman im Beitrag #65Hat denn wirklich niemand eine Meinung zu "The Act Of Killing"? Ich finde, das ist wirklich ein wichtiger Film. Mich würde zumindest interessieren, ob sich den jemand ansehen würde.
Klingt interessant, aber eigentlich so, dass ich etwas Angst habe, ihn mir anzusehen.
Ach, das muss ein Film dürfen, finde ich. Mindestens als Test für einen selbst. Am schlimmsten finde ich ben, dass alles so real ist und auch so rüberkommt. Es gibt absut keine Distanz zum "bösen". Null.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #65Hat denn wirklich niemand eine Meinung zu "The Act Of Killing"? Ich finde, das ist wirklich ein wichtiger Film. Mich würde zumindest interessieren, ob sich den jemand ansehen würde.
Ja, ich werde ihn mir bei Gelegenheit ansehen. Nun verfüge ich über Lebenserfahrung, aber um es zu begreifen, dass Menschen zu so etwas fähig sind, fehlt es mir an Erfahrungshorizont. Und, mir ist jetzt schon mulmig zumute, denn ich gehe davon aus, dass es mich mitnimmt.
Es gibt ihn mittlerweile auch auf Netflix (Deutschland, Österreich, USA, Neuseeland, Schweiz, Australien). So hab ich ihn auch gesehen.
Und da die Filme des Jahres mittlerweile auch bei Netflix angekommen sind und ein Rewatch anstand, bleibt es bei folgenden Worten:
Birdman
Birdman oder: Eine Annäherung an den Grund, der mich statt zu schlafen lieber hyperbolisches in Tastaturen einmeißeln lässt.
“People, they love blood. They love action. Not this talky, depressing, philosophical bullshit.”
Man wird in diesem kleinen, rundlichen, aber schmucken Filmpalast der da Schlosstheater heißt nach den Trailern mit dem Schriftzug "Dafür werden Filme gemacht" in das Hauptprogramm überführt, aber selten traf diese als Allerweltssatz getarnte Wahrheit so zu wie auf "Birdman", und auch wenn folgend keine neuen Erkenntnisse gewonnen, oder Feiergründe aufgezählt werden, die irgendeiner der zahllosen und Fantastilliarden an Vorabberichten nicht schon bis in die Unkenntlichkeit zerkaut hätte, dann ist das alles halb so wild, braucht nicht jede Wahrheit einen Mutigen, der sie ausspricht, sondern auch rastlose Begeisteriche, die der Leiche vergnügsam zum unfasslichsten Male das Messer in den Rücken rammen.
Jetzt ist Iñárritus Neuling in der Form nur möglich, weil die von Remakes, Reboots, Sequels und Comics verseuchte Filmlandschaft sich akut darstellt, wie sie es tut, und ein Film über Filme, ein Film über die Kunst, bzw. ein Film, der die Frage stellt, was einen Schauspieler zu einem Künstler macht, was das Theater überhaupt noch bedeutet, ob nicht die Motivation zur Kunst die Relevanz allein ist und ob diese überholt ist, derzeit wichtiger denn je ist, und wenn das ganz sich so unterhaltsam zeigt, dass ich ihn mittlerweile (Stand August) mehrfach sah, dann, ja, Schloßtheater, ja, dann werden dafür Filme gemacht. Ist ja gut, hast recht, hier, dein Keks.
Klar, ein Film muss nicht erst dann gut sein, wenn das, was ihn auszeichnen kann, nämlich die Union verschiedenster Künste wie Drehbuch, Kamera, Musik, Schauspiel, Ausstattung, Timing sich in mutmaßlicher Perfektion treffen und einen trinken gehen. Das beweisen in letzter Zeit z.B. „Under The Skin“, der wahrlich nicht vom Drehbuch oder sagenhafter Performances lebt, aber von bedrückend-surrealer Stimmung, erzeugt durch Bilder und Musik. Oder vor Ewigkeiten ein „12 Angry Man“, der nicht Bilder entscheiden lässt, dafür Dialoge zum reinlegen. Aber wenn es denn mal jemand versucht, und wenn es so gelingt wie bei „Birdman“, dann muss das unerträglich arg gefeiert werden dürfen.
