Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von dem Einsatz halten soll. Auf der einen Seite verstärkt sich ja schon seit Monaten das Gefühl, dass da einfach mal jemand draufhauen müsste (ich weiß, mit meinem pazifistischen Tendenzen ist es offenbar nicht so weit her, wie ich dachte), auf der anderen Seite ist ja auch sehr deutlich, dass das genau das ist, was der IS sich wünscht und wofür er mit 130 Toten in Paris provoziert hat. Die Frage wäre dann also, wie man das einschätzt – ob man den IS schnell und ohne viel unbeteiligtes Blutvergießen zerstören kann, oder ob man sich damit in einen ellenlangen Konflikt verstricken lässt, durch den man den Rückhalt in der wenigen übriggebliebenen Zivilbevölkerung durch wiederholte Fehler stetig verliert, viel Geld verbrennt und am Ende doch nichts erreicht hat.
Was genau an der Entscheidung menschenverachtend ist, habe ich noch nicht ganz verstanden. Wenn man wollte, könnte man es auch menschenverachtend nennen, bei dem Treiben teilnahmslos zuzusehen und Jahre lang nicht einzugreifen. Auslegungssache.
ich kenne niemanden, der sagt, dass die militärischen einsätze im irak und afghanistan zu einem wünschenswerten ergebnis geführt hätten. und trotzdem wird praktisch die gleiche strategie in syrien fortgesetzt. und als ob das nicht schlimm genug wäre, vereinen sich die türkei, syrien, deutschland, frankreich, usa, russland, und das, ohne ein gemeinsames ziel zu haben. das ist tatsächlich noch hirnloser als zuvor.
dass das völkerrecht zu einer reinen lachnummer verkommen ist, daran durfte man sich spätestens seit dem kosovo-krieg gewöhnen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #377 Was genau an der Entscheidung menschenverachtend ist, habe ich noch nicht ganz verstanden. Wenn man wollte, könnte man es auch menschenverachtend nennen, bei dem Treiben teilnahmslos zuzusehen und Jahre lang nicht einzugreifen. Auslegungssache.
Ja, es ist wohl Auslegungssache, und für mich ist Krieg also Gewalt menschenverachtend. Gewalt löst keine Konflikte.
Aber ich bin eben auch nur Mensch, kann da nur von mir, meinen Erfahrungen, meinen Idealen und Vorstellungen sprechen.
"Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit ..."
Einen gerechten Krieg kann es nicht geben, Krieg ist immer ungerecht. Selbst beim Zweiten Weltkrieg war es so. Und ausserdem wollen wir uns die Hände nicht schmutzig machen.
Zitat von Quork im Beitrag #377Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von dem Einsatz halten soll..
Ich bin immer froh, wenn es im Internet noch welche gibt, die nicht ganz genau wissen, was völlig richtig und völlig falsch ist.
Ich bin in diesem Fall ähnlich unschlüssig. Das Standardargument ist ja bekannt: Irak und Co haben ja gezeigt, dass militärisches Eingreifen nix bringt. Also kein militärisches Eingreifen in Syrien.
An die, die das vertreten, ernst gemeinte Nachfrage: Wie lange gilt bei Euch dieses Nichteingreifen, wenn der IS sich dann weiter ausdehnt? Das ist ja jetzt kein Staat wie Afghanistan, den man, solange die Taliban keinen weltweiten Terror exportieren, sich selbst überlassen könnte (wenn man diese auch sehr problematische Konsequenz aus den bisherigen Erfahrungen zieht), sondern dezidiert expansiv, sowohl beim eigenen Territorium als auch beim Terror außerhalb davon.
um ein missverständnis auszuräumen: ich plädiere nicht grundsätzlich gegen militärische einsätze. hier haben wir jetzt zum dritten mal direkt hintereinander die situation, dass ohne eine plausible strategie, ohne ein eindeutig formuliertes ziel, ohne nötige differenzierungen, mit welchen gegnern man es zu tun hat und wer sich als verbündeter eignet, ohne eine idee, was nach den bomben eigentlich kommen soll militärisch interveniert wird. den is kann man möglicherweise mit bomben zurückdrängen. ob das problem, dass hinter dem is steht, damit gelöst ist, da würde ich doch mal gehörig zweifel anmelden. bomben werfen und hinterher fragen. "was soll man denn sonst machen?", kann keine ernsthaft vertretbare strategie sein.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Für mich ist das wenn, dann nur ein kleiner Baustein neben all dem komplizierten, was da logischerweise sonst noch notwendig ist. Aber ein Abtreten Assads, einen Aufbau demokratischer Strukturen, vielleicht einen Sunnitenstaat wird es so schnell ja nicht geben. Der Sinn von den Militärschlägen scheint mir am ehesten zu sein, den IS zu beschäftigen und etwas einzudämmen. Und da kann das ja schon halbwegs erfolgreich sein, ist nur schwer messbar.
