Zitat von King Bronkowitz im Beitrag Ich höre gerade folgendes Album (...) wenn ich deinen Vorbericht lese, glaube ich nicht, daß ich so ein Retrogetingel brauche. Das erinnert mich an die ganzen halbtoten Siebzigerbands, die sich noch mit einem verbliebenen Originalmitglied durch Turnhallen schleppen. Schade.
im nachhinein betrachtet ein absurder vergleich. wenn die halbtot waren, dann werden sie auch im grab noch jede menge spaß haben - sowie das publikum. der saal kochte. die band war absolut on point, machten lustige ansagen (z.b. "i know we are fucking old - but at least we are fucking" - bruhaha), alberne spielchen, wirklich gute tanzeinlagen. die videoleinwand wäre überhaupt nicht notwendig gewesen, obwohl auch ganz nett (hauptsächlich alte disney-clips, ausschnitte aus godzilla-/king kong-filmen und die alten pharcyde-videos). das album wurde nicht stur durchperformt, sondern es wurden auch neue tracks und stücke von den anderen projekten der einzelnen mitglieder eingestreut. einziger kritikpunkt geht an die organisation. wenn nach dem konzert für 23 uhr eine party angesetzt ist, warum dann den beginn auf 21:30 legen, so dass dann gerade mal ein stück als zugabe möglich ist. "runnin" war zwar ein würdiger abschluss aber sie hätten gerne noch mehr gespielt ("drop" zum beispiel), aber sie durften nicht mehr. so was kenn ich vom strom noch nicht. auf meine beschwerde kam nur schulterzucken. schade.
Arcade Fire + Bomba Esteréo 16.06.17, Köln, Tanzbrunnen
Ein tolles Konzert mit eigenartigem Schluss, der ein kleiner Wermutstropfen war. Doch der Reihe nach. Der Einlass dauerte tatsächlich eine ganze Weile, einen Tag vorher kam eine Mail mit Anweisungen, was man mitbringen dürfe. "Auf Wunsch der Band" seien die Kontrollen akribischer als sonst. Wer's glaubt, wird selig. Letztlich hab ich meine DIN-A4-Clutch aber doch reinbekommen und konnte meinen flüssigen biologischen Kampfstoff dann auf dem Dixieklo... äh, lassen wir das.
Vorband: gab's. Bomba Esteréo aus Kolumbien waren so fehl am Platz wie selten eine Vorband fehl am Platz war. Ja, Arcade Fire machen tanzbare Musik, aber warum sich so eine Cumbia-Soca-Dancehall-Elektro-Band ins Vorprogramm holen? Die machten ihre Sache sehr gut, wenn man diese Art von Musik mag, aber ich fand's ziemlich befremdlich. Südamerikanische Musik langweilt mich nach drei, vier Stücken immer enorm, weil sie so monoton ist.
Arcade Fire dann waren genau die famose Live-Band, die ich von dem Live-Mitschnitt vor einigen Jahren in Erinnerung hatte. Fantastisch von vorne bis hinten. Neun Leute turnten teilweise auf der Bühne rum und bedienten alle möglichen Instrumente. Die Stimmung war von Anfang an riesig, so viel Getanze hab ich auch selten gesehen. Setlistmäßig gab es nichts zu mäkeln, die Kanadier spielten absolut alles, was ich hören wollte. Na gut, das Orpheus-Stück von der "Reflektor" hätte ich vielleicht noch genommen. Die schönen Animationen auf Leinwänden im Hintergrund kamen bei den noch taghellen Lichtverhältnissen erst später zur Geltung, da waren tolle Sachen dabei. Zum Beispiel so eine Art Lichtkegel aus kleinen einzelnen Lichtpunkten, der dann zu einer Art Universum wurde und nach oben wegdriftete, während Régine Chassagne dazu exaltiert "The Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)" sang und ausdrucksvoll tanzte. Nicht von dieser Welt irgendwie. (Und ich mag den Song normalerweise nicht besonders.)