Da ist ein Micheal Keaton, dessen händeringend nach Anerkennung lechzende Figur wie so vieles hier meta ist as meta can get, weil er nunmal selbst als Batman zum Ruhm fand, weil er nicht mehr mochte, nicht mehr wollte; da ist ein Edward Norton, der ohnehin als wilder Bub gilt, als schwierig, als dem Wahnwitz anvertrautes Genie, der ebenfalls aus seiner Hulk-Rolle erst herausgeprügelt werden musste. Erziehungsschellen an alle, aber Iñárritu findet die Lücken um klar zu sagen, was er vom Status Quo hält. Dann wäre der heimliche Held des ganzen, Kamerakind Emmanuel Lubezki, der die zwei Stunden wie einen teils manischen One-Shot darstellen lässt, der im vorbeigehen (*hier eine sanfte wusch-geste einfügen) den hektischen Betrieb am Broadway mit verfolgenden und nachstellenden Kamerafahrten auffängt, und es irgendwie hinbekommt, dass die Dinger nicht einmal im Spiegel zu sehen sind. Statt der üblichen „12 Sekunden später..“-Überblenden oder Schnitte a la Spongebob, werden in Echtzeit Szenen und Zeiten geändert, ohne, dass ein Schnitt zu sehen ist, aber eben so, dass jeder weiß wo und vor allem wann man ist. Groß.
Und wenn ich gar nicht erst hinterfrage warum der Drummer einfach im Gang sitzt, und so langsam dahinterkomme, warum das Ende-Ende besser funktioniert als das Ende, bin ich ohnehin „zufrieden.“
Wie schön.
Whiplash
Whiplash oder: Eine Annäherung an den Grund, der mich mehr denn je statt zu schlafen lieber rhythmisches auf Oberflächen klopfen lässt.
„I’d rather die drunk, broke at 34 and have people at a dinner table talk about me than live to be rich and sober at 90 and nobody remembered who I was.“
Im Land der gewagten Thesen ist folgende König: Musik ist das beste, was dem Menschen je passieren konnte. Klar, hier lehnt es sich besonders entspannt aus dem Fenster. „Wie kommt er denn auf solch waghalsige Räuberpistolen. Beweisgrundlage schwammig. Mindestens.“ Oder auch nicht. Gewiss, es gibt andere Gründe für das Leben. Zwischen der Musik mögen es sich Dinge wie Pizza, zwei-€-Stücke-in-alten-Hosen-finden, famose Variationen der Zweisamkeit, oder ein FIFA-Sieg in letzter Sekunde gemütlich machen, aber im absoluten Bereich greift die Musik nach dem Leben und nichts geringeres will alles oder nichts. Geb ich ihr. Hat sie verdient. Nun ist Status und Stellenwert des Films im allgemeinen für mich auf einem Niveau, welches ihm erlaubt am ehesten wacker in Konkurrenz zu treten und nachdem ich mit Birdman den besten Film seit vier Jahren sah, wollte, durfte und sollte Whiplash der beste Film seit... Birdman sein. Besiedeln wir also für einen Moment die Idee, als elementarer Bestandteil eines Films würde Musik zur ultimativen Vermengung von Großartigkeiten werden, und prügeln diese These wieder zu Boden; gewährt uns diese unsere Welt ja dennoch Machwerke a la „Bandits“, yo.
