Das interessiert mich jetzt aber schon. Was hat dir denn missfallen? Ich muss zugeben, weder vom Konzert noch von den Reden mehr gesehen zu haben, als ein paar Fotos von den Menschenmassen. Bin also ehrlich interessiert an deiner Meinung.
Die "Inquisition" wartet, Mister. Sie wird jedes Wort falsch verstehen, wenn du antwortest, sie gewinnt, wenn du schweigst. Akzeptiere das Paradoxon, dass das offenkundige Scheitern des Konzepts der weitgehend unkontrollierten Zuwanderung mit zunehmend absurdem Wunschdenken (unsere derzeitigen Probleme sind nur vorübergehend, auf Dauer werden wir dank offener Grenzen ein unschlagbar kreatives, tolerantes und friedliches Land sein, das wird ja inzwischen immer öfter postuliert), der Klassifizierung immer größerer Teile der Bevölkerung und des Meinungsspektrums als "(Rechts)radikal" und einem kontinuierlich verschärften Kampf gegen selbige, beantwortet wird. (Und natürlich waren in Chemnitz wirkliche Nazis dabei, die meisten Menschen, die über den Mord und viele vergleichbare schockiert sind und eine aufzuarbeitende politische Dimension darin erkennen, sind aber keine Nazis). Aber tröste dich, derlei seltsames Gebaren war in der Geschichte ja immer ein sicherer Hinweis darauf, dass sich Dogmen auflösen und die Sicht auf die Welt wieder realistischer wird.
Ich musste zunächst zwei junge Damen zur Kenntnis nehmen, die erstmal schnell mit überschlagenden Stimmen und schlechter Rhetorik alle Anwesenden auf einen scharfen Antifa-Kurs bringen wollten. Die ganz große Wutkeule wurde ausgepackt und gegen alles geschwungen was nicht bei "zack links" auf den Bäumen war.
Die Schweigeminute am Anfang wurde leider von - darf man das sagen? - linker Hetze abgelöst. Die an sich gute Idee für die Veranstaltung war da bei mir schon hinten runter. An der Polizei wurde kein gutes Haar gelassen (die Volldeppen protzen immer nur rum, wenn sie in der großen Mehrheit sind - so in etwa) und auch die Politik allgemein bekam ihr Fett weg.
Für mich unterm Strich eine Extrem-links-veranstaltung, wo auch mehrfach von der Bühne herab der Schwarze Block "gewürdigt" wurde. Das kann es ja wohl nicht sein.
Achso, ja, dass da einiges zu links für die Masse war, das las man ja öfter. Du bist also nicht allein mit deinem Gefühl.
LFB, ich kann völlig verstehen, dass man sich über Morde aufregt, um sie sorgt und möchte, dass da politisch was passiert. Das ist legitim, auch wenn ich persönlich das Problem für geringer halte, als es andere Menschen wahrnehmen. Was ich nicht verstehen kann ist, dass man sich auf einmal mit Hunderten Nazis auf der Straße wiederfindet, die Hitlergrüße machen, ganz klar Nazi-Slogans brüllen, Menschen jagen und "HKNKRZ"-Tshirts tragen, und man sich dann nicht anfängt zu fragen, ob einen diese womöglich berechtigte Sorge in Gefilde getrieben hat, die menschenverachtend, Demokratie-feindlich und schlichtweg gefährlich sind. Wenn man sich dann von diesem Sumpf nicht distanziert, sondern so tut als sei das eben ein bisschen ungewünschte Gesellschaft bei einer eigentlich friedlichen Demo gewesen, dann ist das für mich völlig inakzeptabel. Ich hatte gehofft, dass an dieser Stelle auch bei dir noch eine rote Linie existiert. Man kann es nicht die "Klassifizierung eines Teils des Meinungsspektrums als rechtsradikal" nennen, wenn man mit waschechten Nazis durch die Straßen marschiert. Wenn ich nicht zu den Nazis gezählt werden möchte, dann gebe ich mich mit ihnen nicht ab, rufe nicht ihre Slogans. Die Opferrolle im Angesicht der linksradikalen Inquisition, zu der ich in deinen Augen offenbar gehöre, ist indes eine selbstgewählte.
