Zitat von faxefaxe im Beitrag #665 ich fand es irgendwie zu glatt, zu sehr Show, mich hat es emotional nicht so erreicht, wie ich gehofft hatte. Kein Herzenskonzert.
doch, das würde ich so unterschreiben. nicht falsch verstehen - es war schon ein sehr tolles konzert. aber die spontaneität wirkte eben doch recht einstudiert, und sowas erreicht dann nicht den letzten winkel meiner herzkammern.
Little Dragon - New Fall Festival, Stuttgart, Mozartsaal@Liederhalle
Endlich endlich! Meine -Band gesehen. Nachdem ich schon 2x Karten hatte, aber dann leider weder nach München, noch Stockholm (besonders ärgerlich: als Vorband von TV on the Radio - beide während ihrer besten Phase, bei einem Heimspiel, auf dem Höhepunkt der Euphorie für beide Bands ) konnte, war ich ganz schön aufgeregt. Schönes Gefühl, Herzklopfen, hatte ich lang nicht mehr vor Konzerten. Wie vor einem ersten Date. In die Sängerin Yukimi Nagano bin ich tatsächlich ein bisschen teeniemäßig verschossen. In die Musik aber auch. Ein bisschen Skepsis - waren die letzten 3 Alben, abgesehen von 2-3 Highlights, ja eigentlich unhörbar. Trotzdem immer noch eine Herzensangelegenheit.
Dass es ein Sitzkonzert in so einer noblen Location sein würde, in der außerhalb des Festivals wohl eher klassisch orchestriertes stattfindet, fand ich erst ganz passend, sind ja viele ruhige Stücke eigentlich meine liebsten. Letztendlich konnte bei dem überwiegend tanzbaren Elektrosound doch keiner sitzenbleiben. Zwischen den Stühlen konnte man eigentlich ganz passabel tanzen. Beim Konzert wurden auch so einige mittelmäßigen Stücke gespielt, zu ungunsten einiger stark vermissten Songs. Aber die konnten mir nix anhaben, so bezaubert war ich von den guten Momenten. Ich kann gar nicht so richtig beschreiben was deren Musik mit mir macht. Speziell live haben die Interpretationen etwas magisches. Naganos Gesang (sie mag technisch nicht die beste Sängerin sein, aber diese Stimme..!) ist eh betörend, dieser mystische Asien-Touch bei den minutenlangen Instrumentalpassagen, zusammen mit dem Ausdruckstanz... Ich bin jedenfalls glücklich nach Hause gefahren.
wolf parade, feierwerk, hansa 39, münchen, 27.11.17
wow, hätte nie gedacht, dass die band so ein star-potenzial hat - aber der reihe nach ...
die vorgruppe war nämlich durchaus bemerkenswert. frigs, oder so ähnlich. beim ersten stück war ich erst mal ob der stimme der sängerin irritiert, sehr tief und ein bisschen verfremdet, erinnerte sie mich ein wenig an thalia zedek von live skull/come. der sound der band passte dann durchaus. artsy noise rock im stil der zweiten garde nach sonic youth, swans und konsorten, also eben live skull, ut, band of susans et al.. hat eben auch wegen der tollen sängerin, die gerne auch mal ins kreischende fach oder zur zuzckersüßen mickey-maus-stimme wechselte und ziemliche bühnen-präsenz entwickelte, viel spaß gemacht.
nachdem es während des auftritts der vorgruppe noch recht spärlich gefüllt war, wurde es dann doch zusehends voller bis wolf parade auf die bühne kamen und nach den ersten hits des neuen albums, welches meiner meinung nach allerseits unterbewertet ist (für mich das zweitbeste nach "apologies to the queen mary"), kochte die stimmung. bis dahin wurde stramm der wechsel zwischen krug- und boeckner-stücken eingehalten, danach als dann immer mehr klassiker gespielt wurden, hielten sich sich nicht mehr ganz so sklavisch an das schema, aber es ergibt durchaus sinn. die boeckner-stücke sind doch eher die rocker, während krugs songs meist eher die introvertiert-komplexen sind. und diese mischung machte es. es wurde getanzt wie blöd, immer am rand zum mosh pit, aber es entstand keiner. nein, jeder hatte genug platz, seine gliedmaßen herumzuschmeißen, ohne aggressionen - ganz wunderbar. man konnte seinen platz mal verlassen, um ein bier zu holen und wieder zurückkehren, ohne dass es einem übel genommen wurde. ganz tolle stimmung, der band angemessen. ich war sehr angetan.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #671wow, hätte nie gedacht, dass die band so ein star-potenzial hat - aber der reihe nach ...
