Normalerweise würde ich jetzt einen Konzertbericht schreiben, aber das geht bei Wilson irgendwie nicht. Denn ich hatte wieder dasselbe Erlebnis wie vor zwei Jahren: Hinterher war ich ziemlich niedergeschlagen, schon zur Pause brauchte ich etwas Zeit für mich, weil mich diese Live-Show überfordert hat.
Ich glaube, es hat was damit zu tun, dass Wilsons Musik per se schon depressiv-traurig ist, was die Live-Atmosphäre zusammen mit den Animationen dann noch unterstreicht. Das rührt wohl irgendwas in mir an. Muss mir sehr überlegen, ob ich mir das noch mal gebe. Das Konzert als solches war natürlich gut und sehr professionell, wir reden hier schließlich von Steven Wilson.
Paar schnelle Stichpunkte: - Die Setlist hatte viel Porcupine Tree am Start, das war schön. Ich vermisse diese Band. "Arriving Somewhere But Not Here" und "Lazarus" mal live zu hören, hat mich wirklich erfreut. - Die ganzen Animationen hätte ich nicht gebraucht. Speziell die Aerobic-Videos fand ich vollkommen überflüssig. War auch zu viel, bei einem Stück gab es gleich zwei, eine auf der Leinwand im Hintergrund, eine im Vordergrund. - Dieses Rumsitzen in Theatern zu Rockmusik ist für mich keine gewinnbringende Sache. Es hat weiterhin was Surreales, man ist oft so distanziert. - Wilson war irgendwie komisch drauf. Hat viel erzählt und versucht, lustig zu sein, teilweise erfolgreich. Dann wieder sowas wie "Ihr seid das leiseste Publikum auf der ganzen Tour". Könnte am Colosseum gelegen haben, halte ich für Rockshows nicht geeignet. - "Ich spiele ja gar nicht gerne vor bestuhltem Publikum." Ach! Warum machst du es denn dann, du Otto? - VIEL zu laut, selbst mit Ohrenstöpseln noch seeehr kräftig.
Ich hatte überlegt ihn mir in Ravensburg anzuschauen. Als ich vor der Kartenbestellung etwas von Bestuhlung gelesen habe, habe ich davon Abstand genommen.
Mittlerweile find ich Bestuhlung, also im Sinne von Stühlen, gar nicht mehr so schlimm. Bei sowas gemächlichem halt, bei dem man sich kaum bewegen kann. Da tut mir schon nach einer Stunde manchmal der Rücken weh
Bei ruhiger Musik habe ich auch nichts dagegen, da wird Stehen in der Tat manchmal zur Qual. Aber Wilson hat genug Rock im Programm, dass man sich auch mal gerne rhythmisch bewegen würde. Also ich zumindest.
der herr droso schleppte mich gestern im beisein von u.a. den herrschaften eskimo und quork in ein konzert des famosen kaleidoscope string quartet. ich kann dazu gar nicht viel sagen, außer, dass es bei mir alle möglichen knöpfe der begeisterung drückte (und droso das natürlich vorher wusste, der fuchs). das radialsystem ist der perfekte ort für diese seltsame, herausfordernde, aber auch unterhaltende und zugängliche musik irgendwo zwischen steve reich, dem penguin cafe orchestra, und chick corea im streicherarrangement. ich bin hingerissen; so darf das jahr weitergehen.