Nun muss das Skelett von Whiplash nicht einmal mit Musik bemuskelt werden, grundsätzlich funktioniert das „Gib alles auf, gib dich auf, und erreiche großes hinter deinen Grenzen“ bevorzugt in den großen Sportlerdramen, aber was ist, wenn nicht das große letzte Spiel am Ende wartet, nicht die bulky bully boys das Talent des noch-Lauchs verkennen, oder der schirmmützige Coach an der Seitenlinie Kaugummi kauend stille Anerkennung ausschüttet, wenn der letzte Touchdown den Abriss der Schule verhindert? Was ist, wenn ich in 100 Minuten stattdessen einen Haufen ambitionierter, und enthusiastisch agierender Jungmusiker vorfinde, die sich die Seele aus dem Leib spielen, die Anerkennung wie Perfektion zwischen jeder Note suchen, die dafür sorgen, mich im Takte von Minuten durch die Phasen der Gänsehaut zu prügeln? Man, ja, ich höre es wieder, natürlich besitzt Jazz das Element der Improvisation, der Fehler, des Zufalls, I get it, aber hier setzt die Kritik falsch an, hier wird Leidenschaft unter das Drumset gekehrt, wo sie doch eigentlich das Netz ist, welches sich quer über die Leinwand zieht; Einstellung für Einstellung. Ihr habt doch nie geliebt!
Die Musik (die unerhört großartige), ob in der Auswahl wunderprächtig oder fehlerlos von Hurwitz komponiert ist alternativlos und wenn hier jemand zu verfassen versucht, was der Film nicht nötig hatte auszuformulieren, wenn in den letzten zehn Minuten nichts zu sagen, aber viel zu spielen ist; wenn Blicke, Blut, in Schweiß getränkte Hi-Hats und ein finale furioso den (zugegeben sehr locker sitzenden) Ausflippschalter aktivieren, weil das beste Instrument der Welt seinen Film bekommt, weil J.K. Simmons (Jetzt erinnern Physiognomie und Lehrstil des Mentors nicht von ungefähr an einen speziellen Volkswirtschafts-Unterricht meines Lebenslaufes, aber gut; es heißt ja immer, solche Gemeinsamkeiten werden aus Zufällen geboren), im ewig schwarzen Hemdchen eine bemerkenswerte Palette an Beleidigungen aus dem zu engen Ärmel katapultiert, so ist dieses wuchtige auf Tomtoms ausgetragene Psychoduell unangenehm intensiv bis bedrückend, und bitte einer der besten Filme, die man sich anschauen DARF. Durchatmen. Und nochmal in five, six, seven...
Ob der noch als Geheimtip durchgeht weiß ich nicht. Empfehlen muss ich ihn in jedem Fall. In "Force Majeure" erlebt eine schwedische Familie einen harmlosen, stinknormalen Winterurlaub in Frankreich. Sie fahren Ski, sie trinken etwas mit anstrengenden Urlaubsbekanntschaften etc. etc, sie genießen die irrsinnig schön gefilmte Landschaft (Schnee, ey, einfach nur Schnee, überall!). Vater Tomas fühlt sich in seiner Rolle als Versorger und "Mann" der Familie durchaus wohl, einziges Unbehagen bereiten die kontrollierten Lawinen, die im Umkreis eingeleitet werden.
Als sich die Familie eines morgens auf einer Terrasse des Hotels wiederfindet und frühstückt, erscheint eine solche Staublawine bedrohlicher als sonst. Panik bricht aus, die Menschen verlassen fluchtartig die Terrasse, auch Tomas, der seine Frau und Kinder ihrem Schicksal überlässt... bis sie merken, dass keine Gefahr besteht. Um den Moment danach geht es in diesem Film. Denn jetzt ist alles anders. Wie nicht nur Tomas und seine Frau mit dieser alles für immer verändernden Situation umgehen, aber auch der Film selbst, und wie er andere Figuren sich die Frage nach dem "wie würdest du reagieren?" stellen lässt, aber die offensichtliche Antwort keinen Halt findet, weil es unmöglich ist sich nur theoretisch und realistisch in dieser Situation zu sehen, ist wirklich toll. Wansinnig schön gefilmt, kommt das Ding mit der richtigen Zahl an Worten aus und verhält sich nicht immer wie erwartet.
