Nun, eine Schwierigkeit besteht ja auch darin, dass die App letztlich Risiken hochrechnet.
Vom Zeitpunkt an gerechnet, an dem jemand „Symptome“ zeigte und vom Grad der Infektiosität abhängig, werden letztlich 1 oder 2 Punkte vergeben.
Zusätzlich werden Punkte hinsichtlich der Datenerfassung ermittelt. Sind die Daten nicht mehr relevant, gibt es 0 Punkte. Meldet man alles selbst, gibt es 2 Punkte. Handelt es sich um einen klinischen Befund, gibt es 4 Punkte. Ist ein abschließender Test positiv gewesen, gibt es 6 Punkte.
Alle Punkte werden aufaddiert, also 1 oder 2 plus 0, 2, 4 oder 6 = 1 bis 8 Punkte.
Hinzu kommt, das die Feldstärke zwischen den z.B. Smartphones ermittelt wird. Je nach Stärke ( in dB gemessen), ergibt sich ein anderer Faktor. Alle Messungen über 73 dB werden verworfen, da dann die Entfernung zu groß ist. Dieser Faktor ist wichtig für die „Nähe“ des Kontaktes. Es gibt also kein Treffen oder Nichttreffen mit einer Person, sondern ein mehr oder weniger nah sein oder auch fern sein!
Dann kommt die Zeitdauer des Kontaktes hinzu. Auch hier werden Kontakte unter 10 Minuten verworfen.
Gab es ca. 1,5 Meter (<55 dB Dämpfung) Kontakt, zählt der voll. Bei ca. 1,5 bis 3 Meter (55 bis 63 dB Dämpfung) zählt die Zeit zur Hälfte. Die in mehr ca. 3 Metern verbrachte Zeit wird nicht gezählt.
Letztlich wird mit dem Feldstärkefaktor und der Punktezahl die gewichtete Zeit berechnet. Dies aber immer für ein Zeitfenster von maximal 30 Minuten.
Letztlich gelten alle derart gewichteten(!) Zeitkontakte bis zu 5 Minuten und pro Zeitfenster noch als „grün“.
Bitte bedenken: saß eine infizierte Person eine halbe Stunde lang vier Meter weiter mit im Raum, wird dies nicht berücksichtigt und alles bleibt „grün“. Hat man nur 2 Minuten mit einer Person Kontakt gehabt, kann alles „rot“ werden. Hat die Person etwa einen positiven PCR-Test gemacht, verdreifacht sich die „kritische“ Zeit gegenüber einer Person, die ihre Daten nur selbst aufgrund von Symptomen angegeben hat.
Die einzelnen Zeitfenster von 30 Minuten werden dann wiederum für einen Tag aufaddiert. Vor allem aber: alles wird für 14 Tage aufaddiert.
Auch dann, wenn die einzelnen Zeitfenster für sich alle „grün“ waren, kann es so zu einem Tagesgesamtergebnis „rot“ kommen.
Und bedenken: wenn jemand positiv getestet wurde, kann sich für ihn der Faktor erhöhen. Der Kontakt, der bis zu 14 Tage zuvor ermittelt wird, kann so höher gewichtet werden. Auch dann, wenn es keine neuen Kontakte gab, kann so alles von „grün“ plötzlich auf „rot“ umspringen. Es muss also zum „Rotwerden“ keine weiteren Kontakte mehr geben, es kann sich aber quasi die Berechnungsgrundlage für schon zurückliegende Kontakte verändern.
BEISPIEL
A und B erfahren heute, am 20. Januar 2022, dass sie positv auf Corona getestet wurden. A gibt dies heute in seine App ein. Er nutzt die App seit 8 Tagen. Die Geräteschlüssel der letzten 7 Tage erhalten so eine Posiitivkennung. Das Übertragungsrisko beträgt dabei 6, 8, 8, 8, 5, 3 und 1 Punkte.
B aber wartet noch bis morgen mit der Eingabe in ihre App, bis zum 21.01. B nutzt die App schon länger. Alle Geräteschlüssel der letzten 14 Tage stehen damit zur Verfügung.
Das Übertragungsrisiko beträgt ich bei B 6, 8, 8, 8, 5, 3 und 1 Punkte. Allerdings beginnt bei B alles ja einen Tag zeitversetzt gegenüber A.
