Mit 20 hatte ich einen ziemlich eklektischen Musikgeschmack. Von Irish Folk (spezielle Grüße gegen raus nach Bronkowitzhausen) bis Slayer war viel möglich, und so ist es auch bis heute geblieben. Eine Platte aber erwischte mich in diesem Lebensjahr wie lange keine davor und keine danach: Rammsteins Debüt. Zu der Zeit hörte ich mir gerne die wöchentliche Metalsendung auf MDR Sputnik an, das ich über den Astra-Satelliten bei uns auf dem nordrhein-westfälischen Dorf empfangen konnte. Dort lief eines Tages "Wollt ihr das Bett in Flammen sehen" und meine Synapsen waren plötzlich hellwach. Was war das denn? Harte Musik, leicht psychotisch angehaucht, dazu noch auf deutsch? Genau mein Ding! Ein Jahr später sah ich die Band dann erstmals auf dem Bizarre-Festival im Nachmittagsprogramm live, in der strahlenden Sonne. Niemand hätte zu diesem Zeitpunkt ahnen können, was in den folgenden Jahren erfolgstechnisch mit der Kapelle passieren sollte. Ich selbst klinkte mich zwischendurch aus, aber diese Anfangszeit war für mich sehr wichtig. "Herzeleid" dürfte mein meistgehörtes Album im Jahr 1995 sein, deshalb taucht es hier auf.
Puh, mit diesem Lebensjahr habe ich mich bisher am Schwersten getan, weil ich gar nicht so konkrete Erinnerungen an Alben-Highlights in diesem Jahr habe. 2016 war eine ziemliche Achterbahnfahrt für mich. Ich war für zwei Monate in Mazedonien an der deutschen Botschaft, habe meinen Master abgeschlossen, mit Harlan angebandelt, für einige Monate in zwei tollen Clubs in Hannover (Café Glocksee und Béi Chéz Heinz gearbeitet) - mich aber auch nach dem Studium arbeitslos gemeldet, was im Nachhinein ziemlich dumm war, weil es einfach nur psychischen und finanziellen Stress verursacht hat. Als ich wegen des Albums noch mal in mich gegangen bin, habe ich festgestellt, dass in allen diesen schönen und auch blöden Situationen "Caracal" von Disclosure immer irgendwie lief. Entweder als Soundtrack zum Aufhübschen vor einer 10h-Schicht auf irgendeiner Elektro-Party, zum Runterkommen von ebendieser während ich ein Subway-Sandwich zum Frühstück schnabulierte (Turkey & Ham, Chipotle Sauce, extra Oliven), beim Flug nach Wien um Harlan zu besuchen, zum Aufmuntern, wenn es mir nicht gut ging etc. Ich weiß, dass viele "Caracal" nicht mögen und ich finde es selbst auch nicht so gut wie "Settle", aber damals war es für mich extrem wichtig - und ich höre es auch jetzt noch regelmäßig.
Damit bin ich auch schon durch. Die 30 kredenze ich euch dann am 01.01.22.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Zitat von G. Freeman im Beitrag #105Yeah @McDermott , "Ein Schwein namens Männer" gab es auf eigenen Wunsch auch bei unserer Abschluss-Party meiner Grundschulklasse, lieben gelernt durch die Bravo Hits 21, die das Teil auf CD1 auf der 1 hatte, gefolgt von "Stand By Me" von 4 The Cause, das weiß man ja. Ich werde nie vergessen, wie ich mit zwei Mitschülerinnen den Text laut auf dem Schulhof mitsang (da fand die Party statt), bis ein Lehrer den Text für nicht in Ordnung befand und eigenmächtig die CD wechselte. Fieser Typ.
Hihi, einen ähnlichen Zwischenfall gab es auch bei unserer Grundschulklassenabschiedsfeier. Nur war "Meine Freunde" der Aufreger. Von 4 The Cause hatte ich damals sogar eine Autogrammkarte.
"Meine Freunde" haben wir auf der Konfirmanten-Fahrt kurz nach Ankunft in der Herberge gesungen und wurden dafür fast nach Hause geschickt..