die vorgruppe war nämlich durchaus bemerkenswert. frigs, oder so ähnlich. beim ersten stück war ich erst mal ob der stimme der sängerin irritiert, sehr tief und ein bisschen verfremdet, erinnerte sie mich ein wenig an thalia zedek von live skull/come. der sound der band passte dann durchaus. artsy noise rock im stil der zweiten garde nach sonic youth, swans und konsorten, also eben live skull, ut, band of susans et al.. hat eben auch wegen der tollen sängerin, die gerne auch mal ins kreischende fach oder zur zuzckersüßen mickey-maus-stimme wechselte und ziemliche bühnen-präsenz entwickelte, viel spaß gemacht.
nachdem es während des auftritts der vorgruppe noch recht spärlich gefüllt war, wurde es dann doch zusehends voller bis wolf parade auf die bühne kamen und nach den ersten hits des neuen albums, welches meiner meinung nach allerseits unterbewertet ist (für mich das zweitbeste nach "apologies to the queen mary"), kochte die stimmung. bis dahin wurde stramm der wechsel zwischen krug- und boeckner-stücken eingehalten, danach als dann immer mehr klassiker gespielt wurden, hielten sich sich nicht mehr ganz so sklavisch an das schema, aber es ergibt durchaus sinn. die boeckner-stücke sind doch eher die rocker, während krugs songs meist eher die introvertiert-komplexen sind. und diese mischung machte es. es wurde getanzt wie blöd, immer am rand zum mosh pit, aber es entstand keiner. nein, jeder hatte genug platz, seine gliedmaßen herumzuschmeißen, ohne aggressionen - ganz wunderbar. man konnte seinen platz mal verlassen, um ein bier zu holen und wieder zurückkehren, ohne dass es einem übel genommen wurde. ganz tolle stimmung, der band angemessen. ich war sehr angetan.
Was die Vorgruppe angeht, war ich nicht ganz so hin und weg, wie du. Die waren schon gut und machten mehr vor allem zu Beginn Spaß, je mehr Songs man dann aber hörte, desto mehr kamen sie mir wie eine ziemliche Savages-Kopie vor. Man kann allerdings deutlich schlechtere Bands wählen, um sie relativ gekonnt zu kopieren, insofern habe ich eigentlich so viel auch nicht zu meckern.
Wolf Parade selbst fand ich auf der Bühne einen Ticken besser, als man auf Basis ihrer gesammelten Alben hätte meinen können. Stücke vom über allem thronenden "Apologies to the Queen Mary" sorgten wie zu erwarten war auch live für Gänsehautmomente. Dafür bin ich ja vor allem gekommen. "I'll believe in Anything", "Sons and Daughters of hungry ghosts", "Shine A Light", "This Heart's on Fire", "You're A Runner And I'm My Fathers Son", und noch einige weitere - alles da, was man sich wünschen konnte. Allein dafür lohnte sich der Konzertbesuch absolut. Ich bin manchmal nach mehr als zehn Jahren noch überrascht, wie sehr ich dieses eigentlich gar nicht so außergewöhnliche Album immer noch liebe. Vom immer noch sehr guten "At Mount Zoomer" wurde leider wenig und nicht die Hits gespielt. Von "Expo 86" wurde wahrscheinlich gar nicht so viel, für meinen Geschmack aber immer noch zu viel gebracht. Das gewann dann auch live nicht. Dafür muss ich noch mal bekräftigen, dass das neue Album besser ist, als allgemein angenommen. Vor allem live beweisen sich da manche Songs als richtige Hits. Ich muss da noch mal genau hinhören, warum auf Platte einiges so blass erscheint, was live dann doch ziemliche Kracher waren. Insgesamt vor allem toll, die so nah erleben zu können. Im sehr kleinen Bi Nuu in Berlin war es fast schon intim. Größer hätte ich es für diese Band auch nicht gewollt.
