so, und nun zur abwechslung zu etwas erfreulichem:
phoenix, münchen, tonhalle, 24.09.2017
das war nix weniger als das konzert des jahres - mindestens. und das lag nicht nur an der band. aber dazu später.
die vorgruppe parcels waren schon mal ein kongenialer anheizer. funky pop im stile des letzten daft punk-albums oder whitest boy alive - insofern nicht fürchterlich originell, aber die jungs hab wirklich gute songs, einen sänger/gitarristen, der aussieht wie der junge george harrison und offensichtlich schon das eine oder andere von nile rodgers gehört hat. alles sehr enthusiastisch vorgetragen und ganz schön mitreißend. das publikum hat es ihnen mit ordentlich bewegung und jubel gedankt.
nach einer angenehmerweise nicht all zu langen umbaupause, bei der hinter der bühne ein großer spiegel enthüllt wurde - der noch große freude bereiten sollte - kamen unsere helden auf die bühne - mit einem extra tastenmenschen und schlagzeuger. und starteten mit einem hitfeuerwerk, das sich gewaschen hatte ... j-boy, lasso, lisztomania ... nur vom feinsten. der spiegel war nicht etwa nur dazu da, dass man die band auch von hinten sieht, sondern war so angebracht, dass die lichteffekte, die v.a. auf dem bühnenboden stattfanden, fürs publikum sichtbar wurden. und das war nicht nur langweiliges geflimmer, sondern sehr kreativ gestaltet, lenkten aber nicht vom geschehen ab, sondern ergänzten es bestens. das publikum: mit sicherheit eins der besten, das ich je erlebt habe. enthusiastisch bis zum anschlag, wild aber nicht rücksichtslos tanzend, textsicher, an den richtigen stellen mitklatschend - null komma null nervend. dass ich so was mal erleben durfte. die band konnte - glaube ich - ihr glück selber zeitweise nicht fassen. selbst als sie zwischendurch die handbremse anzogen, auch ausflüge in ihre krautigen/proggigen gefilde, wie love like a sunset oder funky squaredance unternahmen, die leute waren dabei und ich kann phoenix nicht hoch genug anrechnen, dass sie nicht nur auf nummer sicher gingen. thomas mars unternahm mehrere ausflüge ins publikum, crowdsurfte, ließ sich feiern, während seine mitstreiter eine spielfreude an den tag legten - es war eine schau.
wir waren restlos begeistert und durften danach noch unsere unbeholfene begeisterung ins mikro einer zündfunk-mitarbeiterin husten. wer also wert auf heiseres gestammel von gnatho, victorward und gattin legt, schalte morgen ein ...
Die Bühne ist fertig aufgebaut, das Hallenlicht geht aus und ein rotes Herz leuchtet auf dem Schlagzeug. Für die nächsten zwei Stunden ist der ganze AfD Mist vergessen. Gnathonemus hat das Konzert ja schon sehr treffend beschrieben. Ich war während dem Konzert immer wieder wie euphorisiert. Es war ein reines Feuerwerk, was Phoenix da gezündet haben. Alles auf den Punkt: Bestechende Melodien, ein toller Sound, eine Bühne im Farbenrausch und vor allem eine hochsympathische und lässige Band mit einer Spielfreude, wie man sie auch nicht allzu häufig erlebt. Und endlich mal wieder ein Konzert, wo nichts genervt hat. Keine Aggressionen im Publikum, sondern eine tatsächlich euphorische Stimmung in der ganzen Halle. Was für ein toller Abend, was für eine tolle Band ... wow!
Superorganism, Grünspan Eine Band, die offensichtlich in einem Computerspiel zusammengestellt wurde, um die Weltherrschaft eines überdimensionalen Hummers zu verhindern. Ein großer Spaß!
KillASon, Nochtwache Französicher Künstler mit großer Bandbreite an hochenergetischer Bassmusik und spektakulären Tanzeinlagen. Fantastique!
Aquaserge, Nochtwache Bewegt sich zwischen den Polen Stereolab, Magma und Jazz, wobei manchmal von Letzterem etwas zu viel dabei war. Smart!
Ansonsten: Uebel & Gefährlich - Burn it. Zu bratziger Sound, zu voll, zu viele Quassler. Überhaupt kommt das Festival langsam an seine Grenzen, was den Publikumsandrang betrifft.
Third Eye Blind + Kensington Road 22.09.17, Köln, Gebäude 9
Ein ausverkauftes Gebäude 9 bedeutet zwar genug Platz zum Stehen, aber eine Luft zum Schneiden. Ich war schon bei der Vorband völlig durchgesuppt. Gut, dass das Konzert nicht im Hochsommer stattfand. Kensington Road machen ganz brauchbaren Rock, der der Hauptband gar nicht so unähnlich ist, nervten aber mit einem unfassbar nervtötenden Sänger in Redelaune. Gefühlt waren die Wortanteile dieses Herrn größer als die der Musik.
Aber man war ja wegen Third Eye Blind gekommen, die ein schönes Konzert gegeben haben. Es war relativ viel neueres Material dabei, das fügte sich live aber deutlich besser ein als auf den irgendwie saftlosen Platten (die ich mir jetzt aber auch noch mal zu Gemüte führen werde). Stephan Jenkins wird die hohen Töne nicht mehr lange treffen, ich glaube, ich habe die Band zum richtigen Zeitpunkt gesehen. Wahrscheinlich macht er deswegen auch kaum Ansagen, um seine Stimme zu schonen. Die Kalifornier hatten mit Soundproblemen zu kämpfen, es klang, als würde immer mal wieder ein Phase des Mischpults ausfallen. Irritierte Blicke des Publikums waren die Folge, es tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Am meisten wurde natürlich alles vom ersten Album abgefeiert, das bleibt aber auch der unbestreitbare Höhepunkt der Diskografie. Hat Spaß gemacht.