Tip!
P.S. Der Bartfaktor beträgt in dem Film dank Kristofer (hübscher Name!) Hivju glatte... buschige 10/10.
Bei Daniel Radcliffe wirkt für mich ganz stark das Kinderstar-Gefängnis. Er wird für mich - und wahrscheinlich auch für die meisten anderen in meinem Alter - immer Harry Potter bleiben. Auf der einen Seite wollte ich gerade aus diesem Grund "Horns" gucken, um zu sehen, wie Radcliffe sich außerhalb von Hogwarts macht. Andererseits hatte ich Angst, dass es mir schwer fallen wird, mich auf eine Rolle, die nicht Harry Potter ist, einzulassen. Diese Bedenken waren unbegründet, denn Radcliffe spielt den "gefallenen Engeln" wirklich grandios und authentisch. Bevor ich ins Kino gegangen bin, habe ich mir hier schon ein paar Kritiken durchgelesen und fuhr deshalb mit einem mulmigen Gefühl los. Auch das erwies sich als unnötig. Zunächst mal ist "Horns" ein wirklich schöner Film. Der verwunschene Wald, der im Zentrum der Handlung steht, hat mich an Guillermo Del Toro und konkret an "Pans Labyrinth" erinnert. Diesen Märchen-Touch hätte ich nicht erwartet, aber er hat sich wunderbar in die Geschichte eingefügt. Davon abgesehen ist der Film - im besten Sinne - deprimierend. Die Hörner führen dazu, dass alle Menschen Radcliffe die Wahrheit sagen. Und die ist schwer zu verdauen. Zum Beispiel, wenn die Mutter sagt, dass sie ihn nicht mehr als Sohn haben will. Komischerweise wirken diese "Beichten" nie überzogen. Natürlich sind sie drastisch, aber es sind im Grunde die ganz normalen Alltagssünden, die man hinter jeder gutbürgerlichen Fassade vermuten würde. Die hoppelnde Erzählweise kann etwas anstrengend sein. Da wird zunächst der Mittelteil geschildert, dann der Anfang, dann wird von der Mitte aus weiter erzählt, dann kommt ein Teil zwischen Anfang und Mitte. Die Flashbacks waren für meinen Geschmack etwas zu lang - ansonsten cool gemacht. Die größte Schwäche aber ist, dass relativ schnell klar ist, wer der/die Mörder*in ist. Ich habe mich jedenfalls nach ca. 20 Minuten auf zwei Figuren festgelegt und am Ende war es tatsächlich eine der beiden. Das nimmt die Spannung ein bisschen raus. Am Ende wird es extrem brutal und intensiv. Starker Abgang, wenngleich ein bisschen kitschig. Insgesamt konnte mich der Film trotz kleiner Schwächen überzeugen. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass er bei vielen Zuschauern wegen Unplausibilität und Absurdität abblitzen wird. Ach, und der Soundtrack ist übrigens allererste Sahne, vor allem dieses Zitieren von anderen Film-Soundtracks ("Heroes" von Bowie, "Where is My Mind" von den Pixies etc.) hat mir gefallen.
8/10
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Danke für diese Kritik! Ich liebe das Buch und war schon besorgt, dass der Film womöglich mies ist. Hörte auch viel Schlechtes (außer natürlich von Joe Hill, aber der scheint mir ohnehin leicht zu beeindrucken zu sein...)
Gerade eben: Tremors - Im Land der Raketen-Würmer Als Kind geliebt, bestimmt zwölftausend Mal gesehen, kann quasi mitsprechen. Jetzt gehört er endlich mir & er ist immer noch geil!