Die App kann ja nicht wissen, dass A und B zeitgleich über ihr positives Ergebnis informiert wurden.
Für alle weiteren zurückliegenden Tage wird der Übertragungsrisikograd 1 vergeben.
Und jetzt wird es spannend, denn...
A und B treffen sich nun in der S-Bahn. Und auch C sitzt öfters auf dem Weg zur Arbeit mit dabei.
C hatte zu A und B am 9. und 16. Januar morgens und abends für jeweils 10 Minuten Kontakt. A saß in der S-Bahn einen Meter von ihr entfernt und B zwei Meter.
Was passiert nun? Bei C ruft die App morgen Daten ab, am 21. Januar.
Es wird eine Begegnung für den 16. erkannt. Denn für den 9. hat die App von A keine Positivkennung hochgeladen.
Die Begegnung am 16.01. hat insgesamt 20 Minuten gedauert. Die Smartphones waren im Durchschnitt einen Meter voneinander entfernt. Es ergibt sich ein Wert von je 1 für die Dauer und die Dämpfung.
Der Wert für das Verzugsrisiko (21 - 16 = 5 Tage) ist durchgehend mit 5 konfiguriert. Der Wert für das Übertragungsrisiko beträgt 8. Das Begegnungsrisiko errechnet sich mit 1 x 1 x 5 x 8 = 40.
Der Grenzwert der App von 11 wird überschritten: alles zählt als Risikobegegnung.
Diese Risikobegegnung mit A ist alos auch die einzige, die der App von C bekannt ist.
C hielt sich 20 Minuten mit A unter 1,5 Meter auf, diese 20 Minuten werden voll gezählt.
Das Begegnungsrisiko wurde mit 40 berechnet. Die Verrechnung der 20 Minuten mit dem Begegnungsrisiko: 20 * 40 / 25 = 32 (25 ist der konfigurierte Wert für "durchschnittlich riskante" Risikobegegnungen) Es ergben sich also letztlich 32 Minuten als gewichtete Zeit. Ab 15 Minuten besteht ein erhöhtes Risiko. C erhält entsprechend eine Benachrichtigung. Ihr wird mitgeteilt, dass sie eine Risikobegegnung hatte und diese 5 Tage zurückliegt.
Kommen wir nun zum 22. Januar Die App von C erfasst nun auch die von B ja erst am 21.01. angegeben Daten. Die App erkennt Begegnungen am 16. und am 9. Januar. Die Begegnungsmengen haben jeweils 20 Minuten gedauert. Die Smartphones waren im Durchschnitt zwei Meter voneinander entfernt. Daraus ergeben sich Werte von jeweils 1 für die Dauer und die Dämpfung. Die Verzugsrisikowerte (22 - 16 = 6 Tage bzw. 22 - 9 = 13 Tage) sind konstant 5. Die Übertragungsrisikowerte sind 5 für den 16. und 1 für den 9. Januar
Die Begegnungsrisiken berechnen sich für den 16. mit 1 x 1 x 5 x 5 = 25 und für den 9. mit 1 x 1 x 5 x 1 = 5.
Die Begegnungsmenge am 9.Januar beträgt 5 erreicht somit den Grenzwert (11) nicht. Sie zählt damit auch nicht als Risikobegegnung.
Die Risikobegegnung des 16. wird aber bei der aktualisierten Auswertung berücksichtigt. C hat sich mit A für 20 Minuten getroffen - diese zählen voll. C hat sich mit B auch 20 Minuten getrofffen – dies zählen nur zur Hälfte ( da > 1,5 Meter)
Insgesamt sind dies 30 Minuten. Die höchste(!) Risikobegegnung fand mit A statt: mit 40 gab es das höchste Begegnungsrisiko
Es ergeben sich nun als Risikobegegnungen für den 14-Tage-Zeitraum: 30 x 40/25 = 48 Minuten.
Am 22. Januar zeigt die App von C somit auch 2 Risikobegegnungen an, von denen die letzte 6 Tage zurückliegt.
Wir erinnern uns: insgesamt hatte C die Personen A und B je zweimal infiziert für die gleiche Zeitdauer in der S-Bahn kontaktiert. Die App hat letztlich Begegnungsrisiken von 5, 25 und 40 berechnet.
Ein Risiko ist für die App nicht existent gewesen (A am 9. Januar), ein Risiko ist zu gering gewesen. Zwei der Kontakte wurden von der App mit 25 bzw. 40 als riskant bzw. „rot“ gewertet.