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25(1994) Turbulente Jahre der geographischen und mentalen Unstetigkeit gingen voraus. Ausbildung beendet, Festanstellung, ausgeszogen bei den Eltern, USA Reisen, Bundeswehr, erstes WG-Leben, abgebrochenes Technikstudium .... aber dann der Einlauf in meinen Hafen der 90er: Die Politikwissenschaft. Die Uni wurde auch musikalisch eine Zäsur, da mein bester Freund seit dem ersten Semester ein klassicher Spex-Leser war. Das heißt, er hatte natürlich keine Ahnung von guter Musik, aber er wurde zum Sprungbrett in das Becken von Indie & Alternative Rock .... also: Pixies, Pixies, Pixies und Pixies. Zu Anfang des Jahrzehnts wurde der Classic Rock ohnehin mit Guns N Roses zu Grabe getragen, und der musikalische Niedergang von Metallica war in vollem Gange. Grunge war stattdessen angesagt, erweitert durch alles, was in Richtung Crossover ging: RHCP, Soundgarden, Pearl Jam, Faith No More, Rage Against The Machine. Es war auch die Zeit, als ich Jahre nach dessen Einführung zum ersten Mal MTV sehen konnte, womit natürlich auch die Goldene Zeit des HipHop seine Spuren hinterlassen hat, etwas, was in meinem Heimat-Kaff vollkommen unbekannt war. Und wo landet man, wenn man Rock und Rap mag? Natürlich, bei Rap der rockt: BEASTIE BOYS in Dauerrotation.
Beastie Boys - Ill Communication (1994)
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
Der erste PC war in jenem Jahr im Haushalt angekommen - mit dem allseits geschätzen Windows 95 natürlich - und damit kam u.a. auch das Interesse an CD-ROMs. Ich erwähne das, weil die On Air ein Doppelpack mit CD und CD-ROM ist, was mein Interesse natürlich noch mehr beförderte, aber irgendwie bin ich nie richtig dazu gekommen, mir die CD-ROM anzuschauen. Nuja.
Natürlich, was denn sonst? Ab 77 habe ich alles aufgesaugt, was es so im Umfeld des Punk und New Wave gab. Das Debüt der Specials war eine Offenbarung. Bob Marley hat mich das Schunkeln gelernt, aber die Specials das Tanzen.Ich bin mindestens ein Jahr nur in Anzug und Pork Pie Hat rumgelaufen und trotz aller Wahnsinnsplatten wie "Metal Box", "Fear Of Music" oder "London Calling" kam für mich nichts an das Debüt der Specials ran. Erstmalig gehört habe ich "Gangsters" bei "Pop nach Acht". Mein ganz herzlicher Dank dafür gebührt Thomas Gottschalk. Und noch eine kleine Anekdote am Rande. Ich habe die Platte nicht redlich erworben, sondern betrügerisch. Der Plattenladen meines Vertrauens, bei dem nahezu jede Platte 14,90 DM kostete, hatte sie nicht vorrätig. Lediglich ein nahegelegenes Kaufhaus bot die Platte für 19.90 DM an. Da ich nicht so viel Geld hatte, jedoch auf gar keinen Fall verzichten wollte. musste das Preisschild einer billigen Platte dienen und die Preise wurden getauscht. Das war ja auch irgendwie Punk. Ich bin nicht erwischt worden und das schlechte Gewissen war vorhanden, hielt sich aber in Grenzen. Noch heute ist das Debüt der Specials immer unter den Top 3 meiner Sammlung zu finden.
Ein seltsames musikalisches Jahr. Ich könnte ja kackfrech behaupten, dass die Eels mit Beautiful Freak ein fantastisches Album herausgebracht haben, wäre aber erstunken und erlogen, da ich dieses Album erst einige Jahre später kennen und schätzen lernte.
Wir wollen doch hier lieber bei der Wahrheit bleiben und die sah so aus: Wir waren inzwischen zu dritt und meine gut vierjährige Tochter hatte beschlossen, mich im fortgeschrittenen Alter zu den Beatles zu bekehren. Keine Ahnung, wer ihr die nahegebracht hatte, denn meine Sammlung gab in dieser Hinsicht nichts her.
Jedenfalls wurde ich in diesem Jahr ein „glühender Fan“ des roten und des blauen Albums (neben SPLHCB meine einzigen zwei Scheiben) dieser Band.
Es hätte mich im Nachhinein betrachtet wesentlich schlechter treffen können! 😉
Zitat von MrMister7 im Beitrag #120Wir waren im gemütlichen Bad Mergentheim, haben dabei ein Neil Young-Konzert im Schloss Megrentheim um drei Tage verpasst
30(1999) Die Auslandssemester in Glasgow davor haben ihre musikalischen Spuren hinterlassen. Mitten in der Hochphase des Britpop wurde alles aufgesaugt, was von der Insel kam. Was heißt "kam", ich war ja dort ... und wurde unter permanenter Beschallung mit Oasis, Blur, Prodigy, Chemical Brothers & Co. komplett vom amerikanischen Rock der frühen 90er abgeschnitten. Die Transformation zum Indiepop-Hörer war vollzogen, und die Sammlung war derweil auf knapp 3000 Tonträger angeschwollen, natürlich auch durch intensive Unterstützung des CD-ROM Laufwerks. Alles was kopierbar war musste her. Daß man den ganzen Mist dann eigentlich nicht mehr richtig hören kann, versteht sich von selbst. Der Grund war ein anderer: Die politische Arbeit in Hochschulgremien und der große Uni-Streik haben den Bekanntenkreis explodieren lassen und jahrelang war ich bei dutzenden Veranstaltungen von AStA oder Fachschaften aller möglichen Fakultäten der Haus- oder Backup-DJ. Die Masse mußte bespaßt werden und ich hatte eben den Soundtrack.