Ich mag diese Londoner Assis auch wegen dem Spackofaktor. Ohne die Selbstironie wäre das zwar auch subber Musik mit subber Texten, aber so war das noch mal eine Schippe unterhaltsamer. Das Konzert war, wie die Platte und diverse Videos andeuten, sehr intensiv und exzessiv. Bin mittlerweile zwar zu alterssteif um mich durch den Pit zu moshen, aber da nichtmal 100 Leute da waren und der Raum nicht abgetrennt wurde, gab es kein Entkommen in der vorderen Hälfte. War ziemlich kurz und -weilig
*Der kleine Gitarrist mit blondem wallenden Haar und Schnäuzer hat mich die ganze Zeit an Asterix erinnert
Helloween waren sehr wichtig für meine musikalische Sozialisation. Als 1988 "Dr. Stein" in den deutschen Charts auftauchte, war ich gerade 13 und hatte mit Heavy Metal noch nie was zu tun gehabt. Und plötzlich war da dieser Song und vieles änderte sich für mich. Man kann sicher sagen, dass diese Band für meine Hinwendungen zu härteren Musikstilen verantwortlich ist. An Helloween selbst und auch an den artverwandten Kinderliedmetalbands dieser Zeit habe ich bald das Interesse verloren. Heute betrachte ich die meisten Bands aus dieser Power-Metal-Ecke mit einer gewissen Abscheu und hätte niemals gedacht, dass ich mal zu einem Helloween-Konzert gehen würde.
Aber dann kündigten die Herren eine Spezialtour an, in der aktuellen Besezung der Band plus den ehemaligen Mitgliedern Michael Kiske und Kai Hansen. Vor allem bei ersterem hätte ich nicht erwartet, den jemals wieder für Helloween singen zu hören. Für mich war seine Stimme gewissermaßen die Band und ich konnte mich mit dem Nachfolger Andi Deris nie anfreunden. Da dachten sich zwei Freunde und ich: Och komm, da gehen wir aus Nostaliegründen mal hin. Wenn's schlecht wird, kann man sich immer noch drüber lustig machen.
Schnell war diese Tour ausverkauft, 5000 Leute versammelten sich in Bochum. Wie viele von denen normalerweise nicht mehr zu Helloween gehen, lässt sich nur vermuten, es waren jedenfalls auffällig viele Leue auf dem Weg zum Bierholen, wenn ein Lied mit Deris am Gesang kam. Um das Fazit vorwegzunehmen: Es war ein wirklich gutes Konzert. Helloween wussten, dass die Leute in erster Linie wegen den alten Songs gekommen waren und hatten erfreulich viele davon im Gepäck, unter anderem die beiden Longtracks der "Keeper"-Alben. Sehr geil. Michael Kiske mal wieder singen zu hören hat sich alleine schon gelohnt. Der gute Mann war gesundheitlich angeschlagen, was sich vor allem bei den höheren Tönen im Laufe des Sets bemerkbar machte. Warum man einen extrem anspruchsvollen Song wie "A Tale That Wasn't Right" dann nicht einfach rauswirft, bleibt fraglich. Wahrscheinlich wollte sich Kiske was beweisen. Bisschen komisch waren die einstudierten Verbrüderungsgesten zwischen ihm und Andi Deris, die sich in der Vergangenheit nicht mochten. Ich denke auch nicht, dass sich das geändert hat, ich habe jedenfalls nichts davon geglaubt.
Kai Hansen andererseits machte den Eindruck, als hätte er immer in dieser Band gespielt und sei nicht 1989 ausgestiegen, um Gamma Ray zu gründen. Er hatte auch einen Teil, wo er mehrere Stücke der ersten Platte "Walls Of Jericho" hintereinander zum besten geben durfte, seinerzeit war er ja der Sänger der Band. Das war sehr geil. Diese schnellen Rumpelnummern unterscheiden sich von den langweiligen neuen Helloween-Kompositionen, von denen ja auch einige im Programm waren, wie Feuer und Wasser. Dem verstorbenen Schlagzeuger Ingo Schwichtenberg wurde eine interessante Schlagzeugsolo-Passage gewidmet. Der aktuelle Drummer spielte mit einer Videoaufnahme von Schwichtenberg zusammen. Ich brauche keine Solo-Einlagen auf Konzerten, aber das war sehenswert und auch etwas traurig.
Und so war das insgesamt eine runde Sache. Kiskes Quälereien in der zweiten Hälfte taten mir zwar etwas weh beim Zuschauen, aber die Show drumrum war ja auch super. Inklusive Konfetti-Kanone und großen Kürbisluftballons fürs Publikum, sowas macht mir immer Spaß. Sound war gut, Licht auch. Auf die bescheuerten kleinen Animationsfilmchen zwischen manchen Songs hätte ich gut verzichten können, aber es gab durchaus Leute, die sich amüsiert haben.
Ach, die Länge habe ich noch gar nicht erwähnt: Zwei Stunden fünfundvierzig. Nicht schlecht, Herr Specht. Und keine Vorband, hier hätte aber auch wirklich keine hingepasst.
Zumindest dachten das alle Besucher. Als wir an der Location ankamen, hing da ein Schild "Das Konzert von Wiley fällt heute aus". Ja geil, warum geben einem die Veranstalter nicht wenigstens mal im FB-Event Bescheid? Dann könnte man sich wenigstens vorher überlegen, ob man sich die 2h Fahrt bei Schietwetter sparen will. Wiley hat den Flieger verpasst, oder so. Munkelten halbwissende Mitarbeiter. Nach Blick ins FB-Event wurde das einfach heimlich in "AJ Tracey" umbenannt. Auch kein "Sorry" zu sehn. Dafür andere Kommentare a la "hört bitte auf Konzerte zu organisieren". Schade, denn der Mousonturm ist eine wahnsinnig tolle Location, super Sound und tolles Innenleben, in dem auch allerlei Events wie Kunstausstellungen stattfinden. War wohl ein gleichberechtigtes Konzert, denn AJ Tracey hat auch ein paar Mio Youtube-Clicks pro Video. So fand da also schon was statt, ohne Chance auf Rückerstattung. Wir sind dann halt auch rein wenn wir schon da sind. War echt befremdlich, das ist ein Riesensaal für über 1000 Menschen, und es waren vllt gerade mal 50 Leute da. Keine Ahnung, ob da nur viele wegen der Absage heim sind, oder Grime in Deutschland gar soo unpopulär ist. Die haben wenigstens gut Stimmung gemacht. Und der Sound war erste Sahne, die brodelnden Bässe spürte man im ganzen Körper und die Hochtöner kristallklar. Der ganze TamTam, der Saal, die opulente Lightshow, fühlte sich bei den wenigen Leuten etwas überdimensioniert an. Die beiden auf der Bühne waren auch nicht untalentiert. Aber was hilfts, wenn die Musik so höhepunktarm ist. Die haben dann auch ständig Songs anderer Grimegranden gespielt, was immerhin etwas Feedback verursachte. An der Konzertenttäuschung waren also weder das Publikum noch die Musiker Schuld. So "Konzertreisen" haben zumGlück auch andere Spassfaktoren, sonst müsste ich mir jetzt noch ein weiteres Konzert raussuchen, damit das überragende Konzertjahr einen würdigen Abschluss bekäme
gerade angekommen läuft mir gleich der herr anorak twin über den weg. bierchen, schwätzchen und ab zum opening act drahla aus leeds, die dankenswerterweise für die etwas öden sauna youth eingesprungen waren - bestehend aus zwei frontleuten (m/w), die abwechselnd sangen, gitarre und bass bedienten plus schlagzeuger. auf konserve erinnerten sie mich noch ein wenig und sehr angenehm an life without buildings, live aber - nicht weniger angenehm - eher an sonic youth. sägende gitarre, der bass v.a. wenn er dran war, wie eine gitarre gespielt, sie mit teilnahmslosen gesang à la kim gordon, er hatte den leidenschaftlicheren part, was - im positiven sinne - auch schon mal in gekreische ausartetet. kurz, knackig, laut heruntergeschrubbt war das ähnlich wie im letzten jahr mit den sacred paws bzw. joanna gruesome der perfekte einstieg.
ich verabschiedete mich dann in die kammer 3 zu michaela melián, wo der herr gemahl wartete. fast hätten sie mich nicht mehr reingelassen, weil die musikerinnen ein kommen und gehen vermeiden wollten. dem kammermusikalischen setting wäre das auch tatsächlich nicht angemessen gewesen. frau melián spielte cello und hatte eine violinistin und eine bratschistin als begleitung dabei, mit denen sie v.a. stücke aus ihrem letzten album "monaco" performte - meistens recht epische ambient-drones, vom laptop begleitet mit ein paar düsteren piano-akkorden oder - dann wurde es richtig spannend - mit elektronischen beats und samples. gut erkannt, dass das nicht unbedingt einen etwas mehr als einstündigen auftritt trägt, hat sie die jeweiligen coverversionen eingestreut, die sie für ihre 3 solo-alben aufgenommen hatte ("song for europe" und "manifesto" von roxy music und bowies "scary monsters"). so ergab das eine runde sache, die zwar offensichtlich nicht für jeden was war (ab der hälfte, haben sich dann doch immer wieder leute rausgeschlichen), aber die dagebliebenen, uns inklusive, spendeten euphorischen applaus.