Recherchemeister akri schlägt wieder zu. Sehr interessant. Heißt aber ja im Klartext: Ohne die exakten Daten einzusehen, die eine Identifizierung zulassen würden, lässt sich mit der reinen Uhrzeit des Kontakts gar nichts anfangen, weil die Warnung im Zweifel gar nicht auf einer einzigen Begegnung beruht. Bleibt also nur die Losung: Augen zu, Vertrauen in den Algorithmus, und vorsichtshalber testen…
Ich denke, da ist auch aus rein datenschutzrechtlichen Gründen eine gewisse "Vernebelung" mit im Spiel. im Kern könnte so eine App auch genau den Ort und die Zeit benennen, an dem es zu "kritischen Kontakten" gekommen ist. Mit einer peinlich genauen Auflistung, wo es wann zu jeweils welchen relevanten Risiken kam.
P.S. die Recherche hat ja victorward übernommen... ich habe das nur nochmals etwas eher vereinfacht (hust, hust) dargestellt...
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Österreich hat eine Corona-Impfpflicht beschlossen. Von Anfang Februar wird die Corona-Impfung für alle ab 18 Jahren Pflicht. Andernfalls drohen ab Mitte März Geldstrafen bis zu 3600 Euro. Ausgenommen sind Schwangere. Und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Ebenso Genesene für einen Zeitraum von sechs Monaten. Österreichs Bundesrat muss dem Gesetz am 3. Februar noch zustimmen - das gilt als Formsache.
Der Nationalrat verabschiedete ein 1,4 Milliarden Euro Paket für eine Impflotterie. Pro Teilimpfung kann man 500 Euro gewinnen, die dann als Gutscheine in der Gastronomie oder im Handel eingelöst werden können. Es können auch jene teilnehmen, die schon geschützt sind. Ungefähr jede 10. Impfung soll gewinnen. Zudem erhalten Gemeinden mit einer Impfquote von 80 % insgesamt 75 Millionen Euro, Gemeinden mit 85 % 150 Millionen und solche mit 90 % 300 Millionen Euro.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von akri im Beitrag #6709Ich denke, da ist auch aus rein datenschutzrechtlichen Gründen eine gewisse "Vernebelung" mit im Spiel.
dazu quasi passend:
Bislang haben Ermittler in mehr als 100 Verfahren auf Daten aus der Luca-App oder anderen Formen der Corona-Kontakterfassung zugegriffen. In fünf Fällen geschah dies auch, obwohl das Infektionsschutzgesetz dies zu diesem Zeitpunkt verboten hat.
In Mosbach (Baden-Württemberg) fragte die Staatsanwaltschaft im Sommer 2021 die Besucherdaten eines Schwimmbads ab. Es sollten so Geschädigte und auch Zeugen in einem Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gefunden werden.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wertete im Juli 2021 die Gästeliste einer Veranstaltung wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdelikts aus.
Seit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes im November durften Daten ausdrücklich nur noch für die Kontaktnachverfolgung genutzt werden. Es ist aber rechtlich umstritten, ob dies auch für die Aufklärung schwerster Straftaten gilt.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #6702Ich verstehe nicht, was ihr für Erwartungen an die CW App habt. Was nützt es, den genauen Zeitpunkt der Risikobegegnung zu wissen. Macht es einen Unterschied in eurem Verhalten, ob ihr euch daraufhin testen lasst?
Es gibt sicher auch viele Leute, die ihr positives Ergebnis über die App nicht einspeisen, z.B. vielleicht einige der Patienten von Berthold.
es macht d e n unterschied, dass ich gegebenenfalls sagen kann "ah, um 09:53h war ich gerade in der zweistündigen besprechung mit x und y" oder "um 09:53h war ich im rewe einkaufen, bin aber niemandem zu nahe gekommen, genau wie um 14.34h am bahnhof". versteh mich nicht falsch, ich bin ein vorsichtiger mensch, aber eine selbstverordnete quarantäne aufgrund eines nicht genau definierten risikos (teils ja eben auch eine addidtion mehrerer begegnungen mit geringem risiko) ist schlicht nicht drin. testen lasse ich mich eh regelmäßig mehrmals die woche, würde die app eine begegnung definieren, würde ich es x und y aber ebenfalls schnellstmöglich und dringlich ans herz legen. das tue ich in der tat nicht, wenn die app einfach mal wieder rot ist.
