Zitat von Quork im Beitrag #3300Worüber wird hier noch mal seit vier Seiten diskutiert?
Worauf bezieht sich diese Frage?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von Sugate im Beitrag #3294ich lerne an lumich gerade perfekt wie man angesichts einer drohenden deutungshoheit von solchen ansichten zum trump/afd-protestwähler werden kann.
Jetzt gib nicht mir die Schuld. Ich glaube Dein Weg da hin war/ ist ohnehin nicht so weit.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #3292Das Problem liegt z.B. darin, wenn über „Parallelgesellschaften“ gesprochen wird (jede Gesellschaft besteht aus Parallelgesellschaften) oder jemand, wie der Mister sich beklagt, dass Einwanderergruppen unter sich bleiben, und dabei ihre Herkunftssprache pflegen. Das ist ein Stück weit unehrlich, weil es Maßstäbe an Zugewanderte anlegt (selbst wenn sie gar nicht zugewandert sind, sondern hier bereits geboren sind), die an sonst niemanden angelegt werden. Wer fragt mich denn, mit wem ich wann und wie verkehre?
Ich habe gar nichts beklagt, sondern nur festgestellt und füge hinzu, weshalb ich das nicht gut finde im Sinne der "Integration" (was immer man darunter versteht).
Ja, es ist in Ordnung, wenn Leute die sich hier niederlassen (ich rede gerade nicht von Flüchtlingen, habe jene besagten Russen vor Augen) ihre Traditionen pflegen, die Heimat bewahren wollen. Was ich nicht okay finde ist, dass die Eltern unserer russischen Schüler seit fast 10 Jahren im Land sind, mittlerweile eine Vielzahl von Verwandten nachgeholt haben und immer noch kaum ein Wort Deutsch sprechen bzw. verstehen. Die Kinder müssen mit zu Arztbesuchen und Ämtern, um halbwegs verständlich zu übersetzen. Ich erinnere mich noch gut daran, wieviel Zeit und Nerven es mich mal gekostet hat, eine Mutter zu einem Elterngespräch einzuladen, die am Telefon immer nur wechselweise Da oder Ja sagte.
In meiner ex-Klasse ist ein Mädchen aus Albanien. Ihre Familie ist vor ein paar Jahren komplett mit Sack und Pack nach Deutschland ausgewandert. Grund? "Deutschland ist cool und die Schulen sind besser, Albanien ist scheiße." Nuja.
Ich verstehe, was du meinst, allerdings mache ich einen Unterschied, wie ich das individuell oder gesellschaftlich Bewerte. Die individuelle Entscheidung kann ich mögen/ gutheißen oder nicht. Es bleibt erstmal deren Entscheidung. Wenn sich größere Bevölkerungsgruppen für einen problematischen Weg entscheiden, muss man sich fragen, wie man gesellschaftlich damit umgeht. Der Weg de rechten wäre, möglichst fundamental auszugrenzen. Der inklusive Weg wäre, sich zu fragen, wie man diejenigen besser einbinden kann, bzw. woran das liegt, dass diese das gar nicht wollen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #3300Worüber wird hier noch mal seit vier Seiten diskutiert?
Ja, es ist schon bezeichnend. Am Anfang standen die Stichworte Erdogan und Moschee, und schnell wird daraus eine Grundsatzdiskussion über den Islam und Integration generell. Da sind wir alle miteinander wieder mal über das Stöckchen gesprungen, auch wenn das ursprünglich wahrscheinlich gar nicht so beabsichtigt war.
Da wird auch schnell klar, warum die AfD so erfolgreich die Diskussionshoheit behauptet, so wie sich die Menschen bei diesen Themem in alle Richtungen ereifern. Auf diese Weise wird die Diskussion auch von wichtigeren Themen ferngehalten, bei denen die AfD nicht viel zu bieten hat, z.B. soziale Sicherheit, Freiheit, Gesellschaftspolitik und vor allem Rechtsradikalismus.
