Keine Erinnerung. Null. Höchstens an die Beatles - Single meiner Mutter:
10 (1983)
Bekam ich zum zehnten Geburtstag von meiner Mutter. Das war meine erste richtige Lieblingsband, und ich lief damals mit selbstgebastelten "Buttons" herum. Sicherheitsnadel, Pappe, darauf Karopapier geklebt, auf das ich mit Kuli "Depeche Mode is Nr. 1" schrieb.
15 (1988)
Damals wegen dem Cover, "Blind" und Platte des Monats im ME/SOUNDS gekauft und bis zum Erbrechen gehört. Wenn es mich überkommt, tue ich letzteres ab und zu auch heute noch.
20 (1993)
Mit dieser Platte bin ich ihnen verfallen und das hält bekanntlich bis heute an, obwohl die heutigen Clutch mit dieser Platte musikalisch nix mehr zu tun haben. Ich mochte den unfaßbaren Drive, den röhrenden Gesang, den Groove und die absurden Texte, die mich zum Großteil auch schreiberisch beeinflußt haben ... seit ich sie ein paar Monate vorher als Vorband von Biohazard (ähm) live gesehen hatte, war ich Fan und bin es ihre ganze Karriere hindurch geblieben.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
2016 - ist gar nicht so lange her und trotzdem fällt mir zunächst keine CD ein. Ich muss nachschauen und stelle fest, dass meine eigene CD-Statistik 2017 endet und im Jahr zuvor nur wenige Einträge hergibt. Bestimmt denkt da schon mancher "Hey, das war doch das Bowie Black Star-Jahr". Ja klar, die CD habe ich ja auch, aber ich stelle sie gedanklich zurück, da sie mich nicht so sehr berührt hat, trotz allem. Was war denn da nun noch?
Nuja, es müssen wieder die Damen richten. Salut Salon diesmal. Die Vier sind rein formal als klassisches Klavier-Quartett aufgestellt - zwei Violinen, Cello und Klavier. Das hindert sie allerdings nicht daran, reichlich hochkünstlerisch veredelten Schabernack zu treiben und auch noch andere Instrumente ins Spiel zu bringen. Und sie singen außerdem noch und richtig gut. Wir haben sie schon zweimal live erlebt und waren jedesmal begeistert.
Der bekannte Karneval der Tiere (eine Suite für Kammerorchester des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns) ist hier der Ausgangspunkt, von dem aus fleißig über den Tellerrand geschaut wird. Auf CD fehlt natürlich die optische Komponente und die Live-Atmosphäre, was den Genuss leider etwas einschränkt, aber das nur unwesentlich. Unter dem Strich ist es auch hier Klassik mit effektvollem Augenzwinkern die durchweg viel Spaß macht. Das aktuelle, und von uns live schon begutachtete Program heißt schlicht und (wirklich) ergreifend: LIEBE.
Dauerstress im Job, wenig daheim, Musik vor allem im Autoradio (entweder Cassette oder Dudelradio, wobei SDR3 damals schon ein sehr hörenswerter Sender war).
Mit einem Album klappt es nicht, ich möchte drei Titel nennen.
Aus Kanada der "Parachute Club" eine siebenköpfige Band (für den Mister: 4 Frauen!), die eine bunte Stilmischung aus Weltmusik und Pop spielte. Zwei Jahre später sogar ein Liveauftritt vor 30 Leuten in Nürnberg.
Ebenfalls aus Kanada, ein begnadeter Songwriter und Gitarrist. Spielte ebenfalls live in der Gegend und war sehr beeindruckend.
Das zweite Album von Marillion, dessen Titelsong heute noch aktueller als vor 35 Jahren ist. Im Urlaub an einem Nachmittag im Radio gehört, dass sie abends in München in der Alabamahalle spielen. Gar nicht so einfach in Zeiten vor dem Internet. Kartenshop in Nürnberg angerufen, die hatten die Nummer der Alabamahalle. Dort angerufen, gefragt ob es noch Karten gibt. JA! Zwei Tickets reserviert, einen Freund ins Auto gepackt und ab nach München.
