ja, da tat mein herzerl auch einen kleinen sprung. das erstere war mir im diskurs durchaus schon mal begegnet, aber nie als pfund, mit dem man gewuchert hätte. und das mit dem ehrenamt war mir komplett neu, aber durchaus bezwingend (auch wenn dieses thema so konfliktfrei nicht sein dürfte, wie man es sich zunächst ausmalt).
irgendwas ist ja immer. in diesem fall möglicherweise der king samt kollegen, da sind ja ehrenamtliche wohl gar nicht mal so gut angesehen (und die argumente leuchten mir durchaus ein).
Wo Ehrenamt nicht erwünscht ist, muss es ja nicht eingeführt werden, aber es dürfte ja mehr als genug niedrigschwelligere Bereiche geben, wo mehr Ehrenamt mit Kusshand genommen würde. Da fehlen einfach die Anreize.
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Zitat von burnedcake im Beitrag #319Wo Ehrenamt nicht erwünscht ist, muss es ja nicht eingeführt werden, aber es dürfte ja mehr als genug niedrigschwelligere Bereiche geben, wo mehr Ehrenamt mit Kusshand genommen würde. Da fehlen einfach die Anreize.
Ja, ja, ja! Sooo viele Vereine leisten großartige Arbeit; ich durfte schon im Fairen Handel helfen; in soziokulturellen Zentren aller Art Veranstaltungen organisieren, durchführen, von der Seitenlinie betreuen, selbst dabei auftreten; auf coolen Open Airs Infostände betreuen (und dabei mit tollen Leuten tolle Gespräche führen); in Bereiche reinschnuppern, die mir vorher völlig fremd waren, und Themenwelten kennenlernen, die mich voll in ihren Bann gezogen haben. Ehrenamt bietet echte Chancen!
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Ich bin nach wie vor beim King: Wo Menschen mit Menschen arbeiten braucht es vor allem Profis und keine Laien, gerade auch im niederschwelligen Bereich. Niederschwellig in der Sozialen Arbeit bezieht sich nicht auf die Arbeit, sondern auf den Zugang zum Angebot, also ein Zugang ohne Anmeldung, Diagnose oder Zuweisung. Umso vielfältiger sind dort die Menschen mit ihren Problemlagen. Ich hab inzwischen genug Erfahrung mit Zivis und FSJ. Manche sind gut und hilfreich, bei anderen hast du einen Klienten mehr und zwar ganztägig für viele Monate. In der Schule durfte der Zivi aus guten Gründen nicht mit Kindern allein sein, in der Verwaltung und der Hausmeisterei waren sie dafür teilweise Gold Wert, nur stellen sich die wenigsten Verwaltungsarbeit vor, wenn sie sich engagieren wollen. Im Jugendbereich sehe ich es besonders kritisch, wenn junge Menschen mitarbeiten wollen, da sie von der Zielgruppe zu wenig abgegrenzt sind. Und nicht zuletzt stellt sich bei vielen auch die Frage, ob sie die Arbeit für die Klienten machen oder vielleicht doch mehr für sich selbst.
Ehrenamt kann ja auch ganz schlicht der Betreuer im Sportverein sein oder der Nachbarschaftseinkaufsdienst. Wie immer bei solchen Vorschlägen klingen sie in einer Umfrage erstmal sehr pauschalisierend, und wenn man dann den konkreten Entwurf durchliest, ist es viel differenzierter (ich kennen die Details dieser speziellen Idee auch nicht). Ich bin mir aber sicher, dass die reine Mitgliedschaft in einer freiwilligen Feuerwehr nicht für Rentenpunkte ausreicht.
die befürchtung ist halt, dass ehrenämter, die tatsächlich für rentenpunkte ausreichen, echte jobs ersetzen, die sowohl für mehr rentenpunkte als auch für kompetentere behandlung der aufgabe gestanden hätten.
Es liegt in der Natur des Ehrenamtes, dass man daraus keinen persönlichen wirtschaftlichen Vorteil zieht. Durch so einen Vorschlag bringt man nur unnötig Neid, Missgunst, Leistungsdruck und Bürokratie in das Ehrenamtswesen. Zu befürchten sind auch zahlreiche Vereinsgründungen, die vor allem der Erschaffung von lukrativen Ehrenämtern statt dem Gemeinwohl dienen.
Ich sehe das wie der LFB. Ehrenamt zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass man es nicht für Entlohnung macht, sonder um was Gutes zu tun oder Sachen (Sport, Kultur, Soziales) einfach selbst zu organisieren. Demgegenüber dann der professionelle Bereich. Die Vermischung ist oft schwierig. Merkt man (umgekehrt), wenn die Freiwillige Feuerwehr nicht mehr genug Leute findet. Da es eine Pflichtaufgabe der Kommunen ist, müssen dann Hauptberufliche eingestellt werden. Haben wir in der Kreisstadt. Die übliche Freiwillige Truppe, dazu zwei Festangestellt. Funktioniert gar nicht gut.
Ich selber bekomme für den Gemeinderat eine kleine Sitzungspauschale. Das weicht bissl von der Argumentation ab. Aber das ist natürlich auch ein massiver Arbeitsaufwand, wenn man es ernst macht, man hat viele schleichende Kosten, und die Leute treffen Millionenentschedungen. Ist aber auch eher symbolische Größe.
Was wir merken: den Ehrenamtlichen geht es oft gar nicht so sehr um wirklichen finanziellen Vorteil, viele wünschen sich aber mehr Anerkennung.
Das würde ich auch so sehen, wenn nicht auf der anderen Seite eben sehr, sehr viele Vereine, Organisationen und Initiativen einen massiven Schwund an Ehrenamt bemängeln. Besonders, was den Nachwuchs angeht. Und in Anbetracht der massiven und geselllschaftsverändernden demografischen Lage, wäre es prima, da Anreize zu schaffen. Wenn jeder nur an sich selbst denkt, ist eben nicht an alle gedacht.
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... .und nochmal, ergänzend dazu, ist das zumindest mal gedanklich ein Vorstoß, über den man gerne differenziert und konkretisiert nachdenken kann. Wo macht es Sinn, wo ist es auch nachvollzieh- und dokumentierbar, wie kann es denn genau und unter welchen Vorraussetzungen angerechnet werden, das ist ja hier noch gar nicht verhandelt. Gerade im sozialen Bereich sehe ich so etwas nicht als Ersatz von Fachkräften, sondern als Unterstützung. Der Streetworker muss nicht gleichzeitig alleine Bindungsarbeit UND die ausufernde Orga leisten, Suppe ausgeben, Kleider ausgeben, Flyer verteilen, etc pp. Gerade die Fachkräfte sind sowieso jetzt schon mit viel zu viel klein-klein überlastet und eine Aufstockung von Fachpersonal wird es realistisch betrachtet so oder so nicht in dem Maße geben, der wünschenswert oder gar erforderlich wäre (gerade jetzt dürften die politischen Zeichen mittelfristig eher für einen Sozialabbau sprechen) - und man könnte so etwas für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt tun. Einfach Ideen wegzubeißen, weil, bringt ja nichts, geht ja nicht, ist ja nun nicht der Weisheit letzter Schluss.
Mal ganz einfach aufskizziert: wer sich für ein Jahr zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Umfang eines Minijobs verpflichtet bei einem anerkannten Träger, der bekommt dann wenigstens eine kleine Rentenanrechnung - eben wie es auch bei einem Minijob schon der Fall ist.
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