Oh, vielen Dank für diesen Bericht. Ich hatte überlegt, mir das Ganze Montagabend hier im Hamburger Hafenklang zu geben. Dann habe ich doch Besseres zu tun, ....Fußnägelschneiden, Sockensortieren und so....
blödsinn, ich hoffe mal, du warst trotzdem da. ich sah sie letztes jahr endlich mal selbst (auch in hamburg) und war sehr begeistert:
Zitat von G. Freeman im Beitrag #549Molly Nilsson Hamburg, Übel & Gefährlich (Turmzimmer) 22.7.17
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Man kann nur einmal zum ersten Mal seine Queens und Kings des Plattenschranks/Herzens live sehen. Ich weiß, ist jetzt als Erkenntnis soweit nicht neu oder bahnbrechend, aber rauscht dann doch vorher wie nachher durch das so oft nur für Buhei genutzte Gerät, das sie Hirn nennen. In Kombination mit Erwartungen und dem Gedanken daran, dass es ja verdammterweise gleich schon wieder vorbei ist, auch wenn noch nicht mehr als ein „Hello“ über Lippen huschen durfte. Das ist das Äquivalent zum traurigen Blick auf den Lieblings-Falafel, weil der unausweichliche Moment des leeren Tellers schon wartet. Aber gut. Nun durfte ein exquisites Geburtstagsgeschenk dafür sorgen, dass ich mich endlich selig dahertanzend vor eine Bühne stellen durfte, die von Molly Nilsson und ihren Kompositionen bevölkert wird, was letztlich bedeutet, dass es sich um eine ganz hervorragende Bühne handelt. Das nennt man eine Gleichung!
Jetzt könnte hier zunächst viel über nicht funktionierende Technik stehen, die vermutlich mindestens 2 Songs der geplanten Setlist killte. Allerdings würde ich dann auch darüber schreiben, dass ein paar Nicht-Geschichten und ein Louis CK'eskes „Stuff like this makes you really good at what you do“ die innere Glückskeks-Produktion anregten und dieses Monstrum an Album-Opener, „The Lonely Planet“ deshalb irgendwie eineinhalb mal gespielt wurde, eigentlich aber auch gar nicht. Zu hören gab es letztlich nahezu ausschließlich Zeugs der letzten beiden Alben plus einen nahezu nostalgischen Rückblick auf das Jahr 2013, was aber natürlich gar nichts zu bedeuten hat, wenn man einen Übersong wie "1995" im Reportoire hat und den zum Abpfiff auf das Publikum pfeffert. Toll war es. Natürlich. Wozu lamentieren, dass die allerliebsten Songs stumm blieben, wenn doch der Rest fast ebenso elegant mit den Fake-Saxofonen und nebulösen Cold-Wave-Beat-Hufen scharrt. Wer nur Hits hat, kann jetzt so irre viel nicht falsch machen.
Nun ist es ja so, dass die Optimalbesetzung eigentlich aus torkelndem Gang, Kopfhörer und dezenter melancholischer Phase besteht. Aber hey, live ein Gedicht. Die müssen sich auch nicht reimen. In 100km Höhe (ungefähr), die Treppe hinauf, im kleinen Saal des Übel & Gefährlich war jemand doch ziemlich zufrieden.
dieses jahr kuratieren ja außer the notwist die tenniscoats mit und entsprechend sind einige japanische acts am start. Doch die gaben mir beim vorhören allesamt nicht so viel, also entschieden wir uns doch mal wieder für die herren kuratoren, die – ganz ungewohnt - in der kammer 1 den abend eröffneten. Wir haben es nicht bereut. Denn sie haben sich so einiges dafür ausgedacht. Zunächst kamen nämlich doch japaner auf die bühne – eine lustige blasmusik-kapelle, die vorführten, welchen spaß es macht, falsch zu spielen. Sehr amüsant. Dann folgten aber the notwist und bei den ersten 2 stücken dachte ich: „ui, was neues. Kommt da womöglich bald ein album?“, aber die entpuppten sich als cover-versionen ihres nebenprojekts 13 & god, die als solche kaum zu erkennen waren. Danach folgte nicht etwa die x-te greatest hits-revue, sondern sie spielten hauptsächlich stücke, die sie sonst eher selten aufführen, aber die nicht weniger spannend, als ihre gewohnten kracher. Beim letzten stück durfte die japanische blasmusi wieder auf die bühne und veredelten es mit einem ordentlichen wall of blech-sound, der einem die füße wegzog.
