das vorprogramm bestritt ein langbärtiger, gut gekleideter und sehr höflicher zausel (a.k.a. hipster) namens "brother grimm", der sich nicht nur optisch gut bei den bad seeds machen würde. sein songwriting hat durchaus einige anleihen beim alten nick, aber es kam keinesfalls plagiarismus-verdacht auf. dazu war er dann doch zu eigen und überzeugte mit tollen songs, diversen sound-spielereien und kunstfertigkeit auf seiner wunderschönen gretsch.
das war allerdings nur ein bescheidener vorgeschmack auf das was dann kam. ich hätte nicht erwartet, dass algiers so eine hit-maschine abgeben. was auf tonträger durchaus eher sperrig rüberkommt, live vermögen sie es unglaublich mitreißend und direkt ins tanzbein gehend zu präsentieren. ein hibbeliger bassist/keyboarder, der rumhüpfte wie ein verhaltensgestörter teenager, der sein ritalin vergessen hatte und dessen tanzbewegungen von einem funktionsgestörten aerobic-roboter inspiriert schienen, ein gitarrist, der zumeist langweiliges schrumm-schrumm vermied, indem er sein instrument mit bogen oder pinsel bearbeitete oder auf einen mit sprungfedern bespannten gitarrenkorpus eindrosch, matt tong, der sich glücklich schätzen kann, nun in einer band zu trommeln, die seine ex-band (bloc party) auf wirklich relevante art und weise beerbt und vor allem franklin james fisher ... was für ein maniac - hyperaktiv diverse instrumente (v.a gitarre und keyboards) bearbeitend und eine begnadete gesangsperformance abliefernd - es war ganz und gar mitreißend. manchmal - und das ist wirklich der einzige einwand - haben sie in der coda einiger songs ein bisschen zu sehr auf wall of sound gemacht, was dann ein wenig breiig rüberkam, aber wirklich abträglich war das der stimmung nicht. setzt auf jeden fall schon mal einen standard für 2018. mal sehen, ob es jemand schafft, das zu toppen.
Oh, das klingt, als könnte ich heute Abend Spaß haben: Ich arbeite heute im KOHI und da tritt Brother Grimm auf. Jetzt freue ich mich so richtig drauf.
es ist tatsächlich schon wieder 10 jahre her, als ich sie zum letzten mal live gesehen habe - in der stadtkirche von dachau war das damals, bei eisigen temperaturen, ziemlich weit hinten halb hinter einer säule sitzend war das einst kein so großer spaß. konnte also nur besser werden.
eröffnen durften half waif, ein trio irgendwo zwischen dear reader (gesang und songwriting) und zola jesus (sound und ausführung). war o.k. kam aber nicht an die referenzen heran. manchmal wurden echt gute songs unnötig durch arg viel bombast beschmuddelt, dann stimmte der sound wieder ... und der song war nicht soo toll. schade, denn die sängerin ist echt klasse und hätte sicher mehr potential ... und einen viel besseren schlagzeuger verdient.
... zum beispiel die von iron & wine. die frau war die schau. ich hätte ihr stundenlang zuschauen und -hören können. schön, dass das konzert wieder bestuhlt war. es herrscht weniger unruhe, es wird nicht gequasselt, die smartphones bleiben zumeist in der tasche und so konnte man auch jedes noch so subtile geklöppel, geklingel und gerassel aus ihrer wunderkiste vernehmen. zusammen mit der pianistin/organistin bildete sie auch noch ein ganz und gar wunderbares background-gesangsgespann, das mir so manchen wohligen schauer über den rücken schickte. dann gab es da noch einen cellisten und einen bassisten (mal elektrisch mal kontra-) und natürlich sam beam, der mich mit seinem samtigen organ gleich beim ersten stück in ein weiches, warmes soundbett warf. aber halt! ganz so gemütlich durfte man sich's nicht machen. gleich in stück nummer zwei warteten sie mit kakophonien und rhythmischen aberwitzigkeiten auf, dass es einem das hirn verdrehte. da hatte eine band jede menge spaß und ideen im proberaum und das zog sich durch das gesamte set. kaum ein stück wurde tonträgergetreu wiedergegeben. that's what live music is for! lobend erwähnen muss ich auch noch das beleuchtungskonzept. über der bühne schwebte eine kleine herde wattiger schäfchenwolken, die mal im wunderbaren kontrast zum hintergrund angestrahlt wurden oder von innen heraus farbig leuchteten oder beides. einfach, aber maximal effektiv. das programm war ein querschnitt der gesamten schaffensperiode, natürlich mit schwerpunkt auf dem letzten, wieder sehr gelungenen album "beast epic". vorübergehender schlusspunkt war eins meiner lieblingsstücke "boy with a coin" - wieder komplett anders interpretiert als auf dem album und als zugabe spielten sie dann noch eine bezaubernde version von mazzy stars "fade into you" und alles ward gut.
