Ok, auf Deutschland bezogen. Es tun aber alle so, als würde es durch unsere Entscheidung mehr Krieg und Elend in der Region geben. Das sehe ich eher nicht, vorher haben wir den Krieg ja auch mitgetragen, nur ohne deutsche Soldaten.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #388 Viele wollen doch nur als Deutschland moralisch sauber bleiben.
das ist das, was mich insbesondere hinsichtlich der wohlfeilen stimmenfang-empörung seitens prominenter die-linke-politiker(innen) gerade ein wenig auf die palme treibt. ich finde jegliche art von bauchschmerzen angesichts dieses kriegs, und der deutschen beteiligung daran, mehr als gerechtfertigt. aber diese plötzliche unbedingte verurteilung des einsatzes aus radikalpazifistischen vorwänden ist in meinen augen nur feigheit unter einem moralischen deckmäntelchen - sollen diese leute sich dahinten doch gegenseitig umbringen; wir können ja hier solange die politik dafür verantwortlich machen. widerlicher ist eigentlich nur noch die begründung, dass die terrorgefahr hierzulande dadurch noch mal wächst.
Ich bin in der ganzen Angelegenheit auch deshalb ratlos, weil die weltpolitische Gemengelage so verworren ist, dass es einfach keine vernünftige Lösung zu geben scheint, die niemandem wehtut und bei der sich niemand die Hände schmutzig macht. Möglichkeit 1 scheint zu sein, man nimmt an diesem Konflikt Teil und nimmt in Kauf, dass man sich eventuell am Tod von Zivilisten in den Einsatzgebieten mitschuldig macht und sich eventuell mit merkwürdigen Bettgefährten wiederfindet, die man eher zähneknirschend als mit offenen Armen in die Koalition aufnimmt. Möglichkeit 2 wäre nichts zu tun und zuzuschauen, wie die Region endgültig auseinander fällt, der IS sich weitgehend ungebremst ausbreitet und seine Gewalt exportiert, weil man eben nicht in diesem politischen Treibsand versinken möchte. Dann macht man sich aber ebenso am Tod all der Zivilisten schuldig, den man eben nicht verhindert hat. Möglichkeit 3, bestehenden Gegenparteien Geld und Waffen zuschieben, damit die einen Krieg führen, der für uns zu hässlich ist, haben wir ja jetzt Jahre lang probiert und sind auch nicht schlauer als vorher.
Es ist weniger die Liebe zum Frieden als vielmehr der Wunsch, sich die Hände nicht schmutzig zu machen, was die deutsche Friedensbewegung umtreibt.Was sich hier in den letzten Jahren an Antiamerikanismus manifestiert hat, ist ein Ausläufer des deutschen Nationalismus, die späte Rache der Deutschen an den siegreichen Weltkrieg-2-Alliierten.
Solange Assad an der Macht ist, solange die Pestbeule Saudi-Arabien existiert, solange die Sunniten keinen Staat haben, etc pp ist das alles trostlos. Und solange sehr viele Moslems und sehr viele im Westen davon überzeugt sind, dass für alles Elend dieser Welt allein der Westen verantwortlich ist, auch.
Zitat von Merseburg im Beitrag #397Es ist weniger die Liebe zum Frieden als vielmehr der Wunsch, sich die Hände nicht schmutzig zu machen, was die deutsche Friedensbewegung umtreibt.Und was sich hier in den letzten Jahren an Antiamerikanismus manifestiert hat, ist ein Ausläufer des deutschen Nationalismus, die späte Rache der Deutschen an den siegreichen Weltkrieg-2-Alliierten.
Hat aber meiner Meinung nach nichts mit dem zweiten Weltkrieg zu tun. Ist ja nicht so, als hätte es in den letzten 20-70 Jahren nicht genug Gründe gegeben, einen gesunden Skeptizismus gegenüber den USA aufzubauen. Den Antiamerikanismus, der sich daraus entwickelt hat, finde ich auch sehr unangenehm. Eine merkwürdige kognitive Verzerrung auch, wo doch alles mögliche aus den USA geschätzt und geliebt wird und dann doch alle vom Tyrannenstaat USA reden. Für mich ein Zeichen mehr, dass es offenbar schwer fällt, das Land differenziert zu betrachten, wenn man von weitem draufschaut.
Die deutsche Friedensbewegung ist völlig im Eimer. Keinen Mucks gemacht, als Russland in den Syrien-Krieg eingeschritten ist und eindeutig auf Seiten des Assad-Regimes den Fassbomben-Abwurf intensiviert und weitere Hunderttausende von Flüchtlingen produziert hat. Aber kaum beschließt "der Westen", ein paar Flugzeuge mehr zu schicken, stehen sie auf der Straße und halten Schilder gegen USA, den wetslichen Imperialismus usw hoch. Da lacht sich der IS doch kaputt.
Bin allerdings auch der Meinung, dieses planlose Rumgebombe wird alles nur noch schlimmer machen. Es wäre so viel sinnvoller, die dortige Opposition, inkl. vor allem der Kurden, militärisch zu unterstützen. Aber das ist ja wiederum mit unserem neuen besten Freund Erdogan nicht zu machen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Stimme auch lumich völlig zu, dass es vor allem der Mangel eines Plans ist, der hier so katastrophale Folgen haben wird, die wir bereits aus den vorigen Kriegen kennen. Wenn der IS militärisch bezwungen werden sollte, was sicher möglich ist, steht dann da eben die Hizbollah überall. Der Iran kann sich doch jetzt schon (neben Russland) als der große Gewinner dieses Konflikts sehen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)