ms. john soda in der kammer 2 gaben dann ein gewohnt mitreißendes set zum besten. mit „go check“ als zweites stück hatten sie das publikum in der hand, es wurde viel getanzt und gejubelt. liegt natürlich auch am lokalmatadoren-status. aber doch immer wieder erstaunlich, wie an sich so introvertiertes indietronic-zeugs rocken kann (siehe auch: lali puna).
leider musste ich schon ein bisschen vor dem ende wieder ins haupthaus wechseln, um shabazz palaces nicht zu verpassen, obwohl ich sie schon zweimal live gesehen hatte. aber es hat sich mal wieder gelohnt. ob der markerschütternden bässe rechnete ich damit, dass demnächst der putz von der decke rieseln würde, er hielt aber doch stand. anfangs holperte das set noch ein wenig und ishmael butler schimpfte immer wieder mal in richtung mixer/technik, aber mit der zeit entwickelte sich dann dieser unwiderstehliche space-noise-flow, besonders mitreißend wenn sich der percussionist in extase trommelte. dazu gab's tolle video-animationen, spielfilm- und doku-schnipsel-montagen. da machte es gar nix, dass mich die zwei alben, die sie dieses jahr veröffentlicht hatten, nicht so recht überzeugen wollten. na ja, vielleicht werde ich es vor diesem hintergrund nochmal versuchen.
an sich hatte ich danach amiina auf dem zettel, aber irgendwie hatte ich mit michaela melián schon genug gefiedel gehabt und ich entschied mich für die irren free jazzer fire!. Deren saxofonist mats gustafsson spielt auch bei the thing, die das tolle „cherry thing“ album mit neneh cherry aufgenommen hatten. was für ein berserker! als ich in der kammer 2 ankam, war der saal schon halb leer gespielt. free jazz ist vielleicht gar nicht mal die richtige genre bezeichnung, das irre getröte bekommt nämlich einen background zwischen melvins'schem schlepprock und groovendem hardcore. der bassist ist ob seines etwas langweiligen jobs zwar ein wenig zu bemitleiden, aber er ist derjenige, der dem gebräu erdung verpasst und nicht komplett abheben lässt. So wurde nach einer kurzen eingewöhnungsphase auch noch das fieseste geröchel und gequieke von gustafsson gut konsumierbar (für mich zumindest). ein würdiger abschluss. komplett im eimer und mit vorfreude auf tag 2 ab nachhause.
Jetzt natürlich schwer, noch was sinnvolles hinzuzufügen. Jedenfalls, Überraschung, gleich nach dem Jacke-Abgeben und Bierholen lief mir erfreulicherweise der Herr gnathonemus über den Weg. Drahla, die Marc Riley völlig zu recht in einer seiner seiner "Best of the Year"-Sendungen (Teil 1 Mo. 18.12.2017 oder Teil 2 Di. 19.12.2017 oder Teil 3 Mi. 20.12.2017 oder Teil 4 Do. 21.12.2017) würdigen wird, eine dieser Bands, die außerhalb dieses Festival nie hierzulande zu sehen wären, waren für mich einer der Gründe zu kommen. Ergänzend lässt sich noch hinzufügen, dass sie meinetwegen gerne mehr als eine halbe Stunde spielen hätten können. Da ich ja keine Verabredung bei Michaela Melian hatte und ich mir auch nicht sicher war, ob ich mit ihrem solo-Output viel anfangen kann (bei ihrem Werk als bildende Künstlerin und Hörspielautorin merke ich deutlich, dass ich z.B. im Bereich der bildenden Kunst und des Hörspiels wesentlich weniger fähig bin, Abweichungen von althergebrachten Rezeptionsgewohnheiten schätzen zu können als im Bereich der Popmusik), dachte ich, mir beim Weg zur Kammer 3 (zur Erklärung: Die Münchner Kammerspiele, in denen die Veranstaltung stattfand, bestehen aus Spielstätten drei Gebäuden) Zeit lassen zu können, mit der Folge, dass ich nicht mehr reinkam. Jetzt hieß es also, 90 Minuten bis zu Ms John Soda zu verbringen. Also zum mir bislang unbekannten Nah, Drummer/Produzent, der bei last.fm als "noise experimental hip-hop hip hop rap" getaggt ist, mir würden eher "Elektronik/Techno" als Begriffe in den Sinn kommen. Ganz interessant, aber nicht meine Welt was sich schon daran zeigte, dass das sehr zahlreiche Publikum in weiten Teilen jung, attraktiv und weiblich war. Ms. John Soda: Schön, dass es sie noch/wieder gibt. Dass sie super sind, wusste ich schon immer (Stefanie Böhm gehört übrigens zu den wenigen Musikern, die ich schon mal angelabert habe, in der Art von "Hey, du spielst doch bei Subatomic, ich finde euch total super, wann spielt Ihr denn wieder mal live" usw.), aber ich hatte sie eher als Indietronica in Erinnerung als als rockende Rockband. Es sollte überhaupt mehr Bands mit zwei Bässen, dafür ohne Gitarre, geben. Wie Dos oder die kurzlebige Ms.