Hm, der Iran kann viel verlieren, aber größter Gewinner warum?

Der Iran wird nach Jahrzehnten der Isolation wieder als Partner wahrgenommen und ist mittlerweile ja sogar eine militärische Macht im Syrien-Krieg dank der Erfolge ihrer Hizbollah-Truppen, denen die Vertreibung des IS ja nur recht sein kann.
Der schiitische Klerikalfaschismus der Mullahs wird im Westen nun offenbar toleriert im Vergleich zum sunnitischen Klerikalfaschismus des IS. Dabei richtet der Iran ja keineswegs weniger Menschen hin als früher.
Der Irak ist total schwach, Syrien zerstört - was am Ende davon übrig bleibt, kann jetzt noch niemand sagen. Aber wenn der Westen seine Politik der Fokussierung auf den IS - was eben gleich einer Duldung von Assad gleichkommt - weiterführt und die Russen und Iraner so agieren lässt wie zur Zeit, wird der Iran eindeutig als wiedererstarkte Großmacht in der Region übrigbleiben.
Da die Türkei ja ähnliche Bestrebungen zeigt, wird es darauf ankommen, diese beiden verfeindeten Staaten früh zu bremsen, bevor die sich an irgendeiner Frontlinie treffen.
Für einen syrischen Staat habe ich wenig Hoffnung.

Und dass Israel es nicht hinnehmen kann, einen starken Iran vor seiner Grenze zu wissen, wird ja jeder verstehen.

Achso, im längerfristigen Zusammenhang (vor allem Irak) verstehe ich das.
In Syrien hat er schon auch einiges zu verlieren.

So lange die Steinmeiers dieser Welt immer alle mit allen reden lassen möchten (außer natürlich den Kurden und der syrischen Opposition), während Assad weiterschlachtet, muss sich der Iran keine Sorgen machen.

Tja, Realpolitik ist immer leicht zu kritisieren.
Eigentlich kann man da ja mit gar keinem reden...

Subjektiv ist mir der Iran auch lieber (weil berechenbarer) als der sunnitische Extremismus. Ich weiß aber, dass man das so nicht sehen darf, weil die Schiiten im Iran und ihr Umgang mit den Sunniten ein großer Teil des Problems sind.

http://www.deutschlandfunk.de/terror-fin...ticle_id=338946

Zitat von Merseburg im Beitrag #375

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Natürlich. Zudem erfreut sich Präsident Assad eines guten Rufes, denn er gilt als berechenbar. Genauso wie Präsident Putin. Trotzdem: Was bringt den Westen dazu, sich mit einem Massenmörder zu arrangieren? Das infamste aller Argumente gegen eine Ablösung Assads ist aber das: Man wisse nicht, wer nach Assad komme, es könnten auch radikale Islamisten sein. Assads Nachfolger wird mit Sicherheit kein General der Heilsarmee sein.

PS: Auf Assad folgt Bürgerkrieg. Mit Assad kein Bürgerkrieg. Aha.

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Assad hat den Bürgerkrieg erst entfacht, ist für den Großteil der Toten verantwortlich und mit seinen Fassbomben für viele Flüchtlinge. Zudem hat er sich mit dem IS arrangiert.
Um mit dem auch nur einen versteckten Deal einzugehen, müsste er schon einiges zu bieten haben.
Und selbst dann würde es den Zorn der Sunniten nur noch vergrößern.
Schwierig alles.

Deal meine ich zB: er beteiligt sie voll am Kanpf gegen den IS und überlässt deSsen Gebiete im Falle eines Sieges einer wie auch immer gearteten sunnitischen Region.
Sein Stammland kann er dann von mir aus behalten.

Dass er sich mit dem IS arrangiert hat, ist auch so eine Verschwörungstheorie, die ständig wiederholt wird.

Unglaublich verschwörerisch, aber wahr.

Zitat von LFB im Beitrag #417

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Dass er sich mit dem IS arrangiert hat, ist auch so eine Verschwörungstheorie, die ständig wiederholt wird.

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Der wesentliche Vorwurf in dieser Richtung ist ja, dass der IS und die syrische Armee und ihre Unterstützer die Auseinandersetzung scheuen und sich im Grunde nicht wirklich bekämpfen. Wenn man sich aber den Frontverlauf des Krieges anschaut (und das mache ich seit Anbeginn des Krieges, auch aus beruflichem Interesse), gab es eben sehr lange kaum räumliche Berührungspunkte, weil der IS seinen Machtbereich im Osten begründet und ausgebaut hat, wo es kaum noch eine Präsenz des Regimes gab und gibt. Dort, wo Regimetruppen und IS aufeinandertrafen haben sich beide stets ohne Rücksicht bekämpft.
Dass "jeder" hierzulande das nachplappert, stärkt eher meinen Eindruck, dass die hiesige Berichterstattung über den Konflikt sehr einseitig ist. Noch den krudesten Verlautbarungen der pro-rebellischen Medien, Staaten und Organisationen (Al Arabija und Al Dschasira sowie diese "syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte") wird Glauben geschenkt, während die andere Seite (syrische Regierung und ihre Medien, russische Medien) prinzipiell totgeschwiegen und von vornherein als unglaubwürdig dargestellt werden.
Beispielsweise wurde in den ersten 1-2 Jahren des Konfliktes stets die absurde Behauptung wiederholt, das Regime würde Anschläge v.a. gegen eigene Einrichtungen und Repräsentanten inszenieren um die "friedliche Revolution" in Verruf zu bringen. Dabei hat u.a. der BND schon damals islamistische Gruppen eindeutig als Urheber benannt, woran inzwischen niemand mehr zweifelt.
Anderes Beispiel: Die Behauptung des Regimes, dass Rebellen räumlich begrenzt Giftgas einsetzen wurde stets als krude abgetan, ist inzwischen auch mehrfach nachgewiesen.
Und ja, auch die These, da hätte ein blutrünstiger Diktatur friedliche Demonstranten niedergemetztelt, ist für mich so nicht zu 100% glaubhaft. Was ist mit der Behauptung des Regimes, vor Einsatz des Militärs seien bereits annähernd 1000 Repräsentanten des Staates getötet worden? Wie glaubhaft ist andererseits die Behauptung, Provokateure des Regimes hätten sich unter die Demonstranten gemischt um diese zu islamistischen Parolen (ein Ruf bei den "friedlichen Demonstrationen" war ja: "Schiiten ins Grab, Christen in den Libanon") anzuheizen? Und warum wird überhaupt nicht thematisiert, dass Assad zu Beginn des Aufstandes jeweils umgehend die Forderungen der Demonstranten erfüllt hatte (u.a. Zulassung der Verschleierung für den öffentlichen Dienst, Freilassung von politischen Gefangenen, Aufhebung des Notstandsrechtes)?

Nicht falsch verstehen: Auch ich halte die Assad-Diktatur für einen verzichtbaren Polizeistaat. Aber ein Syrien, das den Vorstellungen Saudi-Arabien, Katars und Erdogans entspricht wäre keinen Deut besser. Hätten sich hingegen von Anfang an alle Seiten ohne Vorbedingungen zusammengesetzt (was eben die Pro-Rebellenseite verhindert hat), hätte man den Krieg m.E. verhindern können.

Klar sind gesteuerte Medien prinzipiell unglaubwürdig.
Manchmal schreiben sie aus taktischen Gründen die Wahrheit, dann taugen sie aber immer noch nicht als glaubwürdige Quelle, sondern nur als Anlass, das zu überprüfen.