"Noah found grace in the eyes of the lord" war ein Anlaß meiner Mutter mir die Vergangenheit in der englischen Sprache zu erklären. Die Strophen sind in Bruce Lows "Noah" Single auf deutsch. Ich mochte die geschenkte Single damals ganz gern.
10
Der Dschungelbuch Soundtrack: da konnte kommen was will, aber mit 10 war das das höchste für mich. Den hab ich rauf und runter gespielt. Ab und zu wurde er vom "Robin Hood" Soundtrack abgelöst, aber der kam bei weitem nicht an das Dschungelbuch ran. Gut erinnern kann ich mich noch an verschiedene Beatles Songs und Peter und der Wolf. Leider war meine Familie kaum an Musik interessiert, was ich dann 2 - 3 Jahre später mit der ABBA-Manie ziemlich ausgleichen konnte.
15 / 1979-1980
So viele Alben in der Hochzeit meiner Erweckungserlebnisse, dass ich mich schwer tu, wenige herauszuheben. Led Zeppelin "The Song Remains The Same" war wohl damals mein meistgehörtes Album. Eine damalige Freundin hatte mich 1 Jahr zu vor mit einem Tape auf "Stairway to heaven" und der Doppel LP bekannt gemacht, daraufhin war ich Led Zeppelin vollkommen erlegen. Überhaupt waren Doppel-, und Tripplelivealben im Gymnasium damals schwer angesagt. Nach meinem Geburtstag ging's in die Wirtschaftschule und war meinem crazy Banknachbarn ausgeliefert, was wiederum zu anderen Einflüssen führte. Wirklich zeitnahe neue LPs hab ich erst ab dem 15./16. Lebensjahr gekauft...vorher habe ich eher LPs der 60/70er entdeckt.
20/1984-1985
Ende Ausbildung und ab zur Bundeswehr: mein Soundtrack in dieser Zeit war vor allem von dem immens abwechslungsreichen "Welcome to the Pleasuredome" von Frankie goes to Hollywood geprägt. Das hatte ich auf Tape und bei der großen Übung im kalten Winter Januar 85 in Grafenwöhr dabei und jeden damit genervt. Es war auch eine Zäsur was die Freiheit anging, denn Aids wurde das große Thema in meiner Generation.
25 / 1989-1990
Entdeckung von Giant Sand über einen Kumpel, der mir "Giant Songs" ausgeliehen hat. 1990 dann das erste Konzert von so vielen mit Howe und John in München. Der Rest ist Geschichte. So fasziniert war ich wohl nur von Led Zeppelin und Wilco. Das war mal Musik von einem anderen Planeten. Fantasievolle und genreübergreifende Musik dieser Art kannte ich nur von Zappa, aber in ihrer Hernagehensweise sind die beiden wie unterscheidliche Pole. Von meinem Besuch im Südwesten der USA hab ich dann gleich Giant Sand CDs mitgebracht, die ich hier noch nicht bekommen habe.
30 / 1994-1995
Durch die Empfehlung des Glitterhouselabels kam dann ab Anfang 1995 für mich ein musikalischer Umbruch, der viel folk-, und country beeinflußte Bands und Künstler öffnete. Auch die Mailorderbestellungen gingen von da an richtig los. Mein Lieblingsalbum beider Jahre war Giant Sand "Glum", das wieder mit etwas straighteren Songs den verzerrten Gitarrensound zelebrierte.
35 / 1999-2000
Sorry, wenn ich langweil. Aber vor einem Urlaub im Sept.99 hab ich mit einem Typ aus Portland Liveaufnahmen von Giant Sand per CDR getauscht, und er hat mir versprochen was neues zu schicke, weil er Howe Gelb mit Adidas Schuhen versorgt hat. Aus dem Urlaub dann zurück, lagen nicht nur die Liveaufnahmen im Päckchen sondern die orange Shell-Version von "Chore of enchanment", von der Howe Gelb seinem Fan aus Portland ein paar Stück zugeschickt hatte. Damals hat Gelb noch keinen Vertrieb für "Chore" gefunden und sein neues (und bestes) Album bis Anfang 2000 selbst vertrieben. Das war für mich dann (nach Wilco's Being There) lange Zeit das absolut Größte und ist es auch bis heute noch.