Lustig. Am Wochenende 2x im Zoom gewesen. Bei Haiyti eine flippige U23-Party, bei den Algiers eine Ü40-Veranstaltung. Lag's an der superben Besprechung im Rolling Stone oder haben sie vielleicht als Vorband auf der Depeche-Mode-Tour überzeugt? ;)
Die Vorband Jupiter - C, zwei junge, als Franzosen verkleidete, ernst dreinschauende Briten, haben mit ihrem unterkühlten End-80er-Sound – monoton pochende Beats mit Anne Clark-Gedächtnis-Synthies + Gesang, gelegentlich von shoegazigen Gitarrenwänden unterlegt - das Publikum nicht gerade aufgeheizt. Ich hatte das Gefühl, dass ihr raumfordernder Sound in einer anderen Location als dem kleinen, verwinkelten Zoom vielleicht besser zur Geltung käme. Ich hab da schon gute Momente und Potenzial rausgehört, war aber nicht ganz in der Stimmung für Lethargie. Ich kam schließlich, um mich zu bewegen. *
Dazu gab's bei den Algiers dann genug Gelegenheit. Deren Musik wird mir zuhause ja meist irgendwann zu stressig, aber live: Wow. So eine Intensität und Wucht hab ich selten erlebt. Geile Bühnenpräsenz. Das hab ich nicht geahnt, was für begnadete Musiker und Entertainer das eigentlich sind. Der Sänger... Wenn es das Wort Rampensau noch nicht gäbe, man müsste es für ihn erfinden. Keine Ahnung, wie das geht. Hat das halbe Konzert Pirouetten gedreht (wie im Video zu Underside of Power), Faxen gemacht, ist auf Boxen und ins Publikum gesprungen, ohne dass seine beeindruckende Gospelstimme mal irgendwann nachgelassen hätte. Die Bandkollegen nicht minder unterhaltsam. Der Keyboarder, wenn er gerade keine Taste drückte, hat er sich mit Aerobic-Übungen verausgabt, Matt Tong an den Drums (meiner Konzertbegleitung, in seiner Jugend großer Bloc-Party-Fan und selbst Drummer, hatte sich den ganzen Abend so ein Dauergrinsen ins Gesicht gefräst) und über den Gitarristen musste ich den ganzen Abend lachen, weil er einfach 1:1 wie ein guter Kumpel ausschaut und sich auch so bewegte
Ein guter Abend! (Die Folgeabende nicht so: Dass ich bei -10° die ganze Nacht mit dem Zug unterwegs gewesen bin, hat sich grippal so richtig gerächt)
* Vielleicht lags an meinem übermüdeten Zustand, aber zum ersten Mal im Leben war’s mir auf einem Konzert zu laut. Musste in der Pause echt flüchten und trotz selbstgebasteltem Toilettenpapier-Ohrschutz dröhnte es auch bei den Algiers noch brutal. --> To-Do: Mich mal über gute Konzertstöpsel informieren.
Young Fathers, support: WWWater, Columbia Theater (ausverkauft)
Ich mach's kurz: Vom Showfaktor her waren die Young Fathers ganz weit oben. Musikalisch hätte ich mir mehr vorstellen können. Man könnte das ganze aufgeblasen nennen, aber schlecht war es auch nicht. Das eigentliche Highlight dieses Abends war überraschenderweise die Vorband WWWater, aus dem Hause DeeWee, dem Label von Soulwax, und die klingen in etwa so:
Live klangen die noch besser, für meinen Geschmack.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Tocotronic, E-Werk Freiburg - 11.04.18 Ich hab sie ja schon einige Male gesehen, würde aber fast behaupten: Besser waren sie nie! Sehr sehr großartige Setlist aus Songs des neuen Albums und einem Best Of der bisherigen Bandgeschichte. Super tighter Sound, Jan Müller sieht immer noch aus wie 20 und Dirk kommt in Trainingsjacke auf die Bühne. Wäre er inzwischen nicht angegraut, man könnte meinen es ist immer noch die gleiche Band, wie vor 25 Jahren. Toller Abend und ja, "Freiburg" gab es natürlich als letzten Song.
Meine Frau meinte nach dem Konzert: Jaja, Männer und ihre Spielzeuge. Das Mädel mit der Elektro-geige war leider nur Staffage. Ich meine dazu - ein typisches old school electro-Konzert. Interessante Klänge, wenig Melodien, Power-Rhythmen, super Bass und fantastischer Klang sowie sehr gute Visualisierungen auf der großen Leinwand, aber ziemlich überraschungsarm. 90 Minuten netto Programm non stop ohne eine Ansage, ohne ein Hello oder sowas der Musiker zu Beginn, wenn man von einer etwas merkwürdigen aber offenbar sehr wichtigen Ansagerin zu Beginn auf der leeren Bühne absieht und dann eine Longtrack-Zugabe von 40(!!) Minuten. Ich kann übrigens nicht sagen, was die gespielt haben. Kenne keines der Stücke.
Seit langem wieder einmal nichts vom Merch-Stand abgegriffen, auch keine CD gekauft. Das Konzert war gut, aber die Musik wirkt sicher ähnlich wie im Kino bei Filmmusik nur als Gesamtpaket, oder man hat seeeeeeeeeeehr viel Zeit und Ruhe zu Hause. Konzert insgesamt: 7/10
PS.: Ich mag Tangerine Dream partiell, aber bin kein Fan. Hauptgrund des Konzertbesuchs war die Akustik des neuen Konzertsaales mit eigenen Ohren zu erleben und die war großartig. Cobra hätte bestimmt seine Freude daran gehabt und einige andere auch.
Danke! In Nürnberg ist man nämlich auch an der Planung eines neuen Konzertsaals, dieser soll rund 1500 Plätze haben.
Die alte Meistersingerhalle (rund 2300 Plätze) haben sie jahrelang verkommen lassen. Renovierung lohnt sich angeblich nicht mehr. Soll jetzt ein Halle für Kongresse werden (wir haben da ja nur ganz wenige Möglichkeiten in unserer Stadt ).