-John-Soda-Vorgängerband Subatomic (Steffi Böhm: bass, vocals, Wolfgang Petters: bass, vocals; Ursula Böhm: drums. Wolfgang Petters auch bekannt als Hausmusik-Chef und Fred Is Dead/A Million Mercies etc. Musiker; Ursula Böhm: super-Drummerin, die sich wohl seit Ewigkeiten aus dem Musikgeschäft zurückgezoegen hat und heuet Kinderprogamm für den Bayerischen Rundfunk macht). Amiina: Isländisches Quartett in der klassischen Besetzung Cello/Geige/Laptop/Drums (+ gelegentlich Vibrafon oder so) mit live-Vertonung des 1913er Fantomas-Films. Musik ziemlich toll, Film interessant aber eher schwer zu folgen, wenn es ein uhr nachts ist und du angetrunken bist und die Zwischentitel französisch sind.
the notwist zum fünfzehnten mal? no way. daher direkt zu sculptures. bei beginn waren bestimmt noch 12 andere gäste da, aber glücklicherweise zog das, was sich da abspielte, nach und nach mehr leute an, so dass doch irgendwann mal genug da waren, um es angemessen zu honorieren. wie ich schon im album-thread beschrub, autechre und konsorten sind dagegen straighter pop-müll. der herr wühlte sich durch tonbänder, kassetten und was es sonst noch an anachronistischen tonträgern gibt (nur wachswalzen hab ich nicht identifizieren können) und produzierte einen sound, der einem die gehirnwindungen verdrehte. die eigentliche sensation war aber sein sidekick, ein videokünstler, der live folien mit grafischen patterns auf ein turntable auflegte, von dem direkt abgefilmt und auf die leinwand projeziert wurde. für einen, in animationstechniken nicht bewanderten, wie mich, war das schlicht und einfach atemberaubend. ein-zig-ar-tig!
tja, und dann rüber ins haupthaus, wo gerade the notwist gespielt hatten ... . leider mehr fluch als segen, denn es war hauptsächlich publikum da, das wohl die feier fortsetzen wollte. und das tat dem set von vanishing twin, auf das ich mich am meisten gefreut hatte, nicht besonders gut. quasselnde grüppchen allerorten - entfernte man sich von dem einen, kam man vom regen in die traufe. erst als wir uns bis nach ganz vorne durchkämpfen konnten, entfaltete sich das gesamte potenzial dieser tollen band, die den retrofuturimus von stereolab und broadcast weiterspinnen. endlich waren songs zu erkennen und die freak-outs ergaben sinn. shit, wir hätten mal eher unsere nettigkeiten ablegen sollen.
dann etwas ratlosigkeit. wir beschlossen, konono no. 1 eine chance zu geben, obwohl mich das per tonträger eher ziemlich gestresst hatte. zu viel getrommel und gerappel. aber - surprise, surprise, live unschlagbar - man kann die füße einfach nicht still halten und so zappelten wir da herum bis wir nicht mehr konnten (drei stücke: eine dreiviertelstunde) und dann beschlossen,
doch zum set von sam amidon zu wechseln. und das war eine der besten entscheidungen, die wir treffen konnten. meine güte, was für ein begnadeter musiker - genial an der akustischen und mit dem banjo... und seine begleiter, an der querflöte/baritonquerflöte, klarinette, trompete/horn, posaune, tuba (micha acher), cello, viola, violine, schlagzeug (markus acher). nico muhly hat wohl ein großteil der arrangements geschrieben und das hat er verdammt gut gemacht. fantastische musik.
die schlange vor dem blauen haus, um bei der after party dabei zu sein, war dann so lang, dass wir beschlossen, dass es dann auch gut ist und so sind wir dann doch schon zuhause.