Es folgten sauna youth, die ich noch insoweit auf dem schirm hatte, dass ich sie letztes jahr, als sie auch schon eingeplant waren, als eher langweilig eingeordnet hatte und dann gar nicht so schlimm fand, dass sie doch nicht dabei waren. Keine ahnung, was ich damals von ihnen gehört hatte, aber die waren – zumindest live - alles andere als langweilig. Zwar charismatisch wie holzpflöcke – mit ausnahme des schlagzeugers war von der band kaum eine emotionale regung wahrzunehmen – aber die musik war doch ganz schön mitreißend: punkrock mit ein paar artsy anwandlungen, die aber ganz und gar unpeinlich waren, von leuten, die nicht weniger nach punkrock hätten ausschauen können und vor allem ihre instrumente beherrschen, ohne dass es irgendwie unangenehm aufstößt. Viel getanzt, viel gejubelt. Sehr gut.
Danach im foyer den AnorakTwin getroffen, schwätzchen und dann gemeinsam zu palais schaumburg. Da wollten natürlich alle hin und dementsprechend voll war es, aber wir haben noch einen annehmbaren platz ergattert. Mein fresse, holger hiller ist tatsächlich schon 62 – so will ich bitte in dem alter auch aussehen. Blunck und hertwig sind um einiges jünger und können da nicht im mindesten mithalten. Egal, sind ja nur äußerlichkeiten, musikalisch sind sie auf jeden fall allesamt auf der höhe. Blunck mit seinen absonderlichen bassfiguren, hertwig mit seinem absolut präzisen timing, fehlmann mit upgedateter elektronik und seinem am jazz geschulten trompetenspiel und hiller skandiert wie in alten tagen, ohne dass es eine sekunde lang angeranzt klingt. Ich denke, viele leute kannten nur ein paar hits (oder gar nur „wir bauen eine neue stadt“) und haben eine lustige ndw-revue erwartet bzw. die sperrigkeit dieser musik unterschätzt und so lichteten sich die reihen doch beträchtlich. Ja, es ist ein bisschen anstrengend, aber dieser eckige funk hat in seiner dringlichkeit nichts eingebüßt und die texte sind halt einfach dada, aber es war auch ziemlich gut tanzbar, die band hatte sichtlich freude und hiller hat auch immer wieder das publikum und die tolle atmosphäre in den kammerspielen gelobt. Ich fand's toll.
Verpasst: PIERRE BASTIEN UMEDA TETSUYA MALPHINO OTOMO YOSHIHIDE EDDIE MARCON + GÄSTE MICHA ACHER, JOHANNES ENDERS & GÜNTER BABY SOMMER + GUTFEELING-DISKO MIT: HOCHZEITSKAPELLE/LANDLERGSCHWISTER/ZAYAENDO UND GÄSTE
auf die gefahr hin, dass mein genöle langweilt: das verhalten des publikums beim auftritt von evylinn trouble, die das vorprogramm bestritt, war unverschämt. selbst als sie für ein lied ein bisschen stille erbat, wurde sie vielleicht nur für eine halbe minute erhört, dann erreichte das gebrabbel wieder eine lautstärke, die eine nähere beschäftigung mit ihrer musik - eine mischung aus balladen, die sie nur mit ihrer gitarre begleitete und elektronischen drones, die sie mit ihrem absolut beeindruckenden gesang veredelte - die es meines erachtens durchaus verdient gehabt hätte, schier unmöglich. so schade.
klaus johann grobe haben inzwischen einen zweiten tastenmann im line-up und das tut dem bandsound durchaus gut. im vergleich zum auftritt im milla vor ein paar jahren, das ich eigentlich viel lieber mag, war das nochmal ein schritt voran. v.a. sevi brillierte an der gitarre und der bass ist eh eine wucht. sevis gesang verschwand zwar ein bisschen im mix, aber das war nicht so schlimm (daniel hat mir diesmal viel besser gefallen). ganz toll fand ich, dass sie nach hinten raus viele ältere stücke (von der ersten ep) gespielt haben. das war echt toll.
so'n scheiß. mein konzertbericht vom zweiten alien disko tag ist offensichtlich nicht hier angekommen. mal sehen, ob ich in den nächsten tagen noch was von meinen erinnerungen zusammenkratzen kann.
