Das RKI geht davon aus, dass die übliche Testhäufigkeit erst nach den Osterferien wieder auf einem mit den Vorwochen vergleichbaren Niveau liegt. Die aktuellen Inzidenzen und R-Werte sind somit noch nicht wirklich aussagekräftig.
Vor einer Woche gab es 17051 neue Fälle, heute waren es 9677. Auch der R-Wert ist auf 0,81 gefallen.
Gegenüber der Vorwoche starben heute allerdings 20 % mehr Menschen an Corona. Zudem steigt die Bettenbelegung in den Intensivstationen weiterhin an.
Waren es am 14. März noch 2778 Betten, sind nunmehr 4366 Betten belegt. Bedingt durch die Impfungen, sind Menschen über 80 immer weniger betroffen. Damit werden die Patienten quasi jünger. Was mit an den Virus-Mutationen liegt.
Und, zynisch gesagt: früher starben von den ü-80-Patienten auch viele in einer Klinik vergleichsweise schnell an Corona. So wurden auch wieder Betten frei, während nun deutllich weniger sterben und die Patienten dafür länger verweilen.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Mir ist immer noch unklar, ob das Virus durch Mutation für die Jüngeren nun gefährlicher geworden ist, oder ob durch die höheren Zahlen einfach mehr - selten betroffene - Jüngere auf den Intensivstationen landen.
Meinst Du jüngere Erwachsene oder Kinder/Jugendliche? Und wie definierst Du gefährlicher? Größere Gefahr sich anzustecken oder schlimmer zu erkranken? Inzidenz bei Kindern bis 14 hat sich in den letzten Wochen mehr als verdoppelt. Bei Kindern bis 5 vervierfacht. Noch immer gibt es fast nirgends Teststrategien für Kita-Kinder, obwohl sie stärker betroffen sind. Fokus nur auf Schulen. Wo in früheren Wellen Kinder oft symptomlos waren, gibt es jetzt mehr Erkrankungen. Zum Glück müssen nur wenige ins Krankenhaus, selten bricht hinterher PIMS aus. Auch unter Kindern gibt es viele Risikopatienten (chron. Lungenerkrankungen, geschwächte Immunabwehr, andere chron. Krankheiten). Auch leiden einige unter Long Covid, wer weiß wie lange sie unter den Symptomen leiden müssen.
Bei den Kindern hat die höhere Inzidenz vermutlich schon auch etwas mit dem häufigeren Testen zu tun. Mir geht es im Kern um diesen Satz:
"Wo in früheren Wellen Kinder oft symptomlos waren, gibt es jetzt mehr Erkrankungen."
Ist das Risiko für das einzelne Kind (oder den 20- oder 40-Jährigen) heute höher, als wenn er sich vor einem Jahr infiziert hätte? Oder ist die Infiziertenzahl heute so viel höher, dass die genauso seltenen Erkrankungen häufiger auftreten?
Auch letzteres ist gefährlich, nicht falsch verstehen. Weil bei Millionen Infizierten die Intensivstationen ja auch voll werde. Aber mir geht es um das Risiko des einzelnen Betroffenen.
Mehr Tests -> höhere Inzidenz sollte aber nicht bei Kita-Kindern der Fall sein. Die werden nämlich nicht regelmäßig getestet. Also denke ich schon, dass die Zahlen zumindest in der Altersgruppe bis 5 repräsentativ sind.
Das Risiko sich anzustecken ist nun höher, denke das ist bewiesen. Das Risiko schwerer zu erkranken kann ich nicht beurteilen. Vielleicht hat @akri was parat.
Die Frage dahinter ist ja: Kann ich, wenn die Risikogruppen zunehmend geimpft sind, höhere Infiziertenzahlen hinnehmen, weil es für die meisten dann eher harmlos ist. Auch für Long-Covid habe ich noch keine soliden Zahlen gefunden, wie hoch das Risiko für einen Infizierten ist. Alle Studien, die ich kenne, beziehen sich auf Hospitalisierte.
Langsam nervt mich die Organisation der Impfungen schon ziemlich. Bei uns im Dorf sind inzwischen etwa die Hälfte aller gesunden 18 bis 35-jährigen geimpft (und feiern sich dafür auch noch gegenseitig bei Facebook ab), weil sie sich einfach als Begleitperson einer Schwangeren oder der Ü80-Oma registriert haben, während meine Frau mit gleich zwei Risikoerkrankungen laut Kreis und Hausarzt frühestens in einigen Wochen mit einem Termin rechnen kann. Das örtliche Impfzentrum hat hingegen am Dienstag ohne Vorwarnung jeden, der zufällig vor Ort war (wie eine Kollegin von mir, die eigentlich nur ihren Mann hinbringen wollte) und das Impfbuch dabei hatte kurzfristig geimpft, weil sonst Impfstoff hätte vernichtet werden müssen. Inzwischen tut sich auch bei meinem Arbeitgeber was, allerdings werden jetzt überwiegend erst die Leute mit Einzelbüros oder im Homeoffice geimpft und dann erst diejenigen, die seit Beginn der Pandemie wie ich ununterbrochen in unserem "Großraumbüro" (tagsüber 20 Personen, nachts 7) präsent sein müssen und sich dabei eine Klimaanlage teilen. Die Polizisten/Polizistinnen, die allerdings zwei Meter neben mir sitzen sind alle schon geimpft, da de facto gleicher Job aber anderes Ministerium. Kann mir doch niemand erklären, dass sich das alles nicht besser organisieren und priorisieren lässt.
