Zitat von gnathonemus im Beitrag #454hm, bin mir gerade nicht mehr so sicher, ob ich mir die singles-box zulegen werde. hab gestern beim reinhören auf spotify festgestellt, dass die doch recht durchwachsen ist.
als einstieg kann ich auf jeden fall die von gilles peterson zusammengestellt compilation "to those of earth ... and other worlds"empfehlen. das ist eine gesunde mischung aus eher straighten soul/funk-stücken und dem abgedrehteren jazz-kram. das hört sich ziemlich gut durch.
Die und, da kann ich mich nur wiederholen, die von Marshall Allen zusammengestellte "In The Orbit Of Ra" ergänzen sich sehr gut.
Von der Singles Box habe ich auch Abstand genommen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Gestern im Kunstverein Letschebach im idyllischen Durlach: 5. Geburtstag mit diversen Bands und DJs.
Man versammelt sich in einem Innenhof um eine brennende Blechtonne, raucht, trinkt Gin-Mischgetränke, Bier und Wein, quatscht mit Leuten aus allen Teilen Süddeutschlands, die alle irgendwie mit dem Kunstverein oder miteienander vebunden scheinen, und fühlt sich ganz allgemein recht wohl. Dann fangen zum Glück die angekündigten Bands an und man muss sich ein paar Stunden nicht schämen, dass man sämtliche Namen und Gesichter sofort wieder vegisst. Drinnen sieht man eh nix, und Unterhaltungen sind ob der Lautstärke unmöglich. So mag die Misanthropin soziale Events!
Den Anfang machten YASS Laut Letschebacher Beschreibung: "[Noiserock] Unique and intense Noise-Rock from this two-piece out of the dark woods of the Black Forest. Markus (TEN VOLT SHOCK) and Frank (KURT, TEN VOLT SHOCK) are combining their driving-blistering guitar sound and their heavy pounding beats with dark and pulsating synthesizer-loops to an energetic and powerful piece of modern Noise-Rock." Stimmt so & reißt sofort mächtig mit. Habe dem Drummer später ein paar Lobeshymnen gesungen und wir einigten uns auf gegenseitige Sympathie aufgrund einer geteilten Wave-Vergangenheit, deren Einflüsse man YASS durchaus anhört. https://yassband.bandcamp.com/ (Ich empfehle "Seaside". Demnächst geht man wohl ins Studio, dann gibt es was Neues auf Bandcamp.)
Dem folgten die verrückten Italiener von ZEUS!, laut Beschreibung des Veranstalters "an Italian enigmatic and polyhedric bass and drums duo from Bologna, formed in 2009. Were actually touring with "MELT BANANA" in 2016 and worked together with Justin Pearson (Locust, Retox, Swing Kids,Hedwound City)." Diese Umschreibung sagt mir mal schön gar nix, aber ich hoffte hier auf Aufklärung, was in dem Zusammenhang "enigmatic and polyhedric" bedeuten könnte und warum Justin Pearson erwähnenswert ist... Die machen auf jeden Fall ganz schön Lärm und unterhalten brillant, wenn auch für meinen Geschmack ein bisschen arg abgefahren und fast irritierend unrhythmisch. Hat mir gefallen, werde ich mir auch mal wieder anhören, aber gestern haben YASS gewonnen. Ein kleines Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=VTle-xG-074
BJÖRN PENG macht "Dark Rave", angeblich "ein dunkler Geist, der den Electro-Pop wogen lässt, der die Ästhetik von EBM und Cold Wave genauso liebt wie Atari-Sounds und DAF". Auch diese Umschreibung passt recht gut zum Künstler, der aber leider den Rave-Anteil für meinen Geschmack zu hoch ansetzt. So merkwürdig das klingen mag, sich bei EBM darüber zu beschweren, aber sein Set war mir zu technoid. https://bjoernpeng.bandcamp.com/
URTE & JEKYL & DAUN habe ich verpasst, weil spät & müde, und FJØRD ("Klingen wie siamesische Autounfälle und Falklandinsellandschaften zusammen. Schweißtreibender Noise - von japanischen Ohrenärzt_innen empfohlen.") fielen (leider??) aus.
inzwischen schon zum fünften mal gesehen - und es stellt sich nach wie vor keine langeweile ein. hilft natürlich, dass sie inzwischen eine beachtliche stilistische vielfalt im repertoire haben. nach dem letzten album, das eher in die gothic syth pop-richtung ging, nun also country. dementsprechend ging es anfangs eher gemütlich zu. leider ging die, auf der platte recht prominente pedal steel erstmal ziemlich unter, aber der sound wurde immer besser. und dann wurden nach und nach ältere kracher ins set eingeflochten ... und wie es eigentlich immer kommt, wird es dann zur party und zum kompletten work-out. mir tun jetzt auch ordentlich die haxen weh. aber ein riesen spaß und ein würdiger abschluss, dieses an höhepunkten wahrlich nicht armen konzert-jahres.
Zitat von Mory im Beitrag #457Gestern im Kunstverein Letschebach im idyllischen Durlach: 5. Geburtstag mit diversen Bands und DJs.
Man versammelt sich in einem Innenhof um eine brennende Blechtonne, raucht, trinkt Gin-Mischgetränke, Bier und Wein, quatscht mit Leuten aus allen Teilen Süddeutschlands, die alle irgendwie mit dem Kunstverein oder miteienander vebunden scheinen, und fühlt sich ganz allgemein recht wohl. Dann fangen zum Glück die angekündigten Bands an und man muss sich ein paar Stunden nicht schämen, dass man sämtliche Namen und Gesichter sofort wieder vegisst. Drinnen sieht man eh nix, und Unterhaltungen sind ob der Lautstärke unmöglich. So mag die Misanthropin soziale Events!
Den Anfang machten YASS Laut Letschebacher Beschreibung: "[Noiserock] Unique and intense Noise-Rock from this two-piece out of the dark woods of the Black Forest. Markus (TEN VOLT SHOCK) and Frank (KURT, TEN VOLT SHOCK) are combining their driving-blistering guitar sound and their heavy pounding beats with dark and pulsating synthesizer-loops to an energetic and powerful piece of modern Noise-Rock." Stimmt so & reißt sofort mächtig mit. Habe dem Drummer später ein paar Lobeshymnen gesungen und wir einigten uns auf gegenseitige Sympathie aufgrund einer geteilten Wave-Vergangenheit, deren Einflüsse man YASS durchaus anhört. https://yassband.bandcamp.com/ (Ich empfehle "Seaside". Demnächst geht man wohl ins Studio, dann gibt es was Neues auf Bandcamp.)
Dem folgten die verrückten Italiener von ZEUS!, laut Beschreibung des Veranstalters "an Italian enigmatic and polyhedric bass and drums duo from Bologna, formed in 2009. Were actually touring with "MELT BANANA" in 2016 and worked together with Justin Pearson (Locust, Retox, Swing Kids,Hedwound City)." Diese Umschreibung sagt mir mal schön gar nix, aber ich hoffte hier auf Aufklärung, was in dem Zusammenhang "enigmatic and polyhedric" bedeuten könnte und warum Justin Pearson erwähnenswert ist... Die machen auf jeden Fall ganz schön Lärm und unterhalten brillant, wenn auch für meinen Geschmack ein bisschen arg abgefahren und fast irritierend unrhythmisch. Hat mir gefallen, werde ich mir auch mal wieder anhören, aber gestern haben YASS gewonnen. Ein kleines Beispiel: https://www.youtube.com/watch?v=VTle-xG-074
BJÖRN PENG macht "Dark Rave", angeblich "ein dunkler Geist, der den Electro-Pop wogen lässt, der die Ästhetik von EBM und Cold Wave genauso liebt wie Atari-Sounds und DAF". Auch diese Umschreibung passt recht gut zum Künstler, der aber leider den Rave-Anteil für meinen Geschmack zu hoch ansetzt. So merkwürdig das klingen mag, sich bei EBM darüber zu beschweren, aber sein Set war mir zu technoid. https://bjoernpeng.bandcamp.com/
URTE & JEKYL & DAUN habe ich verpasst, weil spät & müde, und FJØRD ("Klingen wie siamesische Autounfälle und Falklandinsellandschaften zusammen. Schweißtreibender Noise - von japanischen Ohrenärzt_innen empfohlen.") fielen (leider??) aus.
Die Beschreibungen lesen sich, als hätten sich Plüschi und Tex Dixigas zu einem Sauf- und Schreibwettbewerb verabredet.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Sympathisch waren mir Gurr ja immer schon und ihren Weg durfte ich seit den ersten damals an den ME geschickten Demos mitverfolgen, die sie auch direkt ins Heft brachten. Auch das sollte in unserem Interview Anfang Dezember eine Rolle spielen (neben der Taubenszene aus Top Secret, eh).