In meinem Zimmer hingegen war die Situation eine andere. Alternative Rock und Rap waren in einer Sackgasse. Etwas gelangweilt von den aktuellen Hits des Jahres habe in jener Zeit nachgeholt, was ich in meiner Kindheit verpasst habe, nämlich die ganzen Klassiker des Punk und New Wave, sowie endlich richtig bei der 60ern einzusteigen: Beatles, Stones, Who, Kinks & Co. Logisch, alles eine Folge meiner persönlichen British Invasion. Ebenso wie das Interesse an Celtic Folk jenseits vom ausgelutschen Poques-Gemache, der King möge das ignorieren. Coelbeg, Bùrach, Lúnasa, Ruá, Seelyhoo, Sin É, Tannas, Altan ... das war dann natürlich ziemlich Special Interest, die wird hier eh niemand kennen.
Eine aktuelle Scheibe wurde dennoch totgenudelt, und das nicht nur von mir. Red Hot Chili Peppers - Californication (1999)
ME-Leser 1984 bis 2016 - ME-Forum seit 30.04.2003 - Erster Beitrag: "Wo kann ich mich hier wieder abmelden?" Heavy Rotation → ◉ Jake Bugg (2024) A Modern Day Distraction ◉ Julie (2024) The Ant-Aircraft Friend ◉ Towa Bird (2024) American Hero ◉ The Courettes (2024) The Soul Of... The Fabulous Courettes ◉ Noga Erez (2024) The Vandalist
"Brave New World" hatte ich mir zwei Jahre zuvor zwar gekauft, gefiel mir aber nicht sonderlich. War nicht hart genug und landete vorsorglich im Schrank. Gab ja genug andere spannende Bands, die es noch zu entdecken galt. Zwei Jahre später stand im EMP eine glühende Rezi zur neue Maiden Live Platte. Mein Interesse war erneut geweckt, zumal mir das Cover, diese schiere Menschenmenge imponierte. Wenig später lief auf Viva 2 der Live Clip zu "Run to the Hills", damit hatten sie mich. Zu Weihnachten lag das Album dann unter dem Baum und nach dem ersten Durchlauf war mir dann endlich klar, wieso alle (Metal-) Welt diese alten Männer kultisch verehrt. Seitdem tue ich das auch. Bis heute einer meiner Top 10 Lieblingsbands. Ein Konzertbesuch steht bis dato leider noch aus.
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Ich war gerade Zivildienstleistender und wurde einige Tage nachdem „In Rainbow“ alle überrumpelt* hatte zu einem Lehrgang abkommandiert. Diese Lehrgänge waren im Grunde nicht mehr als 1- bis 2-wöchige Parties. Bereits der erste Abend eskalierte völlig. Jemand kannte jemanden, der jemanden kannte, weswegen wir auf der übelsten Studentendrecksauparty landeten und am Morgen gerade noch pünktlich in unseren Kurs stolperten. Es muss wie in einer Schnapsbrennerei gerochen haben. Der Kursleiter, langes graues Haar, roter Wollpulli und komplett tiefenentspannt, klärte uns auf, dass wir schon einen Ausfall zu verzeichnen hätten. Einer unserer Mitstreiter vom Vorabend sei im Zug nach Dortmund aufgewacht und würde erst am nächsten Tag wieder zu uns stoßen. Ironischweise ging es in diesem Kurs um das Thema Drogen & Alkohol. Zum Herunterkommen in diesen Tagen war „In Rainbows“ jedenfalls perfekt - besonders „House of Cards“, „All I Need“ oder "Weird Fishes, Arpeggi" erfreuten sich in unserem Zimmer großer Beliebtheit. „Hail to the Thief“ hatte mir nicht so sehr gefallen, daher war es umso schöner, dass Radiohead wieder zu alter Stärke fanden.
*Natürlich war ich einer der Geier, die sich das Album für 0€ heruntergeladen haben. Später kaufte ich dann aber artig die CD.