Zitat von Lumich im Beitrag #378ich kenne niemanden, der sagt, dass die militärischen einsätze im irak und afghanistan zu einem wünschenswerten ergebnis geführt hätten. und trotzdem wird praktisch die gleiche strategie in syrien fortgesetzt. und als ob das nicht schlimm genug wäre, vereinen sich die türkei, syrien, deutschland, frankreich, usa, russland, und das, ohne ein gemeinsames ziel zu haben. das ist tatsächlich noch hirnloser als zuvor.
dass das völkerrecht zu einer reinen lachnummer verkommen ist, daran durfte man sich spätestens seit dem kosovo-krieg gewöhnen.
Bis auf den Teil mit dem Völkerrecht, bei dem ich mir nicht sicher bin, wie haltbar die von der Bundesregierung genannten Begründungen der Selbstverteidigung im Angriffsfall und der Beistandspflicht sind, stimme ich dir da zu. Ob das so wie bisher geplant zu mehr führt, als zu einer ausgedehnten Eindämmungskampagne, das weiß ich auch nicht. Gefühlt finde ich es nicht falsch, das nun eingegriffen wird. Gleichzeitig frage ich mich, was der Plan dieser Bande ist und ob man ihm damit wirklich in die Hände spielt. Und an der Stelle kommen bei mir Zweifel auf, ob dieser Einsatz auf der Basis der Ansichten von erfahrenen militärischen und weltpolitischen Strategen geschieht, oder weil nun mal gerade der Eindruck besteht, es müsse aus politischer Sicht sein, ein Zeichen von Stärke zu setzen.
Bezieht sich Dein letzter Satz auf Deutschland, Frankreich oder alle? De facto hat sich doch nix geändert, außer dass Deutschland im Hintergrund etwas dabei ist, und frankreich stärker engagiert. Aber es gab doch keinen Wechsel der Strategie. Es wurde vor Paris aus der Luft bombardiert und danach auch.
Zitat von Cohle im Beitrag #376Hurra! Hurra! Hurra! Deutschland zieht in den Krieg, und diese Entscheidung ist menschenverachtend. Zivilisten, Angehörige, Soldaten bezahlen diesen Akt der Solidarität mit Körperteilen, seelischer Gesundheit und dem Leben.
Glaubst Du, dass durch die deutschen Tornados mehr Menschen geschädigt werden? Sehe ich nicht. Viele wollen doch nur als Deutschland moralisch sauber bleiben.
Glaubst Du, dass durch die deutschen Tornados mehr Menschen geschädigt werden? Sehe ich nicht. Viele wollen doch nur als Deutschland moralisch sauber bleiben.
ich verstehe nicht, was du damit ausdrücken möchtest, außer, dass du damit provozierst und das Cleverle raushängen läßt.
würdest du Freunde oder Familie, Verwandte in solch einen Krieg schicken?
"Träumend plant der Geist seine eigene Wirklichkeit ..."
Was soll denn die Polemik? Ich meinte die Frage ernst. Es findet ja durch den deutschen beitritt keine Eskalation des Krieges statt, sondern sie machen halt auch mit.
Das mit dem Freunde schicken ist ein populistisches Argument von der Qualität der Fragen, die fruher bei der Verweigerung gestellt wurden: "würden Sie auch nicht zur Waffe greifen, wenn ein Russe ihre Freundin vergewaltigt."
@faxe: Schon auf Deutschland. Es hat sich ja offenbar doch etwas verändert, wenn bisher keine Soldaten entsandt wurden, und es nun 1200 werden. Da frage ich mich halt, ob das mehr damit zu tun hat, das man inzwischen seine Meinung geändert hat und ein Einsatz von Soldaten mehr bringt, als man bisher dachte, oder ob man vor allem deutlich machen will, dass man an Frankreichs Seite steht und sich von Terrorbedrohungen in Deutschland selbst nicht einschüchtern lassen will. Um zu beurteilen, ob vielleicht beides legitime Gründe für eine plötzliche Entscheidung für militärische Unterstützung sind, fühle ich mich aber nicht recht berufen.