Besonders toll die Szene, in der Heather & Burt in ihrem Waffenkeller einen der Monster-Würmer erschießen - mit etwa achtzehn verschiedenen Waffen verschiedener Kaliber, die sie einfach mehr oder minder wahllos von der vollgepackten Wand hinter sich nehmen. Als ich klein war, wollte ich genau so werden. (Ofenbar war ich nicht immer Pazifistin...) Oder das furiose Ende, das ich aus Rücksicht auf womögliche anwesende Nichtkenner eher nicht verraten sollte. Falls jemand dieses Juwel der Trashfilm-Kunst nicht kennen sollte, muss er das unbedingt ändern: Ein bisschen Blut, verdammt viel Schleim, Nevada als gewohnt großartige Kulisse (wenn auch gedoubelt von Kalifornien), Kevin Bacon, als er noch echt scharf war, herrlich blöde Sprüche und verworrene Ideen, um das Überleben zu sichern. Dazu ein Haufen unbeantwortete Fragen, die aber niemanden wirklich kümmern: Was sind das für Monster? Woher kommen sie? Was soll das alles? Egal, immer druff!
Zitat von Mory im Beitrag #81Gerade eben: Tremors - Im Land der Raketen-Würmer Als Kind geliebt, bestimmt zwölftausend Mal gesehen, kann quasi mitsprechen. Jetzt gehört er endlich mir & er ist immer noch geil!
Clint Eastwood hat es gut gemacht. Die Familiensituation immer eingesteut, zudem einen passabel spannenden Plot aufgebaut. Bradley Cooper hat enorm an Masse zulegen müssen und verkörpert die Rolle ausgezeichnet. Ergreifend am Ende des Films der Abspann mit Originalszenen. Abgeschaut hat sich der Drehbuchschreiber einiges vom "Enemy at the Gates" (Duell), den Scharfschützenthriller im 2. Weltkrieg mit Jude Law und Ed Harris. 8 von 10.
Turkey Creek Jack Johnson: Doc, you oughta be in bed, what the hell you doin this for anyway?
Doc Holliday: Wyatt Earp is my friend.
Turkey Creek Jack Johnson: Hell, I got lots of friends.
Zitat von Mory im Beitrag #81Gerade eben: Tremors - Im Land der Raketen-Würmer Als Kind geliebt, bestimmt zwölftausend Mal gesehen, kann quasi mitsprechen. Jetzt gehört er endlich mir & er ist immer noch geil!
same here (nur dass ich kein kind mehr war, als er anlief). ich muss zwanghaft jedesmal einschalten, wenn er im tv läuft und genieße ihn jedesmal. absolut grandios!
Zitat von Mory im Beitrag #80Danke für diese Kritik! Ich liebe das Buch und war schon besorgt, dass der Film womöglich mies ist. Hörte auch viel Schlechtes (außer natürlich von Joe Hill, aber der scheint mir ohnehin leicht zu beeindrucken zu sein...)
Ich hoffe, ich habe jetzt keine Hoffnungen geweckt, die am Ende doch enttäuscht werden. Berichte bitte, wie er dir gefallen hat! :)
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Ich bin aus dem Film rausgekommen und war total geflasht. 8/10 habe ich an dem Abend bei imdb abgegeben. Mit ein bisschen Abstand musste ich das jetzt auf 7/10 korrigieren. Die Geschichte an sich ist total spannend, aber es passiert einfach zu wenig. Im Grunde besteht der ganze Reiz darin, zwei großartigen Schauspielern bei Psycho-Spielchen zuzusehen. In einer Kritik habe ich gelesen, dass Jonah Hill überzeugend gespielt haben soll, während man Franco die Rolle nicht abkauft. Sehe ich anders. Ich finde, dass beide ihre Sache richtig gut machen. Zu Hill passt der gediegene und etwas spießige Journalist, der verzweifelt eine Geschichte sucht, mit der er sich zurück ins Game bringen kann. ;) Franco auf der anderen Seite: niemand kann so schön traurig lächeln. Spontan fallen mir nicht viele Schauspieler ein, denen so viel Weltschmerz ins Gesicht geschrieben steht. Ab und an guckt er ziemlich high (war er wahrscheinlich auch), aber das passt imho gut zur Story, weil er Hill so erst recht um den Finger wickeln kann und ihm das Gefühl vermittelt, Oberwasser zu haben.
