Ich denke überhaupt nicht in solchen Kategorien und Subkategorien. Für mich ist das einfach nur bürokratisches Gefasel. Es ist mir egal, ob ich als "privilegiert" angesehen werde; ich akzeptiere die Existenz der Kategorie "divers", und wenn sich jemand so bezeichnet, und ich habe mit ihm/ihr zu tun, frage ich freundlich, wie ich ihn/sie ansprechen soll. Das ist alles, und ich brauche dazu kein fortgeschrittenes Studium.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Es gibt zum einen eine Verunsicherung, die ich verstehen kann, wo Menschen sich fühlen, als würde mitten im Spiel die Regeln geändert werden, zum anderen sehe ich aber auch, wie diese verständlichen Impulse instrumentalisiert werden. Ich denke, dass wir als Gesellschaft uns ganz am Anfang befinden, was die Sichtweise auf Menschengruppen angeht, die in ihren Eigenheiten und ihren Bedürfnissen zu wenig wahrgenommen werden. Es muss noch eine Menge ausprobiert werden. So lange man offen und interessiert bleibt, kann man m.M.n. nicht viel falsch machen. Es geht nicht darum, ein Vokabular zu beherrschen, mittels dessen man sich zugehörig fühlen darf. Und wenn es darum geht (das gibt es durchaus - dieser Woke-Begriff geht ein wenig in diese Richtung), läuft da was verkehrt. Von solchen braucht man sich dann auch nicht verrückt machen lassen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Die treuesten Konsumenten und die Herrscher aller Konten konnten nicht verhindern, dass die Revolution aus ihren Kindern Studenten und die Zeit aus ihnen Empfänger von Renten machte. Die Türen
Ich bin in der Hinsicht simpel gestrickt; kein Arschloch sein, Menschen (zwar nicht immer ganz, aber möglichst) vorurteilsfrei gegenüberzutreten und sie anständig behandeln, wenn sie ebenfalls keine Arschlöcher sind, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung. Das ist so verdammt einfach; muß ich da wirklich zu alles und jedem soziokulturelle Studien anstellen und meinen eigenen gesellschaftlichen Status hinterfragen? Meinem erwähnten Kollegen aus Tansania ist es egal, ob ich privilegiert bin oder nicht; er sieht in mir einen coolen Typen, den er mag und vice versa. Wo zur Hölle ist da das Problem?
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Zitat von Quork im Beitrag #4216@King: Mhh, das ist aber auch eine Sichtweise, die, so vermute ich - vom Privileg geprägt ist, Teil einer gesellschaftlichen Mehrheit zu sein, die sich aufgrund des bisherigen „Normalitätsanspruchs“, den sie aufgrund ihrer Übermacht hatte, nie definieren musste. Bzw. nie fremd-definiert wurde. Und versteh mich nicht falsch, als Cis-Mann genieße ich das gleiche Privileg. Ich finde es schon sinnvoll, den Spieß umzudrehen und Mehrheiten bewusst zu machen, dass sie auch eine von vielen definierten Gruppen mit ihren jeweiligen Stellungen im Machtgefüge sind. Und genau das tun Definitionen wie „Cis-Mann“ in meinen Augen: bisher aufgrund ihrer gesellschaftlichen Machtposition bisher unbenannte Gruppen durch die Namengebung ihren Gruppencharakter und ihre Privilegien vor Augen zu führen.
Dass das dann im schlimmsten Fall auch in Sippenhaft umschlagen kann, ist natürlich nicht im Sinne der Erfinder:in (glaube ich zumindest).
Die treuesten Konsumenten und die Herrscher aller Konten konnten nicht verhindern, dass die Revolution aus ihren Kindern Studenten und die Zeit aus ihnen Empfänger von Renten machte. Die Türen
Zitat von G. Freeman im Beitrag #4201Menschliche Milch klingt für mich wie ein Mensch, der aus Milch besteht. So als Superbösewicht in einem Comic, der aber eigentlich die Milchindustrie darstellen soll und den Soja-Man plattmachen will.
Ich muss bei menschliche Milch eher an die Ausbeutung der Menschheit durch Außerirdische und damit die großartigste aller Futurama-Folgen denken: "Erntet das untere Horn des Menschen!"
Kurzer Einwurf: Dass jemandem egal ist, wenn er als "privilegiert" betrachtet wird, ist gemeinhin ein Hinweis darauf, dass dieser jemand auch wirklich privilegiert IST. Darauf zu scheißen,ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die ihre bloße Existenz rechtfertigen müssen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #4220Ich bin in der Hinsicht simpel gestrickt; kein Arschloch sein, Menschen (zwar nicht immer ganz, aber möglichst) vorurteilsfrei gegenüberzutreten und sie anständig behandeln, wenn sie ebenfalls keine Arschlöcher sind, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und sexueller Orientierung. Das ist so verdammt einfach; muß ich da wirklich zu alles und jedem soziokulturelle Studien anstellen und meinen eigenen gesellschaftlichen Status hinterfragen? Meinem erwähnten Kollegen aus Tansania ist es egal, ob ich privilegiert bin oder nicht; er sieht in mir einen coolen Typen, den er mag und vice versa. Wo zur Hölle ist da das Problem?