sie haben mich fast in den wahnsinn getrieben. und das nicht im positiven sinne. weil ich zur abwechslung mal im zenith nicht mit einem halben kilometer abstand zur bühne stehen wollte, war ich schon eine stunde vor dem nominellen beginn da. in dieser zeit bis um 8 gab's vom band nur grummelnde bässe. langweilig, aber was soll's. ab punkt 8 wurde dann "musik" gespielt. britney - "baby one more time" , robbie williams - "angels", cher - "believe", aerosmith - "i don't want to miss a thing", chumbawamba - "tubthumper", etc. pp., aha, also die greatest hits aus dem veröffentlichungsjahr von "mezzanine" (1998) und zwar in mumpfigster soundqualität. eine dreiviertelstunde lang. das war wohl irgendwie ironisch gemeint, war aber im endeffekt eine äußerst perfide und wirksame art von folter. ich hätte fast in die reeling der absperrung gebissen und die menge pfoff und buhte was das zeug hielt. dann wurde es aber doch irgendwann mal düster und nebelig und finstere gestalten kamen auf eine stroboskop-durchzuckte bühne. zunächst gab es das velvet underground-cover "i found a reason" mit billo-animationsvideo untermalt - nicht sehr aufregend. aber dann mit "risingson" war schon jeglicher ärger verflogen. kilometertiefe bässe, brutale beats, schneidend-metallische gitarren, zischelndes schlagwerk (derer waren 2 auf der bühne). und wieder ein cover: "10:15 saturday night", sehr werkgetreu nachgespielt und im anschluss passenderweise "man next door" in dem das "dripdripdrip" des vorigen stücks als sample eingesetzt wird und horace andy das erste mal zum einsatz kommt - in ziemlich schicker montur mit arschlangen rastas, aber keine spur peinlich - in würde altern nennt man sowas. und dann kommt sie ... hach ... liz frazer, wie erträumt und singt "black milk". ich schmolz dahin. und es ging so weiter, mit einem mix aus "mezzanine"-stücken und cover-versionen - ein ziemlich gutes konzept, wenn auch nicht durchweg gut gelungen. auf der haben-seite zu den vorher erwähnten kamen noch bauhaus' "bela lugosi's dead" und das horace andy-original "see a man's face". als eher unpassend empfand ich "where have all the flowers gone" bei dem liz frazers sopran leider im synthi-matsch unterging und die visuals mit derben kriegsszenen den holzhammer einsetzten und dann noch der derbe punk-rock "rockwrok" von ultravox, der zwar gut gespielt war, aber der nicht so recht ins programm passen wollte und robert del naja ist halt nun mal gesanglich echt kein punk-rocker. egal, der highlights waren genügend und die kamen - surprise, surprise - von "mezzanine". vor allem die derben bassmonster, neben "risingson" noch das titelstück, "dissolved girl" und "inertia creeps" waren allesamt umwerfend. dann gab es natürlich noch die gesanglichen höhepunkte des albums "angel" von horace andy und liz frazers göttliches "teardrop". und zum schluss durfte sie auch nochmal im erbarmungslosen "group four" ran - ein würdiger closer. nach knapp 2 stunden war schluss. der rest des abends war dann wieder typisch zenith, aber ich will mal das nörgeln lassen. dafür war es insgesamt einfach zu gut.
Das liest sich, als hätte ich etwas verpasst, was mich begeistert hätte. Und im Gegensatz zu dir wäre ich beim (auf "Mezzanine" ohnehin schon als Sample verwendeten) "Rockwrok" vermutlich vor Begeisterung in Ohnmacht gefallen. Zenith hin oder her, ich ärgere mich ein wenig
Das hört sich nach einem gelungenen Abend an ... da haben wir ganz sicher was verpasst. Ich finde das Konzept mit so musealen Shows, Klassiker aufführen, dazu eine kleine Best Of, immer ein wenig komisch. Aber Massive Attack umschiffen das wohl ganz geschickt, wenn sie da verbindende Coverversionen dazu setzen.
Dennoch hätte ich jetzt gerne mal wieder neue Musik. Ihr letztes Album ist ja auch bald ein Jahrzehnt alt
Zitat von Von Krolock im Beitrag #840Und im Gegensatz zu dir wäre ich beim (auf "Mezzanine" ohnehin schon als Sample verwendeten) "Rockwrok" vermutlich vor Begeisterung in Ohnmacht gefallen.
oh, das wusste ich gar nicht. ich bin aber auch kein u-vox experte.
Zitat von victorward im Beitrag #841Dennoch hätte ich jetzt gerne mal wieder neue Musik. Ihr letztes Album ist ja auch bald ein Jahrzehnt alt
in der tat. die eps hab ich fälschlicherweise als teaser erachtet. aber da kam ja leider nix nach.
noch ein paar anmerkungen:
mir war gar nicht bewusst, wie wenig daddy g als vocalist auf dem album vertreten ist. er hat zwar an fast allen songs mitgeschrieben, aber er war nur für mickrige zwei stücke auf der bühne.
die visuals: wie schon in meinem bericht angesprochen, wenn's politisch wird, packen sie für meinen geschmack viel zu oft den holzhammer aus: kriegsszenarien explizitester art (tote, tote, explosionen, tote), trump wird zu putin gemorpht und zurück und es werden (zum teil auf deutsch) simple parolen gedroschen, die nicht selten zum fremdschämen sind. viel besser waren die oft sehr einfachen, aber wirkungsvollen grafischen animationen, die vielen tanzszenen-filmschnipsel, die rhythmisch hervorragend auf die jeweiligen stücke abgestimmt waren und bei "dissolved girl" ein video die den original-gesang von sara jay zeigt und auch abspielt. daran könnten sie gerne noch arbeiten.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #842 in der tat. die eps hab ich fälschlicherweise als teaser erachtet. aber da kam ja leider nix nach.