Nach der Arbeit noch das bisschen Smalltalk über die Stadt, das anstehende Konzert, der Verweis auf die alten Demos, insbesondere „The Tragedy Of S.T.“, ein Song über Shania, in welchem ihr Wikipedia-Eintrag vorgegroovt wird und sich gegen Ende ein Rap-Part auf Deutsch anschickt das große Finale zu sein. Mir wurde gesagt, der einzige Weg den Song auch in Münster zu spielen: Ich solle auf die Bühne hüpfen und den Part übernehmen. Ich notiere mir die Lyrics, fotografiere sie, denke hin und wieder daran, freue mich auf das Konzert, erwarte aber – wie es ja eben sonst auch so ist – dass nichts weiter passiert und ich mich einfach auf eine gute Show freuen darf. Die gab es selbstredend. Geht da hin, Leute.
Nun.
Vor der zweiten Zugabe dann Folgendes: „Wir hatten da vor ein paar Wochen so ein Interview mit jemanden, der heute mit uns rappen wollte. Ist der hier?“ und ich so „w00t“ und sie so „ja“ und ich erklomm die Bühne für die Zugabe. Was soll ich sagen, ich hatte selten so viel Spaß, es funktionierte, statt gepflegter Buherei durfte Applaus vernommen werden und hinterher kam noch ein Typ auf mich zu, der meinte, er würde sich an mich aus der Vinyl-Runde erinnern. Dass sich die Mädels wirklich daran erinnerten und Bock darauf hatten, hat mich schwer überrascht. Das sind so die 30 Minuten, in denen irgendwie alles gerade total toll ist und ich über nichts Anderes nachdenken muss. Die Realität hat supportend auf Pause gedrückt. Das existierende Video des Konzertes wird übrigens nur bei Forentreffen und nach Mitternacht zur Sichtung angeboten.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #460[b]Das existierende Video des Konzertes wird übrigens nur bei Forentreffen und nach Mitternacht zur Sichtung angeboten.
Das Leben hat wieder einen Sinn, da freue ich mich jetzt schon drauf.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #460Gurr Sputnikhalle, Münster – 24.1.17
Vor der zweiten Zugabe dann Folgendes: „Wir hatten da vor ein paar Wochen so ein Interview mit jemanden, der heute mit uns rappen wollte. Ist der hier?“ und ich so „w00t“ und sie so „ja“ und ich erklomm die Bühne für die Zugabe. Was soll ich sagen, ich hatte selten so viel Spaß, es funktionierte, statt gepflegter Buherei durfte Applaus vernommen werden und hinterher kam noch ein Typ auf mich zu, der meinte, er würde sich an mich aus der Vinyl-Runde erinnern. Dass sich die Mädels wirklich daran erinnerten und Bock darauf hatten, hat mich schwer überrascht. Das sind so die 30 Minuten, in denen irgendwie alles gerade total toll ist und ich über nichts Anderes nachdenken muss. Die Realität hat supportend auf Pause gedrückt. Das existierende Video des Konzertes wird übrigens nur bei Forentreffen und nach Mitternacht zur Sichtung angeboten.
Sehr schön!
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
die vorgruppe stellte sich vor mit "hello, we're crying". alles lacht. tja, den bandnamen hättet ihr euch vielleicht mal vorher überlegen können (vielleicht haben sie ja, und nehmen das gerne in kauf. sie sind zumindest cool drüber hinweg gegangen.). war auf jeden fall ganz netter power-pop. in den melodischeren momente hat mir der gitarrensound zwischen emo-geschrubbe und härteren cure sehr gut gefallen. ansonsten war das ein wenig statisch und auf dauer etwas einförmig, aber die halbe stunde war trotzdem sehr kurzweilig und ich wünsche ihnen alles beste.
the hotelier folgten im kürzesten abstand, den ich je zwischen vor- und hauptact erlebt habe. sehr angenehm. ich bin ja im genre emo äußerst schlecht bewandert (ein paar platten von sunny day real estate und jawbox, etc.), aber wenn dann dürfen die protagonisten gerne so klingen. kein blödes posing, keine anbiederung an irgendwelche moden, einfach die freude, emotionen mal ruhig mal hemmungslos euphorisch lärmig auszudrücken, sonor bis screamo. vor allem sind sie allesamt brilliante musiker - die gitarrenduelle waren äußerst beeindruckend und auch sehr distinkt vernehmbar. und sympathisch waren sie ohnehin. ein toller einstand ins konzertjahr 2017.
