Allgemein finde ich es eher ärgerlich, daß ich - der ich als Quasikomplettist so gut wie alles besitze, was er je herausgebracht hat, weil ich mir alles automatisch gekauft habe - nun gegen Ende dermaßen auspimmelt. Kennt ihr das? Ihr habt von einem/einer KünstlerIn Berge von Zeug, und auf einmal wird es schon seit geraumer Zeit mau ... und man denkt, man möchte nichts mehr erwerben, aber dann fehlen von 32 Platten die letzten beiden? Nun, es gehen auch Beziehungen nach dreißig Jahren mal in die Brüche, aber irgendwie nervt mich das gerade kolossal. Ich hätte "Ghosteen" und "Carnage" schon nicht mehr gebraucht, aber der momentane Output widerstrebt mir ziemlich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #241Kennt ihr das? Ihr habt von einem/einer KünstlerIn Berge von Zeug, und auf einmal wird es schon seit geraumer Zeit mau ... und man denkt, man möchte nichts mehr erwerben, aber dann fehlen von 32 Platten die letzten beiden?
Loslassen fällt mir bei solchen Fällen auch schwer. Da aber so viel interessantes Zeugs raus kommt und das Budget nicht endlos ist (Vinylkäufe verschärfen das), habe ich mir grundsätzlich eine gewisse Gelassenheit beigebracht, Sachen liegen zu lassen.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #241Allgemein finde ich es eher ärgerlich, daß ich - der ich als Quasikomplettist so gut wie alles besitze, was er je herausgebracht hat, weil ich mir alles automatisch gekauft habe - nun gegen Ende dermaßen auspimmelt.
„Gegen Ende“ ist gut… er könnte theoretisch noch 20 Jahre so weiter machen, so wie Woody Allen, den die Inspiration auch schon vor Jahrzehnten weitgehend verlassen hat. Vor etwas mehr als 20 Jahren hatte Cave angefangen, sich ein Büro zu mieten, in das er jeden Tag, quasi 9 to 5, geht um zu schreiben. Wenn man seine Werke betrachtet, gibt es da m.E. ein klares Vorher und Nachher.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
wobei ich am rande darauf hinweisen möchte, dass das nicht per se etwas schlechtes ist - ich würde sogar behaupten, dass der löwenanteil der langfristig erfolgreichen künstler aller felder und genres solche selbst auferlegten "bürozeiten" befolgt. und nicht nur bei unserem nick könnte ich mir vorstellen, dass die hauptmotivation auch in dem versuch gelegen haben könnte, sich durch struktur aus dem drogensumpf zu ziehen. es wäre also durchaus vorstellbar, dass die abflachende qualitätskurve eher mit dem versicht auf psychoaktive substanzen zu tun hat als mit den korrelierenden regelmäßigen mahlzeiten.
Ohne glorifizierende Drogenklischees verbreiten zu wollen, glaube ich, dass es durchaus KünstlerInnen gibt, die in prekären Lebenssituationen ihre besten Werke schaffen. Bei Nick‘s altem Kumpel Blixa bspw. sieht das nicht viel anders aus. Nun muss man sich nicht ein Leben lang verbessern. Ein respektables Alterswerk muss das aus den jungen Jahren nicht übertreffen, um interessant zu bleiben. Was Cave betrifft, und was ich mit dem Hinweis auf die Bürozeit sagen möchte ist, dass ich das Gefühl habe, eher eine systematische Herangehensweise herauszuhören, die in erster Linie mit Arbeit verbunden ist (für wie qualvoll Cave den Schreibensprozess empfindet, hat er letztens erst in gewohnt überschwänglichen Worten beschrieben) und eher wenig mit originellen Einfällen und Inspiration zu tun hat.
Als Performer auf der Bühne macht ihm auch heute noch keiner etwas vor — da ist er schlichtweg ein Könner. Aber schon beim aktuellen Albumtitel verdrehe ich die Augen und denke: „ernsthaft?“
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ja, klar, viele großartige Werke sind unter Drogeneinfluss oder/und aus prekären Lebenssituationen heraus entstanden. Aber hat hat das jemand über Jahrzehnte durchgehalten? Die mir bekannten Möglichkeiten sind: a) früh sterben und damit die Welt vor einem schwachen Spätwerk bewahren (Cobain, Amy Winehouse...) b) als Wrack weitermachen ohne neue Songs zu schreiben (Shane MacGowan, Dan Treacy...) c) diszipliniert/spießig werden und der Welt ein Spätwerk gönnen, das vielleicht weniger aufregend ist als das Frühwerk, aber immernoch eine Bereicherung. Unabhängig vom Lebensstil und der Arbeitsweise (der musikalisch und persönlich nahe Blixa Bargeld hat z.B. eine ganz andere, er hat das auch in Interviews erwähnt, dass er eben nicht an einem 8-Stunden-Bürotag einen 120-Zeilen-Text schreibt, sondern Jahre für einen Text im Telegrammstil braucht) erwarte ich von ü60ern etwas anderes als von Jungtalenten: Keine Innovation sondern Spuren dessen, was ich in der Vergangenheit an ihnen geliebt habe, gerne neue Nuancen, im Idealfall interessante Geschichten. Und ich habe den Eindruck, dass Cave die immer noch zu erzählen hat. Was ich von den beiden Vorgängeralben gehört habe, hat mich nicht gereizt, tiefer einzusteigen, aber was ich von der neuen gehört habe, klingt für mich nach Rückkehr zur Form, insbesondere zur Bandbesetzung. Es ist ein Bissi viel von Gott die Rede, auch im ME-Interview, aber was soll's, man soll ja nicht schlecht über die Toten reden.
Hab‘s jetzt hinter mich gebracht. Ich glaube, das Album brauche ich nicht nochmal hören. „Viel Arrangement, wenig Song“, kann ich dazu zusammenfassend sagen.
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Insgesamt kommt das Album deutlich ruhiger daher, als ich es nach den Vorabsongs erwartet hätte. Die ersten vier Songs sind großartig, im Mittelteil ist es mir etwas zu behäbig, auch wenn ich "Cinnamon Horses" und "Long Dark Night" auf Anhieb mag. Habs jetzt noch nicht so oft gehört, aber nach dem Ersteindruck holt es mich aber mehr ab als die letzten beiden Platten.
Im November schau ich mir das Ganze in Zürich auf jeden Fall mal wieder live an. Das war bisher immer noch mal eine ganze Ecke mitreißender als auf dem Album.
Ich hätte ihn gerne wieder mal live gesehen. Aber für München gibt es nur noch ein paar Kack-Sitzplätze in den letzten Reihen. Das letzte mal, dass ich ich in der Olympiahalle war, war The Who 2007. Da hätte es noch an der Abendkasse Arena-Stehplätze gegeben. Warum müssen heutzutage alle Leute auf Konzerte gehen? Ich will die 90er- und 00er-Jahre zurück, als wir Checker in halbleeren Sälen (warum fällt eigentlich laut Rechtschreibprüfung beim Plural das zweite a von Saal weg?) unter uns waren.
Zitat von Lumich im Beitrag #251Habs jetzt hinter mich gebracht. Ich glaube, das Album brauche ich nicht nochmal hören. Viel Arrangement, wenig Song, kann ich dazu zusammenfassend sagen.
Ja, diese Meinung teile ich. Das war auch schon mal anders herum
ZitatNick Cave & the Bad Seeds are sad to announce that due to illness Martyn Casey will not be joining the forthcoming UK and European tour. Colin Greenwood will stand in on bass for these shows. The band send Martyn their love and best wishes.