Ja, die hatte ich fälschlicherweise auch als Teaser verstanden. Heute entdeckt, dass beide Monate später auch auf CD veröffentlicht wurden. Gibt es natürlich mittlerweile nicht mehr. Grrrrrr
Zu den Visuals: Das hat mich auf der Vorgängertour auch schon ein wenig gestört, dass die Aussagen teilweise so plakativ angelegt sind.
Damals bei der Tour zum ursprünglichen Erscheinen des Albums war das auch schon so, wenn ich mich recht erinnere.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Von Krolock im Beitrag #840Und im Gegensatz zu dir wäre ich beim (auf "Mezzanine" ohnehin schon als Sample verwendeten) "Rockwrok" vermutlich vor Begeisterung in Ohnmacht gefallen.
oh, das wusste ich gar nicht. ich bin aber auch kein u-vox experte.
Der Vollständigkeit halber: Bei 1:20 hört man die Eröffnungssequenz von Rockwrok
Erst mal heftige Spielzeiten unter der Woche: Viagra Boys um 21:15 Uhr, Fontaines D.C. dann um 22:45 Uhr. Keine Ahnung, warum die in der Kaserne in Basel immer so spät beginnen... Aber egal, Viagra Boys waren ganz cool. Die Band lebt halt von diesem abartigen Frontmann. Volltätowierter Vollassi mit Vollmeise, aber irgendwie auch ein ganz cooler Dude. "Die erste Band war sehr geil, nur des Songwriting lässt ä bissel zu wünsche übrig" würde der Präsi dazu sagen und trifft es damit ganz gut. Bei Fontaines D.C. sag ich mal: Believe the hype! Lange keine so energiegeladene junge Band mehr gesehen. Außerdem ohne Album nur Hits am Start. Es gab auch einige Songs, die ich noch nicht kannte und die waren genauso Knaller, wie die bisherigen Veröffentlichungen. Der Sänger ist halt etwas weird, macht mir einen Ticken zu sehr auf Ian Curtis, aber seine Stimme ist live auch echt über alle Zweifel erhaben. Insgesamt ein kurzer, aber beeindruckender Auftritt. Bei der nächsten Tour werden die in einem so intimen Rahmen (ca. 300 Leute) nicht mehr spielen.
Eine coole amerikanische Band, von der ich sogar eine Platte habe, die sich nach München wagt, wie of gab es das in den letzten 10 Jahren? 3x? Hat sich auf alle Fälle gelohnt, sich an einem Winter-Werktagabend doch noch raus zu wagen: Punk, aber nicht rückwärtsgewandt, sondern auf der Höhe der Zeit und enorm Rhythmus-betont.
Die Türen, 6.2.2019, Münchner Kammerspiele Kammer 2
Zunächst leichter Schock bei der Internetrecherche um ca. 19:30, das der 20:00-Beginn tatsächlich erst gemeint ist. Dank funktionierender Straßenbahn dann tatsächlich rechtzeitig hingeschafft. Nächster Schock: In der Kammer 2 gab es nicht etwa, wie ich es von früheren Konzerten dort kannte, eine Bühne und einen dunkeln Publikums-Stehpatzbereich, sondern Theater-Probebühnen-mäßig eine hölzerne Publikums-Sitzplatz-Tribüne und ebenerdig den Auftrittsplatz für die Band. Der Eingang dazwischen, auf einer Ebene mit der Band und mit ständigem Kommen und gehen von Spätkommern, Frühgehern, Bierholern und Aufsklogehern. Musikalisch war es wunderbar, obwohl es fast ausschließlich Material vom aktuellen Album gab. Es macht insbesondere einfach Spaß, Andreas Spechtl beim Synthie-Frickeln und Chris Imler beim Trommeln zuzusehen und -hören. Die durch die Sitzplatzsituation und die helle Beleuchtung erzeugte sterile Atmosphäre trübte den Genuss aber doch ein wenig, vor allem weil es sich ja weder um zeitgenössische E-Musik noch um Lagerfeuer-Liedermachertum, sondern um durchaus tanzbare Musik handelt.