Dream The Electric Sleep 02.02.17, Düsseldorf, Pitcher
Zuerst dachte ich: Irgendwie doof, eine Band in dieser kleinen Kneipe zu sehen. Aber letztlich war das dann doch sehr charmant und es hat Vorteile, drei Meter vor den Musikern zu stehen. Falls die Band mal größer wird, was zu hoffen ist, kann ich dann sagen, dass ich sie schon auf ihrer ersten kleinen Europa-Tour gesehen habe. Sänger Matt Page ist ein sympathischer Typ, strahlt Bescheidenheit aus und macht wenige Ansagen. Wenn aber, dann ist das infomativ: "Wir wussten nicht, ob uns hier überhaupt jemand sehen will. Wenn wir in den USA in Bars auftreten, können wir nur 40 Minuten oder so spielen. Die Leute reagieren dann nämlich à la 'ja, ganz nett, aber könnt ihr jetzt mal aufhören, wir wollen weiter in Ruhe Bier trinken'. Hier drüben merken wir gerade, dass ihr tatsächlich alle kommt, um zuzuhören, also haben wir unser Set erweitert."
Und das war anderthalb Stunden lang und sehr überzeugend. Von allen drei Alben gab es was zu hören, der Schwerpunkt lag auf der aktuellen Scheibe. Die Band rockt live gut nach vorne, wenn sie nicht gerade in den sphärischen Parts dahintreibt. Der Schlagzeuger ist aber auch ein echter Brocken, so einen untypischen Musiker hab ich lange nicht mehr gesehen. Sieht aus wie der typischer Pumper vom Fitness-Studio an der Ecke und trommelt alles nieder. Dreistimmig singen können Dream The Electric Sleep auch, das gibt bei mir ja immer Sonderpunkte. Alles in allem ein hervorragendes Konzert, das Publikum (etwa 40 Leute) war auch angetan. Ich hoffe, die waren nicht zum letzten Mal in Deutschland.
als einer der wenigen ritournelle-unerfahrenen (dürfte wohl die dritte bis vierte veranstaltung in der reihe gewesen sein, aber ich hatte es bisher nicht hingeschafft.) nahm ich den auf dem ticket aufgedruckten beginn beim wort und durfte erst mal eine stunde doof rumsitzen. dämlicherweise hatte ich auch noch mein telefon vergessen und konnte nicht mal sinnlos herumsurfen. na ja, ein stündchen meditation zwischendurch schadet ja auch nicht.
"pünktlich" um 10 erschien dann ein klapperdürres rave-chick mit sonnenbrille, quietschbunter halsumpuschelung und sweatpants + soundmann die bühne. das war jenny hval. strangeness ensued. war ja auch zu erwarten. sie säuselte, schrie, heulte, wälzte sich, hüpfte wie ein gummiball, schrubbte auch mal mit dem puschel die bühne. und dann kam der staudensellerie zum einsatz. der wurde zunächst als pseudo-rhumbarassel eingesetzt, dann zerlegt, lag dann eine weile unbeachtet auf der bühne herum (oder hing über jennys schulter) und wurde schließlich dazu benutzt, um als akustischen effekt ein blatt papier zu zerreißen. ich weiß, das klingt alles ganz grausig, aber es war toll. einerseits wegen der beeindruckenden stimme, die aus diesem kleinen körper kommt, dann wegen der doch ziemlich guten songs, hauptsächlich von "blood bitch" aber auch ein paar ältere und letztendlich weil sie das sehr überzeugend macht. für mich zumindest. für einen großteil des publikums eher nicht. dementsprechend war viel geraune und gequassel im raum. so musste ich irgendwann den platz wechseln, weil sich hinter mir eine rave-clique fragte, was der scheiß soll. meh, kinners, schaut euch das billing an, hört euch den kram im internet an und kommt später oder vertreibt euch die zeit im foyer. die kammerspiele sind groß und schön, draußen wars auch nicht kalt, die drinks nicht zu teuer. ist doch alles nicht so schwer. aber nein, man steht herum wie bockige kleinkinder und geht mit seinem genörgel anderen auf die nerven. waaahhh ...