Ich seh in deinem Verhältnis zu deinem Kollegen gar kein Problem, weiß davon aber auch nichts. Wenn du das so machst, wie du es beschreibst, und allen Menschen vorurteilsfrei und gleich gegenübertrittst, ist das toll und dann läuft bei dir sicher ganz viel richtig, was bei vielen anderen Leuten nicht richtig läuft. Ich zum Beispiel bin mir vieler Stereotype und kleiner Rassismen bewusst, die sich wider bessere Vorsätze manchmal in meinem Kopf abspielen. Ich weiß auch, dass das an der Sozialisation liegt. Und ich will was daran ändern. Das war früher nicht so ausgeprägt bei mir und durch den gesellschaftlichen Diskurs über Macht und Gruppenzugehörigkeit habe ich viel über mich und andere gelernt und meine Haltung teilweise verändert. Und genau dafür sind solche Begrifflichkeiten und die Debatten, die wir in der Gesellschaft darüber führen, gut. Denn es gibt viele Leute wie mich, die leider nicht von Haus aus allen Leuten gleich gegenüber stehen (Ich möchte sogar soweit gehen zu behaupten, dass fast niemand frei ist von irgendwelchen Stereotypen, Sexismen und Rassismen, auch wenn das viele Menschen gerne wären. Aber ich will auch niemandem etwas unterstellen). Dafür braucht man auch kein Studium, das stimmt. Aber der Diskurs ist, wenn er richtig geführt wird, schon sehr wichtig.
Zitat von Mory im Beitrag #4223Kurzer Einwurf: Dass jemandem egal ist, wenn er als "privilegiert" betrachtet wird, ist gemeinhin ein Hinweis darauf, dass dieser jemand auch wirklich privilegiert IST. Darauf zu scheißen,ist ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die ihre bloße Existenz rechtfertigen müssen.
Was für ein Quatsch. Sag mir mal Bescheid, wann ich bei meinem Kollegen erst einmal für mein Privileg um Entschuldigung bitten muß, wenn ich nächstes Mal ein Bier mit ihm trinken gehe. Sowieso wird mein Privileg im gemeinsamen Umgang eh nur selten thematisiert. Ich gelobe Besserung.
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Ich glaube, niemand kann sich davon frei machen, anderen Menschen auch schon mal vorurteilsbehaftet gegenüberzutreten. Das wichtige ist, dass man sich dessen bewusst ist und trotzdem versucht, die Leitung offen zu halten.
Es geht mir auch gar nicht darum, dass sich irgendwer für seine Privilegien entschuldigen müsste. Es geht vor allem darum, dass man sich seinen Privilegien bewusst sein sollte, um entsprechend umsichtig zu handeln. Wenn das bei dir eh schon so ist, dann sind die Bezeichnungen wie zB cis-Mann vielleicht für dich ganz persönlich nicht so wichtig. Das kannst du nur selbst beantworten. Ich bezog mich vor allem darauf, dass die Verwendung solcher Begriffe an sich kritisiert wurde. Denn dafür gibt es die erklärten Gründe. Ob du persönlich diesen Reminder nun nötig hast oder nicht will ich mir nicht anmaßen zu beurteilen. Ich kann nur sagen, dass es für meine Persönlichkeitsentwicklung gut war, mich mit diesem Diskurs auseinanderzusetzen. Und das hat unter anderem seinen Startpunkt genommen mit der Sprache.
Das war auch nicht als Angriff gedacht, wenn das so rüberkam, bitte ich um Entschuldigung. Jeder geht halt anders damit um; ich bin - wie gesagt - in der Hinsicht simpel gestrickt und hinterfrage nicht ständig auf dieser Ebene. Ich lebe einfach, und versuche Leute, die mir sympathisch sind, ordentlich zu behandeln. Wenn man das tut - und für sie einsteht, wenn sie benachteiligt werden - stellt sich die Frage nach dem Privileg gar nicht. In dem Moment, wo man befreundet ist oder sich mag, ist man auf Augenhöhe. Und so kann man miteinander auskommen, ohne ständig zu hinterfragen. Einfach versuchen, das Richtige zu tun.
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im normalen leben sind wir alle auf alles mögliche geeicht - geldverdienen, einkaufen, pinkeln gehen, klarkommen. da muss man sich nicht zu jeder sekunde bewusst machen, wie privilegiert oder anders oder was auch immer man ist. darum bin ich auch zu 95% meines daseins einfach nur ein mann, meistens sogar nur ein mensch (und nach möglichkeit kein arschloch). in dem moment aber, da ich es in einem gespräch oder einer online-diskussion mit einem entsprechenden thema zu tun bekomme, bin ich cis-mann - für mich selbst, weil es mir in dieser situation bewusst sein sollte; und den anderen teilnehmern gegenüber werde ich es gegebenenfalls erwähnen, um ihnen die möglichkeit der einordnung zu geben. so verhält es sich im übrigen auch bei jedem anderen thema, über das verhandelt wird; da stellt sich ja auch die frage: bin ich betroffener, hab ich ahnung von der sache, bin ich vielleicht sogar beruflich damit befasst, oder gebe ich als außenstehender meinen senf dazu?