Will nur noch mal kurz klarstellen, dass man sich hier natürlich trotzdem weiterhin über Zahlen unterhalten kann und soll. Mir gings ursprünglich nur darum nicht täglich die neuesten Todeszahlen lesen zu müssen
Es macht aber wenig Sinn aus der Entwicklung von Zahlen der letzten Tage irgendwas ableiten zu wollen. Gerade auf lokaler Ebene kann ja eine einzige Infektion in einem Altenheim alles komplett auf den Kopf stellen. Erste wage Prognosen kann man erst Mitte nächster Woche machen.
Da hast du natürlich recht. Aber hier liegen die gestiegenen Erkranktenzahlen tatsächlich daran, dass mehr getestet wird durch eine zentrale Abstrich-Stelle.
Warten wir einfach mal ab, schön wäre es natürlich, wenn es insgesamt helfen würde mit der privaten Isolation.
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Die aktuellen Zahlen sind immer mit Vorsicht zu genießen.
Die Gesundheitsämter übermitteln ja jeweils bei Vorliegen eines positiven Tests das sog. Meldedatum an das RKI.
Als Beispiel dazu einmal die Stadt Köln. Hier wurden 237 neue Fälle gemeldet. Zuvor gab es 755 Fälle. Dies wäre somit ein extrem hoher Anstieg um 31,4 % an nur einem Tag. Was natürlich Unsinn ist...
Tatsächlich verteilen sich die neuen 237 Fälle auf 12 Tage. So wurden z.B. erst heute 17 neue Fälle als positiv gemeldet, die vom Kölner Gesundheitsamt erstmals am 20. März erfasst wurden.
Entsprechend kommen zu den heute gemeldeten 41 Kölner Fällen in den nächsten zwei Wochen noch x weitere Fälle für den 29.03. und andere Tage mit hinzu...
Blickt man auf diese Kölner Daten, dann zeigt sich auch, dass die scheinbar geringen Fallzahlen vom 21., 22. und 23.03 nur darauf basieren, dass eben Wochenende war.
Wenn es also in den Nachrichten heißt, die Zahl der Fälle in Deutschland sei um 4615 gestiegen, dann bedeutet dies, dass es in den zurückliegenden zwei Wochen insgesamt 4615 neue Fallerfassungen bei den Gesundheitsämtern gab. Der Anstieg um 4615 Fälle ist also kein wirklich aktueller Anstieg. Über den heute gegebenen Status kann man somit erst zu Ostern verbindlich etwas aussagen
Dazu das RKI: "Durch den Meldeverzug sind die Daten der letzten Tage in der Grafik noch unvollständig und füllen sich mit den in den kommenden Tagen nachfolgend übermittelten Daten auf. Aus dem Verlauf der übermittelten Daten allein lässt sich daher kein Trend zu den aktuell erfolgten Neuinfektionen ablesen."
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #777welche stimmungsaufheller nimmst du? die will ich auch haben!
Wieso muss es eigentlich gleich persönlich werden, nur weil jemand die Lage positiver einschätzt, als der große Rest?
Sehe ich genauso, danke. Für meinen Berufsstand sehe ich eine große Chance, falls wir in absehbarer Zeit aus der Nummer wieder rauskommen. Die Allgemeinheit weiß endlich mal zu schätzen, was wir leisten, und bei einem mit Sicherheit daraus resultierenden Arbeitskampf können wir uns der Unterstützung eines Teils der Bevölkerung sicher sein, den das bislang nicht gekümmert hat. Habe mit einigen Kollegen (auch Krankenpflegern) gesprochen, die das genauso sehen. Genauso für Beschäftigte im Einzelhandel. Nach dieser Geschichte werden einige bisher festgefügte Verhältnisse ins Rutschen geraten, und ich hoffe nur, daß mein Berufsstand geschlossen in der Lage ist, diese sicherlich nur temporäre Aufweichung des status quo zu nutzen, bevor die Normalität zurückkehrt und ich wieder bei Demos von Pflegenden mitlaufe, die außer anderen Pflegenden keinen Menschen interessieren.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Wie geschrieben: Ich glaube nicht daran, so schön es auch wäre. Nach Corona wird sich vermutlich vieles wieder genau so abspielen wie bisher auch.
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Das autoritär geführte Turkmenistan in Zentralasien will Medienberichten zufolge das Coronavirus aus dem täglichen Sprachgebrauch verdrängen - notfalls auch mit Staatsgewalt.
Das Wort sei bereits aus Informationsbroschüren der Behörden über die Krankheit gestrichen worden, berichteten unabhängige lokale Medien in der Hauptstadt Aschchabad. Selbst wer die Pandemie in Privatgesprächen erwähne, könne festgenommen werden.