Die britische Regierung hatte schon Mitte Februar Ergebnisse veröffentlicht, wonach das Risiko, bei der Mutante B.1.1.7 wegen schwerer Verläufe im Krankenhaus zu landen oder gar zu sterben um 40 bis 60 Prozent höher sei als bei der am Anfang der Pandemie festgestellten Form des Coronavirus. Forscher der Universität Exeter aus England haben einer Studie in der Fachzeitschrift BMJ veröffentlicht. Demnach ist die britische Mutante B.1.1.7 zu 64 % tödlicher als die ursprüngliche Corona-Variante. Bei 1000 Infektionen kommt es zu 4,1 Todesfällen. Die Virus-Mutation B.1.1.7 kann leichter in menschliche Zellen eindringen. Dadurch wird schneller eine höhere Viruslast erreicht und der Körper somit auch stärker belastet.
Zudem ist die britische Corona-Mutante derweil weiter mutiert - zur Form E484K. Die neue Variante E484K kommt bislang in 11 von 200.000 britischen Proben vor und ist ansonsten in Tirol verbreitet (vor allem in Nordtirol im Bezirk Kufstein). Antikörper haben größere Schwierigkeiten, sich an Spike-Proteine mit einer E484K-Mutation zu binden. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich zuvor schon mit der ursprünglichen Corona-Form Infizierte nun ebenfalls (nochmals) mit der neuen Mutation anstecken könnten.
Die Form E484K wird also von Antikörpern, die sich nach einer Impfung bilden, nicht mehr so gut erkannt. Breitet sich diese Variante aus, wären Nachimpfungen mit einem modifizierten Corona-Impfstoff notwendig. Andreas Bergthaler von der Medizinischen Universität Wien sagte dazu, dass es in Tirol etwas über 100 Fälle mit einer Mutation E484K gibt. Seiner Kenntnis nach hätten z.B. Biontech-Impfungen bei der Mutante B.1.1.7+E484K sechs bis zehnmal „niedrigere Antikörper Neutralisationstiter“. Dies erhärte „die Vermutung, dass bestehende Impfungen nicht so gut gegen B.1.1.7+E484K schützen könnten“. Biontech-Chef Uğur Şahin sagte dazu, dass der Impfstoff ggf. ohne klinische Studie innerhalb von sechs Wochen angepasst werden könne.
Insgesamt betrachtet wird deutlich, dass es auf Dauer einerseits wichtig ist, auf Impfungen zu setzen. Andererseits muss aber parallel auch die Zahl der Neuinfektionen gesenkt werden, weil damit ja auch immer die Gefahr gegeben ist, dass sich neue Mutationen bilden und verbreiten, gegen die dann schlimmstenfalls nur neue Impfungen helfen. Es wäre fatal, wenn im Sommer 2021 sehr viele durchgeimpft wären, aber mit einem Impfstoff, der dann schon nicht mehr wirksam genug vor den Neumutationen schützt. Dann könnte man die Variante B.1.1.7+E484K+LambdaPhi17 auch gleich statt Corona „Diabolo“ nennen und wäre quasi wieder bei Null angekommen. Nicht bei 0 Fällen, sondern am Beginn einer neuen Diabolo-Pandemie.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von LFB im Beitrag #4508laut Kreis und Hausarzt frühestens in einigen Wochen mit einem Termin rechnen kann.
Bei mir ähnlich. Eine Impfung sollte in der Mitte von den Infusionen passieren, die ich alle acht Wochen bekomme. Also entweder so um den 18. April, illusorisch, oder dann wieder um den 18.Juni herum... Selbst wenn der Hausarzt zusagen sollte, bekommen die wohl gerade nur Astra und somit bin ich wieder raus.
Was ich nicht verstehe ist, dass man offenbar auf lokaler Ebene jetzt überall eine Mischung aus "wir impfen streng nach Priorität" und "wir nehmen jetzt zwei Stunden lang jeden ran, der möchte" fährt, wodurch zig Gesunde vor den Leuten mit gehobener Priorität geimpft werden. Warum setzt man letztere nicht auf eine Warteliste und telefoniert sie ab, wenn sich Restbestände auftun? Meine Frau wäre rund um die Uhr in maximal zehn Minuten beim Impfzentrum, wenn man sie anruft.
Die Bundesregierung ist für ein deutliches Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte in Berlin, die Zahl der belegten Intensivbetten spreche eine sehr deutliche Sprache. "Deswegen ist auch jede Forderung nach einem kurzen einheitlichen Lockdown richtig.“ „Auch ein gemeinsames bundeseinheitliches Vorgehen wäre hier wichtig." "Die Vielfalt der beschlossenen Regeln trägt im Moment nicht zur Sicherheit und zur Akzeptanz bei."
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Da lach ich doch. Spätestens 2 Tage nach Inkrafttreten der einheitlichen Regelungen tanzen 16 Ministerpräsidenten aus der Reihe und es gibt wieder für jedes Bundesland eigene Regelungen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Das frage ich mich allerdings auch schon lange. Wenn sich abzeichnet, dass viel übrig bleibt, sollte das doch nicht so ein Problem sein. Kann ja auch nicht sein, dass sich das nicht organisieren ließe. Es gäbe ja wirklich genug Menschen, die auch Telefonschichten als temporäre Beschäftigung gut gebrauchen könnten...