Sei mir nicht böse, aber jetzt gerade habe ich den Eindruck, dass von den ganzen Sachen, die ich ich geschrieben habe, so in etwa nichts bei dir angekommen ist.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Seit Jahrzehnten werden ausländische Mitbürger oft wie Anwohner zweiter Klasse behandelt. Vielleicht nicht von dir, Mister, aber im Großen und Ganzen schon. Man muss sich nur einmal mit einer ausländischen Bekanntschaft über ihren letzten Besuch bei der Ausländerbehörde unterhalten. Oder über die Erfahrungen, die Schüler offensichtlich ausländischer Abstammung tausendfach in deutschen Schulen machen. Oder über die Zustände, die in Unterkünften für Geflüchtete Jahre lang herrschten oder noch herrschen. Selbst bei eigentlich aufgeschlossenen Menschen sind subtile Resentiments extrem weit verbreitet. Selbst meine Exfreundin, die aus Finnland nach Berlin kam, hatte ab und zu das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Ich mag mir nicht ausmalen, um wie viel mehr das Gefühl da sein muss, wenn man nicht blond und blauäugig ist. Wenn jetzt Nazis durch Deutschland marschieren und es die deutsche Gesellschaft nicht schafft, glaubhaft zu versichern, dass sie so etwas ernst nimmt und im Keim erstickt, also für die Sicherheit ausländischer Mitbürger sorgt, dann geht es schnell, dass man den Notausgang immer im Hinterkopf hat. Es wundert mich nicht, wenn angesichts all dieser, zugegeben anekdotischer Geschichten, Ausländer hier so ihre Schwierigkeiten mit der Integration haben, meinetwegen auch mit der Motivation zur Integration. Wenn man das Gefühl hat, die eigene Identität und Werte würden in einer Gesellschaft, in der man sich nicht bewegt, geringgeschätzt, wundert es mich nicht, wenn man dann umso mehr den Kopf in ein Tuch hüllt, in die Moschee geht und vielleicht auch Ansichten am Leben erhält, die besser an der Landesgrenze zurückgeblieben wären. Wenn unsere Gesellschaft darauf hofft, ein aufgeklärtes Miteinander mit eingewanderten Menschen zu erreichen, muss sie es erst einmal schaffen, ihre hochgelobten Werte selbst zu leben und damit ein attraktives Angebot zu machen. Gute Schulen und Gesundheitsversorgung reichen eben, um zur Einwanderung aufzurufen, doch sie allein sind nicht genug, um Leuten Teilhabe an der Gesellschaft schmackhaft zu machen und ihnen glaubhaft zu zeigen, dass diese auch möglich und erwünscht ist.
Natürlich wünsche auch ich mir, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, hier Deutsch lernen, eine freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigen und leben, sich an unsere Gesetze halten und vor allem auch unsere humanistischen Werte hochhalten. Mal abgesehen davon, dass das die Mehrheit der Einwanderer und ihrer Nachkommen bereits tut, muss die deutsche Gesellschaft das auch vorleben. Und da habe ich momentan manchmal so meine Zweifel.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Zitat von Quork im Beitrag #3311Seit Jahrzehnten werden ausländische Mitbürger oft wie Anwohner zweiter Klasse behandelt. Vielleicht nicht von dir, Mister, aber im Großen und Ganzen schon.
Das wird jetzt ein ganz großes und weites Feld, aber auf dem sind wir ja hier schon irgendwie steckengeblieben.
Also. Was genau ist den nun Integration eurer Meinung nach? ganz sicher nicht, dass alle die hierher kommen zu zweimal Bockwurst und Sauerkraut in der Woche verdonnert werden. Sind wir uns einig denk ich.
Inklusion wurde von Lumich dringend angemahnt. Ist das die Lösung? Ich könnte da wieder etliche Schulbeispiele bringen, wo Inklusion eine Katastrophe für alle Beteiligten darstellte.
Kurz zu mir - einer meiner besten Freunde war zu DDR-Zeiten ein Ungar, der in Dresden eine Facharbeiterausbildung gemacht hat. Er kannte meine Familie, ich seine. Wir haben uns gegenseitig besucht. War auch nicht immer ganz einfach, denn mit Emanzipation und Frauenrechten hatten es die Ungarn damals auch nicht so. Meine Frau hat sich da manche Bemerkung verkneifen müssen.
