Habe ich im Zuge einer virtuellen Leserunde auf Goodreads gelesen. Während der ersten 50 Seiten war ich permanent versucht abzubrechen, weil ich die Sprache anstrengend und den Humor blöde fand. Zum Glück bin ich dran geblieben. Wenn man sich nämlich erstmal eingegroovet hat, ist das ein fantastischer Lesespaß. Ich weiß gar nicht recht, wie man es beschreiben soll: Münchhausen meets Mittelalter? Baudolino ist Ziehsohn von König Friedrich Barbarossa und erlebt unzählige Abenteuer (oder auch nicht..), die er einer Zufallsbekanntschaft in Konstantinopel nacherzählt. Schelmenromane sind nicht so meins, aber was mich an "Baudolino" fasziniert hat, ist, wie Eco dutzende, HUNDERTE kleine Erzählstränge beisammen hält und miteinander verwebt. Spätestens als Baudolino und seine Kumpanen gen Osten zum Reich des Priesters Johannes aufbrechen, war es um mich geschehen. Die Fabelwesen, Landstreiche, Wälder, Menschen die sie auf dieser Reise treffen, hatten in ihrer Fantasterei schon fast etwas von Herr der Ringe. Das war mein erster Eco und ich bin echt begeistert. Eines dieser Bücher, wo man traurig ist, wenn man dem Ende entgegenliest.
€: Ein Goodreads-Nutzer hat es als "narratives Lexikon" beschrieben. Das trifft es eigentlich perfekt.
Heavy Rotation → ◉ Fleetwood Mac - Tango in the Night ◉ Bonobo - Black Sands ◉ The Decemberists - As It Ever Was, So It Will Be Again ◉ Interpol - Our Love to Admire ◉ Skeewiff - Something Like That?
Zustimmung. Den Anfang (der war auch in anderer Schrift gesetzt, oder?) fand ich anstrengend, danach war es sehr unterhaltsam.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Das hat eine ähnliche Energie wie die aggressiv-verwirrten Antworten von offensichtlich vom Internet überforderten Menschen auf Amazon-Fragen: "Wieso fragen Sie mich das? Wenn sie mich noch einmal belästigen, zeige ich Sie an!!"
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Sein erster Roman, von dem er sich später distanziert hat. Die Grundintention sowie die darin geäußerten Gedanken finde ich großartig, weil sich vieles davon mit meinen eigenen Ansichten zum Leben deckt; aber der männliche Protagonist ist leider als Typ grandios unsympathisch und weckt keinerlei ernsthafte Empathie, und daß sich die erste Frauenfigur Hals über Kopf in ihn verliebt, bleibt deshalb unglaubwürdig ... genauso wie die dümmliche zweite Frauenfigur, die höchstens Fremdscham erzeugt. Also reichlich unausgegoren, die ganze Chose, wenn auch mit interessanten Ansätzen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ein merkwürdige Leseerfahrung für mich. Ich begann das Buch auf Englisch, stieß aber sprachlich aufgrund von schwarzem Slang und Südstaaten-Ausdrücken der Zeit schnell an meine Grenzen. Also machte ich auf Deutsch weiter. Übersetzt ist das Buch zwar gut, aber die sprachliche Wucht des Originals ist vollkommen verschwunden. Das tut der Handlung und der putzigen Figur der kleinen Scout Finch zwar keinen Abbruch, aber irgendwie fühlte es sich an, als würde man eine glattgebügelte Coverversion eines lebendigeren Originals lesen. Werde ich zukünftig noch mal auf Englisch versuchen.
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Dann habe ich mich noch an "Vor dem Fest" von Saša Stanišić versucht. Der Typ kann fraglos mit Sprache umgehen, aber wenn sich jeder Satz liest wie der Versuch, Worte möglichst poetisch zusammenzubauen, dann bin ich raus. Zudem: Ich weiß nicht, wohin sich der Roman noch entwickelt, aber auf den ersten 50 Seiten hat er ein unangenehmes "Kumma, die abgehängten Asis im Osten"-Flair.
Edit. In einer Rezension habe ich folgenden Satz gefunden, der mein Gefühl perfekt zum Ausdruck brachte: "So lebendig und facettenreich und tänzerisch und poetisch der Schreibstil auch ist mit einem wirklich besonderen Zauber, so ungeeignet empfinde ich ihn für ein ganzes Buch."
Dann habe ich mich noch an "Vor dem Fest" von Saša Stanišić versucht. Der Typ kann fraglos mit Sprache umgehen, aber wenn sich jeder Satz liest wie der Versuch, Worte möglichst poetisch zusammenzubauen, dann bin ich raus. Zudem: Ich weiß nicht, wohin sich der Roman noch entwickelt, aber auf den ersten 50 Seiten hat er ein unangenehmes "Kumma, die abgehängten Asis im Osten"-Flair.
Edit. In einer Rezension habe ich folgenden Satz gefunden, der mein Gefühl perfekt zum Ausdruck brachte: "So lebendig und facettenreich und tänzerisch und poetisch der Schreibstil auch ist mit einem wirklich besonderen Zauber, so ungeeignet empfinde ich ihn für ein ganzes Buch."
ging mir leider auch so, sehr gedrechselt. ist aber ein buch, dem ich nochmal eine chance geben würde.
"wer die nachtigall stört" ist auch so ein buch, das ich mal gelesen haben müsste, es bisher aber noch nicht geschafft hab. welche übersetzung hast du gelesen? gab's da nicht mal was neues?
James Joyce: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann (1915)
Huh, das war teilweise ein ziemlicher Klotz (und gilt noch als sein "zugänglichster Roman"). Da ich weder von irischer Geschichte noch von Irland selbst eine Ahnung habe, mußte ich mir (auch wegen des fragmentarischen Aufbaus) nochmal eine geordnete Zusammenfassung durchlesen und war froh, als ich dann feststellte, daß ich das Buch einigermaßen begriffen habe. Gelesen hab ich es sehr gerne, abgesehen von philosophischen Ausführungen zur Ästhetik; philosophische Texte und ich werden in diesem Leben keine Freunde mehr. Aber in diesen stream of consciousness einzutauchen und der Hauptfigur bei ihren Irrungen und Wirrungen zu folgen, ist schon hochinteressant. Auch, wenn es Bücher gibt, die mich mehr beeindruckt haben. Auf jeden Fall freue ich mich nun auf "Ulysses".
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Gut, ich war achtzehn und arrogant wie die Sau, als alle zu mir sagten: "Das Buch ist unlesbar." Natürlich erwiderte ich: "Quatsch unlesbar, ihr habt alle zu kleine Gehirne." Nach zweihundert Seiten oder so habe ich die Segel gestrichen.
OK, Challenge accepted. Reizt mich ziemlich, gleich damit anzufangen, und da ich dazu gerade noch parallel Milan Kundera lese, habe ich immer eine Ausweichmöglichkeit, sollte es mir auf den Sack gehen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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