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Im Vergleich zum Vorgänger ist das ja beinahe noch liberal, der hatte direkt Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaften aus den Lehrplänen gestrichen, weil sie überflüssig seien.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #800Für meinen Berufsstand sehe ich eine große Chance, falls wir in absehbarer Zeit aus der Nummer wieder rauskommen. Die Allgemeinheit weiß endlich mal zu schätzen, was wir leisten, und bei einem mit Sicherheit daraus resultierenden Arbeitskampf können wir uns der Unterstützung eines Teils der Bevölkerung sicher sein, den das bislang nicht gekümmert hat. Habe mit einigen Kollegen (auch Krankenpflegern) gesprochen, die das genauso sehen.
Das wünsche ich mir sehr, aber leider wird im Volk mit der Rückkehr zur Normalität schnell das große Vergessen einsetzen.
Zitat von LFB im Beitrag #776Ich sehe das nicht so negativ. Durch die Fokussierung auf Corona können z.B. Putin und Erdogan in Syrien größere Zugeständnisse machen, ohnen innenpolitisch das Gesicht zu verlieren, auch Trump gewinnt außenpolitisch an Handlungsspielraum (z.B. gegenüber Nordkorea). Die EU kann sich endlich mal wieder positiv einbringen und die Solidarität innerhalb Europas stärken (hoffentlich ohne Eurobonds, wenn man damit einmal anfängt...). Der Co2 Ausstoß geht global temporär stark zurück, gleichzeitig wird auch in dieser Hinsicht ein Umdenken z.B. in Bezug auf Fernreisen mit ihrer desaströsen Klimabilanz stattfinden (möchte man beim nächsten Virusausbruch wirklich auf einem Kreuzfahrtschiff vor Indonesien festsitzen?). Die Bedeutung eines gut finanzierten Gesundheitswesens wird global allen bewusst. In Bezug auf die Warenwirtschaft wird die Globalisierung mit ihrer negativen Klimabilanz ein Stück weit zurückgedreht, d.h. man weiß wieder den lokalen Erzeuger zu schätzen. Gleichzeitig wird der ideologisch begründete Kampf gegen den Individualverkehr vielleicht endlich mal als Irrweg begriffen, der ist nämlich in ländlichen Regionen dauerhaft alternativlos und bei einer Epidemie der Garant, dass die Menschen noch ohne Ansteckungsgefahr zur Arbeit kommen. Innenpolitisch wissen wir nun auch alle wieder, welche Berufe ein Land in einer Krise am Laufen halten, das wirkt sich hoffentlich positiv auf die Bezahlung und das Ansehen aus. Ich sehe deshalb insgesamt viele positive Nebeneffekte dieser schlimmen Epidemie. Die ganze Welt sitzt in dieser Sache in einem Boot, das birgt auch die Chance, viele Konflikte zu begraben.
Ich freue mich über jedes bisschen Optimismus in der aktuellen Lage, und an die Möglichkeit zur Besserung glaube ich sowieso fast immer. Hier wird ja nicht die Krise als heilsam bejubelt, sondern das Potenzial zu "sekundärem Krankheitsgewinn" gesehen. Danke übrigens für die vielen guten Wünsche hier, der Dienst war verhältnismäßig ruhig, auch wenn es schon ein etwas mulmiges Gefühl ist, sich 16 Stunden unter teilweise bestätigt positiv getesteten Menschen zu bewegen, im Rahmen der medizinischen Versorgung auch über längere Zeiträume nah ran zu müssen, und danach wieder nach Hause zu fahren und die Seuche da hoffentlich nicht einzuschleppen. Was aktuell richtig stresst: Dass trotz noch geringer Patientenzahlen und Testläufen seit zwei Wochen im Nachtdienst noch immer ellenlange Diskussionen zum Thema Zuständigkeit, pflegerische/ärztliche Aufgaben/korrekte Entsorgung der Schutzkleidung das Bild bestimmen. Ich hoffe, dass sich das anhand der Erfahrungen mit den ersten richtigen Patienten schnell geraderückt.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
In Ergänzung zum obigen Posting (Zahlenwerte von Köln) zeigt auch der heutige Anstieg, wie die Zahlen tatsächlich einzuordnen sind. Allein 135 Fälle wurden heute für den 17. und 18. März neu berichtet ... und die neuen Fälle reichen bis zum 11. März zurück.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ist zwar richtig, gleicht sich im Zeitablauf aber aus. Außerdem zeigen auch die korrigierten Zahlen eine stabile Zahl an Neuansteckungen, natürlich mit dem Risiko, dass in Zukunft weitere Fälle für diese Woche nachgemeldet werden. Trotzdem spricht das Schaubild für mich für ein prozentual verlangsamtes Wachstum der Infektionen.
Ja, gibt ja geglättete Sieben-Tages-Schnitte. Unsereins weiß nicht, was es bedeutet, dass mehr getestet wird für die Kurve. Bin aber zuversichtlich, dass die Experten das einzuordnen wissen :-)