Tweedy nur mit Gitarre im dafür sehr stimmungsvollen Barbican. So gut gelaunt habe ich ihn bislang wohl noch nicht erlebt, ein durch und durch zauberhafter Abend.
Ein Liveauftritt, der dieses Jahr wohl nur noch schwer zu toppen sein wird, behaupte ich einfach mal. Ich hatte ihn ja schon drei Mal vorher gesehen, aber mit seinem neuen Album hat sich noch mal einiges geändert. Gefühlt mehrere Tonnen Equipment stehen da jetzt auf der Bühne (allein 10! Tasteninstrumente) und Frahm sampelt live wirklich jeden einzelnen Ton rein an tausenden von Tasten, Knöpfen und Schaltern. Hab ich so noch nie gesehen. Das ist next level DJing, wenn man so will. Ich war auch sehr überrascht, wie gut er die Übergänge von seinen klassischen Stücken zu seinen neuen elektronischen Songs und wieder zurück hinbekommen hat. Insgesamt zwei Stunden hat er gespielt, das Publikum (50% davon waren sicherlich Deutsche) ist stellenweise ausgerastet. Der Sound wie immer in der Laiterie perfekt. Ein Abend zum Genießen UND Tanzen. Ich kann jedem nur empfehlen sich dieses Ereignis anzuschauen.
ja, ich freue mich auch schon, nach München kommt er heuer ja sogar zweimal. Ich habe ihn schon in sehr unterschiedlichen Ambientes (?) erlebt - im Keller unter dem Unionsbräu, in den Kammerspielen, in der Berliner Philharmonie, in der Muffathalle -, war jedesmal auf seine Art was besonderes.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #685iron & wine, 01.02.18, münchen, muffathalle
es ist tatsächlich schon wieder 10 jahre her, als ich sie zum letzten mal live gesehen habe - in der stadtkirche von dachau war das damals, bei eisigen temperaturen, ziemlich weit hinten halb hinter einer säule sitzend war das einst kein so großer spaß. konnte also nur besser werden.
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da müssen wir damals nebeneinander gesessen haben..... ich war die mit der rot gefrorenen Nase!
Wir waren sehr pünktlich da, weil ich unbedingt die Vorband Ritual Day sehen wollte. Chinesischer Blackened Death Metal – da war ich schon gespannt, was sich dahinter verbirgt. Und ich wurde nicht enttäuscht: vier Chinesen, die extremen Metal mit leichten fernöstlichen Einflüssen spielen. Da wurde ziemlich durchgebrettert und kaum eine Pause eingelegt (was vielleicht auch daran lag, dass die Band gefühlt kaum ein Wort Englisch sprechen konnte). Und Corpsepaint ist in einem dunklen Raum und leicht bläulichem Licht durchaus beeindruckend.