In meinem ersten Kollegium hatte ich eine Griechin und eine Chilenin als Kolleginnen und wir haben uns super verstanden. Gibt noch mehr - also ich hatte da kein Problem.
Anno 2018 hole ich meine Frau jeden Tag von der Schule ab, damit sie nicht den mittlerweile sogenannten "Bagdadexpress" nehmen muss. Eine Straßenbahnlinie, die oft zu ca. 70% von überwiegend männlichen Fahrgästen und weiblicher Begleitung mit mehr oder minder starker Verhüllung sowie dem geschätzten Rest mit Vertretern der deutschen Jogginghose-Bierflasche-große Schnauze-Fraktion bevölkert ist.
Ich renne nicht zu Pegida und bin kein AfD-Anhänger. Nur um das mal ganz klar zu sagen.
Muss jetzt blöd fragen: was ist schlimm daran, in dieser Straßenbahn zu fahren? Kommt es da regelmäßig zu Vorfällen (Handgreiflichkeiten, Diebstahl etc.)?
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Zitat von Quork im Beitrag #3311Seit Jahrzehnten werden ausländische Mitbürger oft wie Anwohner zweiter Klasse behandelt. Vielleicht nicht von dir, Mister, aber im Großen und Ganzen schon. Man muss sich nur einmal mit einer ausländischen Bekanntschaft über ihren letzten Besuch bei der Ausländerbehörde unterhalten. Oder über die Erfahrungen, die Schüler offensichtlich ausländischer Abstammung tausendfach in deutschen Schulen machen. Oder über die Zustände, die in Unterkünften für Geflüchtete Jahre lang herrschten oder noch herrschen. Selbst bei eigentlich aufgeschlossenen Menschen sind subtile Resentiments extrem weit verbreitet. Selbst meine Exfreundin, die aus Finnland nach Berlin kam, hatte ab und zu das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Ich mag mir nicht ausmalen, um wie viel mehr das Gefühl da sein muss, wenn man nicht blond und blauäugig ist. Wenn jetzt Nazis durch Deutschland marschieren und es die deutsche Gesellschaft nicht schafft, glaubhaft zu versichern, dass sie so etwas ernst nimmt und im Keim erstickt, also für die Sicherheit ausländischer Mitbürger sorgt, dann geht es schnell, dass man den Notausgang immer im Hinterkopf hat. Es wundert mich nicht, wenn angesichts all dieser, zugegeben anekdotischer Geschichten, Ausländer hier so ihre Schwierigkeiten mit der Integration haben, meinetwegen auch mit der Motivation zur Integration. Wenn man das Gefühl hat, die eigene Identität und Werte würden in einer Gesellschaft, in der man sich nicht bewegt, geringgeschätzt, wundert es mich nicht, wenn man dann umso mehr den Kopf in ein Tuch hüllt, in die Moschee geht und vielleicht auch Ansichten am Leben erhält, die besser an der Landesgrenze zurückgeblieben wären. Wenn unsere Gesellschaft darauf hofft, ein aufgeklärtes Miteinander mit eingewanderten Menschen zu erreichen, muss sie es erst einmal schaffen, ihre hochgelobten Werte selbst zu leben und damit ein attraktives Angebot zu machen. Gute Schulen und Gesundheitsversorgung reichen eben, um zur Einwanderung aufzurufen, doch sie allein sind nicht genug, um Leuten Teilhabe an der Gesellschaft schmackhaft zu machen und ihnen glaubhaft zu zeigen, dass diese auch möglich und erwünscht ist.
Natürlich wünsche auch ich mir, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, hier Deutsch lernen, eine freiheitlich-demokratische Grundordnung verteidigen und leben, sich an unsere Gesetze halten und vor allem auch unsere humanistischen Werte hochhalten. Mal abgesehen davon, dass das die Mehrheit der Einwanderer und ihrer Nachkommen bereits tut, muss die deutsche Gesellschaft das auch vorleben. Und da habe ich momentan manchmal so meine Zweifel.