letztendlich haben es dann gazelle twin geschafft die mischpoke zu vertreiben. die setzten der performance von jenny hval noch einen obendrauf. zwei bekapuzte gestalten darunter durch strumpfmasken entstellte gesichter, die sich aber eh die meiste zeit vom publikum abwandten und stattdessen auf zwei der videoleinwand zugewandten laufbändern sportlich betätigten und ... äh ... gesangliche performances zum besten gaben. das reichte von opernhaftem gesang bis geröchel und wurde oft elektronisch verzerrt. musik egal, zwischen ambient, drone, industrial und four to the floor. dazu ebenso strange videos mit meditativen bis ekligen inhalten. klingt auch wieder grausig, war aber ... tadah! ... toll. zuhause kann ich mir das keine 10 minuten lang anhören, aber als performance war das sehr schlüssig und keine minute langweilig.
auf demdike stare war ich dann anfangs etwas sauer. sie versuchten sich wohl an der dekonstruktion eines dancefloor-sets, aber die übergänge von tanzbaren zu listening-passagen waren so holprig, langatmig und - ja - auch -weilig, dass ich fast geneigt war, den raum zu verlassen. aber sie haben die kurve noch gekriegt (oder ich - wie man's sieht) und so wurde das noch ein überzeugendes set, meine vielleicht etwas zu hoch angesetzten erwartungen wurden aber nicht ganz erfüllt.
vatican shadow hab ich mir gestern zum ersten mal angehört, weil ich dominick fernows anderes projekt prurient wegen black metal-artigem gegrunze und gekreische (zumindest auf dem letzten album) nicht ertrage, ist ausschließlich instrumental und siehe da, gefällt mir. industrial techno, heftigst auf die zwölf und sehr tanzbar. dazu fegt fernow wie ein berserker über die bühne, sobald er nicht gerade an knöpfchen drehen muss, säuft und versucht vergeblich, das zwar eifrig tanzende, aber doch etwas zurückhaltende publikum anzustacheln. tolles set, hab mich ziemlich verausgabt.
fjaak empfand ich dann als eher etwas konventionellen techno, aber ich war gerade so gut drin, dass ich die auch noch mitgenommen habe, nach einer halben stunde des (sehr guten) dj sets von superpitcher musste ich dann allerdings die segel streichen.
gute sache, das, ein interessantes line-up und gute organisation (bis auf das verheimlichen des beginns) und wie immer grandioser sound. hinzu kommt die schöne atmosphäre der altehrwürdigen kammerspiele. ist schon was anderes, in einem jugendstil-theater zu tanzen, als in irgendeiner gesichtslosen techno-baracke. nächstes jahr gerne wieder.
Erst mal fand ich die Band live viel besser als auf Platte. Rotziger, erdiger, einfach authentischer. Hatte im Vorfeld auch ein paar mal gehört, dass der Sänger eher ein Arschloch sein soll und das auf der Bühne dann auch raushängen lässt. Konnte ich nicht bestätigen, auch wenn er natürlich eine gewisse "Rockstar-Attitüde" an den Tag legt. Leider Gottes waren die Vocals furchtbar abgemischt, so dass vom Gesang nicht sonderlich viel übrig blieb. Hat aber irgendwo auch wieder gepasst. Was mich wahnsinnig erstaunt hat war weniger, dass das Konzert restlos ausverkauft war, sondern dass Isolation Berlin offenbar extrem gut bei ganz jungen Leuten ankommt. Es waren wahnsinnig viele unter 20jährige (geschätzt) da, die jedes Wort lauthals mitgesungen haben. Das hätte ich jetzt vielleicht bei AnnenMayKantereit erwartet, aber nicht bei Isolation Berlin. Die Indie-Jugend lebt.
ich muss ja ganz ehrlich sagen, dass ich den namen dieser band derart scheiße finde, dass ich mich bislang geweigert habe, auch nur einen ton von ihnen bewusst anzuhören. aber langsam werd ich weich. lohnt sich das denn wirklich? (bedenkt bei eurer antwort auch, dass mir nur noch wenige jahrzehnte bleiben, die ich nicht verschwenden will.)
Musikalisch ist die Band schon recht vielfältig. Das geht über Indie-Pop, 60s-Mod, Punk bis zu Noise-Rock und klassischem Deutschrock. Vielleicht solltest du dir eher die Frage stellen, ob du generell mit deutschsprachigen Gitarrenbands wie Trümmer, Die Nerven, Messer und Karies oder Pop ala Kettcar, Tomte und Herrenmagazin was anfangen kannst. Isolation Berlin liegen da irgendwo dazwischen.
hm. messer find ich gut, tomte & co ganz furchtbar. KZIMALPP liebe ich ja sehr, die dürften aber nach der definition auch dazwischen liegen. ich geh noch mal in mich.