Die Konzertsaison wurde am Wochenende mit einem Doppelpack eröffnet:
Motorama In der Jahresliste hab ich deren neues Album ganz vergessen. Dabei macht die russische Band sehr feinen Wave/Postpunk, erinnert vom Sound, den melancholischen Synthies und dem leiernden Gesang, streckenweise schon sehr an Joy Division. Bei manchen Songs musste ich irritierenderweise auch an Entre dos Tierras denken, das mich gerade verfolgt. Ab dem Mittelteil ging der auf der Bühne eher unscheinbar und etwas spröde wirkende Sänger (er hat nur einmal kurz gesprochen) total aus sich raus und riss das Publikum mit. Leider schrottete er dabei versehentlich seine Gitarre und hat es nicht hinbekommen, sie zu stimmen (es gab wohl keinen Ersatz), woraufhin die Band demotiviert nur noch einen Song spielte und dann kommentarlos von der Bühne flüchtete. Schade. Aber trotzdem schönes Konzert.
Princess Nokia Das Konzert fand tatsächlich im klubK (über dem Karlstorbahnhof) statt, einer kleinen, aber einer der schönsten Locations, die ich mir für Konzerte vorstellen kann. Komplett umglast, hat man einen traumhaften Weitblick über den Neckar, flache Bühne. Bisher war ich da eher auf Singer-/Songwriter-Konzerten, es passen schätzungsweise 100 Menschen rein, nicht eben angemessen für eine HipHop-Künstlerin mit 2 Millionen Youtube-Views. Es war nicht mal ausverkauft, aber trotzdem gut gefüllt und eigentlich genau richtig. So konnte sie auch mal durch die Crowd dotzen, so ein Energiebündel hab ich selten gesehen. Das Publikum war gut durchmischt. Ganz vorne die ziemlich jungen, frenetisch feiernden, Groupies (es gab zur Belohnung ständig Group Hugs und Handschläge), hinten die alten Säcke. Es wurden alle beglückt, sie hat ja ein überraschend großes Repertoire: Nicht nur Trap, sondern auch Kopfnicker-Beats, Grime, Breakbeats und sogar Calypso(?). Aber dennoch wie aus einem Guss. Ich hatte großen Spaß.
Júníus Meyvant am Donnerstag musste leider ausfallen
The Mystery Lights 15.02.17, Strasbourg, La Laiterie
Um es im Forenslang zu sagen: es war unfasslich! Die geilste Gitarrenband, die ich in letzter Zeit gesehen habe, weil a) überragender Sound, b) überragender Frontmann, c) überragende Musiker und d) überragende Atmosphäre. Das war wirklich Garage-Rock aus den 60ern/70ern und die Jungs waren auch noch verdammt sympathisch und dankbar. Ich kann jedem nur empfehlen, die Band bei den anstehenden Deutschland-Terminen noch zu sehen bevor sie zu groß für kleine Clubs sind.
Pete Doherty in München: Beim letzten Auftritt in München im Kesselhaus (mit dem lieben Kollegen nullerbank) stand er nur die erste Viertelstunde gerade, baute dann doch stark ab (permanent trinkend), und die 45 Minuten danach waren doch eher ein Trauerspiel. Letztes Jahr mit den Libertines war er ordentlich in Form. Gestern war es - immerhin - durchwachsen und wohl deutlich harmonischer als am Vorabend in frankfurt. Nach einer Stunde war aber wieder Schluss.
Ich halte ihn trotz allem für einen großartigen Musiker und mag seinen Gesang. Werde immer wieder hingehen und auf eine Glanzstunde hoffen.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #474Pete Doherty in München: Beim letzten Auftritt in München im Kesselhaus (mit dem lieben Kollegen nullerbank) stand er nur die erste Viertelstunde gerade, baute dann doch stark ab (permanent trinkend), und die 45 Minuten danach waren doch eher ein Trauerspiel. Letztes Jahr mit den Libertines war er ordentlich in Form. Gestern war es - immerhin - durchwachsen und wohl deutlich harmonischer als am Vorabend in frankfurt. Nach einer Stunde war aber wieder Schluss.
Ich halte ihn trotz allem für einen großartigen Musiker und mag seinen Gesang. Werde immer wieder hingehen und auf eine Glanzstunde hoffen.
Das Libertines Konzert 2014/2015 in Berlin war richtig stark. Ansonsten ist bei Pete Doherty ja immer irgendwie alles möglich. Ich war auch in München vorgestern vor Ort und fand es ähnlich. Band nicht wirklich aufeinander eingespielt - die (überwiegend aus neuen Songs bestehende) Songauswahl hat auch nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Vom ersten Album kam leider nur ein Song (Last of the English Roses) und dieses finde ich bisher schon deutlich stärker als das neuste Werk. Gott sei Dank war Pete nicht so fertig wie bei besagtem Babyshambles-Auftritt ehemals im Kesselhaus. Und die Zugaben haben auch Spaß gemacht (Fuck Forever der Evergreen und "Babyshambles" - die frühe Bandhymne derselbigen). Alles in allem ein "okayer" Auftritt und Abend - das Publikum war wie meistens in München relativ verhalten. Erstklassig sieht anders aus - eine Attraktion bleibt der gefallene Held aber doch immer... und auf Platte ist Doherty bis dato doch über die meisten Zweifel erhaben (mit kleinen Abstrichen vllt beim neusten Werk).