Wyrd dann ebenfalls gut. Als sie auf der Bühne standen und die letzten Vorbereitungen getroffen haben, war ich noch ganz entspannt. Auf einmal hauen die in die Saiten und springen uns entgegen. Da hatte ich dann doch etwas Angst. Gaahl war stimmlich etwas angekratzt (hatte er ja auch in dem Artikel erwähnt, den ich vor dem Konzert im Black Metal-Thread geteilt habe), aber das hat der Atmosphäre keinen Abbruch getan. Gaahl hat die ersten 50 Zuschauer vor der Bühne regelmäßig in Grund und Boden gestarrt – einmal auch mich. Ein gleichzeitig beunruhigendes und intensives Gefühl. Von außen sah das wahrscheinlich ziemlich lächerlich aus mit seinen pathetischen Handbewegungen, aber in dem Moment hat sich das rund angefühlt. Leider musste ich irgendwann auf Toilette und kam danach nicht mehr nach vorne. Die letzten vier, fünf Songs musste ich deswegen hinten stehen und konnte die Musiker nicht mehr sehen. Zack – da war die ganze Atmosphäre dann auch schon dahin. Trotzdem ein beeindruckender Abend.
Karmo Kaputto/DCVDNS (03.02., Flex Café Wien)
Karmo Kaputto hat den Support für DCVDNS gemacht und war leider etwas enttäuschend. Jede Ansage und jeder Song klang gleich („Wien, habt ihr Bock oder was?“). Rappen kann er ziemlich gut, was die Sache noch trauriger gemacht hat.
DCVDNS hat mich hingegen komplett weggefegt. Sicherlich technisch der beste Rapper, den ich je live gesehen habe. Der hat einfach anderthalb Stunden ohne einen einzigen Verhaspler durchgezogen (und davon waren sicherlich 85% Doubletime). Die Stimmung war auch wirklich angenehm – wenige Prolls, was ja bei Rap-Konzerten nicht selbstverständlich ist. „Neuer alter Savas“ in der Zugabe war jetzt schon ein absolutes Live-Highlight dieses Jahr.
EMA/Depeche Mode (04.02., Stadthalle Wien)
Genau wie Karmo Kaputto am Vortag hätte man sich EMA wirklich schenken können. Ich habe von ihr noch nie vorher etwas auf Platte gehört, aber live war es wirklich schrecklichster Uff-Ta-Ta-Pop-Rock.
Depeche Mode waren hingegen wie erwartet gut. Die Stimmung war anfangs etwas merkwürdig. Wir konnten ganz gut auf den Stehbereich hinabschauen und da hat sich fast niemand bewegt. Gut, zwischendurch haben sie ziemlich viele neue Songs hintereinander gespielt. Das war dann wirklich nicht besonders mitreißend. Dave hat sich dann als Animateur probiert und die Leute wirklich aus ihrer Lethargie gerissen. Die zweite Hälfte vom Konzert war dann richtig klasse – gute Stimmung, gute Songs, gutes Licht, gute Videos. Mein erstes DM-Konzert in Hannover vor fünf Jahren hat mir trotzdem besser gefallen.
Pup/The Menzingers (11.02., Flex Wien)
Die erste Vorband haben wir galant verpasst, weil uns die Party vom Vorabend noch etwas nachhing. Pup wollten wir unbedingt sehen und haben das auch geschafft. Leider war der Sound absolut unterirdisch. Klang, als würde die Rhythmusgitarre fehlen. Die Band ist trotzdem gut nach vorne gegangen und im Verlaufe des Sets wurde der Klang dann auch besser, aber vom Hocker gerissen hat mich das nicht.
Noch schlimmer waren allerdings die Menzingers. Der Sound war auf einem schlechten, aber akzeptablem Level angelangt, aber die Band war absolut unterirdisch. Jeder zweite Ton war verhauen. Ich habe sie vorher noch nie live gesehen und habe deswegen keine Vergleichsmöglichkeiten. So hätte ich erstmal gedacht, dass das keine Band ist, die man live sehen braucht. Aber Georg und auch einige Leute um uns rum meinten, dass die sonst eigentlich wirklich gut waren. Jedenfalls sind wir nach einer Dreiviertelstunde geflohen und haben stattdessen zu Hause Pasta gegessen und Rick&Morty geschaut.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?