Aber dann kam der Schluss. Einige Bandmitglieder waren schon dabei, die Bühne zu verlassen und winkten, als Win Butler noch meinte: "We can do one more, come back." Und zum Publikum: "Sorry, we got very strict rules." Ein Lied noch ab da, dann Schluss. Keine Zugabe, auch wenn die Menge noch danach verlangte, als wir schon fast beim Auto waren. Ein Tipp, liebe Menschen: Wenn die Roadies anfangen, die Bühne abzubauen, ist das Konzert vorbei. Nun, jedenfalls scheint es da im Tanzbrunnen eine Curfew um zehn zu geben. Da fragt man sich: Warum spielen Bands da? Und warum fängt man dann nicht früher an? Oder lässt eine Vorband weg, die keiner sehen wollte? Wie gesagt, das hat es für mich ein wenig getrübt. Aber Arcade Fire waren richtig toll, die sehe ich mir sicher wieder an.
Naja, die Vorband hätte auch an einer karibischen Hotelbar spielen können, das stimmt schon, aber sie haben ihren Zweck erfüllt, indem sie gut Stimmung gemacht haben. Als No-name mit einer rosa Glitzerrobe und Sonnenbrille (bei bewölkten Wetter) aufzuschlagen, muss man auch erst mal bringen.
Der Arcade-Fire-Auftritt war toll, alle haben sich förmlich den Arsch aufgerissen (besonders toll: Afterlife) und das Programm war eine angenehme Mischung aus allen Alben, da gibt es nicht viel hinzuzufügen, außer vielleicht die Setlist:
Everything Now Rebellion (Lies) Haïti Here Comes the Night Time No Cars Go Windowsill Neon Bible The Suburbs Ready to Start Reflektor Afterlife Signs of Life Creature Comfort Neighborhood #3 (Power Out) Sprawl II (Mountains Beyond Mountains) Wake Up
un-glaub-lich! das perfekte konzert! fantastischer sound! eine setlist wie ich sie nicht besser hätte zusammenstellen können - quer durch die bank, außer "series of sneaks" waren alle alben mit mindestens einem song repräsentiert. euphorisches und sehr unstressiges publikum. bier in strömen. ich hab immer noch einen sitzen, aber die gute laune bleibt erhalten.
wer es irgendwie nach hamburg oder köln schaffen kann, lasst euch das nicht entgehen.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #533spoon, 19.06.17, technikum, münchen
un-glaub-lich! das perfekte konzert! fantastischer sound! eine setlist wie ich sie nicht besser hätte zusammenstellen können - quer durch die bank, außer "series of sneaks" waren alle alben mit mindestens einem song repräsentiert. euphorisches und sehr unstressiges publikum. bier in strömen. ich hab immer noch einen sitzen, aber die gute laune bleibt erhalten.
wer es irgendwie nach hamburg oder köln schaffen kann, lasst euch das nicht entgehen.
Ahhhhhhhh, ich hätte es nicht auslassen dürfen. Mist. Ich hatte noch überlegt. Freut mich aber, dass ihr so einen tollen Konzertabend hattet
ich will eigentlich nicht schon wieder über das publikum lästern, aber ich muss.
aber von anfang an: die vorgruppe kala brisella aus berlin war prima. ich war mir erst fast sicher, dass die der stuttgarter schule um die nerven oder karies entstammen. der schwerpunkt lag allerdings eher beim punk als bei der post - daher waren die durchaus anders. ihre freak-outs sorgten allerorten für tolle stimmung. die schlagzeugerin mit ihrer dramatischen gestik war die show schlechthin. wir hatten sehr viel spaß.
thurston moore hatte ich bisher nur in ziemlich großem abstand gesehen - diesmal in vorderster reihe beeindruckte er allein schon durch seine größe. aber letztendlich sind's seine gitarren-skills, die es ausmachen und in james sedwards hat er einen adäquaten counterpart gefunden. da vermisst man lee ranaldo eigentlich keine minute. deb googe und steve shelley liefern einen soliden rhytmischen background - so lang die songs ... äh ... in ihrer song-phase sind, aber sobald es in die ad libs geht, vermisst man sonic youth kaum noch - die stehen ihnen in keinster weise nach. genial! das hat alles bis zur hälfte alles total viel spaß gemacht, bis immer mehr blödes volk die vorderen reihen enterte. fotografiert und gefilmt wurde schon von anfang an enervierend viel, aber dann kam zunächst mal ein ekstatischer pudel in elefanten-umfang in meine nähe, die mir abwechselnd ellenbogen oder ihre bierflasche in die seite rammte. es folgte ihr noch fetterer freund, der entweder filmte oder ihr in sportplatz-lautstärke seine befindlichkeiten in nicht nur ihr ohr blöken musste. dann kamen typen, die zu zartesten feedback-orgien partout mitklatschen mussten - es war ein graus. mein liebster hat schon frühzeitig die segel gestrichen, ich hab's noch bis zur zugabe ausgehalten, aber eigentlich war das schon zu spät. mein rückzug an die bar hat mich aber wieder einigermaßen versöhnt. da war dann alles wieder o.k..