Im übrigen kann ich verstehen, dass man momentan das Gefühl hat, das "normale" rechtskonservative Positionen ins rechtsnationale Spektrum gerückt werden. Persönlich glaube ich aber, dass diese Polarisierung von der AfD und anderen rechte Gruppen gezielt vorangetrieben wurde, um ein Lager zu schaffen, wo vorher keines war. Natürlich bekleckert sich auch die breite links-Mitte-Masse nicht mit Ruhm, was die Differenzierung angeht. Ich unterstütze aber auch keine Polizei-feindlichen Rufe, weil ich finde, dass die Polizei in Sachsen die rechte Gefahr ignoriert und antifaschistische Demonstranten Jahrzehnte lang allein gelassen hat. Wer sich durch gesellschaftlichen Gegenwind dazu berechtigt fühlt, Nazi-Slogans zu rufen, ist an der Verurteilung durch den Rest der Gesellschaft selber Schuld.
Wenn ich Beiträge wie #1145 lese, habe ich das Gefühl, der LFB ist die schlechte Parodie eines besorgten Bürgers.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Vor allem gibt es kein Konzept der unkontrollierten Zuwanderung. Das ist eine Leier, die inzwischen unter "Musik-News" fehl am Platz ist, so oft wurde der Schmarrn wiederholt. Es wünscht sich auch niemand Flüchtlinge...falscher Rückkehrschluß aus der weitgehend offenen und freundlichen Reaktion der deutschen Bevölkerung in 2015.
Zur angebl. Grenzöffnung von Merkel in 2015 gibt's eine Zusammenfassung von Georg Dietz:
Zitat von Quork im Beitrag #1148LFB, ich kann völlig verstehen, dass man sich über Morde aufregt, um sie sorgt und möchte, dass da politisch was passiert. Das ist legitim, auch wenn ich persönlich das Problem für geringer halte, als es andere Menschen wahrnehmen.
Seit dem Tötungsdelikt an Daniel H. gab es in Deutschland mutmaßlich ca. 30 weitere Tötungsdelikte. Von wie vielen davon hat man gehört? Bei wie vielen davon gab es Trauermärsche von besorgten Bürgern? Genau, die waren nicht interessant, weil die Opfer nicht deutsch genug und die Täter nicht ausländisch genug waren. Wenn man in Chemnitz mitmarschiert ist, sollte man mal darüber nachdenken, wofür man instrumentalisiert wurde.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Quork im Beitrag #1148Achso, ja, dass da einiges zu links für die Masse war, das las man ja öfter. Du bist also nicht allein mit deinem Gefühl.
Nicht falsch verstehen - ich wähle seit Jahren "links" (also Die Linke - so jetzt ist es raus), aber ich werde unruhig, wenn linksextreme Aktivisten belobigt oder bejubelt werden. Zumal ich da mal unterstelle, dass etliche Chaoten (Idioten) auch bei denen mitmarschieren. Und die Polizei als eine Art Feind darzustellen halte ich für völlig daneben.
Ich wähle zwar nicht „die Linke“, aber den Rest sehe ich genauso. Es ist ziemlich billig, pauschal gegen die Polizei zu hetzen, auch wenn ich strukturelle Probleme bezüglich der Verbreitung bestimmter Gesinnungsarten nicht beiseite rücken möchte. Am Ende des Tages würde aber auch ich in bestimmten Situationen 110 wählen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #1148LFB, ich kann völlig verstehen, dass man sich über Morde aufregt, um sie sorgt und möchte, dass da politisch was passiert. Das ist legitim, auch wenn ich persönlich das Problem für geringer halte, als es andere Menschen wahrnehmen.
Seit dem Tötungsdelikt an Daniel H. gab es in Deutschland mutmaßlich ca. 30 weitere Tötungsdelikte. Von wie vielen davon hat man gehört? Bei wie vielen davon gab es Trauermärsche von besorgten Bürgern? Genau, die waren nicht interessant, weil die Opfer nicht deutsch genug und die Täter nicht ausländisch genug waren. Wenn man in Chemnitz mitmarschiert ist, sollte man mal darüber nachdenken, wofür man instrumentalisiert wurde.
Außer, dass Daniel H. einen kubanischen Vater hatte und selbst eher linksliberal ausgerichtet war, was man so hört. Aber selbst das war für die rechten Hetzer kein Hindernis um ihn für ihre Zwecke zu vereinnahmen, Hauptsache es geht gegen Asylbewerber.