Zumindest konnte man das neue Album auf CD relativ günstig erstehen (10 EUR - mehr als fair). Ansonsten auch ein interessant gemischtes Publikum - draußen vor dem Saal waren doch tatsächlich nach dem Konzert zwei hoffnungslose betrunkene Teenie-Girls und sehnten sich lautstark nach mehr Tuchfüllung mit dem mittlerweile auch nicht mehr so ansehnlichen Peter. (2005 Calling...?!)
Zitat von faxefaxe im Beitrag #477Ja, wir haben versucht, einer von den Teenagern zu helfen, als sie an der Bar die Orientierung verlor beim Versuch, noch drei Bier zu bekommen.
Ich war spektisch ob der Besuch des The XX Konzerts nicht eine etwas öde Angelegenheit würde, da ja ein Großteil der Songs eher ruhig ist und ich zudem das Zenith nicht so gerne mag. Ich gönne der Band den Erfolg von Herzen, aber aufgrund ihres Erfolgs heißt es nun eben nur noch große Hallen. Aber ich stand sehr gut und es hat mich mal keiner irgendwie mit Gedrängel oder Gequatsche genervt. Das Bühnenbild war ausgesprochen kreativ und stimmungsvoll. Man hat das Albumcover als Konzept aufgegriffen und überall gab es riesige drehbare Spiegel und teilweise integrierte Lichteffekte. Gar nicht mal so aufwändig im Aufbau, aber sehr effektiv in der Wirkung. Ansonsten war ich überrascht wie extrovertiert die Band wirkt. Ich hätte die viel schüchterner eingeschätzt, aber sie sind mittlerweile wirkliche Live-Profis, die eine tolle Präsenz auf der Bühne entwickeln. Dazu immer wieder sympathische Ansagen und vor allem waren Romy und Oliver sehr gut bei Stimme. Gerade Romys Gesang ist live sehr berührend. Größter Kritikpunkt wäre vielleicht gewesen, dass sie sich sehr stark an den Albumversionen anlehnen, hierbei aber alles perfekt spielen. Doch im letzten Drittel ändert sich das. „Shelter“ wurde deutlich elektronisch unterfüttert und eine perfekte Überführung zu „Loud Places“ vom Jamie XX Album. Und dann kam der coole Part des Konzerts, der das Publikum auch wirklich euphorisiert hat. Am Ende des mitreißenden „Loud Places“ ging die Band von der Bühne, das Bühnenlicht ging aus, aber der Song hat erst richtig Fahrt aufgenommen - unbemannt also. Eine ca. 5-minütige, sehr, sehr aufpeitschende House-Verlängerung des Songs hat die Pause überbrückt. Das Licht ging wieder an, die drei kamen auf die Bühne zurück und letztlich hat „Loud Places“ nahtlos zu „On Hold“ übergesetzt. Das war schon sehr, sehr, sehr cool gemacht. Am Schluss noch „Intro“ und „Angels“ als weitere Zugaben. Ein echt tolles Konzert, hätte ich niemals erwartet.
mist, da hätte ich vielleicht doch mal über meinen schatten springen und ins zenith gehen sollen.
mitski - milla, münchen
vorgruppe war personal best. sehr nette indie-rockband aus bristol. nix außergewöhnliches, aber sehr upliftend mit tollem harmoniegesang. haben gut eingeheizt.
mei, und die arme mitski war echt zu bemitleiden. die technik war nicht in den griff zu bekommen. ihre bass-pedale funktionierten nicht und sie konnte ihn nicht auf dem monitor hören. tapfer hat sie mindestens eine halbe stunde im blindflug agiert. im publikum merkte man davon überhaupt nichts, aber sie war entsprechend genervt, was der stimmung natürlich schon ein wenig abträglich war. sehr schade, weil es echt super war. ich war ganz schön von den socken, wie hart sie ihre auf platte doch oft recht zurückhaltenden songs interpretiert. knalliger bass (hat mich teilweise an big black erinnert), verzerrte gitarre und der schlagzeuger ein ziemliches tier. das beeindruckendste ist aber ihr gesang. wahnsinns-umfang, ohne dass es als stimm-akrobatik rüberkommt, die songs dermaßen selbstbewusst vorgetragen, dass einem die spucke wegbleibt. höhepunkt: "your best american girl", bei dem das publikum jede zeile mitsang. irgendwann half aber alles nichts mehr. sie schnappte sich die gitarre, schickte ihre band backstage und trug die letzten songs solo vor ... und das war dann wirklich atemberaubend. sie war endlich in ihrem element und hat wirklich alles gegeben. sie konnte endlich wieder lächeln und nachdem es dann schon lang vorbei war, kam sie nochmal raus und hat sich vielmals entschuldigt und bedankt. toll toll toll!
Studio Braun im Heidelberger Schloss- Passt eigentlich gar nicht so in den Strang, war ja eher Lachveranstaltung denn Konzert. Und da liegt auch schon mein Problem. Eigentlich mag ich die 3 sehr gern, Teilweise zum Schreien komisch, aber zwischendurch auch viel unlustiges. Ganz schön zähe 3 Stunden. Wenigstens warn die Sessel (im beeindruckenden Königssaal) recht gemütlich. Ich weiß nicht, wann ich schon mal soo müde war, wie hiernach. Ich werd alt. Die drei auch, wobei die Zeit mit denen recht gnädig war. Die meisten Gags haben auf Fotos oder Videos aus alten Zeiten (die Punkbands von Schamoni und Palminger, die Schlagerband von Heinzer) gefußt. Himmel, sahn die fertig aus, als sie jung waren, haha
laurie anderson, haus der kulturen der welt, berlin
kurzfristig noch zu einer karte gekommen, mahnendes konto einfach mundtot gemacht (der lashback ist schon unterwegs) - ich hatte sie gar nicht mehr so richtig auf dem zettel, aber nach dem vergangenen jahr muss man ja sehen, dass man die alten helden noch mitnimmt, wenn sich die gelegenheit bietet. und hier bot sie sich, im rahmen des abschlusskonzerts der transmediale. das HDKDW ist natürlich ein fantastischer ort; das publikum deutlich jünger als erwartet (wobei natürlich die wichtigtuerischen kulturträger-silberrücken meines alters und drüber dennoch nicht fehlen). frau anderson kommt ganz unspektakulär auf die karg hergerichtete bühne, und spielt erst mal was auf ihrer e-violine. keine ahnung, wie sie das macht, aber damit hat sie uns alle schon in der tasche. der abend ist sehr textlastig, sehr politisch, und zT auch sehr persönlich (hätte ich gar nicht so erwartet). und sie spricht meist sehr viel direkter als üblich, auch wenn sie ihre somnambule trademark-erzählstimme natürlich trotzdem auspackt. die schlichten bilder auf der videoleinwand ensprechen ihrem gestus - bei erstem hinsehen einfach atmosphärisch stimmig, bei näherer betrachtung von ungeheurer tiefe (wie die schneeflocken, die in einer verstörenden animation aus dem grauverhangenen himmel auf manhattan fallen, sich im laufe mehrerer minuten in buchstaben verwandeln, während sie ein sanftes poem voll unterschwelliger wut auf die auflösung aller bedeutungen und den verlust ihrer geistigen heimat singspricht). sie ist so schlicht, und dabei aber so charismatisch, dass man gar nicht anders kann, als hingerissen zu sein. eigentlich wollten wir alle hinterher noch was trinken gehen, aber stattdessen sind wir einfach durch den nächtlichen tiergarten spaziert. beglückend.
ich hatte so was von keine lust bei dem pisswetter nochmal los zu müssen und die cl zu verpassen, aber es hat sich gelohnt.
vorprogramm war zwar erstmal ein totaler reinfall (einzelkämpfer dreht an knöpfchen, produziert bollersound an manischem geschrei - grausam), aber ich war eh noch im verdauungsmodus - daher kein problem, im foyer rumzustehen und bier zu trinken. und das trauerspiel war ziemlich bald vorbei.
die cloud nothings hatte ich zuletzt bei der "attack on memory"-tour gesehen. damals war das noch eine ziemlich private veranstaltung im schnuckligen 59:1. diesmal war das schon eine nummer größer. man bemerkte schon eine aufgeregte hibbeligkeit im publikum. v.a. war ziemlich viel jungvolk anwesend. bereits beim dritten stück formierte sich der mosh pit ... und ich war raus. das geschubse konnte ich mir heute nicht antun, obwohl stante pede in bester laune und zum tanz aufgelegt. aber das hab ich dann lieber in abgelegeneren gefilden praktiziert - und auch da war noch genug los. ach ja, die band war übrigens auch da und fantastisch. so eine balance aus wunderhübschen pop-melodeien und brachialer härte muss ihnen erst mal jemand nachmachen. meisterhaft! ich hoffe dylan baldi schafft es irgendwie, bei stimme zu bleiben. unglaublich wie der sein organ malträtiert. ich liebe diese reibeisenstimme. laut, hart, schnell, kurz. nach 1 stunde war der zauber vorbei. zufrieden ab.