meine wertung: thurston moore group: 2+, münchner publikum: 4 -
Die zwei, die nur auf Konzerte gehen, um sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte zu erzählen, gibt es anscheinend überall. Und sie schaffen es auch in schöner Regelmäßigkeit einen Platz in unmittelbarer Nähe zu mir zu erhaschen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Und der mit den megalangen Dreadlocks auch, der sich gerne headbangend (zu jedem Musikstil) immer weiter vor einen schiebt und dort dann bleibt. Von seitlichhinten gräbt sich irgendwas kleingewachsenes langsam vor und betrachtet das Konzert über die hochgerissene Handykamera, die man dann zumindest auch belinsen kann, wenn die Locks wirbelnd das Sichtfeld einschränken... Von rechts kommt ein verschwitzter Bierholer, der seine sechs Kumpel nicht wieder findet, und kollidiert mit zwei Kichererbsen, die das Klo suchen. Irgendwann suchst Du Dir einen neuen Standort, und bist für jemand anderen die Dreadlocke, der wiederum dann sein Handy nimmt, um... Ne, ist immer wieder schön
Solange Leute wenigstens ein wenig hin und her diffundieren auf so einem Konzert ist ja alles okay - anstrengend, weil sie natürlich immer genau da vorbei wollen, wo ich stehe, und zwar alle, und zwar gleichzeitig, aber okay. Nervig sind die Armverschränker, die unbedingt da stehen wollen, wo noch zwei, drei Leute unangestrengt tanzen, und die sich keinesfalls bewegen, sodass man den unangestrengten Tänzern beim besten Willen keinen Platz machen kann, wenn sie mal aus der Reihe tanzen. Von selber tanzen mal ganz abgesehen. Und nervig sind auch die winzigkleinen Leute, die sich mit ihrem riesengroßen, brutal aufgepumpten Bikerfreund hinter mich stellen, dort bleiben wollen und mich zwingen, meinen Platz zu räumen, weil ich ja viel zu groß bin. (Weshalb ich im Übrigen sowieso selten bis niemals weit vorne stehe ...)
Es ist immer etwas Besonderes für mich, eine Band live zu sehen, die schon lange im Geschäft, für mich aber relativ neu ist. Ich kenne lediglich vier Alben von Jimmy Eat World und bin erst vor ein paar Jahren zu den sympathischen Jungs aus Arizona gestoßen. Erste Feststellung: Geile Live-Band! Zweite Feststellung: Jim Adkins ist ein fantastischer Sänger, der live mit seiner Stimmpräsenz alles wegbläst und bei Bedarf für lustige Ansagen zu haben ist. Zwischendurch imitierte er sehr amüsant einen klassischen Rock-Frontmann mit "are you ready" und dem ganzen albernen Gedöns. Der Setlist zufolge war das Konzert wohl ein ziemliches Hit-Potpourri, ich kannte vielleicht die Hälfte der Songs, immerhin. Jimmy Eat World hatten einen sehr guten Sound am Start, der Mensch am Lichtpult gehörte auch zu den Fähigeren seiner Zunft. Schöne runde Sache, da gehe ich gerne mal wieder hin.
Überrascht war ich ein wenig von der Mischung des Publikums. Viele jüngere Leute dabei, studentisch geprägt. Dachte eigentlich, das wird eine Ü35-Party oder so. Voll war die Bude übrigens auch.
Die Vorband Razz habe ich mir erspart, die Worte "Emsland" und "Indie-Rock" wollen in meinem Kopf so gar nicht zusammenpassen. Was nach draußen an die frische Luft dran, klang aber gar nicht so übel.