Damit fing ich nicht nur wieder an, Vinyl zu sammeln, es hatte auch auf meine Lebensgestaltung der nächsten Jahre immensen Einfluß. Irgendwie fuhr plötzlich jeder in meinem Umfeld auf Garagerock und obskure 70er - Kneipenschlägeroutfits ab, und ich ließ mich ebenfalls davon mitreißen. Davon abgesehen waren Turbonegro mit dieser Platte an ihrem Zenit angelangt, danach ging es nur noch bergab ... zuerst schleichend, dann im freien Fall. So plötzlich, wie sie gekommen war, war meine Garagezeit dann auch vorbei. Irgendwann war ich gelangweilt von plötzlich drölftausend ähnlich klingenden Bands mit demselben Habitus, aber die Perlen dieses Genres funkeln immer noch. Wie "Ass Cobra".
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Es fing alles an mit Will. Ähnlich wie bei dem Electronic Music Guide von Ishkur, habe ich immer wieder darüber nachgedacht, wie mein musikalischer Stammbaum aussehen würde. Wann gab es welche Abzweigung? Was kam wann zum ersten Mal? Die Nummer 1 war immer klar, deshalb ist es ganz schön, dass das mit den 5 Jahren hier so gut passt. Es stand immer fest, wo mein „eigentlicher“ musikalischer Weg anfing. Die Ursuppe. Der Kern. Der Ursprung. Das erste Mal, das ich etwas liebte und von etwas besessen war, dass nichts mit Schlümpfen oder Disney zu tun haben sollte. Mein allererster Lieblingssong trat an einem Nachmittag 1993 in mein Leben, den ich bei einer Freundin meiner acht Jahre älteren Schwester verbracht hatte. Diese hat einen Bruder in meinem Alter, welcher mich mit Jurassic-Park-Spielzeug gewann. Wie süchtig ich nach all things Dinosaurier werden sollte, gehört wohl an einem anderen Tag erzählt, aber möglich, dass auch das hier begann.
Während sich die Teenager musikfernsehschauend auf dem Sofa über Dinge unterhielten, die mich nicht interessierten, weil ich ja schließlich gerade mit einem T-Rex aus Plastik so tat, als würde ich eine im Verhältnis viel zu kleine Lego-Figur auffressen, lief irgendwann ein Video, das mich total fesselte. Eine große Party auf der Bühne, coole Leute, viele bunte Lichter und immer wieder „TICK TICK TICK TICk… BOOM!“ An mehr Details dieses Tages erinnere ich mich nicht, auch danach sind es eher Bruchstücke. Meine Schwester hat in jedem Fall meiner Mutter davon erzählt, wie toll ich das alles fand und so gab’s für vermutlich knappe 10 DM irgendwann die Single. Dass ich wenige Jahre danach kompletter Fan des Fresh Prince und Smith im Allgemeinen wurde, versteht sich von selbst. Das ist natürlich auch knapp 25 Jahre später immer noch ein fetter Hit, eh klar.
P.S. Meine Nummer 2, also der zweite große Song meines Lebens, ist übrigens ebenfalls überliefert. Es war wenig später „Go West“ in der Version der Pet Shop Boys, aber das ist wieder eine andere Geschichte…
DJ Jazzy Jeff & The Fresh Prince // Boom! Shake The Room
Ha! Diese hab ich damals auch als CD-Single gekauft. Neulich habe ich in unserem Kneipenquiz den Song angespielt und gefragt, welcher berühmte Schauspieler da zu hören ist. Keine Sau wusste es, ich war entsetzt!