Maximo Park + Flawes 25.09.17, Köln, Live Music Hall
Vorband: gab's. Wir standen allerdings lieber draußen in der lauen Herbstnacht und haben uns über politische Ereignisse unterhalten. Was von innen nach außen dran, klang ganz ordentlich. Wie hieß die Musikformation, fragen Sie? Flawes. Höre ich nachher mal rein und bereue bestimmt, draußen geblieben zu sein.
Maximo Park habe ich jetzt zum zweiten Mal gesehen, die Band hat sich innerhalb der letzten fünf, sechs Jahre zu einer echten Lieblingsband bei mir entwickelt. Was kann man sagen? Es war wieder absolut großartig. Exzellenter Sound vom ersten Song an, ein Paul Smith mit unterhaltsamen, teilweise deutschen Ansagen und einer energiegeladenen Performance. Der Rest bewegt sich dafür nur im überschaubaren Rahmen, was vermutlich auch einer der Gründe ist, dass man sich als Zuschauer doch sehr auf den Frontmann konzentriert. Ich wiederhole mich, aber ich finde immer wunderbar, wenn man einem Sänger anmerkt, dass er wirklich gerne singt. Und das ist beim Paule der Fall. Es gab eine Mischung hauptsächlich aus Songs des neuen Albums plus "Our Earthly Pleasures" und "A Certrain Trigger" zu hören, leider gar nichts von "Quicken The Heart". Das macht aber nichts, denn die Band hat inzwischen einen derart großen Vorrat an tollen Liedern, da können sie eigentlich wahllos irgendwas spielen. Besonders gefreut habe ich mich über "My Sharp Tongue", eine Nummer, die nur auf der Special Edition des neuen Albums zu finden ist. Ungewöhnlich, aber eh ein Skandal, dass dieses schöne Lied nicht auf der regulären Fassung gelandet ist. Die neuen, funkigeren Stücke fügten sich live besser ein als ich gedacht hatte, das ganze Konzert war sehr tanzbar. Was euer bescheidener Berichterstatter dann auch gemacht hat. (Gut, nennen wir es nicht tanzen, sondern sich rhythmisch im Takt hin- und herbewegen.) Also, exzellenter Auftritt mal wieder, bin nächstes Mal ganz sicher wieder dabei.
vorprogramm bestritt eine nette, a bisserl umfangreiche dame mit dem bühnen-alias "dubais". anfangs spielte sie zum gesang gitarre, danach gab's nur noch playback vom laptop. ersteres war klasse, letzteres war wegen etwas generischer chillwave/electropop-ausrichtung ein bisschen eintönig, aber sie machte das mit charisma und ihrer unglaublich guten stimme wett. hab mich danach prächtig mit ihr amüsiert. tolle frau.
überleitung zu ema: tolle frau! irrsinnig präsent - stimmlich wie mit gitarre. auch ihre band: klasse. ich hab mich spontan ein bisschen in die schlagzeugerin - susan - verliebt. war sehr knallig abgemischt, hat aber keine spur genervt und die hatte tricks drauf - oh mann. außerdem hat sie wunderbare background vocals beigesteuert. dann war da noch ein multi-instrumenaler sidekick, der nicht nur optisch an die acher-brüder (the notwist) erinnert. spielte elektrische violine (gestrichen und gezupft), synth und bass - alles genialst auf den punkt. kein wunder, dass erica anmerkte, dass sie geehrt ist, mit diesen musikern spielen zu dürfen. die songauswahl ging quer durch die bank, natürlich mit ein wenig schwerpunkt auf den neuen songs, aber sie hat sogar ein stück ihrer ex-band gowns zum besten gegeben. das spektrum ging vom popsong bis zum derben drone. da blieben kein wünsche offen. perfekt!
Ich beneide euch ja schon ein bisschen, die ihr in den großen Städten lebt und so tolle Konzerte besuchen könnt.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von tenno im Beitrag #598blöde frage, aber ihr wohnt doch auch nicht weiter als ne gute stunde von städten entfernt, wo sowas geht, oder?
Bei mir ist es auch eine gute Autostunde nach München. Eine Stunde Autobahn im Berufsverkehr, Parkplatz suchen ... da siegt bei mir schon auch häufiger die Faulheit, weil man sich mal eben nicht nur eine halbe Stunde in die U-Bahn setzen muss oder aufs Rad steigt. Aber gut, selbst gewähltes Schicksal
ich brauch zu den meisten venues auch mehr als ne halbe stunde. vielleicht erscheint mir das nicht so schlimm, weil es ja innerhalb der stadt ist. aber von vulfpeck nach hause hats auch fast ne stunde gedauert, weil mir die eine bahn vor der nase weggefahren ist. am bequemsten sind wohl städte wie münster, wo alles relevante nahezu in laufweite ist. man müsste sich dann nur noch eine wohnung in der nähe leisten können.
die Zeit wäre es bei mir nicht mal, aber mich stresst inzwischen manchmal wirklich das Autofahren auf der überfüllten Autobahn. Im Winter dann teilweise noch bei scheiß Wetter. Wären die Konzerte tagsüber, könnte ich mich in den Zug setzen ;-) Tja, klingt jetzt ganz nach altem Sack
alte säcke wie ich überlegen ja oft schon, ob sie tatsächlich zweieinhalb stunden zwischen schwitzenden leibern herumstehen wollen, wenn es vielleicht noch nicht mal besonders gut zu werden droht. da trinkt man fürs gleiche geld doch lieber einen mittelmäßigen rotwein mit langweiliger tischgesellschaft, dafür aber im sitzen.