Wahnsinn, dass es die immer noch gibt. Freut mich sehr. Ich habe sie 2001 beim Hurricane Festival gesehen. Damals war das auch schon ein sehr schöner Auftritt.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Bei mir sind ja die ersten beiden Anläufe krachend - und kostspielig - gescheitert. So bin ich glücklich, dass Radiohead geklappt hat. Es war schön! Der Sound musste sich in den ersten Songs erst einpegeln (war auch nicht sehr laut in diesem offenen Stadion), es war ja aus der Arena ins Cricket Stadion verlegt worden,, aber sonst war alles prima. Erstaunlich wenig Sicherheitsvorkehrungen, aber das hat es sehr entspannt gemacht. Die beste Band der Welt war natürlich toll. Hier die Setlist:
Hab mir heute in Regensburg das (ehemalige) SANCT ØHL TRIO aus München angesehen. Weiß wer, warum nur der Bassist der Band spielte, bzw mit Sessiondrummer und -Sax? War heiß und ging in den psychedelischen Improvisationshimmel. Vielleicht hab ich mich auch getäuscht.
Nachdem Frightened Rabbit zwei Tage zuvor wegen einer Buspanne kurzfristig absagen mussten nun also der zweite Anlauf auf dem diesjährigen ZMF. Aber auch nur, weil ich Tickets für das Konzert gewonnen hatte. Ich liebe Jose Gonzalez, aber 43€ für ein Solokonzert (tatsächlich ohne weitere Musiker) hätte ich sicher nicht ausgegeben. Auf dem ZMF sind die Preise generell teurer, aber das fand ich eine Spur zu heftig. Wie auch immer... Support Mogli fand ich recht unspektakulär, eigentlich fast langweilig. Singer/Songwriterinnen in der Form gibt es einfach wie Sand am Meer. Gonzalez danach war aber schon groß, das muss man sagen. Toller Sound, toller Musiker, schöne Visuals, sehr angenehmes Publikum, das die Klappe gehalten hat. Nur zwei Songs von Junip hat er gespielt, dazu noch zwei Cover ("Teardrop" und "Blackbird"). Alles in allem eine Setlist, bei der es nichts zu meckern gibt.
Ich hab ja schon nahezu alle meine Lieblingsbands live gesehen, Elbow gehörten bisher allerdings nicht dazu. Irgendwie hatte es nie geklappt. Gestern wars dann aber doch mal soweit. Im kleinen Kaff Arlesheim im Rahmen des diesjährigen Stimmen Festivals (tolle Reihe btw). Die Location war schon mal traumhaft schön und ungewöhnlich: Kleiner Marktplatz umschlossen von einem historischen Rathaus und einer Kirche. An die Vorband kann ich mich schon nicht mehr erinnern, die waren einfach "egal". Elbow dann direkt mit riesiger Spielfreude und "Any Day Now" losgelegt. Guy Garvey hat sich bei seinem einzigen Gitarreneinsatz des Konzerts dann auch gleich total verspielt Er hat es aber sehr sympathisch wegmoderiert im Anschluss. Sowieso war ich total erstaunt was für ein geborener Entertainer er ist. Hatte ihn eher als launisch abgestempelt, aber das glatte Gegenteil war der Fall. Er hat extrem viel mit dem Publikum gesprochen und auch immer wieder annimiert zum Mitklatschen oder Armschwenken (das war mir wiederum fast zu viel). Sound war unfassbar gut, jedes Instrument und jede Stimme waren glasklar zu hören. Es waren auch sehr viele Briten da, die Elbow abgefeiert haben als wären Oasis auf der Bühne. Letztendlich zwei Stunden lang ein wunderschönes Konzert inkl. meiner beiden Favoriten "Switching Off" und "Mirrorball"
Setlist:
1. Any Day Now 2. The Bones of You 3. Fly Boy Blue / Lunette 4. Head For Supplies 5. My Sad Captains 6. Station Approach 7. Switching Off 8. All Disco 9. New York Morning 10. Magnificent (She Says) 11. Mirrorball 12. The Birds 13. Little Fictions 14. Kindling 15. One Day Like This 16. Lippy Kids 17. Grounds for Divorce