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Dazu hab ich wahrlich schon genug geschrieben. War 2002 und auch im Folgejahr eine zeitlang die wichtigste Platte meines Lebens und hat mich durch extrem unerfreuliche Monate getragen. Selten so ein Monument ungekünstelten Gott -, Welt - und Menschenhasses gehört, aber damals habe ich genau sowas gebraucht.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
In der Uni ging es langsam in Richtung Endspurt, die wilden Zeiten schienen vorbei zu sein, dafür war ich mit dem tollsten, schönsten usw. Mädchen vom Campus zusammen. Musikalisch passt es so gut wie vorher und danach nicht. In den ersten Monaten nahm ich ihr auch ihre seltsame Vorliebe für Mumford & Sons nicht krumm. Wie dem auch sei. Auf The XX, meine allerletzte große MySpace Entdeckung, ließen wir nichts kommen. Eines war klar, dies ist "unsere" Band. Dementsprechend skalensprengend war auch der Hype Level, als eines Tages plötzlich "Angels" auf der Facebook Timeline erschien. "Coexist" schlug natürlich ein wie blöd. Nachdem wir beide die Uni wieder verließen, sie einige Monate eher als ich, trennten sich wenig später unsere Wege wieder. Das Album höre ich trotzdem noch gerne, obschon die Band bei mir inzwischen nicht mehr den Stellenwert von damals hat.
nein, das ist nicht ihr bestes album (das ist für mich nach wie vor "shrink" und "neon golden" hat auch noch die nase vorn) und das war auch nicht mein album des jahres (das war "everyday robots" von damon albarn), aber es hatte doch alles, was ich an dieser band so liebe: experiment und pop, elektronik und gitarren, strangeness und straightness und läutete für mich eine phase ein, die diese band - nach kurzem backlash ob des etwas mauen vorgängers - wieder sehr wichtig machte und bis heute macht. da wäre einmal das alien disko-festival, die jährliche entdeckungsreise in meist neue, oft ungehörte und fast immer faszinierende soundwelten, das sie mit unglaublich gutem gespür dafür, was das publikum will und was sie ihm zumuten können, kuratieren, dann die nebenprojekte und kollaborationen, die entweder neu gestartet werden (alien ensemble, spirit fest, hochzeitskapelle) oder alte werden immer wieder mal aufleben gelassen (ms john soda, tied & tickled trio) und dann natürlich die regelmäßigen konzerte, die immer ein erlebnis sind, weil sie sich einfach nie wiederholen und sich zu ihren songs immer wieder neue interpretationen und arrangements ausdenken. ein kleines unviersum haben die gebrüder acher und ihre mitstreiter da erschaffen und das bewundere ich zutiefst.
Och Menno. Ich hatte natürlich auf "Hinter all diesen Fenstern" gehofft. Aber das kam erst ein Jahr später. Irre, dass das schon so lange her ist! 2002 steckte ich mitten im Studium. Ich musste kurz überlegen, was in dem Jahr mein Soundtrack war. Ich habe auf jeden Fall Napster und Co. für mich entdeckt, weil ich eine stabile DSL-Leitung hatte. Und ich lernte andere Musik kennen. Alte Musik. Weil man so einfach an sie herankam. Trotzdem lag mein Fokus auf aktuellen Album. "Sea Changes" von Beck. "The Wiretap Scars" von Sparta - das waren so Alben, die Lebens-Soundtrack-Qualität besitzen. Aber in der Rückschau war es dieses Album, das weiße von Tocotronic, das für meine Entwicklung am wichtigsten war. Nicht nur, dass es mein erstes Lieblingsalbum von Tocotronic war (abgelöst später durch "Kapitulation"), hier ist der Beweis dass ich eine Affinität zu deutscher Indie-Pop-Musik entwickelt habe. "Hi Freaks" halte ich immer noch für einen der besten Songs dieser Band, vielleicht sogar für einen der besten deutsch-sprachigen Indie-Songs überhaupt.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed