In jedem Fall unterhaltsam und sehr geschickt konstruiert. Wie sich die Geschichten und Ungereimtheiten zusammenfügen,ist beeindruckend und auch die Zeitwechsel ergeben dann Sinn. Manches vielleicht zu deutlich und überzeichnet (auch der Perspektivwechsel war mit einmal zu abrupt und am Ende hab ich auch leicht zu mäkeln. Aber sollte man schon lesen. Die Themen - Schuld, Reinheit, Internet, DDR, WikiLeaks, Familie, Geld, Beziehungen - sind ja bekannt.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #89Hier gerade auf der Zielgeraden:
Solide geschrieben und liest sich recht flott weg... aber den prompt mit dem Nobelpreis zu behängen, finde ich doch etwas übertrieben.
Fertig. Knapper Stil, keine interessanten Metaphern oder sonstige Sprachspielereien (was der Ich- Perspektive geschuldet sein mag... junge Mädchen ohne Schulabschluß reden selten wie Arno Schmidt), redundante Phrasen (als Stilmittel nicht konsequent genug verfolgt, daher irgendwann nervig) und eine Hauptfigur, deren Schicksal einen tendenziell kalt läßt. Genauso wie das Buch. Habe noch nicht mal Lust, das Gelesene großartig zu reflektieren. Also: eigentlich nicht schlecht, aber lesen müssen hätte ich es nicht wirklich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich fand das von ihm, was ich bisher gelesen habe, auch ziemlich flüchtig. So Geschichten und Szenen, die mal vorbeiwehen, teils skizzenhaft, im angenehmen Ton, aber nichts, was bei mir lange nachgewirkt hätte.
Sehr kühl und eher trostlos, von der Konstellation und manchmal auch der Sprache hat es mich an Zwischendurch an Murakami erinnert. Über vier Chinesen, zwei gehen dann in die USA, beginnt in der Zeit vom Tianmen. Hat mir gut gefallen.
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Hilft häufig in solchen Fällen.
Das Buch klingt nicht uninteressant, wird mal vorgemerkt für den nächsten Buchhandlungsbesuch. Und für das Erscheinungsdatum der Taschenbuchausgabe. Vorher werde ich aber wohl ohnehin nicht dazu kommen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Wieder ein sehr erdiger, archaischer Western-Thriller (spielt aber im heute, auch Predator-Drohnen werden thematisiert). Gut geschrieben, spannend (man kennt am Ende allerdings alle Varianten, ein Donnern-Grollen oder staubige Trockenheit zu beschreiben).
Literarisch ist es schwer zu beurteilen, weil es durch seinen Tod ein besonderes Gewicht bekommen hat. Reflexionen und Erinnerungen. Mal ganz bewegend, mal eher sinnierend (bissl viel über Atomabfall). Sollte man lesen, wenn man den Autoren mochte.
Ein absolut würdiger Nachfolger zur Lehmann-Trilogie, im direkten Vergleich bei mir auf Platz 3 nach "Neue Vahr Süd" und "Herr Lehmann" aber vor "Der kleine Bruder". Der Perspektivwechsel des Erzählers von Frank Lehmann auf Karl Schmidt (wurde ja am Ende von "Herr Lehmann" von ebenjenem am Tag des Mauerfalls eingeliefert) machte eigentlich erzählerisch keinen riesigen Unterschied, außer dass nun vor meinem geistigen Auge dankenswerterweise Detlev Buck statt der Plaudertausche Christian Ulmen (für mich im Film eine Fehlbesetzung) im Techno-Hype der mittleren 90er von einer absurden Situation in die nächste stolpert. Liebenswert geschrieben natürlich sowieso, köstliche Dialoge, wunderbare Situationskomik, typisch Regener eben. Minimaler Kritikpunkt: Im letzten Drittel geht ein bisschen die Puste aus, auch wirken dann manche Pointen arg konstruiert (Stichwort: Rollstuhldisko!). Wird hier bewertet? Dann 8/10
Ziemlich genau so hab ich das auch gesehen (abzüglich der angeblichen Fehlbesetzung Ulmen). Was für mich ein sicherer Kauf wäre: Ein BummBumm-Label-Sampler, mit "HostiBrosti", "Hallo Hillu" und "Der Hit mit der Flöte".
Franzens "Purity" hat mir übrigens ganz gut gefallen. Franzen hat es einfach drauf, einen in die Psyche einer seiner Figuren zu werfen, und plötzlich versteht man, was man 200 Seiten lang von außen voller Unverständnis betrachtet hat. Leider hat er mich diesmal nicht wirklich gepackt, gerade die zentrale Figur Pip blieb mir vollkommen unzugänglich. Während des Lesens habe ich mehrfach überlegt, wie ich das Buch sehen würde, wenn es nicht von Franzen wäre. Auch nach Beendigung der Lektüre bin ich mir nicht sicher - bin ich besonders kritisch, weil es von Franzen ist, von dem ich mehr erwarte, nachdem er mit "The Corrections" eins meiner ewigen Lieblingsbücher geschrieben hat? Oder bin ich offener für die positiven Aspekte des Buches, weil ich sie suche (nach dem Motto "Ist von Franzen, muss doch gut sein")? Keine Ahnung. Insgesamt gut, würde ich als lauwarmes Fazit druntersetzen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von LFB im Beitrag #101Sven Regener - Magical Mystery
Ein absolut würdiger Nachfolger zur Lehmann-Trilogie, im direkten Vergleich bei mir auf Platz 3 nach "Neue Vahr Süd" und "Herr Lehmann" aber vor "Der kleine Bruder".
wenn deine hitliste der regener-bücher auch weiterhin so exakt der meinen entspricht (auch bei mir ist die neue vahr vor dem erstling), wird es jetzt aber langsam mal allerhöchste zeit, dass ich mir das neue auch zu gemüte führe! ich habe übrigens das große glück, dass die gesichter aus dem film meine lektüre nicht stören. ein bisschen dabeigewesen zu sein ist in diesem fall ein echter vorteil.
Mir gefällt "Magical Mystery" am besten. Die Figur Karl Schmidt ist für mich interessanter als Frank Lehmann. Und das Thema Depression ist sehr gut umgesetzt.
Ich lass mir die Bücher auch gern mal von Sven Regener vorlesen, was dazu führt, dass bei mir im Kopf beim Selberlesen die Figuren auch im Sven Regener Duktus sprechen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ich bin gerade so verliebt in Jochen Distelmeyer. "Otis" ist einfach eine Wucht, ganz zart erzählt, mit zwei tollen Wendungen, die ich nicht hab kommen sehen, ganz viel Charme und Intelligenz. Wenn ich irgendwann mal arbeite und Geld verdiene, werde ich es mir definitiv kaufen (hatte es jetzt aus der StaBi ausgeliehen) und zum Nachschlagen ins Regal stellen.
Otis
Wirklich besser als zu lesen war. Aber welche beiden Wendungen meinst du? @Marla? Gerne Spoilerfunktion oder PN.