Kleiner Spoiler zum dramaturgischen Charakter der letzten zwanzig Minuten, aber nicht zum konkreten Ende:
Das Ende ist leider kein Ende. Der Film versandet einfach und hört dann plötzlich auf. Sehr schade, das hätte man sicherlich besser lösen können.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Werde ich mir auch noch ansehen. James Franco finde ich meistens nicht so berühmt, "Howl" ist bisher der einzige Film, in dem ich ihn wirklich gut fand. Aber mal eine Frage zu deiner Wertung (und wir sind uns eh alle einig, dass es eigentlich kaum Sinn macht, Kunst und Kultur in Noten zu bewerten): 8/10 sind bei dir geflasht? Was muss denn dann passieren, damit du die Höchstwertung ziehst?
Nachdem ich vor ein paar Jahren die wunderbare Dokumentation über den Sohn von Pablo Escobar mit ganz viel Orginalmaterial gesehen habe, konnte mich dieser Film eigentlich nur enttäuschen. Protagonist des Spielfilms "Paradise Lost" ist ein junger Kanadier, eine fiktive Figur, der sich in die Nichte Escobars verliebt. Beide nerven, weil sie so naiv sind. Von Escobar erfährt man wenig, und obwohl er von Benicio del Toro gespielt wird, bleibt die Figur blass und eindimensional. Schade 4/10
Joshi, Polizist bei der Mumbaier Kriminalpolizei jagd Kindesentführer in einem Land, in dem jährlich ca. 100.000 Kinder verschwinden. Mumbai ist dabei, was manche Inder als "Indiens Sündenpfuhl" bezeichnen. Nicht nur im designierten Rotlichtviertel der 25-Millionen-Metropole am arabischen Meer gibt es Prostitution von Menschen aller Altersklassen. In illegalen Tanzclubs tanzen oft schon minderjährige Mädchen – viele von ihnen nicht freiwillig. Als Joshis Tochter von der Schule nicht mehr heim kommt, fürchten er und seine Frau, dass sie in die Fänge der gleichen dunklen Männer gegangen ist, die auch solche Läden betreiben. Als halb realen, halb albtraumhaften Trip erlebt der Polizist mit dem kräftigen Schnauzer die Jagd durch den Sumpf des Monsun-durchfluteten Mumbai.
Das alles klingt deprimierend und düster und das ist es dann auf der Leinwand auch. Aber es ist eben auch zu einem guten Teil Realität. "Sunrise" macht eine Sache ziemlich gut: Den Zorn auf diese Verhältnisse in wahnhafte Bilder verpacken, den Schmerz der Hinterbliebenen in Film verwandeln. Das geht dann manchmal zu lasten des Plots, der durch wiederholte Traumsequenzen teilweise ein bisschen schwer nachzuvollziehen ist. Und manchmal sind die deutlich als Zitate zu erkennenden Film-Noir-Elemente auch einfach ein bisschen over the top. Das tut der düsteren Weltuntergangsstimmung aber kaum Abbruch. Man hätte den Film aber für meinen Geschmack gerne übersetzen dürfen - alles in allem müssten das höchsten drei Seiten Text sein, so wenig wurde hier geredet. Ein ganz bisschen mehr Plot, ein bisschen weniger hilflose, weinende Mädchen (gut, darum ging es, aber ein bisschen mehr als passives Schminke-Verhäulen wäre schon auch machbar gewesen) und ein bisschen mehr Abgrenzung zwischen Realität und Gewaltfantasie hätte dem Film schon gut getan.