Bayern hatte ja bereits die 2G+-Regel für Gaststätten abgeschafft und auf 2G umgestellt.
Die 2G-Regel für den Einzelhandel wurde zudem schon in Bundesländern wie Bayern, Niedersachsen oder dem Saarland gekippt.
Gegen die 2G-Regel hatten zumeist Fachmärkte für Elektroartikel geklagt. (Ober)verwaltungsgerichte stellten daraufhin fest, dass geltende Regelungen gegen das Gebot der Bestimmtheit von Normen verstoße. Es sei nicht klar genug formuliert gewesen, wieso manche Geschäfte von der Regelung ausgenommen waren. Obwohl sie eben nicht dem täglichen Bedarf entsprechen (etwa Blumenläden, Baumärkte, Baumschulen, etc.)
Auch NRW will nun die 2G-Beschränkung im Einzelhandel kippen. Dies will man auch für eine bundesweite Regelung mit in die am Montag stattfindende Bund-Länder-Beratung einbringen.
Angestrebt wird, dass im gesamten Einzelhandel künftig jeder Zugang haben soll, wobei dies in Kombination mit einer FFP2-Pflicht diskutiert wird.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von Vermooste_Pfote im Beitrag #6702Ich verstehe nicht, was ihr für Erwartungen an die CW App habt. Was nützt es, den genauen Zeitpunkt der Risikobegegnung zu wissen. Macht es einen Unterschied in eurem Verhalten, ob ihr euch daraufhin testen lasst?
Es gibt sicher auch viele Leute, die ihr positives Ergebnis über die App nicht einspeisen, z.B. vielleicht einige der Patienten von Berthold.
es macht d e n unterschied, dass ich gegebenenfalls sagen kann "ah, um 09:53h war ich gerade in der zweistündigen besprechung mit x und y" oder "um 09:53h war ich im rewe einkaufen, bin aber niemandem zu nahe gekommen, genau wie um 14.34h am bahnhof". versteh mich nicht falsch, ich bin ein vorsichtiger mensch, aber eine selbstverordnete quarantäne aufgrund eines nicht genau definierten risikos (teils ja eben auch eine addidtion mehrerer begegnungen mit geringem risiko) ist schlicht nicht drin. testen lasse ich mich eh regelmäßig mehrmals die woche, würde die app eine begegnung definieren, würde ich es x und y aber ebenfalls schnellstmöglich und dringlich ans herz legen. das tue ich in der tat nicht, wenn die app einfach mal wieder rot ist.
Ich vermute. Die Intention hinter der App war es, Leute zum Testen zu bewegen. Insofern wäre es hinderlich gewesen, irgendwelche Hinweise zu geben, die die Warnung relativieren könnten. Jetzt wo Omikron wütet, ist das mit dem PCR-Testen nicht mehr so leicht, zumindest solang man nicht in Wien lebt. Ich überlege mir auch schon seit einiger Zeit, wie ich auf einen roten Warnhinweis reagieren soll oder kann.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Gestern las ich in einem Tweet: Es ist günstiger, mit Ryanair nach Wien hin und zurück zu fliegen (wobei das natürlich eine Milchmädchenrechnung ist) und dort einen kostenlosen PCR-Test zu machen (wozu man sich zuerst registrieren muss), als hier einen kostenpflichtigen.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Lustig: In einigen Zeitungen tauchen derzeit gehäuft Anzeigen von ungeimpften Krankenschwestern auf, die dringend einen neuen Job suchen. Ein paar Journalisten haben sich die Mühe gemacht, mit den Inserenten Kontakt aufzunehmen. Keine einzige davon war zu erreichen...
Auch eben gelesen. Die Impfgegner scheinen viel Geld zu haben…
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Ich kenne eine Hand voll Beschäftigter aus dem Gesundheitssektor, die für den Fall einer Impfpflicht glaubhaft versichert haben, ihr Betätigungsfeld zu wechseln. Die Drohung ist dann immer "dann gibt es noch mehr Mangel". Da ich solche Leute weder fachlich noch menschlich für geeignet halte, pflegerisch/ärztlich/wieauchimmer in diesem Bereich zu arbeiten, finde ich die Drohung nicht abschreckend.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."